Joseph Jarman

Amerikanischer Black Music/Free JazzSaxophonist, Multiinstrumentalist und Bandleader, geboren am 14. September 1937 in Pine Bluff, Arkansas, sowie aufgewachsen in Chicago, Illinois. Er studierte an der High School Schlagzeug, wechselte aber während seiner Armeezeit zum Saxophon und zur Klarinette.

Er spielte in einer Armyband, der 11th Airborne Division Band. 1959. Nach seiner Entlassung aus der Armee, studierte er am Wilson Junior College. Dort lernte er den Bassisten Malachi Favors und die Saxophonisten Roscoe Mitchell, Henry Threadgill und Anthony Braxton kennen.

 

Mitchell stellte Jarman dem Pianisten Muhal Richard Abrams vor. Jarman, Mitchell und Favors wurden 1961 Mitglieder von Abrams’ Experimental Band, einer Formation, die zunächst nur privat spielte und nicht öffentlich auftrat. Die Musiker im Kreis um Abrams spielten damals in verschiedenen Zusammensetzungen.

 

Sie gründeten 1965 die Association For The Advancement Of Creative Musicians (AACM). Danach spielte Jarman seine ersten Alben unter eigenem Namen ein. Auf "Song For" (Delmark, 1967) fanden sich drei Stücke mit Fred Anderson (ts), Bill Brimfield (tp), Christopher Gaddy (p, marimba), Charles Clark (b) und Steve McCall (dm).

 

Dazu kam ein weiteres Stück von Jarman mit Gaddy, Clark und Thurman Barker (dm). Auf der A-Seite der LP "As If It Were The Seasons" (Delmark, 1968) war Jarman (as, ss, bassoon, recorder, whistle, bells, gong, perc) mit Sherri Scott (vcl, bells, gong, perc), Charles Clark (b, cello, koto, bells, gong, perc) und Thurman Barker (dm, bells, gong, perc) zu hören.

 

Auf dem einzigen Stück auf der B-Seite kamen noch Fred Anderson und John Stubblefield (ts, bells, gong, perc), Joel Brandon (fl, bells, gong, perc), John Jackson (tp, bells, gong, perc), Lester Lashley (tb, bells, gong, perc) und Muhal Richard Abrams (p, oboe, bells, gong, perc) dazu.

 

Kurz nach dem Tod seiner Bandmitglieder Charles Clark und Christopher Gaddy 1969 schloss sich Jarman Roscoe Mitchell, Malachi Favors und Lester Bowie an, die 1969 nach Paris gezogen waren, wo sie als Art Ensemble of Chicago angekündigt wurden und zu vielen Aufnahmen und Auftritten kamen.

 

Nach der Rückkehr in die USA zog Jarman mit seiner Frau, der Poetin, Journalistin und Librettoschreiberin Thulani Davis von Chicago nach Brooklyn und beschäftigte sich mit dem Synthesizer und dem Komponieren. 1983 ging er nach Chicago zurück. 1993 kehrte Jarman dem Art Ensemble Of Chicago vorläufig den Rücken.

 

Im Winter/Frühling 2003 kam es zu einer Reunion von Jarman mit dem verbliebenen Trio Roscoe Mitchell, Malachi Favors und Don Moye. Die Reunion wurde auf "The Meeting" (Pi, 2003) dokumentiert. Jarman machte während und nach seiner Zeit mit dem Art Ensemble mehrere weitere Aufnahmen unter eigenem Namen.

 

Mit Anthony Braxton (contrabass-cl, as, p, fl, vcl) nahm er die Duo-LP "Together Alone" (Delmark, 1974) auf, mit Famoudou Don Moye (dm, perc, marimba, div instr) die Doppel-LP "Egwu-Anwu (Sun Song)" (India Navigation, 1978). Bei einem unbegleiteten Auftritt am 4. Dezember 1976 in der University of Chicago wurde die Solo-LP "Sunbound Volume One" (AECO, 1978) mitgeschnitten.

