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Lester Young - 1909 bis 1943

Amerikanischer Tenorsaxophonist, Klarinettist und Bandleader, geboren am 27. August 1909 in Woodville, Mississippi. Sein Vater Willis Handy Young war ein umherziehender Musiker und Musiklehrer, der am Tuskegee Institut studiert hatte und der mit Karnevals- und Minstrel-Shows ständig auf Tournee war. Seine Mutter war eine Schullehrerin kreolischen Ursprungs.


Lester war noch ein Kind, als seine Familie nach New Orleans zog, nach Algiers auf die andere Seite des Mississippi. Er wuchs mit der Jazzmusik von New Orleans auf und verteilte Handzettel, in denen die Bands ihre Auftritte ankündigten. Als Kind sah er seinen Vater selten, aber als er zehn war kehrte der Vater zurück und nahm ihn, seine Schwester Irma und seinen Bruder Lee in strengen Unterricht, mit der Absicht, eine Familienband zu gründen.


Lester spielte zunächst Schlagzeug, dann studierte er Violine, eine Weile Trompete, dann Altsaxophon. Als er ungefähr elf Jahre alt war, zog die Familienband der Youngs zunächst nach Memphis, liess sich aber bald in Minneapolis nieder und tourte während der schulfreien Karnevalszeit durch Minnesota, Dakota und Kansas, mit dem jungen Lester als Schlagzeuger und Plakatträger für die Minstrel Shows.


Mit 18 Jahren, Ende 1927, verliess er nach Streitereien mit dem Vater die Familienband, als diese durch Texas tourte. Er trat einer Gruppe namens Art Bronson’s Bostonians bei, in der er meist Bariton- und Altsaxophon spielte, aber auch zum Tenorsax wechselte, da der Tenorist der Band nicht sehr gut war.


1929 verliess er die Bostonians, spielte kurz wieder mit der Familienband in New Mexico und trat September 1930 Walter Pages Blue Devils bei, mit denen er einige rauhe Zeiten erlebte. Um 1931 arbeitete Lester Young nach diesem Erlebnis als Free Lancer in der Gegend um Minneapolis. Im Frühling 1932 ging er mit den Thirteen Original Blue Devils nach Oklahoma City, wo er Charlie Christian kennenlernte.


In dieser Band spielte er bis Mitte 1933. Seine Idole damals waren Frankie Trumbauer und Bix Beiderbecke. Inzwischen war Coleman Hawkins der König auf dem Tenorsaxophon. Nachdem Lester Young zum Tenorsax gewechselt hatte, entwickelte er auf seinem Hauptinstrument einen Coleman entgegengesetzten Stil, weniger kühn hervortretend und extrovertiert als derjenige des fünf Jahre älteren Hawkins.


Young war inzwischen nach der Auflösung der Original Blue Devils Mitte 1933 nach Kansas City gezogen, wo er mit der Bennie Moten-George E. Lee Band, Clarence Love und King Oliver spielte. Aufmerksamkeit erregte er in Jamsessions im Dezember 1933, in denen es zu einem musikalischen Wettstreit mit Coleman Hawkins von der Fletcher Henderson Band kam.


1934 hatte er ein erstes kurzes Engagement in der Formation Count Basie & His Cherry Blossom Orchestra. Er tauchte dort seienen Platz mit Herschel Evans, der von Basie zu Moten ging. Danach verliess Young die Basie-Band, um Coleman Hawkins in der Fletcher Henderson Band zu ersetzen. Sein zu Hawkins gänzlich unterschiedlicher Stil stiess bei den Bandmitgliedern auf wenig Gegenliebe und er verliess die Band nach wenigen Monaten.


Er ging als Mitglied der Band von Andy Kirk nach Kansas City zurück, versehen mit einem Brief von Fletcher Henderson, in dem dieser versicherte, ihn nicht gefeuert zu haben. 1935 arbeitete Young auf freischaffender Basis in Kansas City und Minnesota unter anderem in den Bands von Boyd Atkins und Rook Ganz. 1936 war er wieder Mitglied der Count Basie Band.


Der Plattenproduzent John Hammond hörte ihn und machte mit Lester am 9. Oktober 1936 in Chicago für "Vocalion" erste Aufnahmen. Dabei wurden vier Titel mitgeschnitten. Seine Begleiter waren Jimmy Rushing (vcl), Carl "Tatti" Smith (tp), Count Basie (p), Walter Page (b) und Jo Jones (dm). Die beiden Schellack-Schallplatten "Boogie Woogie/Lady, Be Good" und "Evenin'/Shoe Shine Boy" kamen unter dem Gruppennamen Jones-Smith Incorporated heraus.


Drei Monate später absolvierte das Count Basie Orchestra in New York City eine erste Session, die später zusammen mit weiteren Aufnahmen von 1938 und 1939 auf der Triple-CD "The Original American Decca Recordings" (GRP und MCA, 1992) dokumentiert wurde. Dabei erfuhr die Jazzszene, dass es eine neue Art und Weise des Saxophonspiels gab.


Der Wiedereintritt von Lester Young in der Basie Band 1936 ging zeitlich einher mit einer fünfjährigen Abwesenheit von Coleman Hawkins, der in Europa war. In jener Zeit erlebte Young die fruchtbarste und glücklichste Zeit seiner Karriere. In den so genannten Tenor Battles lieferte sich Lester Young musikalische Schlachten mit seinem Bandkollegen Herschel Evans, der in der Hawkins-Tradition stand und den Count Basie in den Stücken effektvoll Young gegenüberstellte.


Als Evans 1939 starb, übernahm Lester dessen musikalische Rolle in der Band. Dessen Tod erschütterte ihn so sehr, dass er stark zu trinken anfing. Weitere Aufnahmen realisierte Young in jener Zeit mit den Kansas City Six/Five und mit der Sängerin Billie Holiday. Letztere gab ihm den Übernamen Prez bzw. Pres. Young seinerseits titulierte Holiday als Lady Day.


Die Zusammenarbeit von Billie Holiday und Lester Young wurde später auf der CD "Lady Day & Pres 1937-1941" (Frémeaux & Associés, 1992) dargestellt. Zwei Jahre später erschien beim selben Label eine Doppel-CD-Version davon, die "Lady Day & Pres New York 1937-1941" (Frémeaux & Associés, 1994) hiess. "Complete Recordings" (The Jazz Factory, 2001) hiess eine andere Doppel-CD mit gemeinsamen Stücken von Lady Day und Prez.


Aufnahmen mit The Kansas City Six wurden auf der CD "Lester Young With The Kansas City Six 1938-1944" und auf der Doppel-LP "Commodore Recordings" (beide Commodore, 1991) heraus gebracht. 1940 verliess Lester Young die Basie Band. Sein Bruch mit Count Basie lag in seiner komplexen Persönlichkeit. Er weigerte sich beispielsweise, an einem Freitag, dem 13. an einer Aufnahmesitzung mitzuwirken.


Danach leitete er Anfang 1941 eine kurzlebige Gruppe im Jazzclub "Kelly’s Stable" an der New Yorker 52nd Street. Im Mai 1941 gründete er mit seinem Bruder, dem Schlagzeuger Lee Young, ein Sextett ein, mit dem er in Los Angeles und in New York City spielte. Die Partnerschaft mit seinem Bruder endete 1943 und Lester fand sich als Sideman in einer Band, die von dem fähigen, aber nicht bedeutenden Tenorsaxophonisten Al Sears geleitet wurde. 09/23


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