Amerikanischer Soul- und Funk-Sänger, Multiinstrumentalist, Songschreiber und Bandleader, geboren am 3. Mai 1933 in Barnwell, South Carolina. Seine Mutter war bei seiner Geburt erst 16 Jahre alt, sein Vater 22-jährig. Die Familie lebte in ärmlichsten Verhältnissen.
Als Brown vier Jahre alt war, zog seine Familie nach Augusta, Georgia. Die Mutter verliess die Familie früh. James Brown zeigte schon bald Talent als Sänger und gewann als Elfjähriger einen Wettbewerb im "Lenox Theater" in Augusta. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete er als Entertainer für die US-Truppen im Lande selber oder in Europa.
In jener Zeit begann er auch mehrere Instrumente zu lernen und übte sich als Boxer. Mit dem Cremona Trio hatte Brown zu jener Zeit eine erste eigene Band. Er kam aber auch auf die schiefe Bahn und musste wegen Raubes in einer Erziehungsheim, wo er mit The Swanees eine weitere Band leitete.
Dort lernte er um 1952 Bobby Byrd kennen. Dank ihm wurde Brown unter verschiedenen Bedingungen früher aus dem Erziehungsheim entlassen. Er liess sich im Hause von Byrds Eltern in Toccoa, Georgia, nieder und wurde 1954 als Ersatz für den tödlich verunglückten Troy Collins Mitglied in Byrds Gruppe The Avons, die sich später in The Toccoa Band, The Flames und schliesslich in The Famous Flames umbenannten.
Diese Vokalgruppe hatte mit "Please, Please, Please" (Federal, 1956) einen ersten R&B-Top-10-Hit, bei dem James Brown die Leadvocals sang und der später eines der Paradestücke bei Liveauftritten wurde. Nach mehreren Umbesetzungen entwickelte sich unter der Leitung von Brown daraus zuerst die Gruppe James Brown & The Famous Flames. Mit der Ballade "Try Me" (Federal, 1958) hatte die Gruppen einen Nummer-1-Hit bei den R&B-Singles.
In der Folge wurden aus den Famous Flames die James Brown Band oder einfach die Begleitband für Brown, der sich immer mehr zu einem Superstar entwickelt hatte. Trotzdem erschienen bis Ende der 1960er Jahre noch eine ganze Reihe von Singles und Alben von James Brown & The Famous Flames, obwohl es diese Gruppe eigentlicht gar nicht mehr gab.
Brown selber war längst zum Star avanciert. Später waren The J.B.'s eine weitere wichtige Begleitband von Brown, vor allem als er zum "Erfinder" des Funk wurde. Die wichtigsten Musiker dieser Band waren die Saxophonisten Maceo Parker und Pee Wee Ellis sowie der Posaunist Fred Wesley. Anfang der 1970er Jahre war Bootsy Collins Bassist bei James Brown.
Die J.B.s waren aus den Pacemakers, einer Formation aus Cincinnati hervorgegangen und wurden von James Brown angeheuert, nachdem ihn seine bisherige Band verlassen hatte. Die J.B.'s veröffentlichten mit wechselnder Besetzung und teils unter anderen Namen auch eigene Aufnahmen, die ebenfalls von James Brown produziert wurden.
Da James Brown keine Noten lesen oder schreiben konnte, sang er seinen Musikern seine musikalischen Ideen vor. Für die Umsetzung war er jedoch auf die Unterstützung durch einen professionellen Bandleader angewiesen. Er war bekannt für seinen patriarchalischen und autoritären Führungsstil, der immer wieder zu Konflikten mit seinen Musikern führte.
So reagierte er auf die Forderung seines Bandleaders Fred Wesley nach einer pünktlichen Bezahlung der Band einmal mit dessen fristloser Entlassung, um ihn wenig später wieder einzustellen. Sowohl Fred Wesley als auch Maceo Parker, Pee Wee Ellis und Bootsy Collins verliessen ihn Mitte der 1970er Jahre, um mit den Rolling Stones zu spielen oder Solokarrieren zu bestreiten.
