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Paul Bley

Kanadisch-amerikanischer Pianist, Komponist, Keyboarder und Ensembleleiter, geboren am 10. November 1932 als Paul Hyman Bley in Montreal. Nach einer Ausbildung am McGill Conservatory, leitete er zwischen 1945 und 1948 seine ersten Bands in der Region Montreal. Dabei trat er oft unter den Namen Hy oder Buzzy Bley auf.


Mit 17 Jahren übernahm er von Oscar Peterson, der in die USA zog, dessen Engagement im "Alberta Lounge"-Club in Montreal und dessen Bassisten und Schlagzeuger. 1950 ging Bley ebenfalls nach New York, wo er in den Bands von Jackie McLean, Donald Byrd, Doug Watkins und Art Taylor erste Jobs fand, sowie mit Sonny Rollins und Ben Webster spielte.


Am 5. Februar 1953 begleitete er in den CBC TV Studios in Montreal in drei Stücken zusammen mit Brew Moore (ts), Dick Garcia (g), Neil Michel (b) und Ted Pastor (dm) Charlie Parker (as). Diese Aufnahmen wurden später zusamen mit anderen Aufnahmen ohne Bley auf der Bootleg-LP "Bird On The Road" (Jazz Showcase, 1975) zugänglich gemacht.


Am 30. November 1953 nahm er in New York City für das Mingus-Label "Debut" seine erste Aufnahme "Introducing Paul Bley" auf - mit Charles Mingus (b) und Art Blakey (dm). Sechs Stücke erschienen zunächst in Form der damals üblichen 10"-Minialben (Debut, 1954). Die LP-Version (Debut, 1976) enthielt einen siebten Track.


Auf der CD-Version (Debut, 1992) fanden sich elf Stücke, darunter einen Alternate Track. Die ganze Session fand später mit anderen Aufnahmen von Mingus auch den Weg in die 12-CD-Box "The Complete Debut Recordings" (Debut, 1990). Paul Bley realisierte im Laufe seiner Karriere viele weitere Aufnahmen als Leader von Trios (siehe Paul Bley in Trioaufnahmen).


Mitte der 1950er Jahre tourte Paul Bley mit seinem Trio und spielte mit Lester Young und Chet Baker. Danach liess sich Bley in Los Angeles nieder. Mit Dave Pike (vibes), Charlie Haden (b) und Lennie McBrowne (dm) entstand 1957 "Solemn Mediations" (GNP, 1957). Eines der Stücke sowie die Linernotes stammten von Carla Borg, die noch im selben Jahr Bleys Frau wurde und als Carla Bley selber eine wichtige Musikerin des Jazz wurde. Die Ehe dauerte allerdings nur bis 1966.


Im "Hillcrest Club" in Los Angeles, wo Bley zu jener Zeit engagiert war, präsentierte er im Oktober 1958 ein Quintett mit Ornette Coleman (as), Don Cherry (tp), Charlie Haden (b) und Billy Higgins (dm). Dabei enstand die erst Jahre später veröffentlichte LP "The Fabulous Paul Bley Quintet" (America, 1971). Die Aufnahmen kamen später unter dem Titel "Live At The Hillcrest Club 1958" (Inner City, 1976) erneut auf den Markt.


Wieder unter dem Originaltitel "The Fabulous Paul Bley Quintet" (Musidisc, 1993) erschien eine CD-Version. Weitere Aufnahmen des "Hillcrest"-Quintetts veröffentlichte Bley auf seinem Label, aber unter Colemans Namen als "Coleman Classics, Volume I" (Improvising Artists Inc., 1977). Die je vier Tracks der beiden Alben wurden später unter dem Titel "Complete Live At The Hillcrest 1958" auf einer CD (Gamit, 2007) bzw. auf einer Doppel-LP (Doxy, 2014) zusammengefasst.


Aus dem Paul Bley Quintet entstand, ohne Paul Bley, das legendäre Ornette Coleman Quartet. Diese Auftritte fanden zwischen den Sessions von Colemans ersten beiden Alben "Something Else!!!! The Music Of Ornette Coleman" (Contemporary, 1958) und "Tomorrow Is The Question" (Contemporary, 1959) statt, ohne dass Paul Bley daran beteiligt war. Obwohl Bley später nie mehr mit Ornette Coleman zusammen spielte, nahm er immer wieder Coleman-Kompositionen auf. Dazu kam mit "Notes On Ornette" (SteepleChase, 1998) ein ganzes Trio-Album mit Coleman-Titeln. Paul Bley Begleiter waren Jay Anderson (b) und Jeff Hirshfield (dm).


