Amerikanischer Folk- und Protest-Singer/Songwriter, geboren am 3. Mai 1919 in New York als Sohn des Musikwissenschaftlers Charles Seeger (1886–1979) und der Geigenlehrerin Constance de Clyver Seeger. Pete Seeger ist der Halbbruder des Folkloristen und Singer/Songwriters Mike Seeger (1933-2009) sowie der Folk-Singer/Songwriterin Peggy Seeger (1935).
Er ist zudem ein Neffe des Poeten Alan Seeger (1888-1916). Seine Stiefmutter ist die Komponistin Ruth Crawford Seeger (1901–1953). Er widmete sich nach einem abgebrochenen Soziologiestudium an der Harvard-Universität dem Sammeln von amerikanischen Volksliedern und Südstaaten-Blues. Daneben spielte er mit dem 5-saitigen Banjo eigene Lieder.
Darin solidarisierte er sich mit der Arbeiterbewegung, Minderheiten und ärmeren Ländern. 1941 gründete Pete Seeger zusammen mit Woody Guthrie, Lee Hays und Millard Lampell The Almanac Singers. 1941 rief er in New York mit "Peoples Song" die erste Volksmusiker-Organisation ins Leben.
Als Mitglied der Almanac Singers war er bei den Aufnahmen zum Radiohörspiel "On A Note Of Triumph" (Columbia, 1945) von Bernard Herman mit dabei, das auf sechs Schellack-Platten verteilt veröffentlicht wurde. Es handelte sich um einen Heldengesang auf die zurückkehrenden Kämpfer des Zweiten Weltkrieges.
1946 wirkte Seeger im Spielfilm "To Hear Your Banjo Play" mit und im folgenden Jahr war er bei der Produktion des Folk-Musicals "Dark Of The Moon" dabei. In jenem Jahr gab er auch erstmals das "Peoples Song Bulletin" heraus, den Vorläufer der Zeitschrift "Sing Out!"
1949 gründete Seeger, nachdem er im Jahr davor den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Henry A. Wallace unterstützt hatte, mit dem Sänger Lee Hays sowie Ronnie Gilbert und Fred Hellermann das Quartett The Weavers. 1950 erschien zum ersten Mal das von ihm mitgegründete Folk-Magazin "Sing Out!", das Vorbildcharakter für zahlreiche andere Publikationen hatte.
Ab Anfang der 1950er Jahre erschienen erste eigene Alben wie "Darling Corey" (Folkways, 1950), "American Folk Songs For Children" (Folkways, 1954), "How To Play The 5-String Banjo" (Folkways, 1954), "Goofing Off Suite" (Folkways, 1955) oder "Birds Beasts Bugs And Bigger Fishes" (Folkways, 1955).
1955 verweigerte er vor dem Komitee für unamerikanische Umtriebe die Aussage. Deshalb wurde er zu einer zehnjährigen Freiheitsstrafe verurteilt, von denen er ein Jahr absitzen musste. In den folgenden 17 Jahren wurde er von den kommerziellen US-Medien boykottiert. "Big Bill Broonzy And Pete Seeger In Concert" (Verve Folkways, 1956) enthielt gemeinsame Songs sowie eigene der beiden Musiker.
Auf der LP "Studs Terkel's Weekly Almanac On Folk Music Blues On WFMT With Big Bill Broonzy And Pete Seeger" (Folkways, 1956) fanden sich Interviews mit den beiden Musiker und weitere Songs, die gemeinsam oder einzeln vorgetragen wurden. Später kamen unter dem Titel "Cahn Auditorium Northwestern University, Evanstaon, Chicago, 1956" (Echoes, 2016) Liveaufnahmen dieses Duos in Form einer Doppel-CD heraus.
1959 fand auf Anregung von Pete Seeger und Theodore Bikel das erste Newport Folk Festival in Newport in Rhode Island statt. Von 1963 bis 1964 ging Seeger zusammen mit seiner Frau Toshi auf eine Welttournee. 1969 war er Mitgründer der Umweltschutzorganisation Clearwater.
1972 erschien sein Buch "The Incompleat Folksinger", das ein Standardwerk über die amerikanische Folk-Musik wurde. Weitere Publikationen waren "American Favorite Ballads" (1960), "The Bells of Rhymney" (1964), "How to Play the Five-String Banjo" (1965) und "Henscratches and Flyspecks" (1973). 1993 erhielt er einen Grammy Lifetime Achievement Award.
In den 1960er Jahren, während der Renaissance der Folk-Musik, drang Seeger mit seinen Liedern für Frieden, für die Gleichberechtigung der Schwarzen und für die Emanzipation der Arbeitenden in die Herzen eines jungen Publikums. Als Bob Dylan 1965 beim Newport Folk-Festival erstmals mit einer elektrischen Gitarre auftrat, wollte ihm der eingefleischte Unplugged-Fan Seeger die Stromkabel durchtrennen.
Aufnahmen eines Auftritts vom 18. Oktober 1970 in einer TV-Sendung, ausgetrahlt von KCOP-TV in Los Angeles, erschienen später unter dem Titel "Gentle On My Mind 1970" (Air Cuts, 2016). Auf dieser Aufnahme waren auch Joni Mitchell und John Hartford zu hören, die damals ebenfalls Auftritte hatten.
Im Laufe der Jahre veröffentlichte Seeger bis ins hohe Alter Dutzende von Alben, aus denen wiederum unzählige Compilations geformt wurden. Eine der umfangreichsten Sammlungen bildeten die fünf CDs der Reihe "American Favorite Ballads" (Smithsonian Folkways), die zwischen 2002 und 2007 erschienen und 2009 vom selben Label auch in Form eines 5-CD-Sets herausgebracht wurden.
Über je vier CD erstreckten sich "4 Classic Albums Plus Rare Live Recordings" (Real Gone, 2011), "Pete Seeger Vol. 2 - Eight Classic Albums" (Real Gone, 2014), "Pete Seeger Vol. 3 - Five Classic Albums Plus Radio Broadcast 1955" (Real Gone, 2014) und "The Pete Seeger Story" (Proper, 2014).
Pete Seeger starb am 27. Januar 2014 94-jährig in New York. Das 6-CD-Set "The Smithsonian Folkways Collection" (Smithsonian Folkways, 2019) wurde von einem 200-seitigen Buch über Seeger begleitet. 12/23