Amerikanischer Musiker, Produzent und Labelbetreiber, geboren 1958 in New York City als Stephen Michael Bonner. Er nennt sich auch Mark Kramer und ist dabei nicht zu verwechseln mit dem 1945 geborenen Jazzpianisten und Arrangeur Mark Kramer. Erste musikalische Erfahrungen machte er 1979/80 als Keyboarder in der Band New York Gong von Daevid Allen. Damals entstand das Album "About Time" (Charly, 1980).
1980 wechselte er zur Gruppe The Chadbournes von Eugene Chadbourne (vcl, g), wo auch David Licht (dm, perc), Tom Cora (cello) und John Zorn (as, cl, game call) tätig waren. Von dieser Formation erschienen mehrere Aufnahmen, teilweise auch ohne Kramer. Nachdem Zorn und Cora die Gruppe verliessen, gründeten Chadbourne, Kramer und Licht 1982 mit Shockabilly eine neue Formation, die bis 1985 existierte und ebenfalls mehrere Aufnahmen veröffentlichte.
Kramer schloss sich danach als Bassist der Experimental Rock-Band Butthole Surfers an, die mit Shockabilly auf Tournee ging. Mitte der 1980er Jahre übernahm Kramer mit 5000 geliehenen Dollar ein Studio, das sich "Noise New York" nannte. Kramer wurde zu einem der eifrigsten Indie Rock-Produzenten in New York.
1987 gründete er mit "Shimmy-Disc" ein eigenes Label, auf dem im Laufe der Jahre Aufnahmen von King Missile, Gwar, Naked City, Ruins, Boredoms, Damon & Naomi, Daniel Johnston, White Zombie, Yellow Plastic Bucket und anderen erschienen. Ebenfalls 1987 stellte er mit Don Fleming, David Licht und Jay Spiegel die Gruppe B.A.L.L. auf die Beine.
1986 hatte er mit der New Yorker Performance-Künstlerin und Sängerin Ann Magnuson die Band Bongwater gegründet, von der mehrere Aufnahmen erschienen. Nachdem Kramer seine Romanze mit Magnuson beendete und zu seiner Frau zurückkehrte, entwickelte sich zwischen den beiden eine lange juristische Auseinandersetzung, bei der Kramer so viel Geld verlor, dass er sein "Shimmy-Disc"-Label und sein Studio 1997 an "Knitting Factory Records" verkaufen musste.
Er blieb zwar A&R-Manager und Produzent, trennte sich dann aber von "Knitting Factory" im Streit. Durch Jad Fair von Half Japanese hatte er das Duo Penn & Teller kennengelernt, das Kramer 1987 als Soundberater für eine Broadway-Produktion und als Komponist für eine andere Produktion zuzog.
Zusammen mit Penn Jillette von Penn & Teller gründete Kramer 1992 die Band Captain Howdy, von der die Alben "Tattoo Of Blood" (Shimmy Disc, 1994) und "Money Feeds My Music Machine" (Shimmy Disc und KNF, 1998) erschienen. Als Penn Jillette nach Las Vegas wechselte, löste sich die Zusammenarbeit auf.
1992 war Kramer als Bassist mit der Band Ween auf Tournee, die ab 1990 Aufnahmen auf "Shimmy-Disc" veröffentlichte. Nach der Tournee trennten sich die Wege. 1992 verkaufte Kramer sein "Noise New York"-Studio und wechselte auf die andere Seite des Hudson, wo er das "Noise New Jersey"-Studio eröffnete.
Dort betreute er weitere Bands wie Urge Overkil, Low, Alice Donut, Edith Frost, Damon & Naomi, Daevid Allen, Marc Ribot, Tadpoles und andere. Ab Ende der 1980er Jahre begann Kramer auch mehrere Aufnahmen unter eigenem Namen zu veröffentlichen. Viele davon entstanden in Zusammenarbeit mit anderen Musikern.
