Amerikanischer Folk-Singer/Songwriter und Musiker, geboren am 19. Dezember 1940 in El Paso, Texas. Er ist der Cousin des Fingerpicking-Gitarristen Max Ochs. Seine Familie zog wegen Depressionen von Ochs' Vater immer wieder um, zuletzt nach Columbus, Ohio, als er 14 Jahre alt war. Die Familie gehörte der jüdischen, nicht religiösen Mittelklasse an. Als Teenager war Ochs ein talentierter Klarinettenspieler.
Er spielte das Instrument im Orchester des Capital University Conservatory of Music in Ohio, wo er kurz nach seinem 16. Geburtstag zum ersten Solo-Klarinettisten aufstieg. Von 1956 bis 1958 besuchte Phil Ochs als Student die Staunton Military Academy in Virginia, wo er in der dortigen Militärkapelle mitspielte.
In dieser Zeit begann Ochs sich für andere Klänge zu interessieren, die er im lokalen Radio hörte, Musik der frühen Rock-Ikonen Buddy Holly und Elvis Presley und für Country-Musik. Nach seinem Abschluss in Staunton schrieb sich Phil Ochs an der Ohio State University ein, wo er Journalismus studierte.
Dort entwickelte sich sein Interesse für Politik und hier traf er seinen Mitstudenten Jim Glover, der ihn in die Folkmusik von Woody Guthrie, Pete Seeger und Bands wie The Weavers einführte. Glover lehrte Ochs das Gitarrespiel und mit ihm diskutierte er über Politik. Ochs begann, Artikel für die örtliche Studentenzeitschrift zu schreiben, dazu auch seine ersten politischen Lieder.
In diese Zeit fielen seine ersten Auftritte als Sänger und Gitarrist, zuerst als Duo mit Glover und, nachdem dieser die Universität Richtung New York verlassen hatte, als Solomusiker. Ochs brach sein Studium in seinem letzten Semester ab, um 1962 ebenfalls nach New York zu ziehen und Folksänger zu werden.
Dort wurde er bald ein wichtiger Teil der Folkmusikszene des Greenwich Village. Ochs war im Sommer 1963 bereits so bekannt, dass er zum Newport Folk Festival eingeladen wurde. Mit "All The News That's Fit To Sing" (Elektra, 1964), "I Ain't Marching Anymore" (Elektra, 1965) und "In Concert" (Elektra, 1966) spielte er drei Alben ein.
1967 liess er sich in Kalifornien nieder und nahm dort für ein anderes Label die Alben "Pleasures Of The Harbor" (A&M, 1967), "Tape From California" (A&M, 1968), "Rehearsals For Retirement" (A&M, 1969), "Greatest Hits" (A&M, 1970) und "Gunfight At Carnegie Hall" (A&M, 1974) auf. Er experimentierte nach seinen Soloaufnahmen auf den "Elektra"-Alben mit Ensembles und orchestraler Instrumentation, ohne dass ihm der kommerzielle Durchbruch gelang.
Er trat auf unzähligen Antikriegskundgebungen auf und organisierte 1967 zwei grosse Antikriegs-Demonstrationen in Los Angeles und New York. Die Ereignisse des Jahres 1968 mit der Ermordung Martin Luther Kings und Robert F. Kennedys, mit den Gewalttätigkeiten der Chicagoer Polizei und der Wahl Richard Nixons zum Präsidenten liessen Ochs tief desillusioniert und depressiv werden. Ochs wandte sich wieder den musikalischen Wurzeln seiner Jugend zu, der Country-Musik und dem frühem Rock ’n’ Roll.
Er war davon überzeugt, das amerikanische Publikum nur zu erreichen, indem er Elvis Presley mit Che Guevara vereinte. Er gab bei Presleys Schneider einen Goldlaméanzug in Auftrag und trat in diesem in verschiedenen Konzerten auf, unterstützt durch eine Rock-Band, eigene Lieder singend, gemischt mit Liedern von Buddy Holly, Elvis Presley und Merle Haggard. Das Publikum reagierte mit bestenfalls gemischten Gefühlen auf diesen neuen Phil Ochs.
Er besuchte südamerikanische Länder, Neuseeland, Australien und Afrika. Als der Vietnam-Krieg beendet wurde, organisierte er eine War Is Over-Kundgebung, die am 11. Mai 1975 im New Yorker Central Park stattfand. Mehr als 100'000 Menschen kamen, um Phil Ochs, Harry Belafonte, Odetta, Pete Seeger und anderen zuzuhören. Phil Ochs und Joan Baez traten zusammen auf.
Phil Ochs hatte immer mehr Probleme mit dem Alkohol. Er wurde unberechenbarer und lebte zeitenweise auf der Strasse. Am 9. April 1976 erhängte er sich in Far Rockaway, New York. Nach seinem Tod erschienen viele weitere Aufnahmen wie "The Broadside Tapes 1" (Folkways, 1980), "A Toast To Those Who Are Gone" (Rhino und Archives Alive, 1986) und "There And Now: Live In Vancouver 1968" (Rhino, 1990).
"Live At Newport" (Vanguard, 1996) enthält Ausschnitte von Auftritten an den Festivals von 1963, 1964 und 1966. Auf der Doppel-CD "The 1970 Concert That Launched Greenpeace" (Amchitka Concert, 2009) sind Mitschnitte der Auftritte von Ochs, Joni Mitchell und James Taylor verewigt. "On My Way (1963 Demo Session)" (Micro Werks, 2008) bestand aus ganz frühen Aufnahmen und "Live Again!" (RockBeat, 2014) zeigt Ochs bei einem Auftritt 1973.
Auf der Split-LP "Daytrotter Presents No. 22" (Daytrotter, 2014) wurden Songs von Phil Ochs solchen des viel jüngeren Doug Paisley gegenübergestellt. "Live In Montreal, 10/22/1966" (RockBeat, 2017) war eine Doppel-CD. "The Best Of The Rest: Rare And Unreleased Recordings" (Liberation Hall, 2020) bestand aus Aufnahmen von 1964/1965. Von Phil Ochs erschienen rund ein Dutzend Compilations. Die bereits erwähnte LP "Greatest Hits" (A&M, 1970) zählt nicht dazu, war sie doch eine normale Studioaufnahme, die Ochs ironischerweise so betitelt hatte.
Phil Ochs Lieder wurden von einer ganzen Reihe von Künstlern aufgenommen, von Eric Andersen, Joan Baez, Billy Bragg, Eugene Chadbourne, Judy Collins, John Denver, Ani DiFranco, Marianne Faithfull, Julie Felix, Dick Gaughan, Jim and Jean, Gordon Lightfoot, Christy Moore, Bonnie ,Prince‘ Billy, Melanie Safka, Pete Seeger, Teenage Fanclub, They Might Be Giants, Eddie Vedder und Neil Young. 05/23