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Musica Elettronica Viva

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Pionierformation der elektronischen Musik, gegründet im Herbst 1966 von den in Europa tätigen Amerikanern Allen Bryant, Jon Phetteplace und  Frederic Rzewski. Den Anstoss zur Gründung hatte der englische Komponist und Musiker Cornelius Cardew gegeben, der mit Rzewski befreundet war und dessen Theorien über kollektive Improvisation Rzewski beeinflussten.



Bei Konzerten in Rom und in Frankreich trat dieses Trio oftmals mit anderen Musikern wie Alvin Curran, Vittorio Gilmetti und Ivan Vandor von der Gruppo Di Improvvisazione Nuova Consonanza auf. Zuerst bestand die erste Hälfte der Konzerte aus komponierten Werken und die zweite aus Improvisationen.

 

Später bestand das gesamte Set aus improvisierter Musik. Weitere Musikerinnen und Musiker, die sich in der Anfangsphase im Umfeld von MEV aufhielten, waren Carol Plantamura und Richard Teitelbaum. MEV experimentierte schon damals mit Synthesizern. In einem Konzert 1967 in Berlin führte die Gruppe John Cages "Solo for Voice 2" auf.

 

Dabei wurde die Stimme Carol Plantamuras von einem Moog-Synthesizer transformiert. Die Musiker nutzten aber auch Objekte wie verstärktes Glas oder Olivenölkanister zum Erzeugen von Klängen. MEV entwickelte eine Ästhetik, in der die Egos der einzelnen Komponisten im kollektiven Akt der Improvisation aufgingen.

 

Die MEV-Mitglieder arbeiteten damals und später eng mit Improvisatoren wie Anthony Braxton, Steve Lacy, Mitgliedern von AMM, George Lewis oder Evan Parker zusammen. Bis 1971 traf MEV auch auf Steve Reich, La Monte Young, Gordon Mumma, Alvin Lucier, Robert Moog, Charlemagne Palestine, Terry Riley, John Cage, David Tudor, Morton Feldman und Giacinto Scelci.

 

Die frühesten Tondokumente von MEV finden sich auf der erst später von Allen Bryant auf dessen eigenem Label veröffentlichten CD "Pieces" (IRML, 1996). Sie zeigt das Quartett Allan Bryant (synth), Alvin Curran (tp, vcl), Frederic Rzewski (p, perc) und Jon Phetteplace (cello, perc) bei ersten Auftritten 1966 und 1967 in St. Paul du Vence oberhalb von Nizza bzw. in Rom.

 

Vom 5. Oktober 1967 stammte die erst viel später veröffentlichte LP "Spacecraft" (Our Swimmer, 2021) mit einem hier zweigeteilten Track, aufgenommen in Köln in der Besetzung Alvin Curran (e-perc, tp, vcl), Frederic Rzewski (amplified glass), Ivan Vandor (as) sowie Allen Bryant und Richard Teitelbaum (synth).

 

"Spacecraft" war davor schon zweimal mit anderem Material veröffentlicht worden. Ein Teil von "Spacecraft" bildete die A-Seite von "Live Electronic Music Improvised" (Mainstream, 1970). Die B-Seite enthielt einen Ausschnitt eines längeren Tracks von AMM, der später in der gesamten Länge als "The Crypt - 12th June 1968" (Matchless, 1992) herauskam.

 

"Spacecraft" in der vollen Länge wurde erstmals mit späteren Aufnahmen auf der CD "Spacecraft/Unified Patchwork Theory" (Alga Marghen, 2001) zugänglich gemacht. Das zusätzliche Material stammte von einem Auftritt am 18. November 1990 in Zürich in der Besetzung Frederic Rzewski (p), Alvin Curran (sampl, synth), Steve Lacy (ss), Richard Teitelbaum (synth) und Garrett List (tb, vcl, elect).

 

Weitere Aufnahmen des Originalquartetts mit Bryant, Rzewski, Curran und Phetteplace vom Frühling 1968 fanden sich auf den CDs "The Original" (IRML, 1996) und "Rome Cansrt" (IRML, 1999). Allen Bryant stieg Ende 1968 aus. "Friday" (Polydor, 1969) zeigt MEV im Mai 1969 in der Besetzung Rzewski, Curran, Teitelbaum, Franco Cataldi (tb) und Gunther Carius (sax).

