Amerikanischer Blues/Blues Rock-Gitarrist, Sänger, Komponist und Bandleader, geboren am 23. Februar 1944 in Beaumont, Texas. Der aus einer musikalischen Familie stammende Johnny und sein drei Jahre jüngerer Bruder Edgar Winter traten schon in jungen Jahren im Stile der Everly Brothers auf und schafften es damit bis in eine nationale TV-Show.
Im Zuge des aufkommenden Rock'n'Roll begannen sich die Winter-Brüder ab Mitte der 1950er Jahre für R&B zu interessieren. 1958 stellte Johnny seine erste Band Johnny & The Jammers zusammen, bei der Edgar Winter als Pianist mitwirkte. Die Gruppe veröffentlichte die 7"-Single "School Day Blues/You Know I Love You" (Dart, 1960).
Von Johnny Winter & The Crystaliers erschien im selben Jahr die Single "One Night Of Love/Hey, Hey, Hey" (KRCO, 1960). Gleich mehrere Singles konnte Johnny Winter's Band herausbringen und zwar als Begleitband für die Sänger Ben Terrell, Jan Faggard, Jerry Jones und Ronnie Bennett.
Unter seinem Namen erschienen ab 1960 gleich mehrere Singles, darunter "Eternally/You'll Be The Death Of Me" (Atlantic, 1964), die in Texas und Louisiana ein Hit wurde. Von Johnny Winters Gruppe Neal & The Newcomers kam die Single "Reeling & Rocking" (Hall-Way, 1964) heraus.
Winter wurde darauf für das Vorprogramm von Künstlern wie den Everly Brothers oder Jerry Lee Lewis verpflichtet. Mitte der 1960er Jahre spielten Johnny Winter (g, vcl), Edgar Winter (key, sax), Ikey Sweat (e-b) und Norman Samaha (dm) als Crystaliers oder unter dem Namen Black Plague. 1967 wurde die Gruppe Hausband des "Act III Club" in Houston.
Ab 1968 begann Johnny im Trio mit Tommy Shannon (e-b) und Uncle Joe bzw. Red Turner (dm) aufzutreten. Erste Aufnahmen erschienen unter dem Titel "The Progressive Blues Experiment" (Sonobeat, 1968) auf einem privaten Album, von dem nur 100 Stück gepresst wurden.
Winter verkaufte die Rechte an ein Label, welches das Album (Imperial, 1969) breiter streuen konnte. Die LP tauchte dank dem Hype um Winter, der damals begann, auf Platz 40 der Billboard 200 auf. Weitere Aufnahmen aus der Anfangszeit erschienen unter dem Titel "First Winter" (Buddah, 1969).
1968 war es in einem New Yorker Club zu einem Aufeinandertreffen von Jimi Hendrix (g, vcl), Johnny Winter (g), Jim Morrison (vcl, hca) von den Doors, Randy Hobbs (e-b) und Buddy Miles bzw. Randy Z (dm) gekommen. Bootleg-Aufnahmen davon kamen unter Hendrix' Namen erstmals als "Woke Up This Morning And Found Myself Dead" (Red Lightnin', 1978) sowie später unter vielen weiteren Titeln heraus.
Dank einem Artikel im "Rolling Stone" war Johnny Winter inzwischen ein gefragter Musiker und Zielobjekt verschiedener Major-Labels geworden. "Columbia" machte schliesslich das Rennen. Dort erschien das Album "Johnny Winter" (1969). Es entstand mit seinen damaligen Begleitern Shannon, Turner sowie Edgar Winter als weiteren Musiker.
Mit Platz 24 in den Billboard 200 war es Winters dritterfolgreichstes Album in den US-Pop-Charts. Das zweite, offizielle Album hiess "Second Winter" (1969), wurde erneut im Quartett in Nashville eingespielt. Die Doppel-LP war nur auf drei der vier Schallplattenseiten bespielt. "Sony Legacy" ergänzte diese Aufnahmen 2004 mit zwei davor umveröffentlichten Tracks sowie Aufnahmen von einem Auftritt in der Londoner Royal Albert Hall von 1970 zu einer Doppel-CD.
Auf "Johnny Winter And" (1970) präsentierte Winter eine neue Band, die aus Rick Derringer (g, vcl), Randy Hobbs (e-b) und Randy Z (dm) bestand. Anstelle von Randy Z war auf "Live Johnny Winter And" (1971), Bobby Caldwell (dm) zu hören.
Auf "Still Alive And Well" (1973) waren Randy Hobbs (e-b) und Richard Hughes (dm) seine Begleiter. Rick Derringer war nur noch in einzelnen Tracks zu hören. In je einem Song machten Jeremy Steig (fl), Mark Klingman (p) und Todd Rundgren (mellotron) mit. Mit Platz 22 in den Billboard war es das am zweithöchsten platzierte Album von Winter in diesen Charts.