Eine oder mehrere gemeinsame Aufnahmen realisierte er mit Jad Fair von Half Japanese, Daevid Allen von Gong, Hugh Hopper von Soft Machine, Ralph Carney und Daved Hild, John S. Hall, Kim Fahy und Jamie Harley, Dogbowl, Tammy Lang oder Daved Hild.
Unter seinem Namen erschienen die Alben "The Guilt Trip" (Shimmy Disc, 1992), "The Secret Of Comedy" (Shimmy Disc, 1994), "Let Me Explain Something To You About Art" (Tzadik, 1998), "Songs From The Pink Death" (Shimmy Disc, 1998), "The Greenberg Variations" (Tzadik, 2003) und "The Brill Building" (Tzadik, 2012).
Die Fortsetzung davon "The Brill Building, Book Two" (Tzadik, 2017) entstand zusammen mit Bill Laswell. Mit Jad Fair nahm er "The History Of Crying" (Shimmy 500, 2017) auf. Auf seinen Labels "Shimmy Disc" und "Joyful Noise" erschienen fünf LPs nacheinander.
"Songs We Sang in Our Dreams" (2020) erschien unter dem Projektnamen Let It Come Down."Music For Pianos And Sunflowers" und "Music For Films Edited By Moths" (beide 2020) enthielten Ambient-Aufnahmen und kamen in der so genannten "Cineman"-Serie heraus. "Words & Music Book One" (2021) war eine Spoken Word-Aufnahme.
"And The Wind Blew It All Away" (2021) war Kramers erste Soloaufnahme seit 1998. Diese letzten fünf LPs wurden auch als Set unter dem Titel "Make Art, Make Love, Die" (2021) angeboten. Eine Aufnahme mit Laraaji nannte sich "Baptismal - Ambient Symphony #1" (2023).
"Still Alive in '95" (Creativeman, 1996) hatte eine Liveaufnahme geheissen und "Music For Crying" (Creativeman, 1995) war davor eine Compilation gewesen. Nachdem er ab Ende der 1990er Jahre kein Label und kein Studio mehr hatte, begann er 2000 eine späte Ausbildung als Film- und Theaterregisseur bei Arthur Penn.
Er verbrachte vier Jahre im "Actors Studio" in New York, wo er zudem die Musik für verschiedene Produktion des Actors Studio Free Theaters an der 42nd Street schrieb. 2002 komponierte er die Musik zur Broadway-Produktion "Fortune's Foo", die einen Tony Award gewann. Kramer sollte Regisseur von Penns nächster Broadway-Produktion "Sly Fox" werden, doch er zog nach Florida verbrachte 16 Monate bei seiner todkranken Mutter.
In Fort Lauderdale arbeitete Kramer von 2004 bis 2006 für die James Randi Educational Foundation. Er verwaltete dort eine Million Dollar, die jener Person ausbezahlt werden sollte, die paranormale Fähigkeiten beweisen konnte. Das Geld wurde nie ausbezahlt. Kramer verwaltete auch die 700 VHS-Kassetten umfassende Videothek des Entfesselungskünstlers und Zauberers James Randi und digitalisierte diese auf DVD.
Randi, ein Gegner von Pseudowissenschaften, schrieb zahlreiche Bücher, in denen er sich mit der Geschichte der Zauberkunst beschäftigte oder populäre Irrtümer und Behauptungen des Paranormalen thematisierte. In Florida eröffnete Kramer ein neues Studio und gründete 2005 mit "Second Shimmy" ein weiteres Schallplattenlabel.
2017 stellte er mit "Shimmy 500" ein weiteres Label auf die Beine, das Vinyl-Schallplatten veröffentlichte. Mark Kramer war im Verlaufe seiner Karriere als Musiker auch auf Aufnahmen 1/2 Japanese, Bank Of Sodom, Brainville, Egomaniacs, Glen or Glenda, The Fugs, The Moon und The New York Superscum zu hören. Seine Credits als Produzent bei discogs.com umfassen fast 300 Aufnahmen. 11/23