Mit Don Pullen (p) und Don Moye (dm, perc) nahm er "The Magic Triangle" (Black Saint, 1979) auf. Mit Johnny Dyani (b) spielten Jarman und Moye "Black Paladins" (Black Saint, 1980) ein, nur im Duo mit Moye entstand "Earth Passage-Density" (Black Saint, 1981). Für "Calypso's Smile" (AECO und Southport, 1992) zogen Jarman und Moye Essiet Okon Essiet (b) hinzu.

 

Im Quartett mit Geri Allen (p, synth), Fred Hopkins (b) und Famoudou Don Moye (dm, perc) entstand "Inheritance" (Baybridge, 1984). Für "Connecting Spirits" (Music And Arts Programs Of America, 1996) tat sich Jarman mit Marilyn Crispell (p) zusammen, für "Out Of The Mist" (Ocean, 1997) mit Leroy Jenkins (vio).

 

Von Mitte der 1990er Jahre stammt die Kassette "Poem Song: Joy In The Universe" (Bopbuda), auf der Joseph Jarman in Begleitung von japanischen Musikern zu hören ist. Diese Aufnahmen wurden später auf einer CD (Bopbuda,  2018) wieder veröffentlicht.

 

Eine Aufnahme von Jarman (vcl, as, shaku, conch) mit Francis Wong (vcl, erhu, fl, ts), Glenn Horiuchi (vcl, p, shamisen) und Elliot Humberto Kavee (dm, perc, cello) trug den Titel "Pachinko Dream Track 10" (Music And Arts Programs Of America, 1998).

 

Ende der 1990er Jahre tat er sich mit Ur-Mitgliedern der Black Music-Szene wie Kalaparusha Maurice McIntire (ts), Adegoke Steve Colson (p), Malachi Favors (b) und Kahil El'Zahar (dm, perc) zur Art Ensemble-Ablegergruppe Bright Moments zusammen. Eine Veröffentlichung war "Return Of The Lost Tribe" (Delmark, 1998). 

 

Equal Interest nannte sich ein Album (OmniTone, 1999) und ein Trio von Jarman mit Leroy Jenkins (vio) und Myra Melford (p, harm). Für "LifeTime Visions (For The Magnificent Human)" (Bopbuda, 2000) taten sich Jarman und Melford mit Rob Garica (dm, perc) zusammen. Dazu kamen in einzelnen Tracks Jessica Jones (ts, fl) und Allen Silva (b).

 

The Kanagawa Quartet war eine Gruppe mit Shuichi Oyama (ss, ts, bars, perc, whistle) Kemmy Nisioka (p, bells) und Sabu Toyozumi (dm, perc), von der mit "Houjo No Ihori" (May 2nd, 2000) eine einzige Aufnahme erschien.

Jarman war mit Chris Chalfant (p) Co-Leader des Lifetime Vision Orchestras, das mit der Liveaufnahme "Vision Festival 2002" (Jyaku Sound, 2002) auf den Markt kam. Trioaufnahmen mit Robbie Lynn Hunsinger (reeds) und Tatsu Aoki (b) hiessen "Trio" (Melungeon, 2006).

Joseph Jarman starb am 9. Januar 2019 in Englewood, New Jersey, 81-jährig. Er war auch Mitglied der Gruppen Douglas Ewart Quintet, Jerome Cooper Quintet, Joel Futterman Quartet, Scott Fields Ensemble, The Baden-Baden Free Jazz Orchestra, The Celestrial Communication Orchestra, The Terje Rypdal Group und Lou Grassi's PoBand.

 

Dazu war er auf Aufnahmen von Claude Delcloo, Arthur Jones, Roscoe Mitchell, Yosuke Yamashita, Henry Threadgill, Steve Colson & The Unity Troupe, Muhal Richard Abrams, Chicago Beau, Brigitte Fontaine, Chris Chalfant, Frank Lowe, Lester Bowie und anderen zu hören.   12/24