Britische Pop/Rock-Band, entstanden 1971 aus der 1967 in Southend-on-Sea, Essex gegründeten Band The Paramounts. Neben dem späteren Procol Harum-Gründer Gary Brooker (p, vcl) gehörte auch Robin Trower (g) zur Band, die zusammen mit den Rolling Stones auftrat und mit ihrer ersten Single "Poison Ivy" im Januar 1964 bis auf Platz 35 der englischen Charts kam.
Nachdem die nächsten Singles Flops waren, reduzierte sich die Tätigkeit der Paramounts auf die Rolle der Begleitband von Sandy Shaw und Chris Andrews. Gary Brooker tat sich darauf mit dem Texter Keith Reid zusammen und schrieb eine Anzahl von Songs, für dessen Umsetzung eine Band zusammengesucht wurde.
Auf ein Inserat im "Melody Maker" wurden Matthew Fisher (org), Ray Royer (g) Dave Knights (e-b) und Bill Eyden (dm) engagiert. Noch als The Pinewoods spielte diese Formation als ersten Song "A Whiter Shade Of Pale" ein, den Brooker basierend auf Johann Sebastian Bachs "Air On A G String" geschrieben hatte.
Als der Song mit "Lime Street Blues" als B-Seite auf einer 7"-Single (Deram, 1967) veröffentlicht wurde, nannte sich die Gruppe bereits Procol Harum. Zur gleichen Zeit veröffentlicht Moody Blues mit "Nights In White Satin" ein ähnlich schwermütiges Stück.
Am 4. Juni 1967 trat Procol Harum im Vorprogramm von Jimi Hendrix erstmals öffentlich auf und vier Tage später kletterte "A Whiter Shade of Pale" auf Platz 1 der englischen Hitparade. In vielen weiteren Ländercharts stand der Song ebenfalls ganz oben.
In den USA reichte es zu Platz fünf in den Billboard Hot 100. Total verkaufte sich die Single weltweit 10 Millionen Mal. Royer und Eyden wurden daraufhin durch die früheren Paramounts-Mitglieder Robin Trower (g) und B.J. Wilson (dm) ersetzt.
Mit ihnen wurde die zweite Single "Homburg/Good Captain Clack" und das Debutalbum "Procol Harum" (beide Real Zonophone, 1967) eingespielt, das in England vorerst ohne "A Whiter Shade Of Pale" auf den Markt kam. Die Single landete auf Platz 6 der britischen Charts sowie auf Platz 34 bei den amerikanischen Billboard Hot 100. Das Album erreichte Platz 26 in England und Platz 47 in den Billboard 200.
Das zweite Album hiess "Shine on Brightly" (Regal Zonophone, 1968). Es kam in den USA mit Platz 24 bei den Billboard 200 besser an als in der Heimat, wo es nicht in die Charts gelangte. Das dritte Album "A Salty Dog" (Regal Zonophone, 1969) tauchte in den UK-Albumcharts auf, auf Platz 27 sowie auf Platz 32 in den USA.
Danach verliessen Knights und Fisher die Band, um als Produzenten und Manager tätig zu sein. Mit Chris Copping (e-b, org) stiess ein weiteres Ex-Paramounts-Mitglied zu Procol Harum. Weitere Alben wie "Home" (Regal Zonophone, 1970) dümpelten in den UK- und/oder US-Charts jeweils im Mittelfeld oder in hinteren Bereichen herum.
Auch bei den Singles gelang der Band kein Top-10-Hit mehr. Eine Wiederveröffentlichung von "A Whiter Shade Of Pale" mit "Homburg" als Rückseite (Fly, 1972) erreichte in England Platz 13. Danach wechselte Procol Harum zum Label "Chrysalis", wo "Broken Barricades" (1971) herauskam. Im Anschluss daran verliess auch Robin Trower die Band, um eine Karriere als Solokünstler einzuschlagen.
Er wurde durch Dave Ball (g) ersetzt. Zur selben Zeit wurde Alan Cartwright als neuer Bassist engagiert, so dass sich Copping auf das Orgelspiel konzentrierten konnte. Damit konnte Procol Harum wieder an den Sound früherer Jahre anknüpfen.
Ein Auftritt vom 6. August 1971 mit dem Edmonton Symphony Orchestra und den Da Camera Singers in Edmonton, Alberta, wurde als "Procol Harum Live With The Edmonton Symphony Orchestra" (Chrysalis, 1972) veröffentlicht. Sie wurde verkaufsmässig zur erfolgreichsten LP der Gruppe und landete auf Platz 5 in den Billboard 200 sowie auf Platz 48 in Grossbritannien.
