Amerikanischer Jazz-Pianist und Komponist, geboren am 4. oder 5. November 1906 in Chicago, Illinois, als Dennis Patrick Joseph Michael O'Sullivan. Sein Vater war Lokalpolitiker, zeitweise Alderman von Chicago, Unternehmer und Erfinder. Sullivan lernte ab dem Alter von 12 Jahren Klavier zu spielen und trat als Teenager in Clubs, als Stummfilmpianist und mit Tanzbands auf.
Er studierte 1922/3 am Konservatorium von Chicago. Dort spielte er mit den führenden weissen Jazzmusikern jener Zeit wie Eddie Condon, Frank Teschemacher, Jimmy McPartland, Bud Freeman, Jim Lanigan, Muggsy Spanier, Bix Beiderbecke und Gene Krupa. Beeinflusst wurde er von Earl Hines, James P. Johnson und Willie The Lion Smith.
Seine ersten Aufnahmen machte er Ende 1927 mit den Chicagoans von Red McKenzie und Eddie Condon. 1929 spielte er bei Red Nichols und danach unter anderem im Orchester von Roger Wolfe Kahn. Ab 1933 begleitete er Bing Crosby, mit dem er Aufnahmen machte, in zahlreichen Radioshows auftrat und auch in Filmen zu sehen war.
Dann begann Joe Sullivan auch Aufnahmen unter seinem eigenen Namen einzuspielen, damals wie üblich in Form von Schellack-Schallplatten. Mit "Onyx Bringdown/Little Rock Getaway" (Parlophone, 1934) hatte er einen Top-10-Hit in den damaligen Billboard Top 30. Seine Version des Gershwin-Stück "I've Got A Crush On You" erreichte 1940 Platz 24 der Charts.
Sullivan arbeitete als Studiomusiker in Hollywood, spielte bei Bob Crosby und steurte für dessen Band Kompositionen bei. Ende 1936 musste er zwei Jahre wegen Tuberkulose aussetzen. 1938 spielte er erneut kurze Zeit mit Bing Crosby und 1939 mit Bob Crosby. In den 1940er Jahren spielte Sullivan meist solo oder mit ehemaligen Chicagoer Kollegen in Nachtclubs, unter anderem 1941 in der Gruppe The Three Deuces mit Pee Wee Russell (cl) und Zutty Singleton (dm), mit denen er einige Titel für Commodore einspielte.
Mitte der 1940er Jahre begleitete er Eddie Condon. 1952 spielte er kurze Zeit bei Louis Armstrong, ansonsten trat er solo im Raum San Francisco auf. Alkoholprobleme, verbunden mit privaten Problemen in Form von drei gescheiterten Ehen und Depressionen sowie einem heftigen Temperament, machten längere Engagements unmöglich.
Joe Sullivan starb am 13. Oktober 1971 im Alter von 64 Jahren in San Francisco, California. Sein Schaffen ist unter seinem Namen oder unter Gruppennamen wie Joe Sullivan And His Café Society Orchestra, Joe Sullivan Band, Joe Sullivan Jazz Quartet, Joe Sullivan Quintette oder Joe Sullivan Trio, auf vielen Schallplatten greifbar.
Ab Mitte der 1950er Jahre erschien ein Dutzend Alben, von denen die meisten Sullivans Musik als Leader enthielten. Dazu kamen einige Compilations, von denen mehrere die Aufnamen der Schellack-Zeit aufzeigten. Solche Compilation waren die LP "The Piano Man 1935-1940" (Blu-Disc, 1980) und die Triple-LP "Giants Of Jazz: Joe Sullivan" (Time Life, 1982).
Beim Label "Classics" erschienen die drei CD "1933-1941" (1995), "1944-1945" (1999) und "1945-1953" (2004). Discogs.com listet für Sullivan über 420 Credits als Musiker auf. Er spielte in 30 Bands, darunter in solchen von Leadern wie Sidney Bechet, Benny Goodman, Bud Freeman, Louis Armstrong, Eddie Condon, Joe Venuti und anderen. 11/23