Französischer Komponist, Mathematiker und Musiklehrer, geboren am 2. Februar 1925 in Verzy im Departement Marne. Philippots Mathematik-Studien wurden durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Danach entschied er sich, Musik zu studieren.
Dies tat er zuerst am Konservatorium von Reims und von 1945 bis 1948 am Paris Conservatoire, wo er bei Georges Dandelot Harmonielehre stuierte. Zwischen 1946 und 1950 nahm er bei René Leibowitz Privastunden.
Dort kam er mit der Musik der Zweiten Wiener Schule in Berührung. Deren Einfluss schlug sich auch in seinen ersten Werken nieder. Ab 1949 arbeitete er als Produzent beim französischen Staatsradio ORTF. 1959 wurde er Assistent von Pierre Schaeffer in der Groupe de Recherches Musicales.
Danach hatte er weitere Posten bei France-Culture, Radio France und beim Institut National de l'Audiovisuel. Als Lehrer war er an der Universität I und IV sowie am Conservatoire National Supérieur de Musique in Paris tätig.
1976 zog er nach Brasilien, wo er an der Universität von São Paulo eine Abteilung für Musik aufbaute und Professor an der Universidade Federal do Rio de Janeiro wurde. 1983 kehrt er nach Frankreich zurück. Philippot schrieb mit einer Ausnahme ausschliesslich Instrumentalmusik.
Nach einer Phase mit Zwölftontechnik wurden seine Werke nach den 1950er Jahren melodischer. Von ihm stammen auch mehrere elektro-akustische/Musique conrète-Werke und zwei Filmsoundtracks. Auf Schallplatten ist sein Schaffen kaum zu finden.
Auf der LP "Panorama Of Musique Concrète No. 2 (Works By Henry, Schaeffer And Philippot)" (Ducretet-Thomson, 1956) war er neben Kompositionen von Pierre Henry und/oder Pierre Schaefer mit seinem Werk "Etude No. 1" (1951) für Tonband zu hören.
Auf einer in den 1950er oder 1960er Jahren erschienen Doppel-10"-EP ist Philippots musikalische Umsetzung von "Maldoror" des französischen Dichters Comte De Lautréamont alias Isidore Lucien Ducasse verewigt. Das Ganze besteht aus den Musique concrète-Klängen von Philippot und dem Text, der von einer Sprecherin und einem Sprecher vorgetragen wird.
Während seiner Zeit in Brasilien entstand eine LP (RGE, 1980), auf der Anna Stella Schic (p) Philippots Klavierwerke "Doze Parafrases Sobre Um Tema De Erik Satie" und "Doze Parafrases Sobre Tema Popular Brasileiro Anda A Roda" interpretiert. Dazu kamen mehrere Alben, auf denen auch Musik anderer Komponisten und Komponistinnen veröffentlicht wurde.
Aus den 1960er Jahren dürfte die LP "L'orgue Du 20e Siècle" (Philips) stammen, auf der Orgelwerke von André Jolivet, Grazyna Bacewicz, Antoine Tisné, Jean Guillou und das Werk "Sonate" von Philippot enthielt. Teile von Philippots elektro-akustischen Kompositionsreihen "Étude" und "Ambiance" fanden sich später auf mehreren Compilations.
Es waren dies die Doppel-CD " 50 Ans De Musique Electroacoustique Au Groupe De Recherches Musicales" (INA-GRM, 2001), die 5-CD-Box "Archives GRM" (INA-GRM, 2004) sowie die beiden Doppel-CDs "Electronic Music: It Started Here..." (Not Now, 2016) und "Musique Concrète 1956 – 1962" (Frémeaux & Associés, 2023).
Michel Philippot war am 27. Juli 1996 im Alter von 71 Jahren im Pariser Vorort Vincennes verstorben. 02/25