Amerikanischer Bluessänger und Pianist, geboren je nach Quelle am 21. März 1924 in Belzoni oder am 21. März 1930 in Jackson, Mississippi. Sein Vater soll der Pianist Friday Ford gewesen sein. Seine Mutter hiess Josephine Erby und war eine Gitarristin, die für Memphis Minnie und Bessie Smith arbeitete.
Sein Stiefvater Frank Houston Spann war Prediger und Musiker. Er brachte dem jungen Otis Spann mit Friday Ford und Little Brother Montgomery das Klavierspielen bei. Als Spann 14-jährig war, spielte er bereits in Bands in der Umgebung von Jackson. 1946 zog er nach Chicago, wo er von Big Maceo Merriweather unter die Fittche genommen wurde.
Spann trat solo auf oder zusammen mit dem Gitarristen Morris Pejoe. Ende 1952 wurde Spann Nachfolger von Merriweather in der Band von Muddy Waters. Mit Waters stand er am 24. September 1953 auch erstmals in einem Aufnahmestudio. Spann blieb bis 1968 bei Waters. Er arbeitete viel für andere Musiker und trat als Solokünstler auf.
Mit "It Must Have Been The Devil/Five Spot" (Checker, 1954) konnte er erste eigene Aufnahmen realisieren. Die beiden Titel erschienen sowohl auf einer Schellack-Schapllatte, als auch auf einer 7"-Single. Bei den Aufnahmen von "Five Spot" wirkte B.B. King (g) mit. Nach weiteren Einzeltracks stand er am 23. August 1960 in New York mit Robert Lockwood Jr. (g, vcl) in einem Studio, um sein erstes Album "Otis Spann Is The Blues" (Candid, 1960) einzuspielen. Weitere Tracks dieser Aufnahmesession, teilweise mit St. Louis Jimmy (vcl), erschienen später unter dem Titel "Walking The Blues" (Barnaby und CBS, 1972). Seine erste Session als Leader wurde später auf der Doppel-CD "The Hard Way - The August 23, 1960 New York Studio Masters" (Soul Jam, 2015) dokumentiert.
1963 tourte er als Teil des American Folk Blues Festivals durch Europa. Es folgten 30 weitere Alben, die bei verschiedenen Labels teilweise unter Otis Spanns Namen erschienen oder die in Zusammenarbeit mit anderen Musikern und Gruppen entstanden waren. Auf "The Bottom Of The Blues" (Bluesway, 1968) und später auf anderen Alben war auch seine Frau Lucille Spann (vcl) zu hören.
Schon früh machte Otis Spann auch Aufnahmen für englische Labels wie "Decca" und "Blue Horizon". Mit Fleetwood Mac als Begleitband nahm er in London sein Album "The Biggest Thing Since Colossus" (Blue Horizon, 1969) auf. Mit Willie Dixon, Shakey Horton, J.T. Brown, Guitar Buddy, Honey Boy Edwards und S.P. Leary war er Gast von Fleetwood Mac, als in Chicago die beiden LP "Blues Jam In Chicago-Volume One und Two" (Blue Horizon, 1969 bzw. 1970) entstanden.
Zur selben Zeit wie die ersten Aufnahmen mit Fleetwood Mac war Spann auch mit von der Partie, als Muddy Waters im April mit Mike Bloomfield (g), Paul Butterfield (hca), Donald "Duck" Dunn (e-b) sowie Sam Lay oder Buddy Miles (dm) die Doppel-LP "Fathers And Sons" (Chess, 1969) aufnahm. In einzelnen Tracks waren zudem Paul Asbell (g), Phil Upchurch (e-b) oder Jeff Carp (hca) mit dabei. Eine andere solche Begegnung war "Super Black Blues" (Flying Dutchman, 1969) und zeigte die Super Black Bluesband mit den Gästen Otis Spann (vcl, p), T-Bone Walker (vcl, g) und Big Joe Turner (vcl). Auf "Southside Blues Jam" (BYG, 1971) trafen Spann, Junior Wells (hca) und Buddy Guy (g) mit Begleitmusikern aufeinander.
Otis Spann starb am 24. April 1970 40- oder 46-jährig an Leberkrebs in Chicago, Illinois. Seine letzten Aufnahmen und wohl sein letzter Auftritt wurde später auf der CD "Last Call - Live At The Boston Teaparty - April 2nd, 1970" (Mr. Cat Music, 2000) dokumentiert. Nach seinem Tod erschienen mehrere weitere Aufnahmen, darunter Dutzende von Compilations. "The Complete Candid Otis Spann/Lightnin' Hopkins Sessions" (Mosaic, 1992) mit Sessions der beiden Musiker von 1960 teilte sich Spann mit Lightnin' Hopkins. Die Stücke von Spann nahmen vier der fünf LP bzw. zwei der drei CD dieses Sets ein.
Andere Compilation waren "Down To Earth: The Bluesway Recordings" (MCA, 1995), "Best Of The Vanguard Years" (Ace, 1999), "Good Morning Mr. Blues" (Analogue, 2000) und "I Wanna Go Home" (Hightone, 2003). "Complete Blue Horizon Sessions" (Blue Horizon, 2006) enthielt in Form einer Doppel-CD 28 Tracks, davon 16 vorher unveröffentlichte, welche Spann für das britische Blues-Label von Mike Vernon eingespielt hatte. Aufnahmen aus den Jahren 1956 bis 1960 wurden auf der Doppel-CD "Ebony And Ivory Blues" (Music Avenue und Blues Boulevard, 2012) vereint.
Otis Spann ist auf rund 200 Aufnahmen zu hören. Neben seiner Arbeit bei Muddy Waters begleitete er auch Bo Diddley, Sonny Boy Williamson, Howlin' Wolf, Eric Clapton, Johnny Young, Johnny Shines, Floyd Jones, Buddy Guy, Little Walter, Junior Wells, Jimmy Rogers, Billy Boy Arnold, Willie Dixon, Big Mama Thornton, John Lee Hooker, Magic Sam und andere. 05/23