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João Gilberto

Brasilianischer Singer/Songwriter, Gitarrist und Produzent, geboren am 10. Juni 1931 in Juazeiro, Bahia, als João Gilberto do Prado Pereira de Oliveira. Mit 14 begann er, Gitarre zu spielen und leitete ein Jahr später eine Schülerband, die bei Festen und Hochzeiten in der Region spielte.


Als 18-Jähriger übersiedelte er nach Salvador da Bahia, nahm dort an Talentshows der Radiosender teil und wurde 1950 von der Band Garotos da Lua engagiert, die täglich bei einem Sender in Rio de Janeiro spielte. Wegen seiner Unzuverlässigkeit wurde ihm ein Jahr später gekündigt. Eine Weile schlug er sich mit Gelegenheitsarbeiten in Rio de Janeiro durch.


Erst als Luís Telles, Leiter der Band Quitandinha Serenaders, ihn nach Porto Alegre brachte und ihn dort unterstützte, um Engagements zu finden, widmete er sich wieder intensiv der Musik. Nach Erfolgen in verschiedenen Nachtclubs zog er sich für mehrere Monate zurück, lebte bei Verwandten in Minas Gerais und entwickelte dabei einen neuen Stil.


Nach seiner Rückkehr nach Rio de Janeiro lernte er den Sänger und Komponisten Antonio Carlos Jobim kennen und machte mit ihm Aufnahmen, die auf drei Schellack-Schallplatten (Odeon, 1958 bzw. 1959) erschienen. Die sechs Titel waren auch Bestandteil von João Gilbertos erstem Album "Chega de Saudade" (Odeon, 1959).


Das Album enthielt mit dem Titelstück "Chega de Saudade" sowie mit "Bim-Bom", "Desafinado" und "Samba de uma nota só" Stücke, die später Standards wurden. Danach nahmen Gilberto und Jobim mit "O Amor, O Sorriso E A Flor" (Odeon, 1960) und "João Gilberto" (Odeon, 1961) zwei weitere Alben auf, die unter Gilbertos Namen erschienen.

1962 reisten Gilberto zusammen mit anderen Bossa Nova-Musiker erstmals in die USA, wo er mit dem Jazz-Tenorsaxophonisten Stan Getz auf einen Musiker traf, der mit Charlie Byrd (g) und anderen amerikanischen Jazzmusikern Anfang der 1960er Jahre in Brasilien den Bossa Nova entdeckt hatte.


Am 18. und 19. März spielten Gilberto und Getz als Co-Leader, begleitet von Antonio Carlos Jobim (p), Sebastião Neto (b) und Milton Banana (dm, pandeiro), die LP "Getz/ Gilberto" (Verve, 1963) ein. Das Album kam auf Platz 2 der Billboard 200 und blieb zwischen Sommer 1964 und Frühling 1966 insgesamt 96 Wochen in der Hitparade und war, inmitten der heissesten Free Jazz-Phase, das damals meistverkaufte Jazz-Album.


Die LP erhielt vier Grammys und dies, obwohl die Sängerin Astrud Gilberto, die bei zwei Stücken sang, nur als Ehefrau von João dabei war und gar nicht als Sängerin vorgesehen war. Ihre Interpretation von "Girl From Ipanema" machte aus der Amateursängerin praktisch über Nacht ein Weltstar. Sie wurde nur beigezogen, weil sie englisch konnte.


"The Girl From Ipanema" war 1962 Antonio Carlos Jobim und Vinícius de Moraes geschrieben worden. Erstmals wurde das Lied im selben Jahr von Pery Ribeiro aufgenommen. Der englische Text wurde kurz vor den Aufnahmen von "Getz/Gilberto" von Norman Gimbel verfasst. Die auch auf einer Single ausgekoppelte Getz/Gilberto-Version wurde ein Welthit und zum Signature-Song von Astrud Gilberto.


In den Billboard Hot 100 kletterte die Single aus auf Platz 5 und in Grossbritannien kam sie unter die 30 damals bestverkauften Singles. Dieser Erfolg machte einige der Beteiligten reich. Astrud Gilberto wurde mit einer einmaligen Zahlung von nur 1200 Dollar abgespiesen. Gilbertos Ehe mit Astrud wurde 1964 in New York geschieden. Er heiratete 1965 die Sängerin Miúcha alias Heloísa Buarque de Hollanda. Ihre gemeinsame Tochter Isabel "Bebel" Gilberto wurde eine bekannte Sängerin.


Für die Aufnahmen der LP "Getz/Gilberto #2" (Verve, 1965), einem Split-Album des Stan Getz Quartets und dem Trio João Gilberto (vcl, g), Keter Betts (b) und Hélcio Milito (dm), wurde Astrud Gilberto nicht mehr beigezogen. Sie bekam aber davor Gelegenheit, Aufnahmen unter ihrem Namen realisieren zu können.


João Gilberto konnte in den USA und nach seiner Rückkehr 1980 nach Brasilien eine Reihe von weiteren Alben einspielen. Sein Schaffen wurde auf rund 100 offiziellen und inoffiziellen Compilations dargestellt. Ab 2017 wurde Gilberto Gegenstand eines ausgetragenen Familienstreits zwischen seinen ältesten Kindern Bebel und João Marcelo sowie seiner zweiten Ehefrau Claudia Faissol.


Angaben zu Folge lebte João Gilberto zuletzt vereinsamt und hoch verschuldet sowie psychisch und körperlich stark angeschlagen. Er starb am 6. Juli 2019 im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in Rio de Janeiro.

06/23


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