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Miles Davis: Akustische Phase bis 1968

Aktualisiert: 22. Apr. 2023

Amerikanischer Trompeter, Flügelhornspieler, Komponist, Arrangeur, Bandleader und Keyboarder, geboren am 26. Mai 1926 in Alton, Illinois und aufgewachsen in East St. Louis. Er stammte aus einer wohlhabenden Zahnarzt-Familie und erhielt schon früh musikalischen Unterricht. Mit neun oder zehn Jahren erhielt er seine erste Trompete und genoss Privatstunden.


Er machte in der High School Band mit, wurde Mitglied in einer lokalen Rhythm'n'Blues-Gruppe und noch als Schüler Mitglied der Blue Devils von Eddie Randall. Miles war mit Clark Terry befreundet und traf erstmals auf Dizzy Gillespie und Charlie Parker, als diese mit der Billy Eckstein Band in St. Louis ein Konzert gaben.


Im September 1944 schickte ihn sein Vater an die Julliard School Of Music nach New York, die er rasch wieder verliess. Stattdessen hing er in den kleinen Clubs der 52nd Street herum, wo eine Musikerclique um Charlie Parker daran war, den Jazz neu zu definieren. Kaum 19-jährig, wurde Miles Davis von Charlie Parker in dessen Band geholt.


Erste Aufnahmen mit Parker kamen unter dem Bandnamen Charlie Parker's Re-Boppers heraus. Mit Hene Gates (p), Curly Russell (b) und Max Roach (dm) nahm am 26. November 1945 "Billies Bounce/Now's The Time" (Savoy, 1945) auf. Die beiden Titel erschienen im damals üblichen Schellack-Format.


Im April 1945 war Miles schon zu Aufnahmen des Sängers und Tänzers Rubberlegs Williams beigezogen worden. 1946 bildeten Parker und er mit Lucky Thompson (ts), Arvin Garrison (g), Dodo Marmarosa (p), Vic McMillan (b) und Arvin Porter (dm) das Charlie Parker Septet, das in jenem Jahr für das Label "Dial" mehrere Titel einspielte.


Er ging um 1946/47 auch mit Coleman Hawkins, Billy Eckstine, Benny Carter, Illinois Jacquet, Earl Coleman, Ann Baker und Charles Mingus ins Studio. Dazu traten Parker und Miles mit Joe Albany (p), Addison Farmer (b) und Chuck Thompson (dm) im März 1946 als Charlie Parker Quintet auf. Aufnahmen eines Auftritts in Los Angeles kamen auf "Spotlite" heraus.


Miles Davis wurde schnell zu einem der wichtigen Trompeter des Bebops, obwohl er mit seiner coolen Spielweise eine Art Gegenstück zum expressiven Dizzy Gillespie bildete. Schon während seiner Zeit bei Parker konnte er erste eigene Aufnahmen realisieren. Als Miles Davis All Stars nahm er am 14. August 1947 mit Charlie Parker (as), John Lewis (p), Nelson Boyd (b) und Max Roach (dm) für "Savoy" vier Titel auf.


Danach war er mit Duke Jordan (p), Tommy Potter (b) und Max Roach (dm) Mitglied des Charlie Parker Quintets, das 1947/1948 bei Aufnahmen teilweise durch J.J. Johnson (tb) oder Kenny Pancho Hagood (vcl) erweitert wurde. Bei den letzten Aufnahmen mit dem Charlie Parker Quintet bestand dieses noch aus Tadd Dameron (p), Curly Russell (b) und Max Roach (dm).


Danach stellte Miles aus dem Kreis der Musiker um den Komponisten, Arrangeur und Big Band-Leader Gil Evans sowie den Big Band-Leader Claude Thornhill seine erste eigene Gruppe zusammen, um die bei Parker erworbenen Kenntnisse mit eigenen Theorien umzusetzen. Im September 1948 trat Miles an der Spitze eines Nonetts während zwei Wochen lang zusammen mit dem Count Basie Orchestra im "Royal Roost" in New York City auf.


Die Arrangements für die Gruppe mit Lee Konitz (as), Gerry Mulligan (bars), Junior Collins (frh), Mike Zwerin (tb), John Barber (tuba), John Lewis (p), Al McKibbon (b), Max Roach (dm) und teilweise Kenny Pancho Hagood (vcl) stammten von Gerry Mulligan, Gil Evans, John Lewis und John Carisi.


