Belgischer Jazz-Gitarrist, Komponist und Bandleader, geboren am 25. Februar 1927 in Lüttich. Er erlernte sein Instrument als Autodidakt. Ende der 1940er Jahre spielte er an der Seite von Bobby Jaspar, Jacques Pelzer und Francy Boland bei The Bob Shots, eine der ersten Bop-Gruppen in Europa. Auf zwei bekannten Aufnahmen dieser Band war er allerdings nicht mit dabei.
Thomas liess sich 1950 mit Jaspar in Paris Paris nieder und spielte dort unter anderem mit Chet Baker. Mitte der 1950er Jahre konnte er erste Aufnahmen als Leader eigener Gruppen einspielen. Mit Buzz Gardner (tp), Henri Renaud (p), Jean-Marie Ingrand (b) und Jean-Louis Viale (dm) als Begleiter nahm er das 10"-Album "René Thomas Et Son Quintette" (Vogue, 1955) auf.
Diese am 5. Mai 1954 realisierten Aufnahmen wurden später als Teil der CD "The 1954 Paris Sessions" (Vogue, 1999) zusammen mit anderen Aufnahmen aus jener Zeit des Roy Haynes Sextets, des Henri Renaud Trios und des Frank Foster Quartets wieder veröffentlicht. In Japan waren die Aufnahmen 1997 in ihrer ursprünglichen Form auf Vinyl oder CD heraus gebracht worden.
Auf der 7"-EP "René Thomas Modern Group" (Polydor, 1956) war er in Begleitung von Bib Monville (ts), Roland Ronchaud (p), Benoit Quersin (b) und José Bourguignon (dm) zu hören. "René Thomas And His Orchestra" (Barclay, 1956) war ein weiteres 10"-Album mit André Ross (ts), René Urtreger (p), Benoit Quersin und Jean-Marie Ingrand (b) sowie Jean-Louis Viale (dm) an seiner Seite.
Letztere beiden Aufnahmen wurden später auf der CD "René Thomas And His Orchestra" (Universal, 2010) zusammengefasst. 1956 zog er nach Kanada und dann in die USA, wo er von Toshiko Akiyoshi und Sonny Rollins für Aufnahmen engagiert wurde. Zudem hatte er die Gelegenheit, an der Seite von Miles Davis, Zoot Sims und Jackie McLean zu spielen. In den USA entstand mit Teddy Kotick (b) und Albert Heath (dm) sowie zum Teil mit Hod O'Brien (p) und/oder J.R. Monterose (ts) als René Thomas Quintet "Guitar Groove" (Jazzland, 1960).
Dann kehrte er nach Paris zurück. 1961 konnte er in Rom mit seinem Landsmann Bobby Jaspar (ts, fl) als Co-Leader sowie mit Amedeo Tammasi (p), Maurizio Majorana (b) und Francesco Lo Bianco oder Franco Mondini (dm) die LP "Thomas - Jaspar Quintet" (RCA Victor, 1962) aufnehmen. Als Sideman machte er Aufnahmen mit John Lewis, Sonny Criss, Lee Konitz, Lucky Thompson, Stan Getz und anderen.
"Blue Note, Paris 1964" (Royal Jazz, 1990) zeigt Thomas im Oktober 1964 bei Auftritten mit Pony Poindexter (as, ss, vcl), Georges Arvanitas (p), Georges Lucas oder Michel Gaudry (b) sowie Jean-Louis Viale oder Michel Delaporte (dm). In einem Stück war auch Michel Roques (ts) zu hören. Mit Eddy Louiss (org) und Kenny Clarke (dm) als Co-Leader nahm René Thomas eine titellose LP (Cy, 1973) auf.
Diese wurde später als "Blue Tempo" oder "Eddy Louis Trio" wieder veröffentlicht. "Hommage à...René Thomas" (Timeless, 1994) enthielt Aufnahmen, die Thomas im Februar 1974 in den Niederlanden mit Rob Franken (e-p), Koos Serierse (b) und Louis Debij (dm) gemacht hatte.
René Thomas starb am 3. Januar 1975 im Alter von 48 Jahren im spanischen Santander. "Guitar Genius" (AMC, 1991) und "Guitar Genius Vol. 2" (AMC, 1992) waren zwei auf Anregung von René Thomas Tocher Florence zusammengestellte CDs. Sie zeigen René Thomas in bisher noch nie veröffentlichten Liveaufnahmen aus den Jahren 1960 bis 1974.
Im Rahmen der Serie "Jazz in Paris" erschien die Compilation "The Real Cat" (Gitanes Jazz, 2000) mit Aufnahmen von Thomas von Mitte der 1950er Jahre. Praktisch das selbe Material sowie Aufnahmen von Thomas als Mitglied des Henri Renaud Sextets wurden unter dem Titel "Guitaristic" (FiveFour und Cherry Red, 2007) auf den Markt gebracht.
In Form einer Doppel-CD erschien "Remembering René Thomas" (Fresh Sound, 2020), bestehend hauptsächlich aus Live- und Radio-Aufnahmen aus den Jahren 1961 und 1962. 07/23