Anfang der 1960er Jahre war Bley viel als Begleiter tätig. George Russell holte ihn im Mai 1960 für die Aufnahmen von "Jazz In The Space Age" (Decca, 1960) ins Studio. Auf diesem Album fand sich das dreiteilige Werk "Chromatic Universe", in dem Bley und Bill Evans die Solisten in diesem von George Russell geschriebenen Werk für zwei Pianisten und Jazzband waren. Bley und Evans waren gemeinsam noch in einem vierten der total sechs Stücke auf diesem Album zu hören.


Am 24. Mai 1960 und am 11. November 1960 wurde Bley auch von Charlies Mingus auch als Sideman ins Studio geholt. Allerdings ist Bley auf den beiden Alben "Mingus" (Candid, 1961) und "Pre-Bird" (Mercury, 1961) nur in einzelnen Stücken zu hören. Neben Mingus und Russell sicherte sich auch der Trompeter Don Ellis, ein anderer, wichtiger Komponist zwischen Jazz und E-Musik, Bleys Dienste. Die am 21. April 1961 in New York realisierte schlagzeuglose Trioaufnahme "Out Of Nowhere" (Candid, 1988) mit Bley und Steve Swallow (b) wurde erst Jahre später erstmals veröffentlicht.


Zwischen dem 15. und 17. Juli 1962 nahmen Ellis, Bley, Gary Peacock (b) sowie Nick Martinis und/oder Gene Stone (dm) in Los Angeles die LP "Essence" (Pacific Jazz, 1962) auf. 1961/1962 und später bildete Bley mit Jimmy Giuffre und Steve Swallow (b, e-b) das Jimmy Giuffre Trio, die Jimmy Giuffre Three bzw. die The Jimmy Giuffre 3, die dem kammermusikalischen Jazz neue Dimensionen verliehen.


1962 war Bley nach New York zurückgekehrt, wo er mit wechselnden Begleitern bis in die 1990er Jahre viele Trioaufnahmen verwirklichte. 1963 und 1964 war Paul Bley als Begleiter von Sonny Rollins (ts) tätig gewesen. Bley war dabei, als Rollins am 15. und 18. Juli 1963 in einem New Yorker Studio auf sein Idol Coleman Hawkins (ts) traf. Dokumentiert wurde diese Begegnung auf "Sonny Meets Hawk!" (RCA Victor, 1963). Neben Hawkins, Rollins und Bley waren bei diesen Aufnahmen Bob Cranshaw bzw. Henry Grimes (b) und Roy McCurdy (dm) zugegen.


Im März 1964 nahm Bley mit dem Sun Ra-Musiker John Gilmore (ts) sowie mit Gary Peacock (b) und Paul Motian (dm) grosse Teile der erst später veröffentlichten LP "Turning Point" (Improvising Artists Inc., 1975) auf. Zwei der sieben Stücke stammten von einem Konzert vom Mai 1968 in Seattle, Washington, mit Billy Elgart (dm) an Stelle von Motian.


Die Aufnahmen wurden später unter dem Titel "Turns" (Savoy, 1987) wieder veröffentlicht. Mit Marshall Allen (as), einem anderen Sun Ra-Begleiter, sowie mit Dewey Johnson (tp), Eddie Gomez (b) und Milford Graves (dm) entstand am 15. Oktober 1964 die LP "Barrage" (ESP, 1965) mit lauter Carla Bley-Kompositionen. Zu jener Zeit nahm Paul Bley mit Cecil Taylor, Archie Shepp, John Tchicai und Sun Ra an der October Revolution der Jazz Composer's Guild teil und machte auf "Communication" (Fontana, 1966), der ersten Aufnahme des Jazz Composer's Orchestra mit.