Der endgültige Durchbruch war James Brown mit der LP "Live At The Apollo" (King, 1963) gelungen, obwohl Plattenfirma nicht an den Erfolg eines Live-Albums glaubte. James Brown finanzierte die LP daher aus eigener Tasche. Es wurde allerdings daraus keine Single ausgekoppelt, was eher ungewöhnlich war.
Dennoch wurde die LP mit Platz 2 in den Billboard 200 ein enormer kommerzieller Erfolg, so dass sein Label mit "Pure Dynamite! Live At The Royal" (King, 1964) gleich noch eine weitere Live-LP nachschob. Mit "I Got You (I Feel Good)" (King, 1965), "It’s a Man’s Man’s Man’s World" (King, 1966) oder "Cold Sweat" (King, 1967) konnte Brown danach weitere Singlehits landen.
Später veröffentlichte Brown mit "Live At The Apollo" (King, 1968) ein zweites, im "Apollo" in NYC aufgenommenes Live-Album. Die Doppel-LP wurde wie der erste Livemitschnitt ein Klassiker des Funk. Später gab er weitere dort aufgenommene Alben heraus. Sie gelten als Dokumente von James Browns charismatischer Bühnenpräsenz, die entscheidend zu seinem Erfolg beitrug.
Ab den 1960er Jahren traten die rhythmischen Elemente von James Browns Musik mehr und mehr in den Vordergrund. Er skelettierte seine Stücke bis auf das rhythmische Gerüst, die Melodien wurden auf riffartige Kürzel reduziert. Dominierend wurde hingegen ein meist von Schlagzeug, Gitarre und Bass gespielter, scharf akzentuierter und treibender Groove.
Dieser wurde oft minutenlang beibehalten und variiert. Bei mehreren Stücken wurde ein einziges Riff über die gesamte Länge ständig wiederholt. Ein Break oder die Bridge – von James Brown häufig mit dem Zuruf "Take Me To The Bridge!" von seiner Band gefordert – bildeten meist den Höhepunkt der Stücke. Der Gesang James Browns entwickelte sich zu einem rhythmischen Sprechgesang, womit er Elemente des Rap vorwegnahm.
Teilweise reduzierte Brown die Rolle seiner Stimme sogar auf kurze vokale Einwürfe wie "Hit Me!" oder nur noch auf hervorgestossenes Ächzen und Kreischen. Den Höhepunkt dieser Entwicklung erreichte James Brown Anfang der 1970er Jahre. Als für die damalige Zeit provozierend selbstbewusst auftretender Afro-Amerikaner wurde er Ende der 1960er Jahre zu einer Identifikationsfigur der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA.
Sein Lied "Say It Loud – I'm Black And I'm Proud" (King, 1968) lieferte ein Schlagwort für diese Bewegung. Dies liess ihn zwar zu einem Idol der schwarzen Bevölkerung der USA werden, kostete ihn aber auch Sympathien bei den Weissen. Auch sein offensives Zurschaustellen der eigenen Sexualität im Song "Sex Machine" (King, 1970) sorgte für Aufsehen.
James Brown galt lange Zeit als einer der meistbeschäftigten Künstler im Show-Business mit bis zu 300 Auftritten und oft mehreren Alben pro Jahr. Im Herbst 1974 trat er zusammen mit Miriam Makeba, B.B. King, The Spinners und The Crusaders auf einem Grosskonzert in Afrika auf.
Dieses Konzert war Teil des Rahmenprogramms für den von Don King veranstalteten historischen Boxkampf "Rumble In The Jungle" zwischen dem damaligen Schwergewichts-Weltmeister George Foreman und dem Ex-Weltmeister Muhammad Ali, der am 30. Oktober 1974 in Kinshasa, Kongo, stattfand.
