Italienischer Komponist, geboren am 29. Januar 1924 in Venedig. Er entstammte einer alteingesessenen, venezianischen Familie. Seine Eltern gaben ihm den Vornamen eines Grossvaters (1850-1918), der ein bedeutender Maler aus der venezianischen Schule des 19. Jahrhunderts gewesen war.
Als Gymnasiast erhielt er Klavierunterricht und wurde 1941 externer Schüler im Fach Komposition bei Gian Francesco Malipiero am Konservatorium Accademia musicale Benedetto Marcello in Venedig. Auf Wunsch des Vaters studierte er ab 1942 Rechtswissenschaften in Padua. 1946 beendete er das Studium mit dem Diplom, im selben Jahr lernte er Bruno Maderna kennen, bei dem er Kompositionsunterricht nahm.
Beide besuchten 1948 im Rahmen der Biennale Venedig einen Dirigierkurs bei Hermann Scherchen, den Nono anschliessend auf eine Konzertreise nach Zürich und Rapallo begleitete. Über Scherchen erhielt Nono Zugang zur Musiktradition des deutschen Sprachraums, insbesondere zu Musik und musikalischem Denken der Zweiten Wiener Schule. 1950 nahm er erstmals an den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik teil, wo seine "Kanonischen Variationen" über eine Reihe von Schönbergs op. 41 unter Scherchens Leitung uraufgeführt wurden.
An diesen Kursen nahm er regelmässig bis 1960 teil. Dabei wurden insgesamt sieben seiner Kompositionen aufgeführt. Von 1957 bis 1960 war er dort auch als Dozent tätig. Mit Karlheinz Stockhausen, mit dem er 1952 in Darmstadt erstmals zusammentraf, und mit Pierre Boulez, den er ein Jahr später in Begleitung Scherchens bei einem Paris-Aufenthalt kennenlernte, galt er in den 1950er Jahren als einer der führenden Vertreter der neuen Seriellen Musik der so genannten Darmstädter Schule.
1952 trat Nono in die Kommunistische Partei Italiens ein, in der er zeitlebens auf lokaler und nationaler Ebene aktiv war. Ab 1969 korrespondierte er mit seinem Parteifreund und späteren Präsidenten der Republik Italien, Giorgio Napolitano, der während seines Jurastudiums Theater- und Musikkritiken geschrieben hatte. Nono diskutierte mit ihm vor allem politische Fragen.
Während sich Nono für Kuba und die Revolution engagierte und sich für die Dritte Welt starkmachte, setzte Napolitano mehr auf eine Ost-West-Entspannung. Nonos Stücke waren anfänglich oft geprägt von hoher Dichte und Lautstärke, die manchmal bis an die Schmerzgrenze ging. Nono verbreitete durch die Mittel der Musik humane und politisch bzw. klassenkämpferische Ideen.
Später tendierte Nono mehr zu subtil lyrischer Zurückgezogenheit. Sein Schaffen lässt sich anhand der Besetzungen grob in drei Phasen unterteilen: Die erste erstreckt sich über die 1950er Jahre und war von seriellen Kompositionen für eine wechselnde Anzahl von Instrumental- oder Vokalsolisten geprägt.
Die zweite Phase (1960–1975) zeichnet sich vorwiegend durch die Verwendung von Tonband aus und die erste Intensivierung der Studien über Raumklang. In der letzten Werkphase bis zu seinem Tod zog Nono Experimentierprozesse mit Live-Elektronik hinzu. In den letzten Jahren seines Lebens widmete er sich vorrangig Werken in kammermusikalischer Besetzung.
Luigi Nono starb nach einem Leberleiden am 8. Mai 1990 im Alter von 66 Jahren in seiner Heimatstadt Venedig. Nonos Schaffen ist auf über 100 Schallplatten mit eigenen Werken oder auch solchen anderer Komponisten verewigt. 09/23