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Lee "Scratch" Perry

Jamaikanischer Reggae- und Dub-Produzent, Komponist, Sänger und Toningenieur, geboren am 20. März 1936 als Rainford Hugh Perry in Kendal, Machester. Nachdem er mit 14 Jahren die Schule verlassen hatte, machte er bei Tanzveranstaltungen mit, wo er schnell ein Champion wurde.


In den 1950er Jahren arbeitete Perry als Traktorfahrer und schrieb eigene Songs. 1961 zog er nach Kingston, wo er bei Duke Reid anklopfte, der damals mit Treasure Isle Jamaikas grösstes Soundsystem besass. Weil Perry von Duke nicht als grossen Sänger betrachtet wurde, sangen andere Perrys Texte. Dies führte dazu, dass Perry ins Lager von Reids grösstem Konkurrenten, Clement "Coxsone" Dodd und dessen Studio One wechselte.



Dort verrichtete er verschiedene Jobs, half bei der Promotion neuer Schallplatten, war als Talentsucher unterwegs oder überwachte die Auditions junger Künstler. Er half mit, Künstler wie Toots & The Maytals oder Delroy Wilson zu entdecken und zu fördern. Perry selber konnte zu jener Zeit, begleitet von den Skatalites, rund 30 eigene Songs aufnehmen.

 

Darunter befand sich auch der "Chicken Scratch", der in Form einer für Soundsystems gepressten Dub-Plate recht populär wurde. Auf der LP/CD "Chicken Scratch" (Heartbeat, 1989) wurden Perry-Songs aus jener Zeit zu einer Compilation zusammengefasst. Darauf fanden sich auch Stücke von Lee Perry & The Soulettes, Lee Perry & The Dynamites und Lee Perry & The Wailers.

 

Dann wechselte er zum Produzenten Joe Gibbs. Ab 1966 arbeitete Perry selner als Produzent und, wenn sich die Gelegenheit ergab, als Sänger. 1968 gründete er das Label "Upsetter", das als Sublabel von "Trojan" bis 1973 existierte. Er nannte sich selber The Upsetter. Mit "Return Of Django" (Upsetter, 1968) , einer Version von Chris Kenners R&B-Standard "Sick And Tired", hatte er mit seiner Band The Upsetters in England einen Hit.

 

Bei "Trojan" erschien 1969 auch ein gleichnamiges Album, das allerdings auch Material des ersten, im selben Jahr in Jamaika auf Perry's eigenem Label erschienenen Upsetter-Albums enthielt. Zu den vielen, aufstrebenden Künstlern des "Upsetter"-Stalls gehörte ab Sommer 1970 auch Bob Marley & The Wailers.

 

Lee Perry produzierte die Marley-Alben "Soul Rebels" (Upsetter, 1970) und "Soul Revolution II" (Upsetter, 1971) sowie unter dem Titel "Soul Revolution Part 2 (Rhythm)" (Upsetter, 1971) die reinen Instrumentaltracks des zweiten Albums. Diese kamen im Gegensatz zu den späteren Dubversionen von Reggae-Alben noch unbearbeitet daher.

 

Nach Bob Marleys Abgang 1971 baute Lee Perry Junior Byles auf und produzierte dessen Album "Beat Down Babylon" (Trojan, 1971). "Upsetter 14 Dub Black Board Jungle" (Upsetter, 1973), das erste Dub-Album in der Musikgeschichte, erschien vorerst in einer limitierten Auflage von 200 Stück.

 

Das Prinzip der Dub-Technik besteht darin, die Instrumentalversionen von Roots Regggae-Songs als Rohmaterial zu verwendeten, sie mit Effekten zu versehen und neu abzumischen. Die Veröffentlichung der instrumentalen Versionen war schon früher, etwa bei Ska-Aufnahmen, üblich. 1973 begann Perry ein eigenes Studio zu bauen, das später "Black Ark" getauft wurde.

 

Dort produzierte er viele Hits wie "War In A Babylon" für Max Romeo, "Police And Thiefes" von Junior Murvin oder "Heart Of The Congos" von The Congos. Ende der 1971 Jahre geriet er in eine Krise. Er zerstörte das "Black Ark"-Studio, arbeitete 1981 mit der weissen Gruppen The Terrorists und The Majestics in New York und liess sich später auf den Bahamas sowie in London nieder.

 

Dort kam es zur Zusammenarbeit mit Adrian Sherwood von "On U Sound" und dessen Dub Sydicate. 1989 zog Perry nach Zürich und arbeitete mit Neil "Mad Professor" Fraser an mehreren Alben. Perry beschäftigte sich zu jener Zeit auch verstärkt mit Trip Hop- und Jungle-Rhythmen. Von Perry kamen bis dato an die 100 Alben heraus.

 

Dazu kamen über 200 Singles oder EPs und rund 100 Compilations. Als Upsetter veröffentlichte Perry sieben weitere Alben, rund zwei Dutzend Singles oder EPs sowie fünf Compilations. Er nannte sich auch God, King Koba, King Perry, King Scratch, Pipecock Jackson, Rainford Perry, The Creators oder The Prophet. Als Produzent verzeichnet er bei discogs.com über 1100 Credits.

 

Lee Perrys künstlerische Kreativität war bis ins hohe Alter ungebrochen. Jährlich produzierte er mindestens ein eigenes Album und trat weiterhin regelmässig auf. Seine Gesangsbeiträge waren oft frei improvisiert und spiegelten Lee Perrys Sinn für Humor und seine Schaffensfreude. 1989 begegnete er der Schweizerin Mireille Campbell, die er später in einer Krishna-Zeremonie heiratete.

 

Das Paar hatte Kinder und lebte lange in Einsiedeln im Kanton Schwyz. Im Klosterdorf war er als Paradiesvogel bekannt. 2015 brannte auch sein zweites eigenes Aufnahmestudio, das Secret Laboratory, ab. Zuletzt hielt er sich wieder vorwiegend in seinem Heimatland Jamaika auf. Er starb am 29. August 2021 mit 85 Jahren in Lucea.                                                      04/24

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