Französischer Jazz-Gitarrist und Chansonnier, geboren am 29. Januar 1933 in Paris als Alexandre Distel bzw. als Sohn eines russisch-französischen Chemieingenieurs. Sein Vater Léon, ein ehemaliger zaristischer Offizier, war 1918 aus Russland nach Frankreich geflohen. Die Mutter Andrée Ventura, eine Pianistin, entstammte einer jüdischen Pariser Familie. Sacha Distel erhielt bereits im Alter von fünf Jahren Klavierunterricht.
Sein erster Klavierlehrer war sein Onkel Ray Ventura. 1942 wurde Sachas jüdische Mutter von den deutschen Besatzern in ein Arbeitslager verschleppt und fand ihren Sohn erst nach dem Krieg wieder. Der Vater versteckte den neunjährigen Sacha in einer Priesterschule in Laval, liess ihn als Alexandre Ditel anmelden und tauchte selbst unter.
Mit 15 Jahren wechselte Sacha Distel zur Gitarre. Sein Gitarrenlehrer wurde Henri Salvador. Er studierte zuerst Philosophie, etablierte sich zugleich aber auch als Jazzgitarrist und wechselte unter dem Eindruck eines Konzertes von Dizzy Gillespie 1948 zum Modern Jazz. Seine erste eigene Band bestand aus Mimi Perrin (vcl, p), Jean-Marie Ingrand (b) und Jean-Louis Viale (dm) als Mitmusiker.
Er arbeitete in Pariser Jazzclubs mit Art Simmons und Pierre Michelot. Ab 1950 gehörte er dem Trio von Gérard Gustin an. Bei einem New York-Aufenthalt nahm Distel Unterricht bei Jimmy Raney und arbeitete danach in Paris mit Barney Wilen und Bobby Jaspar. 1954 begleitete er Billie Holiday, Clifford Brown und Kenny Clarke.
Ab Mitte der 1950er Jahre kam er zu ersten Aufnahmen als Mitglied von Bands um Lionel Hampton, Don Rendell, Bobby Jaspar und anderen. Erste Aufnahmen erschienen auf dem 10"-Album "Jazz D'aujourd'hui" (Versailles, 1956). Begleitet wurde er von Georges Grenu (ts), William Boucaya (bars, bcl), Jean Liesse (tp), Billy Byers (tb), Pierre Michelot (b) und Christian Garros (dm).
In zwei Stücken waren Gene DiNovi (p), George Duvivier (b) und Charles Saudrais seine Begleiter. Mit John Lewis () vom Modern Jazz Quartet als Co-Leader und Barney Wilen (ts) entstand "Afternoon In Paris" (Versailles, 1957). Die Rhythmusgruppe bestand entweder aus Percy Heath (b) und Kenny Clarke (dm) oder aus Pierre Michelot (b) und Connie Kay (dm).
Weitere Aufnahmen machte er in der zweiten Hälfte der 1950er Jahren als Begleiter von Annie Fratellini, als Co-Leader mit Jean-Pierre Sasson, Raymond Le Sénéchal Et Son Orchestre, Bobby Jaspar oder Slide Hampton bzw. als Leader mit seinen Gruppen Sacha Distel Et Son Ensemble. Dazu arbeitete er mit Henri Renaud, Stan Getz, Tony Bennett und dem Modern Jazz Quartet.
Er war auch musikalischer Begleiter der Chansonnière Juliette Gréco. Ab 1958 konzentrierte sich Distel auf das Chanson. Bekannt wurde er mit Chasons wie "Toute la pluie tombe sur moi", "Scoubidou", "La belle vie" und "Le soleil de ma vie", letzteres ein Duett mit Brigitte Bardot, mit der er eine einjährige Liebesbeziehung unterhielt. Ab Anfang der 1960er Jahre sang er auch Lieder in deutscher Sprache.
1968 kehrte Distel zum Jazz zurück und nahm mit Slide Hampton (tb) und einer ganzen Reihe von weiteren Musikern das Album "Back To Jazz" (La Voix De Son Maître, 1969) auf. In den frühen 1970er Jahren hatte Sacha Distel weitere grosse Hits als Chansonnier. Der charmante Sänger mit seiner leicht rauchigen Stimme nahm rund 200 Titel in mehreren Sprachen auf.
Von ihm komponierte Stücke wurden unter anderem von Frank Sinatra, Petula Clark und Dionne Warwick gesungen. In den 1980er und 1990er Jahre veröffentlichte er weitere jazznahe Alben. 2001 trat er in der Londoner Aufführung des Musicals "Chicago" in der Rolle des Anwalts Billy Flynn auf.
Neben seiner musikalischen Laufbahn trat Distel in den 1960er und 1970er Jahren auch in einigen Filmen auf und war 1962 bis 1972 Moderator einer Varieté-Sendung im französischen Fernsehen. Distel war ab 1963 mit der Skifahrerin Francine Bréaud verheiratet. Am 22. Juli 2004 erlag er im Alter von 71 Jahren in Rayol-Canadel-sur-Mer an der Côte-d'Azur einer Krebserkrankung. 07/23