Polnischer Komponist, geboren am 23. November 1933 in Debica, Woiwodschaft Karpatenvorland. Sein Werk wird der postseriellen Musik zugeordnet. Er gilt als einer der führenden Komponisten der polnischen Avantgarde. Sein Vater brachte ihn schon früh mit Musik in Berührung. Schon als Kind erhielt er Violin- und Klavierunterricht.
Später studierte er Komposition an der Musikakademie Krakau bei Artur Malawski und Stanislaw Skolyszewski sowie privat bei Franciszek Skolyszewski. Daneben studierte er an der Universität Krakau Philosophie, Kunst- und Literaturgeschichte. 1958 schloss er das Studium mit dem Diplom ab und übernahm eine Professur für Komposition an der Musikakademie Krakau.
1959 gewann er beim II. Warschauer Wettbewerb Junger Polnischer Komponisten gleich alle drei zu vergebenden Preise. Zur internationalen Avantgarde schloss er 1960 mit der Uraufführung von "Anaklasis" (1959/60) für 42 Streichinstrumente bei den Donaueschinger Musiktagen auf. Einem breiten Publikum wurde Penderecki 1966 mit der Aufführung der "Lukas-Passion" (1965/66) im Dom zu Münster bekannt.
Von 1966 bis 1968 lehrte der polnische Komponist an der Folkwang-Hochschule in Essen. Seine erste Oper, "Die Teufel von Loudon" nach Aldous Huxley, kam Im Jahr 1969 an der Hamburgischen Staatsoper zur Uraufführung. Er schrieb später mit "Paradise Lost" (1976/1978), "Die schwarze Maske" (1984/1986) und "Ubu Rex" (1990/1991) drei weitere Opern.
Von 1972 bis 1987 war er Rektor der Musikakademie Krakau, von 1973 bis 1978 lehrte er auch an der Yale University in den USA. Auch als Dirigent eigener und fremder Werke gewann Penderecki weltweite Anerkennung. Penderecki komponierte mehrere seiner Werke im Andenken an die Katastrophen des 20. Jahrhunderts. "Threnos" (1960) für 52 Streichinstrumente ist den Opfern des Atombomben-Abwurfs über Hiroshima gewidmet.
Das Klavierkonzert "Resurrection" (2001) entstand unter dem Eindruck der Anschläge vom 11. September 2001. Umfangreiche politisch-gesellschaftliche Bezüge finden sich auch im "Polnischen Requiem", dessen Komposition 1980 mit dem Lech Walesa gewidmeten "Lacrimosa" beginnt. Weitere Sätze des Werkes widmete er den polnischen Auschwitz-Opfern und denjenigen des Warschauer Aufstandes von 1944.
2005 kam "Ciaccona" in memoriam Johannes Paul II. im Gedenken an den aus Polen stammenden Papst hinzu. Die Zusammenarbeit mit Solisten, darunter Anne-Sophie Mutter, Mstislaw Rostropowitsch und Boris Pergamenschikow, führte zu einer Vielzahl von Werken unterschiedlichster Gattungen. Das besondere Interesse des Komponisten galt den musikalischen Grossformen, insbesondere der Gattung Sinfonie.
Pendereckis 1997 uraufgeführte siebte Sinfonie "Seven Gates of Jerusalem" sieht eine Besetzung mit fünf Gesangssolisten, Sprecher, drei Chören und grossem Orchester vor. Dieses gut einstündige Werk entstand im Rahmen der 3000-Jahr-Feier Jerusalems. Die alttestamentarischen Texte der Gesangspartien stehen in besonderer Beziehung zur wechselvollen Geschichte der Stadt.
"Lieder der Vergänglichkeit" lautete der Titel der achten, gut einstündigen Sinfonie für Solisten Chor und grosses Orchester, die er anlässlich der Eröffnung der Luxembourger Philharmonie 2005 schrieb. Die dabei zugrundeliegenden romantischen Gedichte zu den Themen Wald und Baum stammen von deutschen Dichtern wie Goethe, Arnim und Eichendorff.
Daneben komponierte er eine Vielzahl Werke für Streichorchester, Blasorchester, Jazzensemble und Soloinstrumente. Er schrieb auch Kammermusik, Vokalmusik und realisierte Tonbandkompositionen. Letztere waren "Psalmus" (für Tonband, 1961), "Kanon" (für 52 Streicher und Tonband, 1962), "Brygada Śmierci (Todesbrigade)" (für Tonband in Form eines Radiohörspiels über das KZ Auschwitz, 1963) und "Ekechejria" (1972), der Musik für die Olympischen Spiele 1972.
Letzteres Werk wurde am 26. August 1972 anlässlich der Eröffnungsfeier uraufgeführt. Das Schaffen von Penderecki kam auf mehr als 200 Schallplatten heraus. Ein umfangreichere Compilation war "The Complete Symphonies" (DUX, 2013). Sie erstreckte sich über fünf CD.
Penderecki war auch in der improvisierten Musik tätig und spielte am 17. Oktober 1971 an den Donaueschinger Musiktagen mit dem New Eternal Rhythm Orchestra von Don Cherry seine Komposition "Actions For Free Jazz Orchestra" ein. Dieses Werk wurde zusammen mit zwei weiteren Kompositionen von Cherry unter dem Titel "Actions" (Philips, 1976) veröffentlicht und später mehrfach auf LP und CD neu herausgebracht.
Dem 14-köpfigen Orchester gehörten Musiker wie Peter Brötzmann (ts, bars), Gerd Dudek (ts, ss), Willem Breuker (ts, cl), Paul Rutherford und Albert Mangelsdorff (tb), Terje Rypdal (g), Gunter Hampel (fl, bcl), Kenny Wheeler, Manfred Schoof und Tomasz Stanko (tp, co), Fred Van Hove (p, org), Buschi Niebergall und Peter Warren (b) sowie Han Bennink (dm, perc) an.
Bis zur zweiten Einspielung dieses Werkes dauerte es dann fast 50 Jahre. Es war Mats Gustafsson, der sich mit seinem Fire! Orchestra daran wagte. Die Aufnahmen erschienen unter dem Titel "Actions" (Rune Grammofon, 2020). Krzysztof Pendeerecki starb am 29. März 2020 im Alter von 86 Jahren in Krakau. 12/23