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Rico Rodriguez

Jamaikanischer Ska-Posaunist und Komponist, geboren am 17. Oktober 1934 in Kingston als Emmanuel Rodriguez. An der für ihre musikalische Ausbildung bekannten Alpha Boys School erhielt er Instrumentalunterricht. Sein Tutor war Don Drummond, der selber einer der bekanntesten jamaikanischen Posaunisten wurde.


Von 1952 bis 1954 absolvierte Rodriguez eine Lehre als Mechaniker. Zwischen 1954 und 1957 ergänzte er seine musikalische Ausbildung an der Stoney Hill Music School. Seine musikalischen Einflüsse in jener Zeit waren J.J. Johnson und Kai Winding. In diese Zeit fallen auch seine ersten Engagements als Studiomusiker oder als Mitglied von Gruppen wie Clue J And The Blues Blasters oder des Eric Dean Orchestras.



Trotzdem lebte er auf dem Existenzminimum. Deshalb schloss er sich einer Rastafari-Gemeinschaft an, die sich in den Wareika Hügeln nahe Kingston um den Perkussionisten Count Ossie gebildet hatte. Im Geiste dieser Bewegung spielte Rodriguez Posaune gegen Nahrung. Zwischen 1958 und 1961 nahm die Zahl der Engagements von Rodriguez stetig zu.

 

Die Entwicklung der jamaikanischen Musik- und Unterhaltungsszene ging damals weg von den grossen Tanzorchestern hin zu den Sound Systems. Weil der Rock'n'Roll in Jamaika nicht ankam und eine eigene Musik in Form von Ska, Rocksteady und später Reggae entstand, wurden in den Studios in Kingston viele Schallplatten eingespielt.

 

Rodriguez gehörte zu diesen Musikern, die unter verschiedensten Namen Solisten und Interpreten begleiteten. Er spielte mit Clue J, Count Ossie, den Smith All Stars, Drumbago And His All Stars und anderen. Zu den Produzenten, mit denen er arbeitete, gehörten Dodd Duke Reid, Vincent Chin, Lloyd Daley und Prince Buster.

 

Mit Vincent Chin als Produzenten hatte er Gelegenheit, eine erste eigene Schallplatte zu veröffentlichen. Es handelte sich um die 7"-Single "Rico Special" (Randy's, 1961) mit einem Stück des V. Foster Orchestras Feat. Rico auf der B-Seite. Im selben Jahr erschien mit "Luke Lane Shuffle/Little Honey" (Buster Wild Bells, 1961) eine zweite Split-Single, die sich Rico Rodriguez mit Buster's Group teilte.  

 

Nach der Single "Rico Farewell" (Randy's, 1962) ging er, enttäuscht von den schlechten Einkommensmöglichkeiten als Musiker in Jamaika, nach London. Dank vielen Schallplatten, auf denen sein Name stand, war er vielen jamaikanischen Emigranten bekannt. Er fand schnell Anschluss an die blühende Londoner Clubszene, spielte mehrere Monate mit Georgie Fame's Blue Flames und nahm Schallplatten für Emil Shallitt und Siggy Jackson auf.

 

Dazu war er in jener Zeit auf Aufnahmen von Laurel Aitken und Prince Buster zu hören. Daneben entstanden mit seinen Gruppe Rico's Combo, Reco & His Blues Band, Rico & The Blue Beats, Rico & Hhe Creators, Rico & The Invaders, Rico's All Stars, Reco & His Rhythm Aces, Rico & The Rudies eine ganze Reihe von Singles. Dazu kamen auch die erste LP "Reco In Reggae Land (Paying Tribute To Don Drummond)" (Pama, 1969).

 

1975 wurde er von "Island Records" als Studiomusiker engagiert. Dies führte zu Studioarbeit mit Rock- und Reggaestars wie Jim Capaldi, Toots & The Maytals, Linton Kwesi Johnson und Burning Spear. "Island" nahm ihn auch als Musiker unter Vertrag und ermöglichte ihm eine Reise nach Jamaika, die erste seit seiner Emigration.

 

Dort entstand zusammen mit den besten Studiomusikern der Insel seine zweite LP "Man from Wareika" (Island, 1976). Die Dub-Version davon erschien unter dem Titel "Wareika Dub" (Island, 1977). Danach folgten mit "That Man Is Forward" (2-Tone, 1981) und "Jama Rico" (2-Tone, 1982) zwei Alben.

 

Sie erschienen auf dem damals aufkommenden englischen Ska-Label "2-Tone" aus Coventry, das zu jener Zeit Musiker und Gruppen wie The Specials, The Selecter und Madness gross herausbrachte. Rodriguez wurde zu vielen Aufnahmen dieser Gruppen beigezogen, darunter auch zu den Aufnahmen von "Rudy, A Message To You" (2-Tone, 1979), dem grossen Single-Hit der Specials.

 

Anfang der 1980er Jahre machte er auch auf Aufnahmen von Joan Armatrding, Dennis Bovell, Paul Young, Ian Dury, Mad Professor, Jean-François Pauvros, John Martyn und anderen mit. 1982 zog sich Rodriguez nach Jamaika zurück und kehrte dem Musikgeschäft den Rücken.

 

1988 wurde er in Jamaika von Schweizer Musikern aufgespührt, um ein Reggae-Projekt mit der Heart Beat Band und Fizzé zu unterstützen. Rodriguez kehrte über die Schweiz nach London zurück und spielte von dort als gefragter Studiomusiker und Mitglied verschiedener Bandprojekte. Er kam auch zu weiteren eigenen Aufnahmen.

 

Dazu spielte auf Aufnahmen von Tom Jones, Ray Davies, Horace Andy, Amy Winehouse, Floyd Lloyd und anderen mit. Rico Rodriguez starb am 4. September 2015 80-jährig in einem Spital in London. Von Rodriguez erschienen nur wenige Compilations.

 

"Roots To The Bone" (Mango, 1995) enthielt auf einer CD sieben Stücke seiner ersten "Island"-LP "Man From Wareika" sowie sieben weitere Songs, die damals auf Singles dieses Labels erschienen waren. Umfangreicher war die Doppel-CD-Compilation "Trombone Man (Anthology 1961-71)" (Trojan, 2004), welche die ersten zehn Jahre seiner Karriere abdeckte.                                                           04/24

 

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H.R.

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