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John Cage

Amerikanischer Komponist, Maler, Aktionskünstler und Musiker, geboren am 5. September 1912 in Los Angeles, California. Er war der einzige Sohn des Ingenieurs und Erfinders John Milton Cage Sr. (1886–1964) und dessen Frau Lucretia (Crete) Harvey (1885–1969). Die Mutter arbeitete als Redakteurin für die "Los Angeles Times". Seine frühe Kindheit verbrachte Cage in Long Beach.


Später zog die Familie nach Detroit und Ann Arbor im Bundesstaat Michigan, kehrte 1920 nach Kalifornien zurück, wo Cage in Santa Monica seinen ersten Klavierunterricht erhielt. Nach dem Umzug der Familie in die Nähe von Glendale unterrichtete ihn seine Tante Phoebe James, selbst eine Sängerin und Pianistin. Cage, der sich von nun an für die Musik von Edvard Grieg begeisterte, erhielt sein erstes Klavier.


1922 besuchte Cage in Los Angeles eine Highschool. Dort fungierte er als Mitherausgeber der französischsprachigen Schülerzeitung "Le Flambeau". 1927 vertrat er beim Southern California Oratorical Contest im Hollywood Bowl seine Highschool und gewann den Wettbewerb mit einer Rede zum Panamerikanismus. Im folgenden Jahr bestand er seinen Abschluss mit der höchsten Punktzahl, die jemals in der Geschichte dieser Schule erreicht wurde.


Nach der Schulzeit studierte er zwei Jahre Literatur am Pomona College in Claremont, wo die ersten Gedichte entstanden, die im College-Magazin "Manuscript" veröffentlicht wurden. Sein Interesse galt in dieser Zeit den Gedichten von Gertrude Stein, woraufhin Cage beschloss, Dichter zu werden.1930 ging Cage für 17 Monate nach Europa.


Dort studierte er sechs Monate in Paris gotische und griechische Architektur in der Bibliothèque Mazarin bei Ernő Goldfinger, sowie Klavier bei Lazare Lévy, der ihn mit der Musik Johann Sebastian Bachs vertraut machte. Er schrieb Gedichte und sammelte erste homosexuelle Erfahrungen. Der Student Don Sample machte Cage auf die Zeitschrift "Transition" aufmerksam. Diese widmete sich der Musik, der Literatur, der bildenden Kunst sowie dem Film bot so einen umfassenden Überblick über die europäische Avantgarde.


Dadurch lernte Cage die neuesten künstlerischen Entwicklungen kennen, wie die Arbeiten von Hans Arp, Hugo Ball, Marcel Duchamp, James Joyce, László Moholy-Nagy und Kurt Schwitters. Cage, der mit Sample durch Europa reiste, unter anderem durch Deutschland, Sizilien, Algerien und Spanien, malte und schrieb während dieser Zeit Gedichte. Auf Mallorca, wo sie sich für einen Monat aufhielten, entstanden Cages erste Kompositionen.


Im Dezember 1931 kehrten Cage und Sample in die USA zurück, wo beide in Los Angeles zunächst im Haus von Rudolph und Pauline Schindler lebten, und gemeinsam die aus Europa mitgebrachten Bauhausbücher studierten. Finanzielle Engpässen zwangen Cage, sich als Gärtner zu betätigen und kleinere Vorträge für Hausfrauen über moderne Kunst und Musik zu halten.


Er lebte mit Sample in einem Loft in Santa Monica. 1932 begann er ein Kompositionsstudium bei Richard Buhlig. Im Künstler-Bedarfsgeschäft seiner Mutter lernte Cage 1933 die Highschool-Absolventin und spätere Kunststudentin Xenia Andreyevna Kashevaroff kennen und verliebte sich, trotz der Beziehung zu Don Sample, sogleich in sie. Beide heirateten am 7. Juni 1935 in der Wüstenstadt Yuma.


Ab Mitte April 1934 studierte Cage Harmonielehre bei Adolph Weiss, dem ersten amerikanischen Schüler Arnold Schönbergs, und belegte Kurse in moderner Harmonie an der New School of Social Research in New York, bei Henry Cowell. 1935 kehrte er nach Los Angeles zurück und nahm bis 1937 Privatunterricht in der Kompositionstechnik Kontrapunkt bei Schönberg.


