Englischer Gitarrist, Mundharmonikaspieler, Keyboarder, Komponist, Sänger und Bandleader, geboren am 29. November 1933 in Macclesfield, in der Nähe von Manchester. Im Alter von 13 Jahren begann er sich dank der Schallplattensammlung seines Vaters für den Blues zu interessieren. Beeinflusst von Musikern wie Leadbelly, Albert Ammons, Pinetop Smith oder Eddie Lang lernte er autodidaktisch Klavier, Gitarre und Mundharmonika zu spielen.
Mayall war auch als Grafiker künstlerisch tätig und wurde bekannt, weil er oft in einem Baumhaus lebte. Fotos davon waren später auf der Hülle der LP "Memories" zu sehen. Dazu verbrachte er drei Jahre in Korea. Ab Mitte der 1950er Jahre formierte Mayall seine ersten eigenen Bluesgruppen The Powerhouse Four und The Blues Syndicate.
Die einzigen Aufnahmen aus jener Zeit erschienen erst viel später als "Time Capsule" (Private Stash, 2000). Darauf finden sich 16 vorher noch nie veröffentlichte Live-Tracks aus den Jahren 1957 und 1962. Diese CD war nur über die Website von Mayall erhältlich. 1963 war Mayall auf Rat von Alexis Korner nach London gezogen. Korner verschaffte dem nun schon über 30-jährigen Mayall genügend Auftritte, um als Musiker überleben zu können.
Mayall wurde neben Alexis Korner einer der Katalysatoren und Wegbereiter des White Blues. In London gründete er nach der ersten Band The Blues Syndicate mit den Bluesbreakers eine weitere Band. Diese wurde quasi zur Schule für die Elite der späteren britischen Rock- und Pop-Szene. Die erste Ausgabe der Bluesbreakers bestand zwischen Januar und März 1963 aus Sammy Prosser oder Davy Graham (g), Ricky Brown, Pete Burford oder John McVie (e-b) sowie Sam Stone oder Brian Mayall (dm).
Zwischen April und Juli 1963 wurde Mayall von Sammy Prosser oder John Gilbey (g), John McVie (e-b) sowie Keith Robertson (dm) begleitet. Die Formation mit McVie, Bernie Watson (g) sowie Peter Ward oder Martin Hart (dm) blieb zwischen Sommer 1963 und April 1964 zusammen und spielte - mit Hart als Schlagzeuger - mit "Crawling Up A Hill/Mr. James" (Decca, 1964) eine erste Single ein. Dank Mike Vernon hatte Mayall Anfang 1964 einen Vertrag von Decca bekommen.
Die zweite Single "Crocodile Walk/Blues City Shakedown" (Decca, 1965) und das Debut-Album "John Mayall Plays John Mayall" (Decca, 1965) enstanden in der Besetzung Mayall, Roger Dean (g), John McVie (e-b) und Hughie Flint (dm). Als Gastmusiker wirkte Nigel Stanger (sax) mit. Die live im Londoner Club "Klook's Kleek" mitgeschnittene Debut-LP wurde nur in England veröffentlicht und verkaufte sich nur1000 Mal. Dean wurde 1965 durch Eric Clapton (g) von den Yardbirds abgelöst.
Mit Clapton sowie mit McVie und Flint als Rhythmusgruppe wurden die Single "I'm Your Witchdoctor/Telephone Blues" (Immediate, 1965) und die LP "Bluesbreakers With Eric Clapton" (Decca, 1966) aufgenommen. Für einige Songs zog Mayall die Bläser Johnny Almond (bars), Alan Skidmore (ts) und Dennis Healy (tp) bei. Für kurze Zeit war auch Jack Bruce (e-b) Mitglied der Bluesbreakers, doch 1966 entschied er sich, mit Eric Clapton (g) und Ginger Baker (dm) die Supergruppe Cream zu gründen.
