Pere Ubu

Amerikanische Avantgarde Rock-Formation, gegründet im Jahr 1975 in Cleveland, Ohio, von David Thomas (vcl) und Peter Laughner (g). Im Jahr zuvor hatten Thomas und Laughner mit Rocket From The Tombs eine Art Proto Punk-Band gegründet, ehe es zwischen den Musikern zu einem Streit kam.

 

Die restlichen RFTT-Musiker Cheetah Chrome alias Gene O'Connor (g), Stiv Bator (vcl) und John Madansky alias Johny Blitz (dm) formierten darauf mit anderen Musikern die Formation Frankenstein, die unter dem Namen The Dead Boys drei LPs veröffentlichte.

Zu den ersten Lineups von Pere Ubu gehörten neben Thomas und Laughner Tom Herman (g, e-b), Tim Wright (g, e-b), Alan Greenblatt (g), Dave Taylor (synth, key), Allen Ravenstine (synth) und Scott Krauss (dm). Als erste Aufnahme von Pere Ubu kam die Single "30 Seconds Over Tokyo/Heart Of Darkness" (Hearpen, 1975) auf den Markt.

 

In den nächsten zwei Jahren kamen mit "Final Solution/Cloud 149" (Hearthan, 1976), "Street Waves/My Dark Ages" (Hearthan, 1976) und "Modern Dance/Heaven" (Hearthan, 1977) drei weitere Singles heraus, die später unter dem Titel "The Hearpen Singles" (Tim/Kerr und Hearthan, 1995) in Form eines Vier-7"-Singles-Sets wiederveröffentlicht wurden.

 

Vier der Single-Tracks und ein weiterer, titelloser Song wurden auf der 12"-EP "Datapanic In The Year Zero" (Radar, 1978) vereint. Die vier Singles sowie weitere Single-Tracks aus den Jahren 1979 bis 1981, die in England auf den Mark gekommen waren, wurden unter dem Titel "Terminal Tower-An Archival Collection" (Rough Trade/Twin Tone, 1985) zusammengefasst.

 

Live-Aufnahmen, je nach Quelle vom April oder Mai 1976 in Cleveland, erschienen später als "The Shape Of Things" (Hearpen, 2000). Weitere Konzertaufnahmen von Pere Ubu aus den Jahren 1976 bis 1979 kamen unter dem Titel "390 Degrees Of Simulated Stereo. Ubu Live: Volume One" (Rough Trade, 1981) heraus.

 

Teil zwei dieser Livemitschnitte erschien als "One Man Drives While The Other Man Screams (Live, Volume Two: Pere Ubu On Tour) (Rough Trade, 1989) und enthielt Konzertaufzeichnungen aus den Jahren 1978 bis 1981. Später kam "Live At The Longhorn – April 1, 1978" (Nero's Neptune, 2013) heraus.

 

Peter Laughner war am 22. Juni 1977 im Alter von 24 Jahren verstorben. Nach ersten Besetzungswechseln spielte Pere Ubu 1977/1978 in der Besetzung David Thomas (vcl, musette, perc), Tom Herman (g, vcl), Allen Ravenstine (synth, sax, tapes), Tony Maimone (e-b, p, vcl) und Scott Krauss (dm) das erste Album "The Modern Dance" (Blank, 1978) ein.

 

Es verkaufte sich zwar nur 15'000 Mal, beeinflusste aber später Bands wie R.E.M., Hüsker Dü und Joy Division. "Dub Housing" (Chrysalis, 1978), das zweite in der gleichen Besetzung eingespielte Album, gilt als Meisterwerk. Mit "New Picnic Time" (Chrysalis, 1979) folgte ein drittes Album.

 

Ende 1979 verliess Tom Herman die Gruppe. Er wurde durch Mayo Thompson (g, p, vcl,) von der Psychedelic-Pionier-Formation Red Krayola ersetzt. Mit ihm wurden "The Art Of Walking" (Rough Trade, 1980) und "Song Of The Bailing Man" (Rough Trade, 1982) aufgenommen. Letztere LP entstand mit Anton Fier (dm) anstelle von Krauss.

 

Gleichzeitig orientierte sich die Gruppe mehr in Richtung Europa. Ab 1982 nahm die Gruppe eine Auszeit. Maimone und Krauss gründeten mit Home And Garden eine eigene Gruppe. In der Auszeit von Pere Ubu tat sich David Thomas unter anderem mit Anton Fier (g), Chris Cutler (dm, perc) und Lindsay Cooper (reeds) zusammen, um sechs Alben unter eigenem Namen aufzunehmen. Dabei griff Thomas immer wieder auch auf Pere Ubu-Musiker zurück.

 

1987 wurde Pere Ubu reaktiviert und mit "The Tenement Year" (Fontana, 1988) und "Cloundland" (Fontana, 1991) neue Alben aufgenommen. Das Lineup der Band wechselte danach immer wieder. "Songs From The Lost Album" (Fire, 2017) enthielt Demomaterial von 1989. Das DL-Album "On The Road To The Lost Album" (2021) zeigt die Band bei einem Konzert 1991 in Amsterdam.

