Amerikanischer Sopran- und Altsaxophonist, Flötist und Bandleader, geboren am 8. September 1931 in Atlanta, Georgia. 1957 spielte er mit Johnny Hodges in Atlanta. Er studierte Saxophon, Klarinette und Oboe am Clark College in Atlanta, Rechswissenschaft an der Howard University, sowie Geschichte, Musikerziehung, Politik und Wirtschaftswissenschaft.
1960 brach er das Studium ab und ging er nach New York City, wo er sich mit dem Dichter Amiri Baraka anfreundete und darüber mit der sich in der Stadt entwickelnden Free Jazz-Szene in Kontakt kam. Er wirkte bei Archie Shepps Album "Fire Music" (Impulse!, 1965) mit und machte bei Aufnahmen von Burton Greene, Bill Dixon und Sunny Murray mit.
John Coltrane engagierte ihn für die Aufnahme seines bahnbrechenden Albums "Ascension" (Impulse!, 1965). In dieser Zeit arbeitete Brown auch erstmals mit eigenen Gruppen. Seine erste Aufnahme unter dem eigenen Namen hiess "Marion Brown Quartet" (ESP, 1966) und entstand im November 1965.
Seine Begleiter waren Bennie Maupin (ts) oder Alan Shorter (tp), Reggie Johnson oder Ronnie Boykins (b) sowie Rasied Ali (dm). Im Rahmen der Wiederveröffentlichung (ESP, 2005) wurde weiteres Material dieser Session veröffentlicht. Sein nächstes Album war "Three For Shepp" (Impulse!, 1967).
Darauf war er in Begleitung von Dave Burrell oder Stanley Cowell (p), Grachan Moncur III (tb), Norris Jones alias Sirone (b) und Beaver Harris oder Bobby Kapp (dm) zu hören. Unter dem Gruppennamen Marion Brown Septet erschien im selben Jahr "Juba-Lee" (Fontana, 1967).
Das Septett bestand neben dem Leader aus Bennie Maupin (ts), Alan Shorter (tp, flh), Grachan Moncur III (tb), Dave Burrell (p), Reggie Johnson (b) und Beaver Harris (dm). Auf "Why Not?" (ESP, 1968) mit Aufnahmen vom Oktober 1966 spielte er mit Stanley Cowell (p), Norris Jones alias Sirone (b) und Rasied Ali (dm).
Mit einem Stipendium der Cité International des Artistes verbrachte er ab 1967 einige Zeit in Europa, wo er mit Karl Berger, Steve McCall, Barre Phillips, Alan Silva und Jeanne Lee spielte und sich sein Interesse an afrikanischer Musik verstärkte. Eine Aufnahme mit Gunter Hampel (vibes, bcl) als Co-Leader sowie mit Ambrose Jackson (tp), Buschi Niebergall (b) und Steve McCall (dm) trug den Titel "Gesprächsfetzen" (Calig, 1968).
Fast mit dem selben Musikern kam "Marion Brown In Sommerhausen" (Calig, 1969) zu Stande, aufgenommen bei einem Auftritt im Mai 1969. "Gesprächsfetzen" und "Sommerhausen" wurden später auf einer CD (MIG, 2023) zusammen wiederveröffentlicht. Im Dezember 1967 machte Brown mit Maarten Altena (b) und Han Bennink (dm) Aufnahmen, die unter dem Titel "Porto Novo" (Polydor und andere Labels, 1969) erschienen.
Im September 1968 entstand in Paris "Le Temps Fou" (Polydor, 1969). Bei den Aufnahmen waren Ambrose Jackson (tp, perc), Gunter Hampel (vibes, bcl, bells), Barre Phillips (b, perc) und Steve McCall (dm, perc) sowie teilweise Alain Corneau (claves, bells) mit dabei.
Auf "Afternoon Of A Georgia Faun" (ECM, 1970) liess er sich von Anthony Braxon (as, ss, cl, contra-bcl, bagpies, fl, perc), Bennie Maupin (ts, fl, bcl, idiophone, bells perc), Chick Corea (p, bells, gong, perc), Jeanne Lee (vcl, perc), Gayle Palmore (vcl, p, perc), Jack Gregg (b) und teilweise Billy Malone (african dm), William Green (idiophone, perc) sowie Andrew Cyrille und Larry Curtis (perc) begleiten.
Danach kehrte er wieder in die USA zurück. 1970 wurde er musikalischer Berater der Stadt New Haven und unterrichtete dabei Kinder. Dazu stellte er fortan Linguistik und Kompositionstechniken der afrikanischen Musik ins Zentrum seiner Forschungs- und Lehrtätigkeiten.
Ab 1971 war Brown Assistant Professor für Musik am Bowdoin College in Brunswick, Maine, eine Position, die er bis zum Erweb des Bachelors 1974 innehatte. Daneben hatte er in den 1970er Jahre diverse Lehraufträge. Neben seiner Lehrtätigkeit beschäftigte er sich mit indischem Flötenspiel und afrikanischen Instrumenten.
Er arrangierte Werke von Erik Satie und schrieb Musik zu Georg Büchners "Woyzeck". Dazu betätigte er sich auch als Maler. Mit Leo Smith (tp) hatte er 1970 in Paris das Creative Improvisation Ensemble gegründet, von dem später eine gleichnamige, im Mai 1970 eingespielte LP (Freedom, 1975) erschien.
1986 war er Mitgründer von The Group gewesen, einem Ensemble mit Ahmed Abdullah (tp), Billy Bang (vio), Sirone (b) und Andrew Cyrille (dm), von dem später die CD/LP "Complete Live: Jazz Center Of New York, September 13 1986" (NoBusiness, 2012) herauskam.
Aufgrund gesundheitlicher Probleme - ihm musste ein Fuss amputiert werden - trat Brown ab 1992 fast nicht mehr auf. Unter dem Titel "His Name Is Alive Presents Sweet Earth Flower: A Tribute To Marion Brown" (High Tow, 2007) traten im November 2004 Musiker im Rahmen eines Tributkonzertes auf.
Freunde und Gönner holten den kranken Marion Brown aus einem Altersheim in New York und brachten ihn in einem Pflegeheim in Hollywood, Florida, unter, wo er am 18. Oktober 2010 79-jährig starb. Unter Browns Namen oder unter Gruppennamen wie Marion Brown Quartet, Marion Brown Quintet und Marion Brown Septet erschienen über seinen Tod hinaus an die 40 Alben. 11/24