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John Fahey in früheren Jahren

Amerikanischer Gitarrist, Komponist und Labelbesitzer, geboren am 28. Februar 1939 in Takoma Park, Maryland, im Umfeld von Washington D.C.. Er wuchs mit Bluegrass- sowie Country & Western-Musik auf. Im Alter von 14 Jahren wechselte Fahey von der Klarinette zur Gitarre. Aufnahmen von Blind Willie Johnson und Charley Patton weckten sein Interesse am ruralen Blues.


Der Legende nach soll Fahey 1952 beim Angeln den Piedmont-Stil-Gitarristen und Sänger Frank Hovington getroffen haben. Fahey war von dessen Gitarrenspiel derart angetan, dass er kurz darauf selber eine billige "Sears & Roebuck"-Gitarre kaufte und sich das Spielen selber beibrachte. Fahey gilt als Begründer des so genannten American Primitivism, auch bekannt als American Primitive Guitar Music.


Weitere bekannte Musiker dieser Richtung waren Leo Kottke, Robbie Basho und Peter Lang. Alle veröffentlichten irgendwann im Laufe ihrer Karriere Aufnahmen auf Faheys Label "Takoma Records". Vom Stil American Primitivism beeinflusste zeitgenössische Gitarristen sind unter anderem Sir Richard Bishop, Steffen Basho-Junghans, Jack Rose und Daniel Bachman.


Auf Drängen von Freunden nahm Fahey ab 1958 bis 1962, zum Teil unter dem Pseudonym Blind Thomas, für Joe Bussards "Fonotone"-Label einige Songs und Instrumentals auf. Diese und weitere drei Stunden Musik aus jener Zeit wurden später unter dem Titel "Your Past Comes Back To Haunt You (The Fonotone Years 1958-1965)" (Dust To Digital, 2011) im Rahmen einer 5-CD-Box (wieder) veröffentlicht.


Die Vorbereitungen für die Herausgabe dieses Sets dauerten elf Jahre. Auf seinem eigenen "Revenant"-Label waren 2001 alle frühen Aufnahmen von Fahey auf der 4-CD-Box "John Fahey's Earliest Recordings: The Fonotone Years (1958-65)" ebenfalls wieder veröffentlicht worden. 1959 hatte Fahey nachts als Aushilfe in einer Tankstelle in Langley Park, Maryland, gearbeitet.


Die Eindrücke, die er dabei gewann, setzte er später in eine Reihe von Kompositionen für akustische Gitarre um. Daraus entstand mit einem Budget von 300 Dollar die LP "The Legend Of Blind Joe Death", von der er bei "RCA" 100 Stück pressen liess und auf seinem "Takoma"-Label herausbrachte. Eine LP-Seite stammte von Fahey selber, die andere erschien unter dem Namen des (imagninären) Gitarristen Blind Joe Death.


Fahey spielte ein Grossteil der Songs 1964 noch einmal neu ein und brachte sie unter dem Titel "Blind Joe Death" (Takoma, 1964) heraus. Drei Jahre später nahm Fahey das Material noch einmal neu, dieses Mal in Stereo, auf und veröffentlichte es unter dem Titel "Volume 1/Blind Joe Death" (Takoma, 1967). Bevor Fahey 1963 seine Studien an der University Of California in Berkeley fortsetzte, hatte er mit "Death Chantes, Breakdowns And Military Waltzes" (Takoma, 1964) ein zweites Album eingespielt.


Auch dieses Material nahm Fahey 1967 in Stereo noch einmal auf und veröffentlichte es als "Volume 2/Death Chants, Breakdowns & Military Waltzes" (Takoma, 1967) ein zweites Mal. Die zwei ersten Fahey-Alben wurden gleichzeitig als "The Early Sessions" (Takoma, 1967) auf einer Doppel-LP zusammengefasst. Spätere Reissues der frühen Fahey-Alben auf CD enthielten deutlich mehr Material als die LP-Versionen, die in den 1960er Jahren veröffentlicht wurden.


Auch sein drittes Album "Volume 3/Dance Of Death & Other Plantation Favorites" (Takoma, 1965) wurde 1967 wieder veröffentlicht, ohne dass Fahey es neu einspielte. Die Fortsetzung davon war "Guitar Vol. 4/The Great San Bernardino Birthday Party And Other Excursions" (Takoma, 1966). "Volume 5/The Transfiguration Of Blind Joe Death" (Riverboat, 1967) war das erste Alben für ein fremdes Label.


Abseits vom Folk-Boom um Bob Dylan, Joan Baez und Pete Seeger hatte sich um John Fahey eine eigene Folk-Szene entwickelt. Fahey suchte auch den Kontakt zu seinen Vorbildern wie Skip James oder Bukka White. White, den Fahey mittels einer Postkarte kontaktiert hatte, spielte für "Takoma" die LP "Mississippi Blues" (1969) ein. Mit Robert Pete Williams stöberte Fahey für sein Label einen weiteren vergessenen Blueser auf.


Stücke von Fahey, Robbie Basho, Max Ochs, Harry Taussig und Bukka White wurden auf der LP "Contemporary Guitar - Spring '67" (Takoma, 1967) zusammengefasst. "Volume 6/Days Have Gone By" (Takoma, 1968) war wieder ein eigenes Album von Fahey auf seinem Label. Ausschnitte von Auftritten 1968/1969 im "Matrix Club" in San Francisco erschienen später als "The Great Santa Barbara Oil Slick" (Water, 2004).