Obwohl das Miles Davis Nonet nach dem "Royal Roost"-Engagement nur noch ein einwöchiges Gastspiel im "Clique Club" wahrnehmen konnte, konnte die Gruppe im Januar und April 1949 und im März 1950 mehrere Studiosessions absolvieren. Dabei mehrere Titel, von denen einige zuerst teilweise als Singles/EPs veröffentlicht wurden.


Elf Titel wurden später unter dem Titel "The Birth Of The Cool" (Capitol, 1957) auf einer LP zusammengefasst. Eine CD-Version (Capitol, 1989) enthielt zwölf Titel. Unter dem Titel "The Complete Birth Of The Cool" (Capitol, 1998) kamen die Studioufnahmen von 1949 und 1950 zusammen mit Liveaufnahmen des Orchesters vom September 1948 im New Yorker Club "Royal Roost" auf den Markt.


Die Liveaufnahmen von 1948 waren davor schon unter dem Titel "Pre-Birth Of The Cool" (Durium, 1974) bzw. unter dem Bandnamen Miles Davis & His Tuba Band erstmals von einem italienischen Label auf den Markt gebracht worden. Die erste Wiederveröffentlichung mit dem Titel The Real Birth Of The Cool" (Bandstand, 1989) kam ebenfalls in Italien heraus.


Bei den Studioaufnahmen 1949/1950 standen jeweils personell unterschiedlich besetzte Gruppen im Studio. Am 21. Januar 1949 bestand die Gruppe neben Miles wie fast bei den "Royal Roots"-Auftriten aus Lee Konitz (as), Gerry Mulligan (bars), Junior Collins (frh), Kai Winding (tb), Bill Barber (tuba), Al Haig (p), Joe Shulman (b) und Max Roach (dm).


Am 22. April 1949 umgab sich Miles Davis mit Konitz, Mulligan, Sandy Siegelstein (frh), J. J. Johnson (tb), Barber, John Lewis (p), Nelson Boyd (b) und Kenny Clarke (dm). Am 9. März 1950 stand Miles Davis mit Konitz, Mulligan, Gunther Schuller (frh), Johnson, Barber, Lewis, Al McKibbon (b) und Max Roach (dm) im Studio. Für einen Track wurde Kenny Hagood (vcl) beigezogen.


Inspiriert wurde dieser Musikerkreis, vor allem Gil Evans, von Claude Thornhill, der schon damals mit allerlei jazzfremden Blasinstrumenten neue Sounds hervorbrachte. Lee Konitz, Gerry Mulligan und Gil Evans stammten zudem aus der Band von Thornhill. 1949/1950 spielte Davis weiter bei Charlie Parker und zudem in Bands von Tadd Dameron, für Sarah Vaughan und All-Star-Gruppen.


1950/1951 leitete er weitere eigene Gruppen, die vorerst meist als Sextett daherkamen. Diesen gehörten Stan Getz, Sonny Rollins, Eddie "Lockjaw" Davis oder Big Nick Nicholas (ts), Jackie McLean (as), J.J. Johnson oder Bennie Green (tb), Tadd Dameron, Billy Taylor, Walter Bishop, Kenny Drew oder John Lewis (p), Charles Mingus, Gene Ramey, Tommy Potter oder Percy Heath (b) sowie Roy Haynes oder Art Blakey (dm) oder andere an.


Teile der vielen Aufnahmen dieser unterschiedlichen Sextettformation kamen erst später heraus. Einzig eine Session vom 5. Oktober 1951 mit Sonny Rollins (ts), Walter Bishop Jr. (p), Tommy Potter (b), Art Blakey (dm) und teilweise Jackie McLean (as) kam in Form des 10"-Albums "The New Sounds" (Prestige, 1951) heraus.


Es war das erste veröffentlichte Album von Miles Davis. Er war in jenen Jahren zudem Mitglied des Sonny Rollins Quartets, des Lee Konitz Sextet. Das erst zwei Jahre nach dem Aufnahmen veröffentlichte 10"-Album "Blue Period" (Prestige, 1953) bestand aus Aufnahmen vom 17. Januar und 5. Oktober 1951 in Sextett- oder Quintettstärke mit Rollins und weiteren Musikern, mit denen er in jener Zeit oft zusammenarbeitete.