In England wurde das Livealbum von Wiederveröffentlichungen der ersten Alben der Gruppe konkurrenziert. Im September 1971 hatte Ball der Gruppe schon wieder den Rücken gekehrt, um bei der Band von Long John Baldry einzusteigen. Sein Nachfolger hiess Mick Grabham (g).
Auf dem nächsten, hochgelobten Album "Grand Hotel" (Chrysalis, 1973) sang auch Christianne Legrand von den Swingle Singers mit. Nach "Exotic Birds And Fruit" (Chrysalis, 1974) und "Procol's Ninth" (Chrysalis, 1975) kam es 1976 zu weiteren Besetzungswechseln.
Cartwright verliess die Band, Copping wurde wieder Bassist und Pete Solley neuer Keyboarder. Nach "Something Magic" (Chrysalis, 1977) löste sich die Band nach einer Abschiedstournee am 15. Mai 1977 auf. Gary Brooker veröffentlichte darauf Soloalben.
Er schrieb in den 1980er Jahren Orchester- oder Ballettmusik und nahm an den jährlichen Reunion-Konzerten von Fairport Convention, einer Band, die Procol Harum nahe stand, teil. Nachdem der langjährige Drummer B.J. Wilson 1990 starb, kam es im August 1991 zu einer Reunion von Procol Harum.
Mit dabei waren die Originalmitglieder Gary Brooker (vcl, p), Robin Trower (g), Matthew Fisher (org) und Keith Reid (lyrics). Dazu kamen Dave Bronze (e-b) und Mark Brzezicki (dm). Für neue Aufnahmen wurden weitere Musiker beigezogen. Obwohl dieses Lineup nicht lange Bestand hatte, gelang es Brooker die Gruppe für einige Zeit am Leben zu halten.
Auf "The Long Goodbye-The Symphonic Music of Procol Harum" (RCA Victor, 1995) wurde der Musik der Gruppe mit einem Grossaufgebot gehuldigt. Mit dabei bei der Interpretation der bekanntesten Songs waren das London Symphony Orchestra, das London Philharmonic Orchestra, die Sinfonia of London, der Chameleon Arts Chorus, die Dirigenten Nicholas Dodd und Darryl Way.
Musiker bei dieser Aufnahmen waren Gary Brooker (p, org, acc, hapischord, vcl), teilweise Matthew Fisher (org), Keith Reid (lyrics), Geoff Whitehorn, Andy Fairweather-Low und teilweise Robin Trower (g), Dave Bronze (e-b) und Mark Brzezicki (dm). Stargäste in je einem Song waren der Tenor Jerry Hadley (vcl), der Popsänger Tom Jones (vcl) sowie James Galway (fl).
Procol Harum existierte auch in den folgenden Jahren weiter und veröffentlichte in jeweils grösseren Abständen neue Alben. Auf "The Well's On Fire" (Eagle, 2003) bestand die Band aus den Ur-Mitgliedern Brooker, Reid und Fisher sowie aus Geoff Whitehorn (g), Matt Pegg (e-b) und Mark Brzezicki (dm, perc).
Ein weiteres Album hiess "Novum" (Eagle, 2017). Es war das erste ohne Songtexte von Keith Reid. Die Lyrics stammten von Pete Brown, der von seiner Zusammenarbeit mit Cream und Jack Bruce bekannt ist. Das Lineup bestand aus Brooker, Josh Phillips (org, vcl), Whitehorn, Pegg und Geoff Dunn (dm).
Keith Reid textete auch für andere Musikerinnen und Musiker und lieferte nach "A Whiter Shade Of Pale" noch mehre Hits ab. Erst 2008 veröffentlichte er ein Album unter eigenem Namen.
Von Procol Harum kamen im Laufe der Jahre mehrere weitere Liveaufnahmen auf den Markt, dazu über 100 Compilations. Darunter befanden sich auch mehrere umfangreichere Veröffentlichungen, wie die 3-CD-Box "A & B-The Singles" (Repertoire, 2002). "All This And More..." (Salvo, 2009) war ebenfalls ein Set mit drei CDs, die auch bislang unveröffentlichte Tracks enthielten, sowie einer DVD.
"Still There'll Be More - An Anthology 1967-2017" (Esoteric, 2018) bestand aus fünf CDs und drei DVDs. Eine der CDs enthielt ein bisher noch nie veröffentlichter Livemitschnitt in den Bournemouth Winter Gardens am 17. März 1976.
"Regal Zonophone Years Plus: Procol Harum Complete Collection 1967-1970" (Fly, Solid und Ultra-Vybe, 2021) bestand aus acht CDs, die drei Alben sowie diverses Zusatzmaterial in Form von BBC-Sessions, Demomaterial, alternativen Abmischungen, Mono- und Stereoversionen usw. enthielt. Das Set erschien nur in Japan. 08/24