Schwedische Sängerin, Hip Hop-Musikerin, Songwriterin, Produzentin und Bandleaderin, geboren am 10. März 1964 in Stockholm als Neneh Mariann Karlsson bzw. als Stieftochter des Jazz/Weltmusik-Musikers Don Cherry. Sie wuchs mit ihrem sieben Jahre jüngeren Halbbruder Eagle-Eye Cherry bei ihrer Mutter, der schwedischen Malerin Monika Karlsson alias Moki Cherry und ihrem Stiefvater auf.
Der Kontakt zu ihrem eigentlichen Vater, dem Musiker Amahdu Jah aus Sierra Leone, brach aber nie ganz ab. Väterlicherseits hat sie eine Halbschwester, die Sängerin Titiyo. Ihre ersten beiden Lebensjahre verbrachte sie in Hässleholm in Schweden. Danach reiste die ganze Familie mit Don Cherry, der meist auf Tournee war, um die ganze Welt - meist durch die USA und Europa.
Einer der wenigen Orte, wo die Familie sich regelmässig aufhielt, war New York City, wo Neneh auch sporadisch zur Schule ging. Durch ihren Stiefvater lernte sie schon früh eine ganze Reihe von Musikern wie Ornette Coleman oder Miles Davis kennen. Anfang der 1980er Jahre brach sie die Schule ab, siedelte nach London über und begann ihre eigene musikalische Laufbahn.
Die erste Gruppe, mit der sie auftrat, war die Punkrock-Band The Cherries. Zudem arbeitete sie in jener Zeit mit der Punk Reggae-Frauenband The Slits, mit The New Age Steppers und mit dem Projekt The The von Matt Johnson zusammen. Sie war Leadsängerin der Post-Punk-Band Rip Rig & Panic.
Mit ihrem Mann Cameron McVey, der auch als Produzent für Massive Attack, Portishead, All Saints und die Sugababes tätig war, und einer ganzen Reihe von weiteren Musikern und Musikerinnen, nahm sie ihr Debütalbum "Raw Like Sushi" (Circa, 1989) auf. Das Album kam in England auf Platz zwei und in den Billboard 200 USA auf Platz 40.
Die Single-Auskopplung "Buffalo Stance" wurde zu ihrem ersten grossen Hit mit den Plätzen 3 in den englischen Charts und in den Billboard Hot 100. "Kisses On The Wind", eine andere Auskoppelung aus dem Album, kam auf Platz 8 in den Billboard Hot 100 und auf Platz 20 in England. "Manchild" war eine Top-5-Single in Grossbritannien.
Von "Raw Like Sushi" erschien später eine "30 Anniversary Edition" (Vrigin, 2020) mit den Originalaufnahmen auf CD 1 sowie Remixes und weiterem Material aus jener Zeit auf den CDs 2 und 3. Kurz nach ihrem ersten Album erkrankte sie an Borreliose, was ihre Arbeit als Musikerin zeitweilig behinderte.
Ihr zweites Album hiess "Homebrew" (Virgin, 1992). Darauf waren Michael Stipe von R.E.M. und Guru von Gang Starr zu hören. Das Albm schaffte es in die Top-30 der britischen Charts. Im darauf folgenden Jahr übersiedelte sie für kurze Zeit nach New York City, 1995 mietete sie ein Haus in der Nähe von Malaga in Spanien, wo sie bis 1999 mit ihrer Familie lebte.
Das dritte Album "Man" (Virgin, 1996) entstand unter dem Eindruck ihrer dritten Schwangerschaft sowie des Todes ihres Stiefvaters Don Cherry, der die letzten acht Monate seines Lebens in ihrem Haus in Spanien verbracht hatte.
Das Album kam in England nur auf Platz 16. Dies, obwohl das Album mit dem bereits vorher erschienenen Duet "7 Seconds" (Columbia, 1994) mit Youssou N'Dour einen grossen Hit enthielt. Die Single stand in vielen Ländern ganz zuoberst in den Charts. In Grossbritannien kletterte sie auf Platz 2, in den Billboard Hot 100 allerdings nur auf Platz 98. "Woman" vom "Man"-Album war in Grossbritannien eine weitere Top-10-Single.
Dann blieb es für einige Jahre ruhig um Neneh Cherry. Mit "Remixes" (Circa, 1997) kam einzig ein französisches Album mit Breakbeat-, House- und Deep House Versionen ihrer Songs heraus. Dennoch war sie während dieser Zeit auf Aufnahmen von Cher, Eric Clapton und Chrissie Hynde, Eagle-Eye Cherry, Giant Leap und Speech sowie Gorillaz zu hören.
2006 tauchte sie mit dem Projekt cirKus wieder auf. Diese Trip Hop-Band bestand neben Cherry aus Cameron McVey, Burt Ford, Karmil alias Matt Kent und Lolita Moon, der Tochter von Neneh und Cameron McVey. Das erste Album "Laylow" (Tent und Wagram, 2006) wurde nach dem Erscheinen überarbeitet und ein zweites Mal in Form einer Doppel-CD (Tent, 2007) mit dem Original und der Neubearbeitung auf den Markt gebracht.
Das zweite, ebenfalls wenig erfolgreiche cirKus-Album nannte sich "Medicine" (Wagram, 2009). 2010 arbeitete sie erstmals mit der frei improvisierenden Formation The Thing, bestehend aus Mats Gustafsson (sax), Ingebrigt Håker Flaten (b) und Paal Nilssen-Love (dm) zusammen. Aus dieser Zusammenarbeit entstand das Album "The Cherry Thing" (Smalltown Supersound, 2012).
"The Cherry Thing: Remixes" (Smalltown Supersound, 201) enthielt Remixes davon von Jim O'Rourke, Lindstrom, Prins Thomas, Merzbow, Four Tet, Kim Hiorthoy, Hortlax Cobra, Carmen Villain, Poole Blount Legacy, Nymph und Kurzmann.
Mit "Blank Project" (Smalltown Supersound, 2014) erschien wieder einmal ein eigenes Album, das erste seit "Man" im Jahre 1996. Darauf wurde sie von Rocketnumbernine, einem Duo von Thomas und Benjamin Page, begleitet. In den britischen Charts schaute ein Top-50-Platz heraus. Vier Jahre später war "Broken Politics" (Smalltown Supersound, 2018) ein weiteres Album. Für einen Song zog sie Karl Berger (vibes) zu, der mit ihrem Stiefvater Don Cherry viele Aufnahmen gemacht hatte.
In Grossbritannien schaute nur gerade Platz 76 heraus. Gar nicht in die Charts gelangte "The Versions" (EMI, 2022) mit neu eingespielten Songs von früheren Veröffentlichungen. Neneh Cherry machte auch beim kurzlebigen Rip Rig & Panic-Nachfolgeprojekt Float Up CD mit und war Mitglied der beiden ebenfalls kurzlebigen Bands Raw Sex, Pure Energy und God Mother & Country. 06/24