Die gesamte Veranstaltung war für das Selbstwertgefühl der indigenen Bevölkerung Afrikas von ungeheuerer Bedeutung, da bis zu jenem Zeitpunkt keine anderen Grossereignisse wie Olympische Spiele oder eine Fußball-WM auf diesem Kontinent stattgefunden hatten.
Mitte der 1970er Jahre liess James Browns Erfolg mit dem Aufkommen der Disco-Musik nach, deren Entstehen allerdings ohne James Brown kaum denkbar gewesen wäre. Bei Aufnahmen und Auftritten jener Zeit waren Verschleisserscheinungen und nachlassende Inspiration festzustellen, was einige seiner Musiker dazu bewog, sich andere Engagements zu suchen.
Im Jahr 1976 blieb ihm daher nur noch ein Teil seiner bisherigen Band. Ausserdem sackten die Verkaufszahlen seiner Platten ab, so dass "Polydor" schliesslich seinen Plattenvertrag kündigte. von Mitte der 1980er Jahre an wurde seine Musik jedoch vor allem von Hip-Hop-Musikern wiederentdeckt und häufig gesampelt.
Ein von seinem damaligen Schlagzeuger Clyde Stubblefield gespielter Drumbreak aus Browns Stück "Funky Drummer" aus dem Jahr 1969 gilt als eine der am häufigsten gesampelten Aufnahmen überhaupt. In der Folge des Revivals seiner Musik erlebte James Brown mit der Single "Living in America" (Scotti Bros, 1986) ein kommerzielles Comeback, das jedoch nicht von Dauer war.
Bei einem Zahnarzttermin wurde sein schlechter Gesundheitszustand entdeckt. Brown wurde ins Emory Crawford Long-Spital in Atlanta, Georgia, eingeliefert. Dort starb er in der Nacht zum 25. Dezember 2006 73-jährig an Herzinsuffizienz als Folge der verschleppten Lungenentzündung.
Browns sterbliche Überreste wurden in einem weissen Sarg auf einer Pferdekutsche zum "Apollo"-Theater in Harlem, NYC, gefahren, wo einst seine Karriere begonnen hatte. Tausende von Trauernden nahmen Abschied am offenen Sarg. Am 30. Dezember wurde er in seine Heimatstadt Augusta überführt und in der James-Brown-Arena in einem goldenen Sarg aufgebahrt.
James Brown veröffentlichte an die 150 Singles, von denen fast 100 den Einzug in die Billboard Hot 100 und mehr als 100 in die R&B-Charts schafften. 17 Singles standen in der R&B-Wertung auf Platz 1. Dazu kamen fast 60 Studio- und 15 Livealben.
"The Payback" (Polydor, 1973) war sein einziges Nummer-1-Album in den R&B-Charts. Ursprünglich hätten die Songs als Soundtrack für den Blaxploitation-Film "Hell Up In Harlem" verwendet werden sollen, doch sie wurden zurückgewiesen. James Browns Schaffen wurde auf rund 50 offiziellen und Hunderten inoffiziellen Compilations dargestellt.
Einen guten Überblick über das Schaffen geben die 4-CD-Box "Star Time" (Polydor, 1991) oder die im selben Jahr erschienene CD "20 All-Time Greatest Hits!" (Polydor, 1991), eine Art Compilation mit den wichtigsten Stücken der 4-CD-Box. Unter den Compilations befinden sich Dutzende mit einem Unfang von drei oder mehr CDs.
2006 begann das Label "Hip-O Select Records" sämtliche Singles von James Brown mit ihren B-Seiten auf Doppel-CDs zusammenzufassen. Bis 2011 waren elf solche Doppel-CD erschienen. Die letzte deckte die Zeitperiode zwischen 1979 und 1981 ab.
James Browns Bedeutung für die Entwicklung der afro-amerikanischen Musik im Allgemeinen und insbesondere des Hip Hops ist riesig. 05/24