Schweizer Prog Rock-Keyboarder, Pianist, Komponist und Bandleader, geboren am 24. Juni 1948 in einem Flugzeug. Sein offizieller Geburtsort ist deshalb Morges, Kanton Waadt. Er erhielt bereits früh eine musikalische Ausbildung. Mit fünf Jahren lernte er Violine, Klavier und Perkussion, und er komponierte mit fünf Jahren eigene kleine Klavierstücke.
Moraz spielte in lokalen Jazzbands und lernte Kirchenorgel zu spielen. Mit 17 Jahren gewann er einen Preis als junger Jazz-Solist, der ihm einige Unterrichtsstunden beim Jazz-Violinisten Stéphane Grappelli eintrug. Mit seinem eigenen Jazz-Trio/Quartett tourte er in den 1960er Jahren durch Europa, oft als Vorgruppe für bekanntere Jazzmusiker, darunter auch für John Coltrane.
Zurück in der Schweiz verkaufte er Teppiche und Enzyklopädien, um sich ein Studium an der Genfer Universität leisten zu können, wo er Wirtschaft und Politik studierte. Dann wechselte er an die Columbia University in New York City, nur um kurz darauf, 1966, zu einer afrikanischen Import/Export-Firma zu wechseln.
Er arbeitete dort unter der Woche und verdiente genug, um an den Wochenenden in die Schweiz zurückzukehren und mit seinem Patrick Moraz-Trio/Quartett Konzerte zu spielen. 1968, nach zwei Jahren in Afrika, entschloss er sich endgültig für eine Musikerkarriere. 1969 gründete er mit Jean Ristori (e-b) sowie den beiden Engländern Peter Cockett (g) und Bryson Graham (dm) seine eigene Gruppe Mainhorse.
Von dieser kam ein gleichnamiges Album (Polydor, 1971) heraus. Nachträglich erschienen unter dem Titel "The Geneva Tapes" (Ork, 2007) weitere Aufnahmen dieser Band, allerdings in einer leicht veränderten Besetzung sowie unter dem Gruppennamen David Kubinec's Mainhorse Airline. 1972 hatte sich die Band aufgelöst.
In der selben Zeit, zwischen 1969 und 1974, schrieb Moraz Musik für sieben Filme, darunter auch für "L'Invitation" von Claude Goretta (1973), der den grossen Preis in Cannes gewann und für einen Oscar nominiert wurde. 1973 war Moraz als musikalischer Direktor einer brasilianischen Balletttruppe unterwegs in Japan, Thailand und Hongkong.
Er lebte zudem einige Monate in Hongkong, wo er eine Band mit den sechs Perkussionisten der Balletttruppe formierte und einige Male im Fernsehen auftrat. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz sollte er Mitglied der Band Jackson Heights des vormaligen The Nice-Bassisten Lee Jackson werden.
Daraus wurde allerdings nichts. Jackson und Moraz taten sich aber mit dem ebenfalls zuvor bei The Nice tätigen Brian Davison (dm) zur Prog Rock-Band Refugee zusammen, von der ein gleichnamiges Album (Charisma, 1973) erschien. Nachträglich kam mit "Live In Concert (Newcastle City Hall 1974)" (Voiceprint, 2007) ein Livemitschnitt dieses Trios auf den Markt.
Seinen endgültigen Durchbruch feierte Moraz, als er im August 1974 Nachfolger von Rick Wakeman bei Yes wurde. Während jener Zeit entstand das Yes-Album "Relayer" (Atlantic, 1974). Neben Moraz bestand Yes damals aus Jon Anderson (vcl, g), Steve Howe (g), Chris Squire (e-b) und Alan White (dm).
Danach ging's 1974/1975 auf eine ausgedehnte Tournee mit fast 100 Auftritten. 1976 half Moraz zwei seiner Yes-Mitmusiker bei den Aufnahmen von eigenen Alben. Mit Chris Squire nahm "Fish Out Of Water" auf , mit Steve Howe "Beginnings" (beide Atlantic, 1975).
Zudem hatte Moraz Gelegenheit mit "The Story Of I" (Atlantic, 1977) selber ein eigenes Album zu veröffentlichen. Dabei wurde er von einer ganzen Reihe von Musikern, darunter Jeff Perlin (e-b) und Alphonse Mouzon (dm) begleitet. Dazu kamen eine brasilianische Perkussionsgruppe und ein Schweizer Kinderchor.
Im November 1976 mitten in der Arbeit zu nächsten Yes-Album "Going For The One" (Atlantic, 1976) wurde Moraz von seinem Vorgänger Rick Wakeman ersetzt, als Yes die Möglichkeit sah, diesen wieder in die Band zu holen.