Mit McVie (e-b), Aynsley Dunbar (dm) und Peter Green (g) spielte Mayall "A Hard Road" (Decca, 1967) ein. Für einige Stücke hatte Mayall mit Johnny Almond (bars), Alan Skidmore (ts) und Ray Warleigh (as) erneut Bläser ins Studio geholt. Bei einer Session, die je nach Quelle Ende November 1966 oder im Januar 1967 stattgefunden hatte, nahm das Stamm-Quartett Mayall, Green, McVie und Dunbar mit dem aus Chicago stammenden Paul Butterfield (hca) die Vier-Track-EP "John Mayall's Bluesbreakers With Paul Butterfield" (Decca, 1967) auf.
Obwohl er in den Liner-Notes zu "A Hard Road" schrieb, keine Bläser mehr in seine Band einzubauen, engagierte er auch für die nächste Aufnahme "Crusade" (Decca, 1967) mit Chris Mercer (bars) und Rip Kant (ts) zwei Saxophonisten. Neben John McVie, dem einzigen verbliebenen Bluesbreaker der ersten Stunde, bestand seine Begleitgruppe damals aus dem später Rolling Stones-Musiker Mick Taylor (g) und aus Keef Hartley (dm).
Mit Hartley nahm Mayall im Multitrack-Verfahren auch das Solo-Album "The Blues Alone" (Ace Of Clubs, 1967) auf. "Diary Of A Band" hiessen zwei Live-Alben, welche die Bluesbreakers auf der Herbst/Winter-Tournee 1967 durch England, Irland und Holland in der Besetzung Mayall (vcl, key, hca, g), Mick Taylor (g), Keith Tillman oder Paul Williams (e-b), Keef Hartley (dm), Chris Mercer (ts, bars) und Dick Heckstall-Smith (ts, ss) zeigen.
Die Tracks von "Volume 1" (Decca, 1968) wurde bei Auftritten in Newcastle, Edmonton, Schiedam, Belfast, Port Stewart und London mitgeschnitten. Auf "The Lesson", einem Song, der am 2. November 1967 im Londoner Club "Speakeasy" aufgenommen wurde, soll laut Mayall auch Jimi Hendrix mitgespielt haben. Aus Vertragsgründen durfte sein Namen auf dem Cover allerdings nicht genannt werden.
"Volume 2" (Decca, 1968) entstand bei Konzerten in London, Southampton, Wallington, Nottingham und Colchester. "Live In 1967" hiess später eine Serie von Konzertmitschnitten aus jener Zeit von Mayall mit Peter Green (g), John McVie (e-b) und Mick Fleetwood (dm). Die Aufnahmen erschienen bei "Forty Below". Teil 1 kam 2015 heraus, Volume 2 2016 und Volume 3 2023. Green, McVie und Fleetwood hatten im Juli 1967 mit Fleetwood Mac eine eigene Blues Rock-Band gegründet.
Peter Green machte sich Anfang der 1970er Jahre selbstständig und veröffentlichte viele Aufnahmen unter seinem Namen oder mit seinen Gruppen. McVie und Fleetwood führten ihre Band trotz Höhen und Tiefen über Jahrzehnte lang fort und erlebten dabei, dass Fleetwood Mac eine der erfolgreichsten Rock Pop-Bands der Musikgeschichte wurde.
Weitere Liveaufnahmen von Mayall aus jener Zeit erschienen später als "Primal Solos" (London, 1977). Es handelt sich um Livemitschnitte von Konzerten im April 1966 in London sowie vom May 1968 in Brighton und Dezember 1986 in Schweden. Dabei wurde Mayall von jenen Musikern begleitet, mit denen er zu jener Zeit auch die offiziellen LPs einspielte.
