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Muddy Waters

Amerikanischer Bluessänger, Gitarrist und Songschreiber, geboren am 4. April 1913 als McKinley Morganfield auf der Stovall-Farm in der Nähe von Rolling Fork, Mississippi. Den Namen Muddy Waters erhielt er von seiner Grossmutter in Clarksdale, bei er nach dem Tod seiner Mutter 1918 aufwuchs. Als Jugendlicher brachte er sich das Spiel auf der Mundharmonika bei.


Ab 1930 trat er mit Scott Bowhandle (g), Son Simms (fiddle) und Louis Ford (mand) auf Partys und in Juke Joints auf. 1932 kaufte er sich seine erste Gitarre. Beeinflusst von Son House und Robert Johnson, entwickelte er eine Bottleneck-Technik. Erste Aufnahmen machte Muddy Waters 1941, als er noch auf Stovall arbeitete, für den Volkskundler Alan Lomax. Dieser war im Mississippi-Delta unterwegs, um für die Library Of Congress und die Fisk University von Nashville Aufnahmen mit dortigen Bluesmusikern zu machen. Dabei spielte Waters mit "Country Blues" und "Be’s Troubled" zwei Titel ein, die auf einer nicht für den Handel bestimmen Schellack-Schallplatte veröffentlicht wurden.


1942 bannte Alan Lomax erneut mit Hilfe eines mobilen Studios Songs von Waters auf Band. Er war dabei mit dem Gitarristen Charles Berry oder als Mitglied der Son Simms Four zu hören. Bei diesen Sessions wurde auch Musik von Son House, Honeyboy Edwards, Willie Brown, Son Sims und Fiddling Joe Martin dokumentiert. Die gesamten Aufnahmen mit Muddy Waters von 1941/1942 wurden später unter dem Titel "The Complete Plantation Recordings (The Historic 1941-42 Library Of Congress Field Recordings)" (Chess, 1993) auf einer CD zugänglich gemacht. Teile davon waren davor auf der LP "Down On Stovall's Plantation" (Testament, 1966) herausgebracht worden.


1943 war Waters nach einem Streit mit einem Aufseher nordwärts nach Chicago gezogen, wo er sich vorerst mit diversen Jobs über Wasser hielt. In Chicago wechselte Waters von der akustischen zur elektrischen Gitarre. Dennoch war sein Spiel durch den Gebrauch eines Bottleneck weiterhin stark von der Delta-Tradition beeinflusst. Waters machte sich in Chicago mit der Zeit einen Namen. Aufnahmen für "Columbia" von 1946 wurden nicht veröffentlicht. Statt dessen fand Waters beim Label der Gebrüder Chess eine langjährige Bleibe.


Zuerst liess er sich nur von einem Bassisten begleiten, später formierte er um sich herum eine Band, die zum Who's Who der Chicagoer Blues-Szene wurde. Am längsten spielte Otis Spann (p) an seiner Seite. Er wurde später durch Pinetop Perkins abgelöst. Auch Jimmy Rogers und Buddy Guy (g) spielten bei Waters. Auf dem Posten des Mundharmonikaspielers waren Little Walter, Big Walter Horton, James Cotton oder Junior Wells bei Waters tätig.


In der Zeit um Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre hatte Waters mehrere Hits. Darunter stachen vor allem "I'm Your Hoochie Coochie Man" und "Got My Mojo Working" heraus, die zum Markenzeichen von Muddy Waters wurden. Just in jener Zeit, als der Rock'n'Roll begann, den Blues abzulösen, kam auch die Umstellung von den Schellack-Schallplatten auf Vinyl bzw. das Aufkommen des neuen LP-Formats.


Muddy Waters erste LP war die Compilation "The Best of Muddy Waters" (Chess, 1957), gefolgt von "Sings Big Bill Broonzy" (Chess, 1960) sowie der Liveaufnahme "At Newport, 1960" (Chess, 1960). Mit der nächsten LP "Folk Singer" (Chess, 1964) kehrte Waters zu seinen akustischen Wurzeln zurück. Dazu kam es, weil "Chess" den in den USA damals aufkommenden Folk-Boom auch für sich nützen wollte. Waters spielte zu jener Zeit auch im Rahmen des American Folk Blues Festivals in Europa vorwiegend akustische Sets.


1958 war Muddy Waters auf Einladung von Chris Barber erstmals in Europa aufgetreten. Zu seiner grossen Überraschung war seine Musik dort - beim vorwiegend weissen Publikum - schon bekannt. Als Waters 1960 ein zweites Mal in Europa auftrat, gab er dem anlaufenden Blues-Boom zusätzlichen Schub. Ähnlich wie Paul Butterfield, Nick Gravenites, Elvin Bishop oder Mike Bloomfield in Chicago, brachte Waters weisse, junge Musiker auf den Geschmack. Besonders angetan von der Musik von Muddy Waters waren die beiden Schulfreunde Mick Jagger und Keith Richards.