In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre leitete Bley ein Trio, in dem der Schlagzeuger Barry Altschul lange Zeit eine Konstante war. Die Bassisten hingegen kamen und gingen. Die Aufnahmen zu "Touching" (Debut, 1965) stammten von einem Konzert vom 5. November 1965 in Kopenhagen mit Kent Carter (b) als dritten Musiker.


Ab 1968/1969 verwendeten Bley und seine damalige Frau Annette Peacock erstmals in der Geschichte der Musik bei Konzerten einen Synthesizer. Seine neue Gruppe lief unter dem Namen The Paul Bley Synthesizer Show oder Bley-Peacock Synthesizer Show. Von dieser Formation erschienen mehrere Aufnahmen. Anfang/Mitte der 1970er Jahre lief Bleys elektrische Phase langsam wieder aus.


Gegen Ende seiner elektrischen Phase nahm Bley am 11. September 1972 in Oslo seine erste akustische Solopiano-Aufnahme "Open, To Love" (ECM, 1973) auf. Später folgten weitere solche Aufnahmen (siehe Paul Bley in Soloaufnahmen). "Paul Bley/NHØP" (SteeleChase, 1973) hiess ein Duoalbum mit dem dänischen Bassisten Niels-Henning Ørsted Pedersen, 1973 in Kopenhagen. Bei einer Session am 16. Juni 1974 mit den damals unbekannten Jaco Pastorius (e-b), Pat Metheney (g) und Bruce Ditmas (dm) griff Bley nochmals zum E-Piano zurück. Die Aufnahmen erschienen unter dem Titel "Pastorius/Metheny/Ditmas/Bley" (Improvising Artists Inc., 1976).


Bei einem Auftritt im Mai 1978 am IAI Festival in San Francisco traten Bley (p), Jimmy Giuffre (ts, ss, fl), Lee Konitz (as) und Bill Connors (g) gemeinsam auf. Die Aufnahmen davon erschienen unter dem Titel "IAI Festival" (Improvising Artists Inc., 1978). Die LP kam auf dem von Paul Bley und seiner damaligen Frau Carol Goss gegründeten und geleiteten "Improvising Artists Inc."-Label heraus.


Dort erschienen zudem auch Aufnahmen von Mike Nock, Sam Rivers, Ran Blake, Steve Lacy, Lester Bowie, Marion Brown, Perry Robinson sowie zwei der raren Solo-LPs von Sun Ra, "Solo Piano Vol. 1" und "St.Louis Blues - Solo Piano" (beide Improvising Artists Inc., 1992), aufgenommen live am 3. Juli 1977 im Club Axis in New York. "I.A.I." war auch das wohl erste Label, das zur Musik Videos produzierte.


Ende Februar 1985 ging Bley mit Chet Baker (tp, vcl) in ein Studio in Kopenhagen, um "Diane" (SteepleChase, 1985) aufzunehmen. Im März 1985 war er in New York City, um mit John Scofield (g), Steve Swallow (e-b) und Barry Altschul (dm) im Studio, um "Hot" (Soul Note, 1986) zu realisieren. Mitte der 1980er bis Anfang der 1990er Jahre machte Bley mehrere Aufnahmen mit John Surman (bars, ss, bcl). "Fragments (ECM, 1986) vom Januar 1986 und "The Paul Bley Quartet" (ECM, 1988) vom November 1987 entstanden mit Hilfe von Bill Frisell (g) und Paul Motian (dm).


"Adventure Playground" (ECM, 1992) erschien unter Surmans Namen mit Gary Peacock (b) und Tony Oxley (dm) als weitere Musiker. Bei der selben Session im September 1991 wurde auch "In The Evening Out There" (ECM, 1993) eingespielt. Im Gegensatz zu "Adventure Playground" handelte es sich Solo- und Duostücke mit nur einem Quartett-Track.


"Notes" (Soul Note, 1988) enthielt Duoaufnahmen von Bley mit Paul Motian (dm) vom Juli 1987, eingespielt in Mailand. Im New Yorker Club "Sweet Basil" hatte Bley mit John Abercromie (g), Red Mitchell (b) und Barry Altschul (dm) bei Auftritten Anfang März 1988 auch "Live At Sweet Basil" (Soul Note, 1991) aufgenommen.


