Amerikanischer Alt- und Tenorsaxophonist, Flötist, Komponist sowie Bandleader, geboren am 24. Januar 1938 in Forth Worth, Texas, der Heimatstadt von Ornette Coleman, Dewey Redman, Herschel Evans, Buddy Tate, Arnett Cobb, Illinois Jacquet, Eddie "Cleanhead" Vinson und Billy Harper.
Julius Hemphill wuchs unter diversen musikalischen Einflüssen auf, doch seine ersten grossen Vorbilder waren die Cool Jazzer Lee Konitz, Lennie Tristano und Gerry Mulligan. Zuerst spielte er Klarinette und Baritonsax. Er studierte mit dem Klarinettisten John Carter und dem Posaunisten David Baker und spielte eine Zeitlang in der Band von Ike Turner.
1968 zog er nach St. Louis, wo er sich der Black Artists Group anschloss. 1971 gründete er mit John Hicks (p) seine erste eigene Gruppe. Auf "The Collected Poem - For Blind Lemon Jefferson" (Mbari, 1971) begleitete Hemphill K. Curtis Lyle und Malinke Kenyatta (reciation).
Im Februar 1972 machte er mit Baikida Carroll (tp), Hamiett Bluiett (bars), Abdul Wadud (cello) und Philip Wilson (dm) Aufnahmen, die als "Dogon A.D." (Mbari, 1972) auf seinem eigenen Label erschienen und später (Arista Freedom, 1977) wiederveröffentlicht wurden. Bei der selben Session wurde der rund 20-minütige Track "The Hard Blues" eingespielt, der späteren Wiederveröffentlichungen angehängt wurde.
"The Hard Blues" kam auch mit Aufnahmen, die Hemphill vom 29. Januar 1975 in New York mit Arthur Blythe (as), Hamiet Bluiett (bars), Abdul Wadud (cello), Barry Altschul (dm) und Daniel Ben Zebulan (perc) gemacht hatte, unter dem Titel "Coon Bid'ness" (Arista Freedom, 1975) oder anderen Titeln heraus.
Julius Hemphill war 1973 nach New York gezogen, wo er Teil der New Yorker LoftSzene wurde, im Paul Jeffrey Octet spielte und bei den Aufnahmen von Lester Bowies Debutalbum "Fast Last" (Muse, 1974) mitmachte. Ebenfalls noch 1973 spielte er mit Anthony Braxton in Europa. Im Oktober 1974 nahmen Oliver Lake (as), Hamiett Bluiett (bars) und Hemphill (as) mit Anthony Braxton (sops) dessen "Composition 37" für das Album "New York, Fall 1974" (Arista, 1975) auf.
Dies war 1977 für Lake, Bluiett und Hemphill der Auslöser für die Gründung des World Saxophone Quartets. Als vierten Musiker engagierten sie David Murray (ts). Hemphill gehört bis 1990 dem WSQ an, wurde dann durch Eric Person, James Spaulding oder John Purcell ersetzt. Nach dem WSQ leitete er mit dem Julius Hemphill Sextet ein eigenes reines Saxophon-Ensemble.
Ebenfalls inspiriert von Braxton, nämlich von dessen "For Alto" (Delmark, 1971), nahm Julius Hemphill im Januar 1977 mit "Blue Boyé" (Mbari, 1977) im Mehrspur-Verfahren eine Solo-Doppel-LP auf. Sie wurde 1997 von seinem Schüler und Förderer Tim Berne auf dessen eigenem "Screwgun"-Label als Doppel-CD wiederveröffentlicht.
Im März 1977 entstanden in Kanada die Aufnahmen zu "Roi Boyé & The Gotham Minstrels" (Sackville, 1977), einer weiteren Solo-Doppel-LP in Form eines "Audiodramas". Das ganze wurde später als Doppel-CD (Sackville, 2002) wiederveröffentlicht. Im Duo mit Oliver Lake nahm Hemphill im März 1978 "Buster Bee" (Sackville, 1978) auf.
Dazwischen spielte Hemphill mit Abdul Wadud (cello) und Art Ensemble Of Chicago-Mitglied Don Moye (dm, perc) im November 1977 "Raw Materials And Residuals" (Black Saint, 1978) ein. Mit Wadud, Olu Dara (tp) und Warren Smith (dm, perc) entstand im Juni 1980 "Flat-Out Jump Suite" (Black Saint, 1980).
