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Kenny Clarke

Aktualisiert: 11. März

Amerikanischer Jazz-Schlagzeuger, Bandleader und Komponist, geboren am 9. Januar 1914 in Pittsburgh, Pennsylvania, als Kenneth Clarke Spearman. Er stammte aus einer musikalischen Familie und studierte an der High School zahlreiche Instrumente. Noch während seiner Schulzeit wurde er Mitglied der lokalen Leroy Bradley Bigband, wo er fünf Jahre blieb.


In Pittsburgh spielte er zudem in der Gruppe von Roy Eldridge. Danach zog er als Mitglied der Jeter-Pillars-Band durch den mittleren Westen. In dieser Formation spielten auch der Bassist Jimmy Blanton und der Gitarrist Charlie Christian. 1935 zog er mit seinem Halbbruder, dem Bassisten Frank Spearman, nach New York.


Dort spielte er zuerst im Trio des Pianisten Call Cobbs und in der Band des Tenorsaxophonisten Lonnie Simmons. In dieser Gruppe war auch der spätere Basie-Gitarrist Freddie Green tätig. Die Rhythmusgruppe der Simmons-Band erarbeitete neue Rhythmusmuster, die als Inspiration für viele nachfolgende Swingmusiker dienten und auch das Spiel vieler anderer Musiker, etwa das von Count Basie, grundlegend veränderte.


Im April 1937 schloss sich Clarke Edgar Hayes And His Orchestra an, wo er am 9. März 1937 zu ersten Aufnahmen kam und erstmals auf eine Europatournee gehen konnte. Als die Hayes-Band nach New York zurückkehrte und im Apollo Theatre auftrat, stiess Dizzy Gillespie zur Gruppe. Dieser gab Clarke den Übernamen Klook. Dizzy blieb nur kurz in der Hayes-Band und ging zurück zur Band von Teddy Hill, bei der Kenny Clarke ihn nach acht Monaten wieder traf. Auch in der Zeit bei Hill entwickelte Clarke, unterstützt durch Gillepsie, sein Spiel weiter.



Er erfand einen Stil, den er "koordinierte Unabhängigkeit" nannte. Das heisst, die linke Hand wird mit dem rechten Fuss gekoppelt, die rechte Hand mit dem linken Fuss. 1939 verliess Clarke die Hill-Band und wurde Hausschlagzeuger im "Apollo Theater". 1940 kehrte er zu Hill zurück, als seine Gruppe als Hausband im "Minton's Playhouse" in Harlem fungierte.


Dort spielte er auch im Trio mit Thelonious Monk (p) und Nick Fenton (b). Dieses Trio begleitete Gastmusiker wie Charlie Christian. Daneben spielte Clarke in jener Zeit mit Stars des traditionellen Jazz wie Louis Armstrong, Ella Fitzgerald, Benny Carter, Henry Red Allen. 1942 verliess Clarke das "Minton's" und spielte mit eigener Band in einem der Jazzclubs an der 52nd Street, dem "Kelly's Staples".


In Clarkes Band spielten seine alten Kollegen Monk und Nick Fenton, zudem Roy Nelson (tp) und Ike Quebec (ts). Dieses Quintett wurde aus unerfindlichen Gründen Kenny Clarke's Kansas City Six genannt. Im "Kelly's Staple" spielte Clarke zudem mit dem Benny Carter Septett, dem damals auch Dizzy Gillespie angehörte. Von 1943 bis 1946 spielte er als Posaunist in einer Armyband, wo er John Lewis kennenlernte.


Während seiner Dienstzeit heiratete er im Sommer 1944 die Sängerin Carmen McRae. Anfang 1946, nach einer Stationierung in der Nähe von Heidelberg, kehrte er in die USA zurück. Kurz nach der Entlassung aus der Armee konvertierte er zum Islam und nahm den Namen Liaquat Ali Salaam an, vermied es aber, sich zu seiner neuen Religion offen zu bekennen.


Danach trat er der zweiten Dizzy Gillespie Big Band bei, die im Mai 1946 gegründet worden war. Diese ging in Europa auf Tournee. Dort machte er Aufnahmen mit Hubert Fol, Michel de Villers, Jean Claude Fohrenbach, Howard McGhee, Jimmy und Percy Heath. 1947 verliess er die Gillespie-Band und spielte mit Tadd Dameron im "Royal Roost" und in der Bigband von Billy Eckstine.


In dieser Zeit entstanden für das französische Label "Swing" auch mehrere Aufnahmen seiner Formation 52nd Street Boys mit Musikern, die weitgehend aus der Gillespies Bigband stammten, wie Sonny Stitt, Kenny Dorham, Bud Powell, John Collins und Al Hall. Es waren dies die ersten Bebop-Aufnahmen, die in Europa veröffentlicht wurden.