 

"The Sound Pool" (BYG, 1970) bestand aus Aufnahmen vom Mai 1969 einer 16-köpfigen Version von MEV. Diese LP markierte einen Wendepunkt in der Geschichte von MEV, denn mit Ivan und Patricia Coaquette waren erstmals zwei Musiker dabei, die im Jahr darauf die Gruppe quasi übernahmen, derweil die die restlichen Ur-Mitglieder Rzewski, Curran und Teitelbaum ausstiegen.

 

Auf "Leave The City" (BYG, 1970) mit Aufnahmen vom Juni 1970 bestand MEV aus Ivan Coaquette, Patricia Coaquette und Birgit Knabe. Auf der B-Seite machten zusätzlich Nona Howard und Stéphano Giolitti mit. Für die Doppel-LP "United Patchwork" (Horo, 1978) holten die Ex-MEV-Mitglieder Frederic Rzewski (p, e-p), Richard Teitelbaum (synth, shells) und Alvin Curran (synth, p, vcl, flh) zusammen mit Karl Berger (p, e-p, melodica, vibes), Steve Lacy (ss) und Garrett List (tb) die Hoheit über MEV wieder in ihre Hände zurück.

 

Die Aufnahmen wurden im November 1977 in Rom in unterschiedlichen Besetzungen gemacht. Neben Sextett-Tracks fanden sich auf dieser LP zwei Duo-Stücke von Lacy und Berger sowie zwei Trio-Werke von Lacy, List und Teitelbaum.

 

Das nächste Lebenszeichen von MEV war rund 17 Jahre später die 7"-Single "Live '94" (Dolor Del Estamago, 1995), eingespielt live im Februar 1994 in Philgena, Oakland, California, vom Quartett Alvin Curran (p, elect), Richard Teitelbaum (elect), Frederic Rzewski (p) und George Lewis (tb, elect).

 

Danach vergingen wiederum zehn Jahre, ehe MEV auf der Doppel-CD "Apogee" (Matchless, 2005) wieder auftauchte. CD 1 bestand aus drei gemeinsamen Tracks von MEV mit Alvin Curran, Frederic Rzweski und Richard Teitelbaum bzw. AMM mit Eddie Prévost, John Tillbury und Keith Rowe. Die Aufnahmen wurden am 30. April 2004 in einem Studio gemacht.

 

CD 2 enthielt Liveaufnahmen von AMM bzw. MEV vom 1. Mai 2004, als beide Gruppen am "Freedom In The City"-Festival in London auftraten. "7 2 Berlz" (IRML, 2008) hiess eine weitere, nachträglich veröffentlichte Aufnahme eines gleichnamigen Theaterstückes, interpretiert allerdings nur von Bryant, erschienen aber als Aufnahme des MEV.

 

"MEV 40 (1967-2007)" (New World, 2008) nannte sich eine 4-CD-Compilation, zusammengestellt von Curran, Rzweski und Teitelbaum. Das Set enthielt die zum Teil über einstündigen Einzeltracks "SpaceCraft" (1967), "Stop The War" (1972), "Stedelijk Museum, Amsterdam, Pts. 1 & 2" (1982), "Kunstmuseum Bern" (1990), "New Music America Festival" (1989), "Ferrara, Italy" (2002) und "Mass. Pike" (2007).

 

"Symphony No 106" (Victo, 2016) hiess eine damals aktuelle Liveaufnahme des Trios Rzewski (p), Teitelbaum (key, sampl) und Curran (key, sampl, shofar). Ebenfalls 2016 wurde "Symphony 108. Live at Brno Philharmonic" (Hermes' Ear und ad Sensum Bonum, 2017) aufgezeichnet. "Symphony No. 107 - The Bard" (Black Truffle, 2023) enthielt weitere Aufnahmen des Trios Alvin Curran, Frederic Rzewski und Richard Teitelbaum von 2012.      02/25

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