Englischer Blues-Sänger und Musiker, Komponist und Bandleader, geboren am 12. Januar 1941 in East Haddon, Northamptonshire, als John William Baldry. Der über zwei Meter grosse Baldry war neben Alexis Korner und John Mayall einer der Väter des British Blues. Er machte eine Lehre als Werbegrafiker und entdeckte früh seine Liebe zu Blues und Folk. Ende der 1950er lernte er Alexis Korner kennen.
1961 wurde er Sänger in dessen Band Blues Incorporated, die mit "R&B From The Marquee" (Ace Of Clubs, 1962) das erste britische Bluesalbum herausbrachte. Die Aufnahmen waren allerdings im Studio entstanden und nicht im "Marquee"-Club. Die weiteren Bandmitglieder waren neben Korner (g) und Baldry (vcl) Cyril Davies (vcl, hca), Dick Heckstall-Smith (ts), Keith Scott (p), Spike Heatley (b) und Graham Burbridge (dm).
Zu jener Zeit gehörten auch die Rolling Stones zu den Musikern um Alexis Korner. Nach einem längeren Aufenthalt in Deutschland, wo er sich im Umkreis der Beatles aufhielt, wurde John Baldry Mitglied der Cyril Davies' All Stars. Als Cyril Davis 1964 starb, führte Baldry die Band unter dem Namen Hoochie Coochie Men in der Besetzung Long John Baldry (g, vcl), Ian Amit (p), Jeff Bardford (hca), Cliff Barton (e-b) und Bill Law (dm) weiter.
Unter dem Gruppennamen Long John Baldry & The Hoochie Coochie Men spielte diese Gruppe "Long John's Blues" (UA, 1965) ein. "Looking At Long John" (UA, 1966) erschien unter Baldrys Namen. Die beiden Alben wurden später auf einer Doppel-LP (BGO, 1990) bzw. unter dem Titel "Looking At Long John Baldry - The UA Years 1964-1966" (EMI, 2006) auf einer Doppel-CD gemeinsam wiederveröffentlicht.
Ein weiteres Mitglied der Hoochie Coochie Men war Rod Stewart. Baldry und Stewart gründeten 1965 die Band The Steampacket. Diese Gruppe machte nie offiziell Studio- oder Liveaufnahmen, aber Demotracks erschienen später auf mehreren Schallplatten. Auch Brian Auger und Julie Driscoll waren Mitglieder dieser frühen Supergruppe.
Baldrys nächstes Projekt war die Band Bluesology, in der neben den späteren Free Jazz-Musikern Marc Charig und Elton Dean ein gewisser Reginald Dwight seine Karriere begann. Aus den Namen von Elton Dean und Long John Baldry formte er sich später seinen Künstlernamen Elton John. Von Bluesology erschienen lediglich drei Singles.
Dann löste sich Baldry vom Blues und begann als Entertainer in Clubs zu tingeln. Mit der Single "Let The Heartaches Begin" von der gleichnamigen LP (Pye, 1967) hatte er einen Nummer-1-Hit in England. In den USA kam er damit auf Platz 88 der Billboard 100-Charts. Drei weitere Singles erschienen 1968/69 in den englischen Top-30.
"Wait For Me" (Pye, 1969), sein zweites Album aus seiner Pop-Zeit, enthielt praktisch nur Cover-Versionen, darunter solche von Songs von Cream, Blood, Sweat & Tears, Ike & Tina Turner und anderen. 1971 kehrte Long John Baldry zum Blues zurück, konnte aber nicht an die früheren Erfolge anknüpfen. Mit "It Ain't Easy" (Warner, 1971) wurde erstmals ein Album von Baldry in den USA veröffentlicht.
Die von Rod Stewart produzierte Singleauskoppelung "Don't Try To Lay No Boogie-Woogie On The King Of Rock And Roll" erreichte Platz 73 der Billboard Hot 100. Auch die nächsten Alben "Everything Stops For Tea" (Warner, 1972), "Good To Be Alive" (GM, 1973), "Heartaches" (Golden Hour, 1973) und "Welcome To Club Casablanca" (Casablanca, 1976) wurden in den USA auf den Markt gebracht.
1976 musste Baldry für einige Monate in eine Nervenheilanstalt. Ende der 1970er Jahre hatte er erneut einige kleinere Hits, den letzten, wenn auch einen eher bescheidenen mit der Coverversion des Righteous Brothers-Hits "You've Lost That Lovin' Feeling" (EMI, 1980), einem Duett mit Kathi MacDonald. Der Titel stammte vom Album "Baldry's Out!" (EMI, 1979).
Weitere Alben hiessen "Long John Baldry" (EMI, 1980), "Boys In The Band" (Quality, 1980), "Rock With The Best" (Capitol, 1982), "Silent Treatment" (Music Line, 1986), "Long John Baldry & Friends" (Music Line, 1987), "A Touch Of The Blues" (Music Line, 1988), "It Still Ain't Easy" (Stony Plain, 1991), "On Stage Tonight - Baldry's Out!" (Stony Plain, 1993), "Right To Sing The Blues" (Stony Plain, 1996), "Evening Conversation" (Hypertension, 2000) und "Remembering Leadbelly" (Stony Plain, 2001).
Zuletzt war er in Kanada ansässig. Dort nahm er als Gast der Band Schuld & Stamer auch das Album "You Got The Bread ...We Got The Jam" (Blue Streak, 1998) auf. Am 21. Juli 2005 starb Baldry 64-jährig in Vancouver an den Folgen einer schweren Lungeninfektion. Posthum wurde "Live Iowa State University 1987" (Angel Air, 2009) veröffentlicht.
Von Long John Baldry erschienen fast 20 Compilations, darunter mehrere Doppel-CDs wie "A Thrill's A Thrill: The Canadian Years" (EMI Canada, 1995), "The Pye Anthology - Let The Heartaches Begin" (Sequel, 1998), "Boogie Woogie: The Warner Bros Recordings" (Rhino, 2005), "The UA Years 1964-1966" (EMI, 2006) und "Midnight In New Orleans" (Black Box, 2007) veröffentlicht. "The Best Of The Stony Plain Years" (Stony Plain, 2014) hiess eine einfache CD mit späten Aufnahmen, die er für dieses Label getätigt hatte. 07/23