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James Reese Europe

Amerikanischer Ragtime-Pianist, Bandleader und Komponist, geboren am 22. Februar 1881 in Mobile, Alabama. Seine Eltern waren beide Musiker und zogen nach Washington, D.C., als er 10 Jahre alt war. Er lernte Violine und Klavier und erhielt in Washington Unterricht bei Enrico Hurlei, dem stellvertretenden Direktor der Band des Marinekorps.


Mit 14 Jahren wurde er Zweiter in einem Kompositionswettbewerb. Den ersten Preis erhielt seine Schwester Mary. Mit 22 Jahren ging er nach New York City, wo er Piano in Bars spielte und seine Studien fortsetzte. 1907 war er musikalischer Leiter in Musicals von mehreren Komponisten.


1910 gründete er den Clef Club. Es handelte sich um eine Organisation für afroamerikanische Musiker, teils Gewerkschaft und Agentur, teils Orchester. Sie vermittelte Musiker für die Partys der New Yorker Gesellschaft – allein zur Unterhaltung, obwohl damals viele Musiker noch nebenbei als Kellner arbeiten mussten. 1912 gab das Clef Club Orchestra ein Benefizkonzert in der Carnegie Hall zugunsten einer Musikschule für Afroamerikaner.


Im Orchester spielten 125 Musiker, später manchmal sogar 150, auf teilweise exotischen Instrumenten. Es war der erste Auftritt einer Band mit jazzartiger Musik in der Carnegie Hall; dies 12 Jahre vor Paul Whiteman und George Gershwin in der Aeolian Hall und 38 Jahre vor Benny Goodmans Carnegie Hall Concert.


Das Orchester war so erfolgreich, dass es in den folgenden Jahren dort weitere Konzerte gab. Eine andere Band von Reese, das Society Orchestra, wurde ab 1912 landesweit als Begleitband der Tänzer Vernon und Irene Castle bekannt, welche die in der weissen Mittelschicht verpönten Ragtime-Tänze und den von ihnen kreierten Foxtrott gesellschaftsfähig machten.


Damals fügte Reese das Saxophon als Instrument dem Orchester hinzu, das vorher eher exotische Aussenseiterrolle gespielt hatte. Zwischen 1913 und 1914 machten diese Gruppe Aufnahmen für "RCA Victor", die als eine der frühesten Aufnahmen des Hot Ragtime an der Ostküste gelten und überhaupt die ersten Aufnahmen von afroamerikanischen Musikern für ein grosses Label waren.


1915 trennte sich Reese von den Castles, die mit Ford Dabney als musikalischem Leiter weitermachten. Während des Ersten Weltkriegs diente Reese als Leutnant im 369. Infanterieregiment, den Harlem Hellfighters. Er dirigierte auch deren Militärband The Hellfighters Band, für die er afroamerikanische Musiker in der ganzen US-Armee rekrutieren konnte.


An Neujahr 1918 kamen die Hellfighters in Frankreich als erste afroamerikanische Kampfeinheit auf dem Kriegsschauplatz an. Von Februar bis März 1918 legten sie über 2000 Meilen in Frankreich zurück. Sie unterhielten die Truppen, wurden aber auch in Kämpfe verwickelt. James Reese Europe wurde er bei einem Giftgasangriff verletzt und ins Spital eingeliefert.


Im Februar 1919 kehrte die Band in die USA zurück. Reese und seine Gruppe machte Aufnahmen für "Pathé Records", teilweise als Begleitgruppe für den Sänger Noble Sissle. Diese wurden später auf den sich überschneidenden CDs "The Complete Pathé Recordings – 1919" (IAJRC, 1996) und "The Complete Recordings – Pathé" (Memphis Archives, 1996) zusammengefasst.


Am 9. Mai 1919 wurde er in Boston, Massachusetts, mitten in einer erfolgreichen landesweiten Tournee, von seinem Schlagzeuger Herbert Wright erstochen, dem der strenge Führungsstil von Reese nicht gefiel. Die restliche Tour der Band wurde von Noble Sissle und Eubie Blake geleitet.


Aufnahmen in Form von damals neuen Schellack-Schallplatten von Europe's Society Orchestra, Jim Europe's Singing Serenaders und Lt. Jim Europe's 369th Infantry ("Hell Fighters") Band kamen teilweise erst nach Reese Tod heraus. Stücke der frühen Jazzmusiker bzw. Orchesterleiter Bert Williams, James Reese Europe und Wilbur Sweatman wurden später auf der CD-R "Black Manhattan" (Endgame, 1998) vereint.


Der Pianist Jason Moran veröffentlichte mit "From The Dancehall To The Battlefield" (Yes, 2023) eine Hommage an James Reese Europe. Für die Aufnahmen gruppierte er um sein Stammtrio mit Tarus Mateen (b) und Nasheet Waits (dm) als weitere Musiker Logan Richardson (as), Brian Settles (ts), Darryl Harper (cl), David Adewumi (tp), Reginald Cyntje und Chris Bates (tb) sowie Jose Davila (tuba, helicon). 06/23

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Ruby Braff

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