"Bare Wires" (Decca, 1968) war eine Studioaufnahme, eingespielt mit Mick Taylor (g), Tony Reeves (b, e-b), Jon Hiseman (dm), Chris Mercer (ts, bars), Dick Heckstall-Smith (ts, ss) und Henry Lowther (co, vio). Aus dieser Formation entstand im Herbst 1968 die Jazz-Rock-Formation Colosseum. Für "Blues From Laurel Canyon" (Decca, 1968) kehrte Mayall zu einer bläserlosen Quartettbesetzung zurück. Steve Thompson (e-b) und Colin Allen (dm, perc), die später zu Stone The Crows gingen, sowie Mick Taylor (g), der den verstorbenen Brian Jones bei den Rolling Stones ersetzte, und teilweise der Rückkehrer Peter Green (g) bildeten die Band.
Inspiriert von Jimmy Giuffres improvisierenden, schlagzeuglosen Trio The Three bildete Mayall als nächstes mit Thompson, Jon Mark (g) und Johnny Almond (ts, as, fl, mouth-perc) eine schlagzeuglose Gruppe, die am 12. Juli 1969 im "Fillmore East" in New York "The Turning Point" (Polydor, 1969) mitschneiden liess. Giuffre selber hatte sich von Claude Debussys Sonate für Flöte, Viola und Harfe zur Bildung einer schlagzeuglosen Gruppe anregen lassen. Jon Mark und Johnny Almond gründeten nach ihrem Ausscheiden aus der Mayall-Band 1970 mit Mark-Almond eine eigene Formation.
"The Godfather Of The British Blues – The Turning Point" (Eagle, 2005) hiess später auch ein Dokumentarfilm auf einer DVD mit Aufnahmen eines Konzerts des Quartetts Mayall, Mark, Thompson und Almond am 30. Juni 1969 im Londoner "Marquee"-Club. Weitere Aufnahmen aus dieser Zeit kamen noch einmal viel später unter dem Titel "Live At The BBC Radio and Radio Bremen 1966-1969" (Outsider-Outs, 2023) heraus.
Mit "Looking Back" (Decca, 1969) erschien ein Album in Form einer Art Compilation bzw. Raritätensammlung, allerdings in zwei Varianten. Die in England veröffentlichte LP-Version bestand aus elf Songs, die Mayall allein oder mit verschiedenen Bluesbreaker-Lineups eingestellt hatte. In Deutschland wurde eine Doppel-LP-Version herausgebracht, ohne den Titeltrack, dafür mit mehreren Songs von den Alben "Blues Breakers with Eric Clapton", "A Hard Road" und "Crusade".
Auf der nächsten regulären LP "Empty Rooms" (Polydor, 1970) war neben Mayall, Mark, Thompson und Almond zusätzlich auf einem Track Larry Taylor (e-b) von Canned Heat zu hören. Taylor bildete zusammen mit Don "Sugarcane" Harris (vio) und Harvey Mandel (g), ebenfalls von Canned Heat, jene erste rein amerikanische Band, mit welcher der inzwischen im Bundesstaat California ansässige Mayall "USA Union" (Polydor, 1970) einspielte. "Memories" (Polydor, 1971) hiess eine Trioaufnahme mit Larry Taylor (e-b) und Jerry McGhee (g, sit).
Zwischen "USA Union" und "Memories" hatte Mayall auf der Doppel-LP "Back To The Roots" (Polydor, 1971) ehemalige und aktuelle Bluesbreaker-Musiker zusammengebracht. Es waren dies Eric Clapton (g), Johnny Almond (ts, b-fl) und Keef Hartley (dm) aus der englischen Periode sowie Don "Sugarcane" Harris (vio), Harvey Mandel, Jerry McGee und Mick Taylor (g), Larry Taylor und Steve Thompson (e-b) sowie Paul Lagos (dm).
Gegen Ende der 1980er Jahre nahm Mayall mit Hilfe seines damaligen Schlagzeugers Joe Yuele einen Teil dieser Tracks neu auf, um diese unter dem Titel "Archives To Eighties" (Polydor, 1988) noch einmal herauszugeben. Die CD-Version enthielt zudem auch zwei nicht veränderte Songs der "Back To The Roots"-Session. 12/24