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Jerry Lee Lewis

Amerikanischer Rock'n'Roll- und Country-Sänger und Musiker, geboren am 29. September 1935 in Ferriday, Louisiana. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Trotzdem kauften die Eltern ihrem Sohn ein Klavier. Zusammen mit seinen Cousins Jimmy Lee Swaggart und Mickey Gilley, die später beide ebenfalls eine Karriere machten, nahm Lewis Klavierunterricht und zeigte bald besonderes Talent für das Instrument.



Lewis liess sich in jener Zeit vom Boogie Woogie, vom Rhythm and Blues sowie von Gospel und Country-Musik beeinflussen. Schon mit 14 Jahren hatte er den Stil, den sein Stil später prägte: Mit der linken Hand erzeugte er einen starken Boogie-Woogie-Sound, während er mit rechts schnelle, mit Gospel angereicherte Melodien spielte. Er wurde in eine Bibelschule geschickt, aus der er wegen seines Verhaltens wieder entlassen wurde.

 

Daraufhin zog der 21-jährige Pianist nach Memphis, Tennessee. Dort bekam Lewis schnell eine Stelle als Musiker in einer Bar. Er lernte den Musiker Roy Hall kennen, der ihn förderte. Hall war ebenfalls Pianist und hatte bereits einige Platten eingespielt. Hall schrieb zusammen mit Dave Williams auch Lewis’ späteren Hit "Whole Lotta Shakin’ Goin’ On".

 

Lewis spielte 1956 bei der Plattenfirma "Sun Records" vor, die bereits Rockabilly-Musiker wie Elvis Presley, Carl Perkins, Johnny Cash und Roy Orbison unter Vertrag hatte. Besitzer Sam Phillips war gerade in den Ferien, aber sein Mitarbeiter Jack Clement hörte sich Lewis an und entschied, für den 4. November 1956 eine Probeaufnahme anzusetzen.

 

Clement holte den Gitarristen Roland Janes und den Schlagzeuger Jimmy Van Eaton dazu. Während einer Pause lief die Bandmaschine weiter. In dieser Pause kam Billy Lee Riley ins  Studio und begann, mit zusammen mit Lewis "Crazy Arms" zu spielen. Als der Produzent Sam Phillips später die Bänder hörte nahm er ihn unter Vertrag und liess ihn erste Aufnahmen einspielen.

 

Einen Monat nach den Probeaufnahmen, am 4. Dezember 1956, kam es in den "Sun Studios" zu einem Aufeinandertreffen der noch unbekannten Elvis Presley, Johnny Cash, Carl Perkins  und Jerry Lee Lewis. Allerdings waren bei den Aufnahmen, bei denen drei der vier Musiker/Sänger im Duo oder Trio Country-, Gopsel- und Rock'n'Roll-Titel sangen, nie alle Mitglieder der später Million Dollar Quartets genannten Gruppe gleichzeitig im Studio.

 

Vor allem Cash ging zwischenhinein wieder weg und war offenbar nicht dabei, obwohl er dem später widersprach. Die Aufnahmen kamen erst viel später unter dem Titel "The Million Dollar Quartet" (Sun, 1981) erstmals heraus und wurden in der Folge dutzendfach wieder veröffentlicht. Das Bild der vier späteren Superstars bekam Kultstatus.

 

"Crazy Arms/End Of The Road" (Sun, 1956) war die erste Single von Jerry Lee Lewis, ohne dass er damit in die Charts kam. Das änderte sich mit "Whole Lot of Shakin' Going On/It'll Be Me" (Sun, 1957). Diese Single landete auf Platz 3 der Billboard Hot 100 und kam bei den Country- und den R&B-Singles auf Platz ein, gleich wie "Great Balls of Fire" (Sun, 1957).

 

Diese zweite Single wurde in den nationalen Charts auf Platz 2 notiert. Mit "Jerry Lee Lewis" (Sun, 1958) erschien ein erstes Album, auf dem die beiden Hits allerdings nicht zu finden waren. Mit den nachfolgenden Singles konnte Lewis nicht mehr an seine beiden grossen Hits anknüpfen. Einzig "Breathless" (Sun, 1958) gelangte in die Top-10 der Billboard Hot 100. Dazu hatte er einige Top-5-Hits in den Country- und/oder R'n'B-Charts, doch bis 1967 wurden die Chartsplatzierungen immer rarer.


Auch mit seinen vielen Alben konnte Lewis keine vorderen Chartsränge erreichen. Grund für den Absturz war sein Privatleben. Nachdem 1958 bei einer England-Tournee bekannt geworden war, dass er seine erst 13-jährige Cousine Myra Gale Brown, die Tochter seines Bassisten J.W. Brown, geheiratet hatte, schien seine Karriere beendet zu sein. Die Tournee musste er wegen dieses Skandals abbrechen. Man bezeichnete ihn als "Kinderräuber".

