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Otto Luening

Amerikanischer Komponist, Dirigent und Flötist, geboren am 15. Juni 1900 in Milwaukee, Wisconson, als Sohn des deutschen Sängers, Pianisten und Dirigenten Eugene Luening und der Sängerin Emma Luening. Otto Luenings Vater hatte am Leipziger Konservatorium studiert, sang später unter Richard Wagner und stand von 1879 bis 1904 der Milwaukee Music Society vor.


Die Familie Luening zog 1912 in die Heimat des Vaters zurück nach München, wo Otto Luening von Alois Schellhorn, Flötist am Münchner Hoforchester, unterrichtet wurde. Von 1915 bis 1917 studierte er Flöte und Klavier bei Josif Becht sowie Komposition bei Anton Beer-Walbrunn an der Staatlichen Hochschule für Musik München. Von 1917 bis 1920 studierte er Komposition bei Philipp Jarnach und Dirigieren bei Volkmar Andreae am Konservatorium Zürich.


Daneben nahm er privaten Unterricht bei Ferruccio Busoni an der Universität Zürich. Ab 1917 spielte er Flöte und Perkussion im Tonhalle-Orchester Zürich. Unter dem Pseudonym James P. Cleveland trat er von 1918 bis 1919 als Schauspieler in der English Players Company in Erscheinung. 1920 ging Luening nach Chicago und wurde als Musiker beim Stratford Movie Theatre Orchestra engagiert.


Dort studierte er Harmonielehre, Musiktheorie und Kontrapunkt bei Wilhelm Middelschulte, der die Lehre von Bernhard Ziehn vermittelte. Er wurde Assistent von Eugène Aynsley Goossens, der das Rochester Philharmonic Orchestra leitete und wirkte von 1925 bis 1928 als Dirigent in der Opernabteilung der Eastman School of Music in Rochester.


Er leitete die Uraufführungen von Virgil Thomsons "The Mother Of Us All" und Gian Carlo Menottis "The Medium". 1928 unternahm er einen Auslandsaufenthalt in Köln, wo er Konzerte gab. Von 1932 bis 1934 lehrte er Kontrapunkt, Harmonielehre und Musikgeschichte an der University of Arizona in Tucson. Von 1934 bis 1944 leitete er die Musikabteilung des Bennington College in Vermont.


Innerhalb der Bennington Composers Conference brachte er Aaron Copland, Henry Cowell, Paul Hindemith und Carl Ruggles nach Vermont. 1941 gründete er mit Alan Carter das Green Mountain Festival in Middlebury. Von 1944 bis 1959 war er Musikdirektor der Brander Matthews Hall der Columbia University in New York.


Von 1949 bis 1968 war er dort auch als Professor tätig. Gleichzeitig lehrte er von 1944 bis 1964 am Barnard College. 1940 gründete er das American Music Centre, dem er bis 1960 vorstand. Von 1945 bis 1951 war er Präsident der American Composers Alliance. 1949 wurde er in den Board of Directors der American Academy in Rome gewählt.


1954 gründete er gemeinsam mit Douglas Moore und Oliver Daniel das Label "Composers Recordings Inc." (CRI), dessen Vorsitzender er von 1968 bis 1974 war. Ab den 1950er Jahren beschäftigte sich Luening mit elektronischer Musik. Am 28. Oktober 1952 führte er mit Vladimir Ussachevski, mit dem er gemeinsam etwa 20 Werke schrieb, im Museum of Modern Art in New York City das erste Konzert für Tonbandmusik in den USA auf.


Ein Mitschnitt dieses Konzertes erschien unter dem Titel "Tape Recorder Music" (Gene Bruck, 1955) auf einer 10"-EP. Zusammen mit zwei konventionellen Orchesterwerken aus der Feder von Luening wurden die Aufnahmen später unter dem Titel "Tape Music An Historic Concert" (Desto, 1968) auf einer LP veröffentlicht.


1959 gründete er mit Milton Babbitt, Roger Sessions und Vladimir Ussachevski das Columbia-Princeton Electronic Music Center in New York, die älteste Einrichtung für Computermusik und elektronische Musik in den USA. Nach seiner Tätigkeit an der Columbia University lehrte er von 1971 bis 1973 Komposition an der Juilliard School. Zu seinen wichtigsten Studentinnen und Studenten gehörten Wendy Carlos, Malcolm Goldstein, Daniel Goode, Ben Johnston, Elliott Schwartz, David Soldier, Harvey Sollberger und Charles Wuorinen.


Otto Luening komponierte ausser kammermusikalischen Werken in unterschiedlicher Besetzung, Klavierstücken, Chören und Liedern die Oper Evangeline, zwei sinfonische Fantasien, sinfonische Interludien, eine Serenade und eine Suite. Mit seinen atonalen, polytonalen und seriellen Werken zählte er zur musikalischen Avantgarde der USA.


Auf seinem Label "Composers Recordings Inc." (CRI) wurde sein Schaffen in den 1960er und 1970er Jahren ausgiebig dokumentiert. Auch andere Labels veröffentlichte Werke von Luening oder solche, die er gemeinsam mit Vladimir Ussachevsky geschrieben hatte. Otto Luening starb am 2. September 1996 im Alter von 96 Jahren in New York City. 08/23

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