Mit Smith nahm Hemphill 1980 auch "Chile New York: Sound Environement" (Black Saint, 1998) auf. Die Aufnahmen wurden aber erst drei Jahre nach Hemphills Tod veröffentlicht. Bis Mitte der 1980er Jahre leitete Hemphill die Jah Band, der Nels Cline (g), Steuart Liebig (b), Alex Cline (dm) und Juma Santos (perc) angehörten.
Mit dieser teilweise elektrischen Band spielte Hemphill Ende August 1984 am Jazzfestival von Willisau "Georgia Blues" (Minor Music, 1984) ein. Im Februar 1988 versammelte Hemphill zum einzigen Mal eine eigene Big Band im Studio. Die Aufnahmen erschienen unter dem Titel "Julius Hemphill Big Band" (Elektra Musician, 1988).
Anfang der 1990er Jahre arbeitete er erneut eng mit seinem langjährigen musikalischen Partner, dem Cellisten Abdul Wadud, zusammen, mit dem er schon in den 1970er Jahre "Live In New York" (Red, 1978) und andere Gruppenaufnahmen realisiert hatte.
Ein Konzertmitschnitt von Ende September 1991 mit Joe Bonadio (dm) als dritten Musiker erschien als "Live From The New Music Café" (Music & Arts, 1992). Bei Duo-Konzerten Mitte November 1992 in Oakland, California, liessen Hemphill und Wadus "Oakland Duets" (Music & Arts, 1993) mitschneiden.
Unter dem Namen von Julius Hemphill oder unter Bandnamen wie Julius Hemphill Big Band, Julius Hemphill Quartet, Julius Hemphill Quintet, Julius Hemphill Trio, The JAH Band, The Julius A Hemphill Quintet und The K. Curtis Lyle/Julius Hemphill Duo kamen über Hemphills Tod hinaus knapp zwei Dutzend Alben heraus.
Auf "One Atmosphere" (Tzadik, 2003) wurden drei unterschiedliche Kompositionen von Julius Hemphill veröffentlicht. Es handelt sich um ein dreiteiliges Werk für Streichquartett und Piano, interpretiert vom Pacifica String Quartet und Ursula Oppens (p).
Dazu kam eine Trio-Komposition, gespielt von Marty Ehrlich (fl), Erik Friedlander (cello) und Pheeroan Aklaff (dm, perc), sowie ein Septett für Holzblas-Instrumente mit Tim Berne (as, bars), Oliver Lake (ss, as, fl), Marty Ehrlich (ss, as, fl), J.D. Parran (bars, fl, cl), Sam Furnace (ss, as, fl), Aaron Stewart (ts, fl) und Bob DeBellis (ts, fl, cl) als Ausführende.
"The Complete Black Saint-Soul Note Recordings" (Black Saint, 2012) vereinte die Alben "Raw Materials And Residuals", "Flat-Out Jump Suite", "Fat Man And The Hard Blues", "Five Chord Stud" und "Chile New York: Sound Environment" zu einer 5-CD-Box.
Sieben CD stark war "The Boye Multi-National Crusade for Harmony - Archival Recordings [1977-2007]" (New World, 2021). Es handelte sich um 35 Tracks diverser Formationen um Hemphill, die im Julius Hemphill Archive in der Fales Library der New York University entdeckt wurden.
Hemphill schrieb einige "Mixed Media Shows", die aus Darbietungen mit Musik, Tanz, Film und anderen Elementen bestanden. Nach dem Abgang beim WSQ komponierte er "Long Tongues: A Saxophone Opera", das im Dezember 1990 im New Yorker Apollo Theatre mit einem Sextett sowie begleitet von Tänzern, Sängern, Schauspielern und einem Bühnenbild uraufgeführt wurde.
Julius Hemphill verstarb am 2. April 1995 in New York im Alter von 57 Jahren. Hemphill machte zudem Aufnahmen als Sideman der Gitarristen Jean-Paul Bourelly und Bill Frisell sowie mit Baikida Carroll, Alan Lowe, Kalaparusha Maurice McIntyre sowie mit Gruppen wie The Human Arts Ensemble, Juma Sultan's Aboriginal Music Society. 12/24