Von Berkeley wechselte Fahey an die UCLA nach Los Angeles, wo er Zimmergenosse von Al "Blind Owl" Wilson, dem Mitgründer von Canned Heat, wurde und seine Doktorarbeit über den Blues-Pionier Charley Patton fertig schrieb. Diese erschien später als "Charley Patton (Studio Vista, 1971) in Buchform. Mit Henry Vestine, einem anderen späteren Canned Heat-Musiker, hatte Fahey während der Zeit ebenfalls viel Kontakt.


1968 war Fahey Gastmusiker auf dem zum Teil im Studio, zum Teil live eingespielten Canned Heat-Doppel-Album "Livin' The Blues" (Liberty, 1969). Ein Jahr zuvor war er mit Red Krayola in Berkeley aufgetreten. Ein Mitschnitt erschien erst viel später als "Live in 1967" (Drag City, 1998). Gegen Ende der 1960er Jahre wies "Takoma" gute Verkaufszahlen auf.


Auf seinem Label veröffentlichte Fahey weitere Aufnahmen wie "The Voice Of The Turtle" und "The New Possibility: John Fahey's Guitar Soli Christmas Album" (beide, 1968). Davon verkauften sich zum Teil bis zu 100'000 Stück. 1971 erschien auf "Takoma" das aufwendig gestaltete Album "America". Ursprünglich sollte daraus ein Doppel-Album werden. Erst die Wiederveröffentlichungen als CD von 1998 und von 2005 von "Ace" enthielten sämtliches Material, welches damals aufgenommen wurde.


Später kamen die Aufnahmen unter dem Titel "America – The Complete Edition" (4 Men With Beards, 2009) in seiner ursprünglich vorgesehenen Form, das heisst als Doppel-LP, auf den Markt. Eine weitere Aufnahme auf seinem eigenen Label in jener Zeit war "Fare Forward Voyagers (Soldier's Choice)" (1973). Mit Leo Kottke und Peter Lang teilte sich Fahey die Split-LP "Fahey, Leo Kottke, Peter Lang" (1974).


Neben Aufnahmen dieser Gitarristen gab Fahey auch ein Album des Pianisten George Winston heraus. Dieser wurde später zu einem der Stars des "Windham Hill"-Labels von Will Ackermann, der von Fahey und "Takoma" zur Gründung eines eigenen Labels angeregt worden war. John Fahey hatte sich schon früh für Musique concrète zu interessieren begonnen und mit "Requia And Other Compositions For Guitar Solo" (Vanguard, 1967) ein erstes Album in dieser Richtung aufgenommmen.


Das Hauptstück "Requiem For Molly Parts 1-4" war eine Collage aus alten Blues-Songs, Hitler-Reden sowie Sound-Effekten. Das zweite Album in dieser Richtung hiess "The Yellow Princess" (Vanguard, 1968) und entstand teilweise mit Hilfe von Jay Ferguson (org, p), Mark Andes (e-b), Matt Andes (g) und Kevin Kelley (dm). Die beiden Alben wurden später unter dem Titel "The Essential John Fahey" (Vanguard, 1974) auf einer Doppel-LP zusammengefasst.


"John Fahey" (Vanguard, 2007) war eine CD mit Stücken dieser beiden LPs. 1969 wurde Fahey von Regisseur Michelangelo Antonioni für den Soundtrack von "Zabriskie Point" engagiert. Doch zwischen diesen beiden Künstlern kam es zu einem heftigen Streit. Dennoch steuerte Fahey einen Song zum Soundtrack bei. Anfang der 1970er Jahre war Fahey auch für das Label "Reprise" tätig gewesen.


Dort spielte er unter dem Gruppennamen John Fahey & His Orchestra mit Dixieland-Musikern die LPs "Of Rivers And Religion" (1972) sowie "After The Ball" (1973) ein. Beide Alben wurden später auf einer CD (Warner, 2003) zusammen wieder veröffentlicht. Eine Radiosession aus jener Zeit fand den Weg auf die CD "Record Plant, Sausalito CA, September 9th 1973" (Keyhole, 2015) bzw. auf die LP "Live In Sausalito, September 9, 1973" (Alternative Fox, 2020).


Ebenfalls unter dem Bandnamen John Fahrey & His Orchestra erschien "Old Fashioned Love" (Takoma, 1975). Die LP enthielt auch Duoaufnahmen mit Woody Mann (g). Die CD "On Air" (Tradition & Moderne, 2005) und die DVD "1978 Live At Audimax Hamburg" (Blast First Petite, 2011) bestanden später aus Liveaufnahmen aus jener Zeit, die im März 1978 innerhalb von drei Tagen in Deutschland aufgezeichnet wurden waren.


Weitere "Takoma"-Aufnahmen von Fahey in jener Zeit hiessen "Christmas With John Fahey Volume II" (1975), "Visits Washington, D.C." (1979), "Yes! Jesus Loves Me - Guitar Hymns" (1980), "Live In Tasmania" (1981) und "Railroad I" (1983). Dazu gab er die Compilation "The Best Of John Fahey 1958-77" (1977) heraus. In den 1970er Jahren begannen die Zeiten für "Takoma" und Fahey aber schlechter zu werden. Fahey wurde gezwungen, "Takoma" aus finanziellen Gründen gezwungen an "Chrysalis" zu verkaufen.


Folge 2 der Compilation "The Best Of John Fahey: 1964-1983" (Takoma, 2004) erschien deshalb erst viel später, zusammengestellt von Henry Kaiser.

05/23


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