Amerikanischer Elektrobassist, Komponist und Bandleader, geboren am 1. Dezember 1951 in Norristown, Pennsylvannia, als John Francis Anthony Pastorius III, aufgewachsen in Fort Lauderdale, Florida. Er spielte in seiner Jugend in mehreren Schulbands. Mit 15 Jahren begann er als Schlagzeuger in der Band The Las Olas Brass.
Als er nach einiger Zeit von einem anderen Schlagzeuger ersetzt wurde und gleichzeitig der Bassist die Band verliess, wechselte Pastorius zum E-Bass. Pastorius begleitete Anfang der 1970er in den lokalen Clubs die Supremes und Nancy Wilson und spielte mit Ira Sullivan.
1972 wurde er Mitglied der Gruppe Wayne Cochran & The C.C. Riders. Ein Jahr später nahm er eine Teilzeit-Lehrtätigkeit an der University of Miami auf, wo Mark Egan und Hiram Bullock zu seinen Schülern zählten. Als Mitglied der Hausband im "Bachelors III"-Club in Fort Lauderdale kam es zur musikalischen Begegnung mit dem Pianisten Paul Bley und dem Gitarristen Pat Metheny.
Der bereits erfahrene Bley und der noch unbekannte Metheny zogen den ebenfalls noch unbekannten Jaco Pastorius zusammen mit Bruce Ditmas (dm) zu einer Session bei, die am 16. Juni 1974 stattfand. Die Aufnahmen erschienen unter dem Titel "Pastorius/Metheny/ Ditmas/Bley" (IAI, 1976) auf Bleys eigenem Label.
Metheney zog Pastorius zusammen mit Bob Moses (dm) auch für die Aufnahmen seines ersten eigenen Albums "Bright Size Life" (ECM, 1976) hinzu. Überhaupt schien Pastorius plötzlich überall auf Aufnahmen präsent zu sein. Ian Hunter holte ihn für "All American Alien Boy" (Columbia, 1976) ins Studio, Joni Mitchell für "Hejira" (Asylum, 1976), Al DiMeola für "Land Of The Midnight Sun" (Columbia, 1976) und Ira Sullivan für das Album "Ira Sullivan" (Horizon, 1976).
Zudem brachte er sich selber als Mitglied von Weather Report ins Gespräch. Nach anfänglichem Zögern wurde er in die Band aufgenommen, mitten in der Session zum Album "Black Market" (CBS, 1976), auf dem teilweise auch noch sein Vorgänger Alphonso Johnson zu hören war.
Bei Weather Report wurde sein ungewöhnliches Bassspiel während Jahren zu einem wichtigen Element des Klanges dieser Band. Pastorius machte auch bei den Aufnahmen der Weather Report-Alben "Heavy Weather" (Columbia, 1977), "Mr. Gone" (Columbia, 1978), "8:30" (Columbia, 1979), "Night Passage" (Columbia, 1980) und "Weather Report" (Columbia, 1982) mit.
Danach stieg er aus. Sein Nachfolger wurde Victor Bailey. Pastorius wurde während und nach seiner Zeit bei Weather Report auch von anderen Gruppen, Musiker und Musikerinnen für Aufnahmen beigezogen, so von Airto Moreira, Flora Purim, Herbie Hancock, Tom Soctt, Manolo Badrena, Michel Polnareff, Bob Mintzer, Jimmy Cliff, Mike Stern und anderen.
Joni Mitchell griff bei den Aufnahmen ihrer Alben "Don Juan's Reckless Daughter" (Asylum, 1977), "Mingus" (Asylum, 1979) und "Shadows And Light" (Asylum, 1980) erneut auf Pastorius zurück. Mit John McLaughlin (g) und Tony Williams (dm), 2007) hatte Pastirius Ende der 1970er Jahre das kurzlebige Trio Of Doom gebildet.
Aufnahmen dieser Supergruppe erschienen erst später (Legacy, 2007) auf einer gleichnamigen CD. Es handelte sich um Aufnahmen eines Konzerts in Havanna am 3. März 1979 und um Studioaufnahmen, die im Anschluss daran am 10. März 1979 in New York gemacht worden.
Sein erstes Album unter eigenem Namen hiess "Jaco Pastorius" (Epic, 1976). Für die Aufnahmen konnte er viele prominenten Musiker ins Studio holen, so unter anderen Herbie Hancock (clavinet, e-p), David Sanborn (as), Wayne Shorter (ss), Michael Brecker (ts), Randy Brecker (tp), Hubert Laws (picc, fl) und Lenny White (dm).
Bei einem Auftritt im November 1976 in Berlin bildete er mit Albert Mangelsdorff (tb) und Alphonse Mouzon (dm) eine On/Off-Gruppe mit dem Namen Trilogue. Der Konzertmitschnitt erschien unter dem Titel "Live At The Berlin Jazz Days" (MPS, 1977).
1980 hatte er mit der Jaco Pastorius Big Band bzw. der Word Of Mouth Big Band eine eigene Grossformation die Beine gestellt. Ihr gehörten teilweise auch Musiker wie Wayne Shorter, Randy Brecker, Jimmy Haslip, Bob Mintzer, Jon Faddis, Dave Bargeron, Herbie Hancock, Paul McCandless, Toots Thielemans, Peter Erskine oder Jack DeJohnette an.