In jenemJahr begann Cage eine Beziehung zu der 23 Jahre älteren Pauline Schindler. Er lernte die Galeristin Galka Scheyer kennen, von der er für 25 US-Dollar das Gemälde Meditation von Alexej von Jawlensky aus dem Jahre 1934 erwarb. Über Scheyer lernte er den Filmemacher und Pionier des abstrakten Films Oskar Fischinger kennen.


1938 zog Cage nach San Francisco und lernte am Mills College Lou Harrison kennen. Dieser vermittelte Cage an das Cornish College of the Arts, wo er als Pianist und Korrepetitor für die Tanzklassen der Choreografin Bonnie Bird (Martha Graham Gruppe) mitwirkte. 1938 siedelte Cage nach Seattle über, hielt Vorlesungen und gründete ein Schlagzeugensemble.


Dort traf er auf den damals 19-jährigen Tänzer Merce Cunningham, seinen späteren Arbeits- und Lebenspartner, der es sich nicht nehmen liess, gelegentlich in seiner Percussion-Band mitzuspielen. Im Jahr 1940 kehrte Cage nach San Francisco zurück und nahm als musikalischer Begleiter der Tanzklasse am Sommerprogramm des Mills College in Oklahoma teil.


Dort traf er László Moholy-Nagy, der mit seinem Schlagzeugensemble auftrat. Als Begleitung einer Choreografie für die Tänzerin Syvilla Fort, Studentin der Cornish School, komponierte er kurz darauf "Bacchanale", seine erste Komposition für das von ihm erfundene präparierte Klavier, auf dessen Saiten und Hämmern er diverse Objekte wie Radiergummis, Nägel und andere Kleinteile montierte.


Er begann, alltägliche Wohnzimmergegenstände zur Klangerzeugung einzusetzen. Auf Einladungvon László Moholy-Nagys unterrichtete er 1941 an der Chicago School of Design eine Klasse in experimenteller Musik. Er lernte Max Ernst und Peggy Guggenheim kennen, die ihn zu sich nach New York einluden.


Dort lernte Cage Piet Mondrian, André Breton und Marcel Duchamp kennen. Mit einem Perkussions-Konzert, das er am 7. März 1943 im Museum of Modern Art aufführte, wurde Cage in New Yorker Avantgarde-Kreisen bekannt und knüpfte Kontakte sowohl zu bildenden Künstlern wie zu Tänzern und Musikern.


In jenem Jahr trennte sich Cage von seiner Frau Xenia und reichte im darauffolgenden Jahr die Scheidung ein. 1946 zog Cage nach in ein Loft in Lower Manhattan, wo sich Künstler wie Richard Lippold, Sonja Sekula und Ray Johnson trafen. Gemeinsam mit Hans Arp, Mark Rothko und Clyfford Still plante Cage ein experimentelles Kulturzentrum an der Westküste der USA.


1949 erhielt Cage von der Guggenheim-Stiftung ein Guggenheim-Stipendium sowie eine Auszeichnung der America Academy of Arts and Letters mit einem Preisgeld von 1000 US-Dollar. Dies ermöglichte ihm und Merce Cunningham einen weiteren Europaaufenthalt. Sie besuchten Amsterdam, Brüssel, Palermo, Mailand und Paris, wo Cage Pierre Boulez kennenlernte, mit dem ihm bis 1954 ein enger Briefkontakt verband.

1950 kehrte John Cage zurück nach New York und lernte den Pianisten David Tudor sowie die Komponisten Morton Feldman und Christian Wolff kennen. Wolff schenkte ihm ein chinesisches Buch, das zu einem wichtigen Hilfsinstrument für seine künstlerische Arbeit auf der Grundlage von Zufallsoperationen wurde.


Auf dieser Grundlage realisierte John Cage 1951 unter anderem "Music of Changes", sein erstes, voll auf der Basis des Zufallsverfahrens basierende Stück. Mehrere seiner Freunde, die aus dem Black Mountain College kamen, gründeten 1954 in Stony Point, New York, eine kooperative Kommune. Cage, auf der Suche nach einem einfachen Leben, zog in diesem Jahr dorthin, um sich intensiv dem Sammeln von Pilzen sowie deren Bestimmung und Zubereitung zu widmen.


Mit David Tudor unternahm er eine ausgedehnte Konzerttournee durch Europa und traf in Köln auf Karlheinz Stockhausen. 1956 unterrichtete Cage an der New Yorker New School for Social Research und öffnete seinen Unterricht für Interessierte. Als Lehrer übte John Cage einen großen Einfluss auf die Anfänge der Fluxus-Bewegung aus.


