Amerikanischer Ragtime-Pianist und Komponist, geboren am 24. November 1868 in Linden oder Texarkana, Texas, als Sohn eines zur Zeit seiner Geburt befreiten Sklaven. Er spielte als Kind Violine und erhielt ab dem siebten Lebensjahr systematischen Klavierunterricht bei Julius Weiss. Schon als Fünfzehnjähriger war er als Kneipen-Pianist in den Bundesstaaten Texas und Louisiana unterwegs.
Von 1885 bis 1893 lebte Joplin als Musiker in St. Louis, wo er in den Honky-Tonks und Saloons aufspielte. 1893 trat er bei der Weltausstellung in Chicago auf. Ab 1895 entstanden die meisten seiner Kompositionen. Diese schrieb er für den Eigenbedarf und für seine Vokalgruppe The Texas Medley Quartet, die in Vaudeville-Shows auftrat. Er wurde einer der ersten erfolgreichen Ragtime-Komponisten.
Er hatte grossen, finanziellen Erfolg mit dem Verkauf der Notenblätter seiner Stücke. Von Joplins zahlreichen Rags sind "The Entertainer" und der "Maple Leaf Rag" die bekanntesten Stücke. Sein ehrgeizigstes Werk, die Oper "Treemonisha" über die Lebensumstände der Afroamerikaner in der Wiederaufbauepoche, wurde 1913 in Bayonne, New Jersey, uraufgeführt. Die zu Ehren Theodore Roosevelts komponierte Oper "A Guest of Honor" ist ebenso verloren wie sein Ballett "The Ragtime Dance" und ein Musical.
Seine Kompositionen sind durchgehend pianistisch anspruchsvoll. Daher existieren von den Stücken zahlreiche vereinfachte Ausgaben. Joplin bestand stets darauf, dass seine Stücke nicht schnell gespielt werden. Damit widersprach er der rasanten Spielpraxis einiger seiner Zeitgenossen, die anhand von einfachen strukturierten Rags eher Schnelligkeit als Musikalität zur Geltung brachten.
Scott Joplin verstarb am 1. April 1917 49-jährig in New York City an den Folgen tertiärer Syphilis. Nach seinem Tod verdrängte der Jazz den Ragtime für einige Jahrzehnte aus dem Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit. Knapp 60 Jahre nach seinem Tod genossen Joplin und sein Werk erneut weite Anerkennung.
Vor allem durch den mit sieben Oscars ausgezeichneten Spielfilm "Der Clou" (1973) mit Robert Redford, mit Stücken von Joplin als Soundtrack, gewann der Ragtime wieder an Beliebtheit. Joplin gehört neben James Scott und Joseph F. Lamb zu den "Big Three" des klassischen, auskomponierten Ragtimes. James Scott und Scott Joplin waren afroamerikanischer Abstammung, Lambs Vorfahren stammten aus Irland.
Aus seinen wenigen eigenen Aufnahmen, die auf Pianorolls erschienen waren, sowie aus den Interpretationen seiner Stücke von anderen Pianisten wurden über 200 Alben bzw. Compilations zusammengebaut.
Der auch als Bach-Interpret bekannte, 1944 geborene Joshua Rifkin lieferte auf einigen Alben moderne Interpretationen von Scott Joplins Werk. Von Rifkin erschienen "Piano Rags By Scott Joplin" (Nonesuch, 1970), "Piano Rags, Volume II" (Nonesuch, 1972), "Piano Rags - Volume III" (Nonesuch, 1974) und "Digital Ragtime - Music Of Scott Joplin" (HMV, 1980).
"Digital Rag: Wall Street Rag" (Angel, 1985) und "Ragtime Music Of Scott Joplin" (EMI, 2005) waren Aufnahmen von Rifkin mit The Southland Stingers. 09/23