Mit dieser Big Band spielte er als erste Aufnahme "Word Of Mouth" (Warner, 1981) ein. Danach erschienen "Twins I und II (Aurex Jazz Festival '82)" (beide Warner, 1982). Unter Pastorius' Namen, aber mit einem Grossaufgebot an Musikern nahm er "Invitation" (Warner, 1983) auf.
"Stuttgart Aria" (Jazzpoint, 1986) hiess eine mit Biréli Lagrène (g) als Co-Leader sowie mit weiteren Musikern eingespielte Aufnahme. Später zeigte "Heavy'N Jazz" (Jazzpoint, 1992) Pastorius und Lagrène mit Serge Bringolf (dm). Aufnahmen des selben Trios fanden sich später auch auf der CD "Smoke On The Water, Live In Rome, 1986" (Jazz Door, 2007).
Trioaufnahmen von Pastorius und Lagrène mit Peter Lübke (dm) wurden auf der Doppel-CD "Broadway Blues & Teresa" (Jazzpoint, 1999) und auf "Last Live 1986" (Seven Seas, 2014) zugänglich gemacht.
Jaco Pastorius' Leben war schon früh von der Balance zwischen Genie und Wahnsinn gekennzeichnet. Ab 1985 wurden seine psychischen Probleme ernster. 1986 begab er sich aufgrund von manischen Depressionen in die Obhut des New Yorker Bellevue Hospitals, wo er es nur drei Monate aushielt. Im Februar 1987 geriet sein Leben völlig ausser Kontrolle.
Er betrank sich immer wieder stark, übernachtete in Parks, liess Auftritte ins Wasser fallen und wurde wegen diversen Vergehen mehrmals verhaftet. Am 11. September 1987 sprang er während eines Konzertes von Santana in Fort Lauderdale auf die Bühne, wo er von den Aufpassern zusammengeschlagen wurde.
Noch in der selben Nacht, am frühen Morgen des 12. September 1987, wollte er den Eintritt in einen Club erzwingen. Dabei wurde er von Türstehern so schwer zusammengeschlagen, dass er bewusstlos in ein Spital eingeliefert werden musste. Dort verstarb Jaco Pastorius am 21. September 1987 an den Folgen dieser Verletzungen. Er wurde nur gerade 35 Jahre alt.
Nach seinem Tod kamen fast mehr Aufnahmen als Leader oder Co-Leader heraus, als davor, nämlich rund 30 bis 40. Darunter befand sich die siebenteilige Serie "Live In New York City" (alle Big World), die Pastorius in diversen Gruppengrössen, aber oft mit den selben Musikern zeigt. Auf "Volume One (Punk Jazz)" (1990) und "Volume Six (Punk Jazz 2)" (1998) wurden Oktettaufnahmen vom November 1985 zugänglich gemacht.
Auf "Volume Two (Trio)" (1991) und "Volume Four (Trio...2)" (1992) sind Hiram Bullock (g) und Kenwood Dennard (dm) seine Begleiter. Auf "Volume Four" zum Teil Steve Ferrone oder Victor Lewis an Stelle von Dennard. Für "Volume Three (Promise Land)" (1991) trommelte er eine grössere Besetzung zusammen.
"Volume Five (Raça)" (1997) bestand aus Quartettaufnahmen mit Steve Slagle (sax), Mike Stern (g) und Adam Nussbaum (dm). Auf "Volume Seven (History)" (1998) mit weiteren Trioaufnahmen waren Hiram Bullock (g) und Victor Lewis (dm) seine Begleiter. Eine Art Drum'n'Bass- Aufnahmen stellte "Blackbird" (Alfa Jazz und Timeless, 1991) dar, aufgenommen mit Rashied Ali (dm).
"Honestly Solo Live" (Jazzpoint, 1991) hiess eine erste unbegleitete Soloaufnahme. "Golden Roads" (Sound Hills, 1997) bestand aus einem 30:35-minütigen Solostück, das Pastorius 1986 in einem Studio in New York City eingespielt hatte. Ein Soloauftritt 1979 wurde unter dem Titel "Live At Berliner Jazztage" (Altus, 2005) veröffentlicht.
Frühe Demo- und Liveaufnahmen erschienen unter dem Titel "Legendary Demo & Live Tracks" (Victor, 2008). Darunter befanden sich auch solche mit seiner frühen Band Woodchuck. Von dieser Gruppe erschien nachträglich mit "Jaco's First Band" (Holiday Park, 2008) eine CD mit eigenen Aufnahmen
Zu den Aufnahmen unter eigenem Namen kamen viele weiteren von Gruppen wie Jaco Pastorius & Friends, Jaco Pastorius Big Band, Word Of Mouth Sextet und Jaco Pastorius Band heraus. Sein Schaffen wurde auf rund zwei Dutzend Compilations oder Reissue-Paketen dargestellt.
Die "60th Anniversary Collection" (Warner, 2011) umfasste fünf Alben mit Big Band-Aufnahmen sowie eine sechste CD mit Solotracks. Die Jaco Pastorius Big Band wurde 2003 Peter Graves reaktiviert und machte weitere Aufnahmen. Die Rolle von Pastorius nahmen Jeff Carswell, Jimmy Haslip, Victor Wooten, Richard Bona, Gerald Veasley, Victor Bailey, Christian McBride, Marcus Miller oder Jacos Neffe David Pastorius ein.
Bei discogs.com hat Jaco Pastorius fast 200 Einträge als Musiker. 08/24