Amerikanische Soul- und R&B-Sängerin, geboren am 25. Dezember 1948 in New Orleans, Louisiana. Sie ist die Schwester von Sam Clayton, dem Schlagzeuger von Little Feat. 14-Jährig sang sie im Duett mit Bobby Darin den Song "Who Can I Count On? (When I Can't Count On You)", der auf Darins Album "You're The Reason I'm Living" (Capitol, 1963) landete.
Danach konnte sie mit "The Shoop Shoop Song (It's in His Kiss)" (Capitol, 1963) ihre erste Single unter eigenem Namen aufnehmen. In einer Version von Betty Everett wurde der Song ein Jahr später mit Platz 6 bei den Billboard Hot 100 ein Hit.
Auch Ramona King, Linda Lewis, Linda Ronstadt und Cher sangen den Song später. Chers Version stand vielerorts in den Charts. Danach verdingte sich Clayton als Backingsängerin für Ray Charles, Pearl Bailey, Phil Ochs, Burt Bacharach, Tom Jones, Joe Cocker, Linda Ronstadt, Carole King, Neil Young und Elvis Presley.
Im Spätherbst 1969 wurde sie in Los Angeles kurzfristig für eine Sessions mit einer ihr damals unbekannten Band namens The Rolling Stones gebucht, weil Bonnie Bramlett von Delaney & Bonnie, die eigentlich dafür vorgesehen war, den Job nicht übernehmen durfte.
Clayton steuerte zum Song "Gimme Shelter" auf ausdrucksstarke Art und Weise ihre Backingvocals bei und verhalf so dem Song zu grosser Beliebtheit vor allem bei Auftritten der Stones. Der Erfolg hatte auch ihren Preis, denn bei ihrer Rückkehr von der Session soll Merry Clayton eine Fehlgeburt gehabt haben, wie die "L.A. Times" damals berichtete.
Als Single kam "Gimme Shelter" nie heraus, fand aber zuerst den Weg auf das Album "Let It Bleed" (Decca, 1969) und später auf mehrere Livealben der Stones. Dort allerdings war Lisa Fischer Backingsängerin der Stones. 2012 spielten die Stones den Song mit Mary J. Blige, Florence Welch und Lady Gaga als weibliche Stimmen. Es war nicht Merry Claytons einziger Höhepunkt als Backingsängerin.
Ein anderer war ihr Beitrag zum Song "Sweet Home Alabama" von Lynyrd Skynyrd, der Antwort der Band auf die Songs "Southern Man" und "Alabama" von Neil Young, in denen er die Südstaatler wegen ihres Rassismus anklagte. Merry Claytons Engagement entbehrte nicht gewisser Brisanz, denn sie hatte auch für Neil Young gearbeitet, als dieser sein Debutalbum "Neil Young" (Reprise, 1968) eingespielt hatte.
"Sweet Home Alabama" erschien auf dem zweiten Album "Second Helping" (MCA, 1974) und kam auch als Single heraus. Diese erreichte die Top 10 der Billboard Hot 100 und wurde zu einer Hymne der Fans. "Gimme Shelter" (Ode, 1970) war dann auch der Titel von Merry Claytons erstem Album unter eigenem Namen.
Im Gegensatz zu den Stones koppelte sie den Song auf einer Single aus, die es auf Platz 73 der Billboard Hot 100 schaffte. Das Album verfehlte die Charts ebenso wie der Zweitling "Celebration" (Ode, 1971). Die nachfolgenden LPs "Merry Clayton" (Ode, 1971) und "Keep Your Eye On The Sparrow" (Ode, 1975) erreichten dann aber die Plätze 36 bzw. 50 bei den R&B-Alben sowie hintere Ränge bei den Billboard 200.
Drei weitere Singles schafften ebenfalls den Sprung in die Billboard Hot 100. Der erfolgreichste war der Titelsong von "Keep Your Eye On The Sparrow" mit Platz 45. Den gleichen Platz belegte später "Yes" (RCA, 1987) vom Soundtrack zu "Dirty Dancing". Bis Ende der 1980er Jahre erschienen eine Reihe von weiteren Singles.
Zwei weitere, erfolglose Alben waren "Emotion" (MCA, 1980) und "Miracles" (CGI, 1994). Zusammen mit Joan Baez, Linda Ronstadt, The Beach Boys, Country Joe McDonald und Kris Kristofferson war sie mit Songs auf dem Album "Celebration-Recorded Live Big Sur Folk Festival Monterey, California 1970" (Sequel, 1990) vertreten. "The Best Of Merry Clayton" (Ode, 2013) hiess später eine Compilation.
Trotz eigenen Aufnahmen musste sie während dieser Zeit und danach oft als Backingsängerin arbeiten. Sie stand bei Dutzenden von Sessions im Studio, mit Billy Preston, Carole King, Barbara Streisand, B.B. King, Taj Mahal, Hoyt Axton, Gene Harris, Roy Ayers, Etta James, Rare Earth, The Blackbyrds, Michel Legrand, Junior Walker, Bobby Womack, Allen Toussaint, Tori Amos, Paul Butterfield, Leon Russell, Everlast, Buffalo Springfield, Ringo Starr und anderen.
Das Schicksal von Backingsängerinnen, wie dasjenige von Merry Clayton, wurde später im Dokumentarfilm "20 Feet From Stardom" (2013) dargestellt. Merry Clayton spielte darin neben Darlene Love, Lisa Fischer, Judith Hill, Jo Lawry, Claudia Lennear und Tata Vega eine der Hauptrollen.
Der Film von Morgan Neville wurde 2014 mit einem Oscar in der Kategorie "Bester Dokumentarfilm" ausgezeichnet. Am 16. Juni 2014 wurde sie bei einem Verkehrsunfall in Los Angeles so schwer verletzt, dass ihr später beide Beine vom Knie abwärts amputiert werden mussten. Sie war mit dem Jazz-Saxophonisten Curtis Amy (1929-2002) verheiratet. 04/24