In ihrer Bands spielten diese beiden Nachwuchsmusiker zuerst Covers von Muddy Waters. Als sie zu ihrem ersten Engagement kamen und sie einen Bandnamen angeben mussten, nannten sie sich - abgeleitet vom Muddy Waters-Hit "Rollin' Stone" einfach The Rolling Stones. Auch das Musikmagazin "Rolling Stone" und der Dylan-Song "Like A Rolling Stone" haben ihren Ursprung in diesem Song. Auch andere Bands wie Led Zeppelin holten ihre Inspiration von Titeln von Waters. Selbst Angus Young von AC/DC nannte Muddy Waters als grossen Einfluss.


Überhaupt trat die Adaption des Blues durch die weissen Musiker den grössten Teil der Rockmusik los. Als Bindeglied zwischen Muddy Waters und dem Rock standen Musiker wie John Mayall, Alexis Korner, Georgie Fame oder Graham Bond. Neben Auftritten im Rahmen der American Folk Blues-Tournee kam es auch zu Studiosessions mit englischen Bluesmusikern.


Sonny Boy Williamson spielte mit den Yardbirds und ihrem damals unbekannten Gitarristen Eric Clapton oder mit den Animals mit ihrem Sänger Eric Burdon, während Howlin' Wolf auf Eric Clapton, Ringo Starr, Steve Winwood sowie den Stones Bill Wyman und Charlie Watts traf. Waters erste Aufnahmen mit weissen Musikern waren Studio- und Live-Sessions, die auf der Doppel-LP "Fathers And Sons" (Chess, 1969) veröffentlicht wurden.


Darauf sind neben Waters (g, vcl) und seinem Pianisten Otis Spann Michael Bloomfield (g), Paul Butterfield (hca), Donald "Duck" Dunn (e-b) und Sam Lay (dm) zu hören. Nach Studioaufnahmen am 21., 22. und 23. April 1969, trat diese Band am 24. April 1969 in Chicago als Super Cosmic Joy-Scout Jamboree öffentlich auf. Im Studio hatten bei einzelnen Tracks auch noch Jeff Carp (hca), Paul Asbell (g) und Phil Upchurch (g) ausgeholfen. Live machte bei einem Track Buddy Miles (dm) mit.


1971 kam es dann gleich wie bei Howlin' Wolf in London zu Sessions mit einigen Rock-Musikern. Auf der LP "The Muddy Waters London Sessions" (Chess, 1972) wurde er von Carey Bell (hca), Rory Gallagher (g), Rick Grech (e-b), Mitch Mitchell (dm), Steve Winwood (key), Garnett Brown (tb), Sammy Lawhorn (g), Joe Newman (tp), Seldon Powell (sax), George Fortune (key) und Rosetta Hightower (vcl) begleitet. Die LP "London Revisited" (Chess, 1974) enthielt Outtakes der beiden "London Sessions"-LPs von Muddy Waters bzw. Howlin' Wolf.


Die LP "The Real Folk Blues" (Chess, 1966) war alles andere als die Fortsetzung von "Folk Singer" gewesen, sondern enthielt vorwiegend elektrisches Material, welches zwischen 1947 und 1964 in Form von Singles erschienen waren. Nach weiteren Alben machte Waters auf Drängen von "Chess" Anleihen an den Zeitgeist und veröffentlichte mit "Electric Mud" (Cadet/Concept, 1968) und mit "After The Rain (Cadet/Concept, 1969) zwei eher experimentelle Bluesalben, bei denen unter anderen auch der Miles Davis-Gitarrist Pete Cosey mitmachte.


Das letzte offizielle Album für "Chess Records" war "The Muddy Waters Woodstock Album (Chess, 1974), eingespielt mit Hilfe von Levon Helm (dm) und Garth Hudson (key) von The Band, Paul Butterfield (hca), Pinetop Perkins (p) und Bob Margolin (g, vcl) kurz nachdem Muddy Waters Anfang Februar 1975 beim Abschlusskonzert von The Band - erschienen auf "The Last Waltz" (Capitol, 1978) - aufgetreten war.


Nach dem Ende der langjährigen Beziehung zu "Chess" kam Waters bei "Epic" unter, wo er unter der Aufsicht von Johnny Winter mit "Hard Again" (1976), "I'm Ready" (1978) sowie mit "King Bee" (1981) drei weitere Alben einspielte. Waters, Winter und James Cotton (hca, vcl) gingen im März 1977 auch gemeinsam auf Tournee, begleitet von Bob Margonlin (g, vcl), Pinetop Perkins (p, vcl), Charles Calmese (b) und Willie "Big Eyes" Smith (dm).


Dabei wurde "Breakin' It Up, Breakin' It Down" (Epic, 1978) und die erste später veröffentlichte Aufnahme "Boston Music Hall 1977" (Echoes, 2015) mitgeschnitten. Am 22. November 1981 trat Waters zusammen mit den Rolling Stones in Chicago auf. Dabei wurde "Live At The Checkerboard Lounge Chicago 1981" (Eagel, 2012) mitgeschnitten.


Muddy Waters starb am 30. April 1983 70-jährig in Westmont, Illinois, an Lungenkrebs. Von Muddy Waters erschienen laut discogs.com an die 60 Alben und fast 100 Compilations oder Reissue-Pakete. 05/23


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