Viele daran beteiligte Künstler zählten damals zu seinen Schülern, so George Brecht, Al Hansen, Dick Higgins, Jackson MacLow, Toshi Ichiyanagi, Yoko Ono und Allan Kaprow sowie ab 1960 George Maciunas und La Monte Young. Während einer Europatournee mit David Tudor im Jahre 1958 unterrichtete Cage bei den Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt, wo er auf den jungen Nam June Paik traf.


Jasper Johns und Robert Rauschenberg organisierten am 15. Mai 1958 in der Town Hall in New York City ein Konzert mit Werken von Cage. Mitschnitte davon erschienen unter anderem später auf der Doppel-LP "The 25-Year Retrospective Concert Of The Music Of John Cage" (Modern Silence, 2016).


1960 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Wesleyan University in Middletown, Connecticut, wo er an "Silence" (1961), der ersten Anthologie seiner Vorträge und Schriften, arbeitete. In New York gründete er 1962 die Mycological Society und unternahm in Begleitung von Peggy Guggenheim eine sechswöchige Tournee mit David Tudor durch Japan.


1965 wurde er Präsident der Cunningham Dance Foundation sowie Direktor der Foundation for Contemporary Performance Arts, die über den Verkauf von Kunstwerken finanziert wurde und für dessen Projekt Cage 70 bildende Künstler gewinnen konnte. 1963 initiierte er in New York die Uraufführung der Komposition "Vexations" von Erik Satie, einem kurzen Stück mit 840 Wiederholungen und einer Dauer von mehr als 18 Stunden.


Dabei war er im Wechsel mit David Tudor und Philip Corner selber als Pianist tätig. Cage litt an einer fortschreitenden Arthritis und begann 1977, auf Anraten von Yoko Ono, eine makrobiotische Diät. Am 1. Januar 1984, im sogenannten Orwell-Jahr und 35 Jahre nach Erscheinen des Romans "1984" von George Orwell, nahm John Cage in einer globalen Live-Schaltung über Satellit am TV-Projekt "Good Morning Mr. Orwell" von Nam June Paik teil.


Cage, der in New York mit einer Vogelfeder Geräusche produzierte, trat medial gemeinsam mit Joseph Beuys auf. Dieser führte mit seiner Tochter Jessyka im Centre Georges Pompidou in Paris eine Aktion mit einer vom Künstler bearbeiteten Jeans durch. Mittels technischer Bildmanipulationen gelang es Paik, John Cage und Joseph Beuys simultan auf dem Fernsehschirm erscheinen zu lassen.


Am 8. Juni 1986 kam es in Coney Island bei NYC zu einer Begegnung von Cage mit Sun Ra, bei der die Musiker allerdings nur rund elf Minuten gemeinsam auf der Bühne standen. Der Rest bestand aus Solos der beiden Musiker sowie einem Solo von Marshall Allen und einem Duo von Sun Ra mit June Tyson. Zwei längere Tracks, die dabei zusammengeschnitten wurden, erschienen auf der LP "John Cage Meets Sun Ra" (Meltdown, 1987).


Die gesamten Aufnahmen kamen dann rund 30 Jahre später unter dem Titel "John Cage Meets Sun Ra The Complete Concert June 8, 1986 Coney Island, NY" (Modern Harmonic, 2016) auf einer CD bzw. Doppel-LP heraus.


Drei Wochen vor seinem 80. Geburtstag starb John Cage am 12. August 1992 in seiner Wohnung in New York an einem Schlaganfall. Das musikalische Schaffen von Cage ist auf hunderten von Schallplatten festgehalten. Unter dem Obertitel "The Complete John Cage Edition" begann das Label "Mode" Mitte der 1980er Jahre mit der Edition sämtlicher Werke von Cage.


"Volume 1" war eine Doppel-LP mit dem mehrteiligen Werk "Etudes Boreales" für Solo-Piano (Michael Pugliese) oder Solo-Cello (Frances-Marie Uitti) sowie dem einteiligen Werk "Ryoanji" für Solo-Stimme (Isabelle Ganz, sopran) und Solo-Perkussion (Michael Pugliese). 200 Stück dieser Doppel-LP waren von Cage signiert und numeriert worden. Inzwischen ist die Reihe bei "Vol. 54" angelangt. 09/23

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