Mit "Out In The Sun" (Charisma, 1977) und "Patrick Moraz" (Charisma, 1978) spielte der mittlerweile in Brasilien lebende Moraz weitere eigene Alben ein. Moraz war in jener Zeit auch gefragter Sideman bei Aufnahmen von Zé Ramalho, Gilberto Gil, Steve Howe, Diana Hubbard, Kiki Dee und anderen.
Mit dem Panflötenspieler Syrinx alias Simion Stanciu nahm Moraz das gemeinsame Album "Coexistence" (Carrere, 1980) auf. 1978 hatte Moraz Michael Pinder bei The Moody Blues ersetzt. Er war dort zunächst nur als "Aushilfe" tätig, bis 1991 dann aber Vollmitglied der Band.
Moraz beklagte sich allerdings in einem Interview, dass die Songs immer einfacher wurden und er seinen Einfluss nicht einbringen könne. Danach wurde er mitten in den Arbeiten zum Album "Keys Of Kingdom" Polydor, 1991) rausgeworfen. Nach der Trennung vertraten die anderen Bandmitglieder vor Gericht jedoch die Position, Moraz sei lediglich "a hired keyboard player" gewesen.
Diese Uneinigkeiten hatten vor allem finanzielle Hintergründe, zumal das erste Moody Blues-Album mit Moraz "Long Distance Voyager" (Threshold, 1981) in den USA ein Nummer-1-Album in den Billboard 200 war. Neben seiner Arbeit mit Moody Blues und danach arbeitete er an diversen Projekten. Eine längere Zusammenarbeit entwickelte sich mit dem Schlagzeuger Bill Bruford, der nach Moraz ebenfalls bei Yes gespielt hatte.
"Music For Piano And Drums" (Editions EG und Polydor, 1983) hiess ein erstes Album, gefolgt von "Flags" (Editions EG, 1985). "In Tokyo" (Winterfold, 2009) enthielt im Nachhinein Liveaufnahmen von 1985. Jene auf der Doppel-CD "Music For Piano And Drums Live In Maryland" (Voiceprint, 2012) stammten von einem Auftritt zwei Jahre davor.
Unter dem Titel "Temples Of Joy" (Winterfold, 2020) wurden die ersten drei Moraz/Bruford-Aufnahmen, teilweise ergänzt mit Bonusmaterial, in Form eines 3-CD-Sets zusammengefasst.
"Future Memories Live On TV (Keyboards' Metamorphoses)" (Carrere, 1979) hatte der Mitschnitt einer improvisierten Solo-TV-Session geheissen. Mit "Future Memories II" (Carrere, 1984) erschien davon eine Fortsetzung in Form einer Studioaufnahme, ebenfalls mit Improvisationen.
Die beiden "Futre Memories"-Aufnahmen wurden später auf der CD "Future Memories I & II" (Carrere, 1987) zusammengefasst. Auf seinem nächsten eigenen Album "Time Code" (Passport, 1984) liess sich Moraz von mehreren Musikern begleiten, die in unterschiedenlichen Besetzungen beigezogen wurden.
"Human Interface" (Capitol, 1987) entstand wieder im Stile von "Future Memories". Ab den 1990er Jahren spielte Moraz vorwiegend solo am Flügel. Sein stilistisches Spektrum reicht dabei von brasilianischer Musik über Klassik und Jazz bis hin zum New Age. "Windows Of Time" (i-Spirit, 1994) war das erste Pianosolo-Album.
Danach ging Patrick Moraz in den USA auf eine kleine Tournee in Kirchen und kleinen Konzerthallen. Auf dieser "Coming Home America Tour" (abgekürzt CHAT = Geplauder) spielte er Stücke und berichtete von einigen Erlebnissen aus seiner Karriere. Aufnahmen eines solchen Konzertes von 1986 erschienen unter dem Titel "In Princeton" (VidEOS Multimedia, 1995) gleichzeitig als CD und als VHS-Video.
Nach einer längeren Pause ohne eigene Aufnahmen erschien mit "ESP (Etudes, Sonatas, Preludes)" (Awaka, 2007) eine weitere Solo-CD, auf der sich Moraz als klassischer Komponist bzw. Pianist zeigte. Die nächsten Soloalben waren "Resonance" (Awaka, 2007), "Change Of Space" (TimeWave, 2008) und "Live At Abbey Road" (TimeWave, 2012).
"Pianissimoraz" (Floating World, 2012) hiess eine Compilation. 01/25