Deutscher Komponist und Multi-Instrumentalist (org, elect, p, synth, harm, vcl), geboren am 15. Juli 1947 in München. Er war anfänglich im Bereich zwischen Ambient, Krautrock, Drone und Modern Classical tätig, ehe er sich ab Anfang der 1990er Jahre ganz auf zeitgenössische Musik konzentrierte. Hamel hatte seit dem fünften Lebensjahr Klavierunterricht bei seiner Grosstante Amalie Jensen-Pletsch und lernte Violine, Violoncello und Horn.
Er studierte nach privatem Kompositionsunterricht bei Fritz Büchtger Komposition bei Günter Bialas an der Hochschule für Musik und Theater in München, ausserdem Musikwissenschaft bei Trasybulos Georgiades in München und Carl Dahlhaus in West-Berlin. Zeitgleich beschäftigte er sich mit Free Jazz, politischem Kabarett, Musique concrète und schrieb Schauspiel- und Fernsehspielmusik für Inszenierungen seines Vaters Kurt Peter Hamel (1911-1979).
Zwischen 1969 und 1974 arbeitete er vorwiegend mit amerikanischen Komponisten zusammen, mit John Cage, Morton Feldman und Terry Riley, nahm an Seminaren von Karlheinz Stockhausen teil und war Mitarbeiter von Josef Anton Riedl bei dessen multimedialen Projekten. Er improvisierte mit Jazzmusikern und spielte mit Luc Ferrari oder Carl Orff.
Als Stipendiat der Villa Massimo in Rom schrieb Hamel 1979/80 sein erstes abendfüllendes Bühnenwerk "Ein Menschentraum", das 1981 am Staatstheater Kassel von Dieter Dorn uraufgeführt wurde. 1987 folgte die Lyrikoper "Kassandra" für die Frankfurt Feste. Seine erste Sinfonie "Die Lichtung" wurde 1988 von den Münchner Philharmonikern unter Sergiu Celibidache uraufgeführt, 1990 folgte ein Violinkonzert für Christiane Edinger in der Reihe "musica viva" in München.
Von 1994 bis 1996 lehrte er als Gastprofessor an der Musikhochschule Graz. Zum 100. Geburtstag der Münchner Philharmoniker 1995 entstand "Missa". Es folgten Oratorien wie "Passion" und "Menschenrechte". Sein vielleicht radikalstes Musiktheaterprojekt "Shoah", auch als Radiokomposition ausgestrahlt, setzte sich mit dem Holocaust auseinander.
Als Autor ist Hamel durch das Buch "Durch Musik zum Selbst" (1976) bekannt geworden, in dem die Zusammenhänge zwischen menschlichem Bewusstsein und Musik beschrieben werden. Dadurch galt Hamel als einer der Vorläufer der New-Age-Bewegung, von der er sich aber stets distanzierte,
Ab 1997 hatte er als Nachfolger von György Ligeti eine Professur für Komposition und Musiktheorie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg inne. Mit seinem 1998 gegründeten Interkulturellen Musikinstitut in Aschau/Chiemgau schuf er ein über die Grenzen des akademischen Betriebs hinaus arbeitendes Forum für den Dialog der Kulturen.
Erste Aufnahmen von Hamel noch im Bereich Ambient erschienen auf der Doppel-LP "Hamel" (Vertigo, 1972) sowie auf "The Voice Of Silence" (Vertigo, 1973), "Nada" (Wergo, 1977), "Colours Of Time" (Kuckuck, 1980), "Aura" (Wergo, 1981), "Bardo" (Kuckuck, 1981) mit Ulrich Kraus (synth) als Mitmusiker sowie "Transition" (Kuckuck, 1983) und "Organum" (Kuckuck, 1986).
Die Compilation "Let It Play (1979-1983 Selected Pieces)" (Kuckuck, 1983) mit zwei bisher noch nie veröffentlichten Tracks war eine Bilanz über Hamels Schaffen im Bereich Ambient. "The Arrow Of Time/The Cycle Of Time" (Kuckuck, 1992) bestand aus den beiden mehrteiligen Kompositionen und war seine erste Aufnahme mit zeitgenössischer Musik.
Auf "Violinkonzert/Diaphainon/Gralbilder" (Wergo, 1993) fanden sich die Mitschnitte der Uraufführungen von drei Werken. Diese hatten 1976, 1984 und 1990 stattgefinden. Für "Piano Performance" (Kreuz Plus: Musik, 1996) spielte Hamel mehrere seiner Stücke für Klavier selber ein. "De Visione Dei (nach Nikolaus Cusanus)" (Celestial Harmonies, 2001) dokumentierte ein Kirchenmusiktheater nach Texten von Nikolas Cusanus für Orgel, Blasër und Schlaginstrumente.
"Vom Klang Des Lebens/Of The Sound Of Life" (Celestial Harmonies, 2007) bestand aus 12 Piano-Stücken, gespielt von Roger Woodward und gewidmet Musikern wie John Cage, Miles Davis, Olivier Messiaen, Giacinto Scelsi, Iannis Xenakis und anderen. Die CD war mit Werken für Klavier von Hans Otte und Wilfried Hiller auch Teil eines 4-CD-Sets.
Auf einer titellosen CD (Celestial Harmonies, 2007) fanden sich das "String Quartet 3" (1991/93), das "String Quartet 4" (1995/2000) und das "String Trio" (1991/92), alle drei interpretiert vom Alexander String Quartet. "Coincidence" (Schneeball, 2014) hiess eine frei improvisierte Duoaufnahme von Hamel (org) mit Thomas Gundermann (bagpipes), aufgenommen in der Himmelfahrtskirche in München-Sendling.
Auf der 12"-EP "Colours Of Time (Re-Interpreted)" (Astral Industries, 2016) fand sich das Titelstück der LP von 1980 in Remixes von Wolfgang Voigt und Deepchord. Weitere Werke mit zeitgenössischer Musik von Hamel finden sich auf mehreren Schallplatten, auf denen auch Musik anderer Komponisten und Komponistinnen vorgestellt wurde.
Hamel (key, zither) hatte mit einigen anderen Musikerinnen und Musikern die Anfang der 1970er gegründete Formation Between gebildet, die sich zwischen Minimal Music, Ethno-Jazz und Weltmusik ansiedelte. Die Gruppe war zunächst als Improvisationsgruppe für Kammermusik konzipiert, erarbeitete sich aber schon bald ein festes Repertoire. Hamel hatte zu Beginn der 1970er Jahren auch kurze Zeit zur Krautrock-Gruppe Agitation Free gehört. 08/23