Für "Saint And Sinners" (1974) mit Derringer, Hobbs und Caldwell wurde neben anderen Randy Brecker (tp, flh) beigezogen. Dann wechselte er zum "Columbia"-Unterlabel "Blue Sky" wo mit "John Dawson Winter III" (Blue Sky, 1974), "Captured Live" (1976), "White, Hot & Blue" (1978) und "Raisin' Chain" (1980) waren weitere Alben herauskamen.
"Nothin' But The Blues" (Blue Sky, 1977) war dazwischen eine Aufnahme gewesen, bei der Johnny Winter von der Muddy Waters Band begleitet wurde. Umgekehrt wurde Winter von Muddy Waters ins Studio geholt. Winter war bei den Aufnahmen von Waters Comeback-Album "Hard Again" (Blue Sky, 1977) sowie auf einigen weiteren Alben als Musiker und Produzent dabei.
Für drei gemeinsame Alben erhielten Winter und Waters je einen Grammy. Zudem machte Johnny auch bei vielen Aufnahmen seines Bruders Edgar Winter mit. "Together" (Blue Sky, 1976) war ein gemeinsames Livealbum. Sonny Terry holte Winter zusammen mit Willie Dixon (b) und anderen Musikern zweimal zu Aufnahmen ins Studio.
Mitte der 1980er Jahre wechselte Winter zum Blueslabel "Alligator", wo er mit "Guitar Slinger" (Alligator, 1984) erstmals nach rund vierjähriger Pause wieder ein Album unter eigenem Namen veröffentlichte. Es folgten mit "Serious Business" (Alligator, 1985) und "3rd Degree" (Alligator, 1986) zwei weitere Aufnahmen für dieses Blueslabel.
Die besten Songs aus der Alligator-Zeit wurden später auf der Compilation "Deluxe Edition" (Alligator, 2001) zusammengefasst. Die CD enthielt auch zwei bisher unveröffentlichte Tracks. "The Winter Of'88" (MCA/Voyager, 1988) zeigte Johnny Winter von einer eher poporientieren Seite. Mit "Let Me In" (Point Blank, 1991) und "Hey, Where's Your Brother?" (Point Blank, 1992) kehrte er zu seinen Wurzeln, dem Blues, zurück.
Dann wurde es wiederum einige Jahre ruhig um Johnny Winter. Erst 1998 meldete er sich mit "Live In NYC'97" (Virgin, 1898) zurück. Das Album wurde im April 1997 im New Yorker "Bottom Line"-Club aufgenommen. Die Songs für das Album waren vom Fanclub ausgewählt worden.
Dazwischen waren mit "Raw To The Bone" (Sky Ranch, 1992) und "Blues To The Bone" (Relix, 1995) Aufnahmen erschienen, die er in den 1960er Jahren mit Calvin "Loudmouth" Johnson eingespielt hatte. Von 1971 stammten die Songs auf "Crying The Blues" (Magnum, 1995), eingespielt von Winter mit Willie Dixon und den Chicago All Stars.
Nach langer Pause tauchte Johnny Winter mit "I'm A Bluesman" (Virgin, 2004) wieder aus der Versenkung auf. Bis "Roots" (Megaforce, 2011) dauerte es sieben Jahre. Darauf wirkten in einzelnen Songs Sonny Landreth, Warren Haynes, Vince Gill, Susan Tedeschi und Derek Trucks mit.
Johnny Winter wurde am 16. Juli 2014 in einem Hotelzimmer in der Nähe von Zürich tot aufgefunden. Er wurde 70 Jahre alt und hatte sich auf einer Tournee durch Europa befunden. Er wollte am anderen Tag in die USA zurückreisen. Eineinhalb Monate nach seinem Tod erschien sein letztes Studioalbum "Step Back" (Megaforce, 2014).
Darauf machten neben seiner damaligen Begleitband bestehend aus Paul Nelson (g), Mike DiMeo (p, org), Scott Spray (e-b) und Tommy Curiale (dm) in einzelnen Songs mehrere Gastmusiker mit. Es waren dies Eric Clapton, Ben Harper, Brian Setzer, Billy Gibbons von ZZ Top, Leslie West von Mountain, Joe Perry und Dr. John. Mit Platz 17 wurde es das am höchsten platzierte Album von Winter in den Billboard 200.
Von Johnny Winter kamen im Verlaufe des Jahres unzählige, oftmals nicht autorisierte Alben heraus, meist mit Liveaufnahmen. Ab 2007 wurden im Rahmen der "Live Bootleg Series" (Friday) 15 Livemitschnitte veröffentlicht. Lang ist zudem die Liste der Compilations.
Eine umfangreiche war die 4-CD-Box "True To The Blues: The Johnny Winter Story" (Columbia und Legacy, 2014) mit Ausschnitten aus vielen seiner Alben für diverse Labels. Im Rahmen der Serie "Original Album Classics" (Columbia und Legacy, 2010 und 2012) wurden zweimal fünf Alben, die Winter für "Columbia" bzw. "Blue Sky" aufgenommen hatte, in Form von 5-CD-Sets mit Bonustracks neu aufgelegt. 05/24