 

Seine Aufnahmen wurden am Radio nicht mehr gespielt. Lewis blieb nichts anderes übrig, als in kleinen Clubs zu spielen. Erst Anfang der 1960er Jahre arbeitete er sich mühsam wieder nach oben. Gegen Ende der 1960er Jahre feierte er wieder Erfolge, nachdem er sich in Richtung Country ausrichtete. Sein Album "Another Place, Another Time" (Smash, 1968) landete auf Platz 3 der US-Country-Charts.

 

Die Singleauskoppelung "What's Made Milwaukee Famous (Has Made A Loser Out Of Me)" stand bei den US-Country-Singles auf Platz 2. Das nachfolgende Album "She Still Comes Around" (Smash, 1969) erreichte zwar nur nur Platz 12 der Country-Charts, aber die Singleauskoppelungen "To Make Love Sweeter For You" und "She Still Comes Around (To Love What's Left Of Me)" belegten die Plätze 1 bzw. 2.

 

Auch auf den nachfolgenden Country-Alben fanden sich mehrere Top-3 Hits, darunter mit "There Must Be More To Love Than This" vom gleichnamigen Album (Mercury, 1970) eine weitere Nummer-1-Single in der Country-Wertung. Bis Ende der 1980er Jahre tauchte er mit seinen Singles immer wieder in den Country-Charts auf, wenn auch im Laufe der Zeit nicht mehr ganz vorne.  


Auch seine Alben fanden sich regelmässig in den Country-Charts. Das galt auch für sein Comeback-Album "Last Man Standing" (Artists First, 2006). Dieses Duet-Album stand auf Platz 4 bei den US-Countryalben. Für die Aufnahmen holte er Bruce Springsteen, Mick Jagger, Neil Young, John Fogerty, Keith Richards, Ringo Starr, Merle Haggard, Kid Rock, George Jones, Willie Nelson, Toby Keith, Little Richard, Delaney Bramlett, Buddy Guy, Don Henley von den Eagles und Kris Kistofferson ins Studio.

 

Dazu kamen bekannte Musiker wie Jimmy Page (g) von Led Zeppelin, Ron Wood (g) von den Stones, B.B. King (g), Eric Clapton (g) und Jim Keltner (dm). Viele dieser Stars sowie andere wie Slash (g), John Mayer (g), Solomon Burke (vcl) oder Mavis Staples (vcl) tauchten auch auf dem nächsten Lewis-Album "Mean Old Man" (Verve Forecast, 2010) auf.

 

"Live At Third Man Records" (Third Man, 2011) zeigt Lewis bei einem Auftritt im Plattenladen von Jack White in Nashville. Ein weiteres Studioalbum hiess "Rock & Roll Time" (Vanguard, 2014). Darauf sind wiederum eine Reihe von Stars wie Daniel Lanois (pedal steel-g), Keith Richards (g), Robbie Robertson (g) von The Band, Derek Trucks (g), Doyle Bramhall (g), Shelby Lynne (vcl) und andere am Werk.

 

Durch sein fortschreitendes Alter und sein exzessives Leben war Jerry Lee Lewis mittlerweile körperlich schwer gezeichnet. Trotzdem trat er regelmässig auf oder ging mit anderen Rock-Legenden wie Chuck Berry und Little Richard auf Tournee. 1985 war er Mitglied der Class of ’55, einer Elvis-Presley-Tributband bestehend zudem noch aus Johnny Cash, Roy Orbison und Carl Perkins, also dem Million Dollar Quartet mit Orbison an Stelle von Presley.

 

1989 wurde sein Leben unter dem Titel "Great Balls of Fire!" mit Dennis Quaid und Winona Ryder in den Hauptrollen verfilmt. Lewis nahm seine Songs für den Soundtrack neu auf, war jedoch mit der Darstellung seiner Person im Film nicht einverstanden. Von Lewis erschienen über 600 Compilations, darunter auch die beiden 4-CD-Sets "Sun Essentials" (Charly, 2006) und "A Whole Lotta..." (Salvo, 2012).

 

"Jerry Lee Lewis At Sun Records - The Collected Works ("What The Hell Else Do You Need?")" (Bear Family, 2015) umfasste 18 CD und zwei Bücher. Fünf CD stark war "The Complete Jerry Lee Lewis On Sun" (Curb, 2022). Jerry Lee Lewis starb am 28. Oktober 2022 in DeSoto County, Mississippi, im Alter von 87 Jahren.                                         01/24

 

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