Bei einem anderen Auftritt im Mai 1989 im selben Club mit Michal Urbaniak (vio), Ron McClure (b) und Barry Altschul (dm) entstand "Rejoicing" (Steeplechase, 1990). Im Dezember 1989 realisierte Bley in Paris mit Gary Peacock (b) "Partners" (Owl, 1991). Später waren "Mindset" (Soul Note, 1997) weitere Duoaufnahmen mit Peacock, datiert allerdings schon vom April 1992.


"Right Place, Right Time" (Sonet, 1990) enthielt Duoaufnahmen vom März 1990 mit Gary Burton (vibes). Im März 1991 entstand mit Tiziana Ghiglioni (vcl) "Lyrics" (Splasc(h), 1991). Auf "A Musing" (Justin Time, 1991) zeigt Bley in fünf der neun Stücke als Duopartner von Jon Ballantyne (p). Die anderen vier spielte Ballantyne mit Dave Laing (dm) ein.


Im Oktober 1992 nahm Bley im Duo mit Keshavan Maslak alias Kenny Millions (ts, as, cl) "Not To Be A Star" (Black Saint, 1993) auf. Mit dem selben Musiker entstanden im Februar 1993 "Romance In The Big City" (Leo, 1993) und "Junko's Dream" ‎(Hum Ha, 2000). Für "Jazz Fantasy" (Hum Ha, 2002) gesellte sich noch Sergey Kuryokhin (p) zu Bley und Millions.


Teilweise solo, teilweise im Duo nahmen die beiden Pianisten Hans Lüdemann und Paul Bley im März 1993 "Moving Hearts" (West Wind, 1994) auf. Im August 1993 war Jane Bunnett (ss, fl) Bleys Duopartnerin. Diese Aufnahmen erschienen unter dem Titel "Double Time" (Justin Time, 1994).


Im selben Monat spielte er in seiner Heimatstadt Montreal mit Herbie Spanier (tp, flh, picc-tp) und Geordie McDonald (dm, perc) "Know Time" (Justin Time, 1995) ein. Im Juli 1994 ging Paul Bley ebenfalls in Montreal mit Sonny Greenwich (g) ins Studio, um "Outside In" (Justin Time, 1995) zu verewigen. Im Oktober 1994 realisierte er mit Rich Perry (ts), Jay Anderson (b), und Victor Lewis (dm) unter dem Gruppennamen Paul Bley Quartet "Speechless" (SteepleChase, 1995).


Ohne Perry entstand bei den selben Sesions die Trioaufnahme "Reality Check" (SteepleChase, 1996). Eine Aufnahme mit seinem Landsmann Kenny Wheeler (tp, flh) vom Juli 1996 in Montreal wurde für "[Touché]" (Justin Time, 1996) festgehalten. Satoko Fujii (p) war im Dezember 1994 und Februar 1994 seine Duopartnerin für "Something About Water" (Libra, 1996).

Mit Lee Konitz (as) als Co-Leader sowie mit Jay Anderson (b) und Billy Drummond (dm) entstand im April 1997 die Quartetteinspielung "Out Of Nowhere" (SteepleChase, 1997).


Im Juni 1999 trat Bley in Tokio mit Masahiko Togashi (dm, perc) auf. Dabei wurde die CD "Echo" (SME, 1999) mitgeschnitten. Auf "Florida" (Ilk, 2007) kam es im Januar 2007 zu einem Treffen mit Kresten Osgod (dm). Unter dem Titel "Complete Black Saint-Soul Note Recordings" (Black Saint, 2013) wurden die Alben "Sonor", "Tango Palace", "Hot", "Notes", "Mindset", "Live At Sweet Basil", "Memoirs", "Conversations With A Goose", "Chaos" und "Not To Be A Star" im Rahmen eines 10 CD-Sets wieder veröffentlicht.


Weitere Aufnahmen machte Bley mit Marion Brown, Bob Mover, Bill Frisell, Yannick Rieu, Fredrik Lundin, Franz Koglmann, Ivo Perelman, Satoko Fujii, Ralph Simon, Yuri Honing, Andreas Willers, François Carrier, Mario Pavone, Pharoah Sanders und anderen. Paul Bley starb am 3. Januar 2016 im Alter von 83 Jahren in Stuart, Florida. 10/23

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