Im Dezember 1947 kehrte Clarke für längere Zeit zu Dizzy zurück, wirkte an dessen Aufnahmen für "RCA Victor" mit und ging mit ihm nach Europa. Nach der Tour blieb er fünf Monate in Paris. Aufnahmen aus jener Zeit wurden später zur LP "The Paris Bebop Sessions" (Prestige, 1969) zusammengefasst. Im April 1949 und im März 1950 wirkte er bei den Aufnahmen zum Album "Birth Of The Cool" (Capitol, 1954) von Miles Davis mit.


Im Winter 1949 ging Clarke mit Coleman Hawkins, James Moody, Nat Peck und Pierre Michelot auf Europatournee. Aufnahmen, bei denen Clarke bis zu jenem Zeitpunkt als Leader mitgewirkt hatte, wurden später auf der Doppel-CD "The Quintessence . Stockholm - New York Paris 1938 – 1949" (Frémeaux & Associés, 2000) zusammengefasst. Im August 1951 wirkte er bei einer Plattensession von Charlie Parker mit.


1952 bildete er zusammen mit John Lewis (p), Milt Jackson (vibes) und Percy Heath (b) das Milt Jackson Quartet. Jackson, Lewis und Clarke hatten von 1946 bis 1950 – ursprünglich mit Ray Brown (b) – die Rhythmusgruppe der Dizzy Gillespie Bigband gebildet. Sie vertrieben sich während der langen Bläserproben die Zeit mit gemeinsamem Musizieren. Dann wurde das Quartett – nun mit Percy Heath als Bassisten - bei Auftritten des Gillespie Orchesters als Band in der Band herausgestellt. Daraus wurde schon bald das Modern Jazz Quartet, eine der langlebigsten Jazzgruppen. Kenny Clarke stieg 1955 aus. Connie Kay übernahm seinen Platz.


Zwischen 1951 und 1956 machte Kenny Clarke eine ganze Reihe von weiteren Aufnahmen. Unter anderem wurde er erneut von Miles Davis beigezogen, als dieser am 29. April 1954 zusammen mit J. J. Johnson (tb), Lucky Thompson (ts), Horace Silver (p) und Percy Heath (b) Teile seines Albums "Walkin'" (Prestige, 1957) aufnahm. In der Folge wurde Clarke von Davis für weitere Aufnahmen dazugeholt.


In jener Zeit war Clarke als Hausdrummer und Talentscout für das Jazzlabel "Savoy" tätig. Er nahm auch eigene Alben für "Savoy" auf und brachte Musiker wie Horace Silver, Bobby Jaspar, Pepper Adams, Paul Chambers, Donald Byrd und Tommy Flanagan zu diesem Label. Seine spektakulärste Entdeckung war Julian "Cannonball" Adderley, der für "Savoy" zwei Alben aufnahm, dann aber auf Kenny Clarkes Rat zu "Mercury" wechselte.


Clarke arbeitete bis August 1956 für "Savoy". Viele seiner Alben entstanden mit Hank Jones (p), Wendell Marshall (b) und ihm selber am Schlagzeug als Rhythmusgruppe. "The Trio" und "The Trio With Guests" (beide Savoy, 1956) waren zwei Aufnahmen dieser Gruppe, letztere je nach Track mit Herbie Mann (fl), Jerome Richardson (ts, fl), Donald Byrd, Joe Wilder oder Matty Dice (tp). Dazu kam in einem Track noch Eddie Jones als zweiter Bassist.


Das Trio wirkte auch als Hausband bei Aufnahmen von Gigi Gryce, Oscar Pettiford, Nat Adderley, Hank Mobley, Frank Foster und Joe Wilder mit. Einige dieser "Savoy"-Alben erschienen ganz allein unter Clarkes Namen. Auf "Telefunken Blues" (Savoy, 1955) präsentierte Clarke auf der A-Seite eine Gruppe mit Walter Benton (ts), Frank Morgan (as), Gerald Wiggins (p), Milt Jackson (vibes) und Percy Heath (b). Auf der B-Seite spielte er Frank Wess (ts), Charlie Fowlkes (bars), Henry Coker (tb), Milt Jackson (p) und Eddie Jones (b).


"Klook's Clique" (Savoy, 1956) waren John LaPorta (as), Donald Byrd (tp), Ronnie Ball (p) und Wendell Marshall (b) seine Begleiter. Clarke hielt den Stresses als Sessionmusiker nicht mehr aus. Die Chance für eine Veränderung bot sich, als er während eines Engagements mit Phineas Newborn den französischen Bandleader Michel Legrand traf, der ihn in die Band seines Onkels Jacques Hélian vermittelte.


Ab 1956 lebte Clarke in Frankreich, wo er in Paris Landsleute begleitete, die in Europa auf Tournee waren. Teilweise trat er dabei mit Bud Powell (p) und Pierre Michelot (b) als The Bosses auf. Zudem schrieb er um diese Zeit die Musik für einige französische Filme. Miles Davis spielte mit Clarke, Barney Wilen (ts), René Utreger (p) und Pierre Michelot (b) den Soundtrack "Ascenseur pour l’échafaud" (Fontana, 1958) zu einem Film von Louis Malles ein.