 

Aus jener Zeit stammt auch der erst 20 Jahre nach den Aufnahmen veröffentlichte Livemitschnitt "London Texas" (ReR Megacorp, 2009). "Worlds In Collision" (Fontana, 1991) war ein weiteres Studiowerk. Liveaufnahmen von 1991 erschienen auf "Apocalypse Now" (Cooking Vinyl, 1999).

 

Danach waren "Story Of My Life" (Fontana, 1993), "Raygun Suitcase" (Cooking Vinyl, 1995), "Pennsylvania" (Cooking Vinyl, 1998), "St Arkansas" (Cooking Vinyl, 2002) und "Why I Hate Women" (Smog Veil, 2006) die nächsten Studioalben. Von letzerem  erschien die Remix-CD "Why I Remix Woman" (Hearpen und Smog Veil, 2006).

 

Dafür hatten Pere Ubu-Musiker die Songs der "Why I Hate Women"-CD in neuen Arragements neu zusammengebaut. Die CD war zuerst nur bei Konzerten erhältlich. "Petit Ubu" (Hearpen.com, 2007) bestand aus Radioauftritten, die David Thomas und Jim Jones 1991 und 1993 zur Promotion der Alben "Worlds In Collision" und "Story Of My Life" absolviert hatten.

 

"Waltz Across Texas" und "Waltz By The Sea" (beide Hearpen.com, 2008) dokumentierten einen Auftritt vom März 1989 in London. Auf "Long Live Pere Ubu!" (Cooking Vinyl, 2009) nahm sich die Band ihres Namensgebers an, dem Theaterstück "Ubu Roi" von Alfred Jarry, entstanden Ende des 19. Jahrhunderts.

 

Mit "Lady From Shanghai" (Fire, 2013) meldete sich Pere Ubu nach einer vierjähriger Schaffenspause mit einem neuen Album zurück. Es folgten "Carnival Of Souls" (Fire, 2014) und "The Pere Ubu Moon Unit" (Fire, 2015), letzteres ein Minialbum.

 

"Coed Jail!" (Fire, 2016) hiess eine Compilation, die während der 2016er-Tournee verkauft wurde. "20 Years In A Montana Missile Silo" (Cherry Red, 2017) und "The Long Goodbye" (Cherry Red, 2019) waren Studioalben. Neben einer LP- erschien von letzterem Album eine Doppel-CD-Version mit den Liveaufnahmen "Montreuil" auf CD 2. Bei diesem Auftritt in Paris spielte die Band die Stücke des "The Long Goodbye"-Albums. 

 

"By Order Of Mayor Pawlicki (Live In Jarocin)" (Cherry Red, 2020) enthielt auf einer Doppel-CD/Doppel-LP Konzertaufnahmen von 2017. Ein Track stammte von 2016. Die Doppel-CD-Version enthielt auf CD 2 weiteres Livematerial aus den Jahren 2018 und 2013. "Sunday" (Hearpen, 2022) zeigt Pere Ubu bei einem TV-Auftritt mit frei improvisierten Stücken. Damals war die Band mitten in den Arbeiten für das nächste Album "Trouble On Big Beat Street" (Cherry Red, 2023).

 

Von Pere Ubu erschienen im Laufe der Jahre mehrere Compilations oder Reissue-Boxsets. Zwei dieser Sets umfassten je 5 CD. "Monster" (Cooking Vinyl, 1997) dokumentierte das Schaffen von David Thomas und seiner eigenen Gruppen, während "Datapanik In The Year Zero" (Cooking Vinyl, 1996) Pere Ubu-Aufnahmen aus den Jahren 1975 bis 1982 wiedergab.

 

"Elitism For The People 1975-1978" (Fire, 2015) enthielt auf vier LPs die ersten beiden, neu abgemischten Alben "The Modern Dance" und "Dub Housing", die einstige 4x7"-Singles-Veröffentlichung "The Hearpen Singles" und das Livealbum "Manhattan: Live At Max's Kansas City".

 

Die Fortsetzung von "Elitism" war das 4-LP-Set Set "Architecture Of Language 1979-1982" (Fire, 2016) mit den Alben "New Picnic Time", "The Art Of Walking, "Song Of The Bailing Man" und der Compilation "Architectural Salvage". Das 4-LP-Set "Drive, He Said 1994-2002" (Fire, 2017) bestand aus den Alben "Ray Gun Suitcase", "Pennsylvania" und " St. Arkansas" sowie aus der Compilation "Back Roads".          

 

Ein weiteres Set in dieser Serie war "Les Haricots Sont Pas Salés 1987-1991" (Fire, 2018) mit den Alben "The Tenement Year", "Cloudland", "Worlds In Collison" und der Demo-Sammlung "Songs From The Lost Album", ebenfalls alle auf Vinyl. Unter dem Titel "Nuke The Whales 2006-2014" ‎(Fire, 2022) wurden die Alben "Why I Luv Women", "Long Live Pere Ubu!", Lady From Shanghai" und "Carnival Of Souls" auf Vinyl wiederveröffentlicht.        

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