Am 9. Mai 1952 nahm er mit Gil Coggins (p), Oscar Pettiford (b), Kenny Clarke (dm) sowie teilweise Jackie McLean (as) und J.J. Johnson (tb) mit "Young Man With A Horn" (Blue Note, 1953) auf. Diese Aufnahmen wurden später mit sechs Tracks vom 20. April 1953 als "Miles Davis Volume 1" (Blue Note, 1955) in Form einer LP wieder veröffentlicht.


Die sechs zusätzlichen Tracks waren davor auf dem 10"-Album "Miles Davis Volume 2" (Blue Note, 1953) herausgebracht worden. Dabei war Davis von Jimmy Heath (ts), J.J. Johnson (tb), Gil Coggins (p), Percy Heath (b) und Art Blakey (dm) begleitet worden. "Miles Davis Volume 3" (Blue Note, 1954) entstand am 6. März 1954 in der Quartett-Besetzung Davis Horace Silver (p), Percy Heath (b) und Art Blakey (dm).


Einige Tracks aller drei Volumes wurden wieder unter dem Titel "Miles Davis Volume 2" (Blue Note, 1956) auf einer LP vereint. Dazwischen hatte Davis am 19. Februar 1953 mit Al Cohn und Zoot Sims (ts), Sonny Truitt (tb), John Lewis (p), Leonard Gaskin (b) und Kenny Clarke (dm) das 10"-Album "The Compositions of Al Cohn" (Prestige, 1953) aufgenommen.


Mit "Miles Davis Quartet", "Miles Davis All Star Sextet", "Miles Davis Quintet" und "Miles Davis with Sonny Rollins" (alle Prestige, 1954) sowie "Miles Davis All Stars, Volume 1" und "Miles Davis All Stars, Volume 2" (beide Prestige, 1954) erschienen in schneller Folge sechs weitere 10"-Alben mit Aufnahmen, die zwischen dem 15. März 1954 und dem 24. Dezember 1954 absolviert worden waren.


"The Musing Of Miles" (Prestige, 1955) mit Aufnahmen vom 7. Juni 1955 mit Red Garland (p), Oscar Pettiford (b) und Philly Joe Jones (dm) war die erste Session, bei der Miles Davis ein richtiges Album in Form einer damals neu aufkommenden LP einspielte. Einen Monat danach war er mit Britt Woodman (tb), Teddy Charles (vibes) Charles Mingus (b) und Elvin Jones (dm) für "Blue Moods" (Debut, 1955) im Studio.


Das auf dem Label von Mingus erschienene Album war zwar nur knapp 27 Minuten lang, wurde aber in Form einer LP veröffentlicht. "Dig" (Prestige, 1956) enthielt Aufnahmen vom 5. Oktober 1951 und war eine Compilation mit Material der 10"-Alben "The New Sounds" und "Blue Period", die 1951 bzw. 1953 erschienen waren.


"Miles Davis and Horns" mit Aufnahmen von 1951 und 1953, "Blue Haze" mit Aufnahmen von 1953 und 1954, "Quintet/Sextet" mit Aufnahmen von 1955 und "Collectors' Items"mit Aufnamen von 1953 und 1956 hiessen fünf Alben, die "Prestige" innerhalb des Jahres 1956 veröffentlichte.


Miles Davis hatte sie in verschiedenen Bandgrössen und mit vielen Musikern eingespielt. Das galt auch für "Bag's Groove" (Prestige, 1957) mit Aufnahmen von 1954 und "Miles Davis and the Modern Jazz Giants" (Prestige, 1959) mit Aufnahmen von 1954.


Mit "Miles: The New Miles Davis Quintet" (Prestige, 1956) mit Aufnahmen vom 16. November 1955 hatte für Miles Davis ein neues Kapitel begonnen. Darauf präsentierte er erstmals sein erstes klassisches Miles Davis Quintet, das aus John Coltrane (ts), Red Garland (p), Paul Chambers (b) und Philly Joe Jones (dm) bestand.


Dieses Quintett (Miles Davis Quintet-1) blieb bis 1958 in dieser Form zusammen und gab bei "Prestige" vier und bei "Columbia" ein Album heraus. 04/23



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