Im November 1956 war unter dem Gruppennamen The Kenny Clarke Sextet das Album "Kenny Clarke Plays André Hodeir" (Philips, 1957) mit Hubert Rostaing (as), Armand Migiani (bars), Roger Guérin (tp), Billy Byers oder Nat Peck (tb), René Urtreger oder Martial Solal (p) sowie Jean Warland oder Pierre Michelot (b) entstanden. Nach Auflösung der Hélian-Band arbeitete Clarke als Hausdrummer im "Olympia" mit der Pianistin Hazel Scott, dann im Club "St. Germain" mit Martial Solal und Pierre Michelot.


In den späten 1950er Jahren war Clarke als Studiomusiker beschäftigt. Er arbeitete mit Henri Renaud, Sidney Bechet, Stephane Grappelli, Lucky Thompson, Milt Jackson, Stan Getz, Chet Baker und machte bei den letzten Aufnahmen von Lester Young in Paris vor seinem Tod mit. Unter Leitung von Quincy Jones spielte er im Eddie Barclay Orchester. Er begleitete Sarah Vaughan.


Ab Anfang 1959 war Clarke Hausdrummer im damals neu eröffneten Club "Blue Note", wo er mit einer Unterbrechung bis 1966 arbeitete. Auf Initiative von Gigi Campi traf Clarke 1959 auf den belgischen Pianisten, Arrangeur und Bandleader Francy Boland und trat mit ihm sowie mit Karl Drewo (ts), Derek Humble (as), Dusko Gojkovic (tp), Raymond Droz (alto horn), Chris Kellens (tb) und Jimmy Woode (b) in Köln auf.


Diese Formation ging ins Studio und nahm unter dem Gruppennamen Kenny Clarke with Francy Boland And Company die LP "The Golden 8" (Blue Note, 1961) auf. Im selben Jahr machte die Gruppe als Kenny Clarke-Francy Boland Octet weitere Aufnahmen, die mindestens später auf einer tschechoslowakischen LP veröffentlicht wurden. Im selben Jahr wurde daraus die Clarke-Boland Big Band, die bis 1972 eine der populärsten Bigbands war und mehrere Alben veröffentlichte.


Clarke und Boland unterstützten auch einzelne Bigband-Musiker bei individuellen Aufnahmen. Auch nach seiner Zeit als Co-Bandleader war er eine feste Grösse in der französischen Jazzszene. Er arbeitete als Freelancer und unterrichtete. Er spielte mit Dexter Gordon, Hampton Hawes, Bob Cranshaw, Eddy Louiss, Lou Bennett, Jimmy Gourley, René Thomas, Rhoda Scott, Hal Singer, Michel de Villers und Roger Guérin.


Zwischen 1974 und 1984 realisierte Clarke ein Dutzend Aufnahmen unter eigenem Namen oder zusammen mit anderen Musikern als Co-Leader. 1975 hatte er einen Herzinfarkt. 1980 nahm er mit Sonny Stitt, Jackie McLean, Slide Hampton und anderen an einer Dizzy Gillespie-Retrospektive teil. Anfang der 1980er Jahre ging er in die USA zurück, wo er mit den Free Jazz-Drummern/Perkussionisten Andrew Cyrille, Don Moye und Milford Graves das Album "Pieces of Time" (Soul Note, 1984) aufnahm.


1985 wollte er eine Band mit amerikanischen Musiker zusammenzustellen, die während des Goldenen Zeitalters in Paris gespielt hatten. Dabei dachte er an Woody Shaw, Dizzy Reece, Johnny Griffin oder Kenny Drew. Dazu kam es nicht mehr. Kenny Clarke verstarb am 26. Januar 1985 in Paris im Alter von 71 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes.


Bei discogs.com hält Clarke nicht weniger als über 1600 Credits als Musiker. "Klook's The Man" (Proper, 2007) und "The Complete Albums Collection" (Enlightenment, 2022) hiessen zwei je 4 CD umfassende Retrospektiven auf einen Teil seines Schaffens. Gar 10 CD umfasste "Kind Of Clarke" (House Of Jazz, 2011). Wie immer in dieser Serie wurden die Einzelalben unter anderen Titeln wieder veröffentlicht.


Von Kenny Clarke als Leader erschienen über 70 Alben inklusive jener, die er unter Gruppennamen wie Kenny Clarke - Francy Boland Octet, Kenny Clarke All Stars, Kenny Clarke And His 52nd Street Boys, Kenny Clarke And His Clique, Kenny Clarke And His Orchestra, Kenny Clarke Quintet, Kenny Clarke Septet, Kenny Clarke Trio und Kenny Clarke's Sextet eingespielt hatte. 07/23

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