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Sonny Boy Williamson II

Amerikanischer Bluessänger und Mundharmonikaspieler, geboren höchstwahrscheinlich am 5. Dezember 1912 in Greenwood oder in Glendora, Mississippi, als Alex oder Aleck Ford. Andere Quellen sprechen von 1897, 1899, 1907 oder 1909 als Geburtsjahr. Er ist nicht zu verwechseln mit dem anderen, 1914 im Bundesstaat Tennessee geborenen Sonny Boy Williamson I alias John Lee Curtis Williamson, der ebenfalls Mundharmonika spielte.


Der ältere Williamson war der unehliche Sohn von Millie Ford und übernahm später den Nachnamen seines Vaters Jim Miller. Er nannte sich deshalb auch Aleck Miller, "Rice" Miller, Little Boy Blue oder Little Willie. In den 1920er Jahre brachte er sich das Mundharmonikaspiel bei. Erste Aufnahmen soll er um 1929 für Ralph Lembo in Itta Bena gemacht haben.


Um 1930 heiratete er Marx Burnett, die Schwester von Chester Burnett, der sich später Howlin' Wolf nannte. Zu jener Zeit tourte er durch den amerikanischen Süden und spielte mit Burnett, Elmore James, Willie Love, Robert Jackson und Robert Lockwood Jr.. Vor allem mit letzterem bildete er während Jahren ein Duo. Zwischen 1941 und 1944 spielten diese beiden Musiker täglich live für den Radiosender KFFA. Zu jener Zeit nannte er sich zum ersten Mal Sonny Boy Williamson.


Zu jener Zeit war auch John Lee Curtis Williamson als Sonny Boy Williamson unterwegs. Wer wem den Namen gestohlen hat, konnte nie eruiert werden. Das Ganze führte vorerst zu keinen Verwechslungen, da Miller zu Lebzeiten des anderen Sonny Boy Williamson noch keine Aufnahmen machte. Rice Miller wurde deshalb auch Sonny Boy Williamson II genannt.


Die ersten, erhalten gebliebenen Aufnahmen entstanden zwischen 1951 und 1955 für die "Diamond Record Company" in Jackson, Mississippi. Sie erschienen damals auf Schellack-Platten beim Label "Trumpet". Die Tracks erschienen später auch auf mehreren LPs. Auf "King Biscuit Time" (Arhoolie, 1966) wurden 16 dieser "Trumpet"-Songs anderen Aufnahmen gegenüber gestellt, welche Sonny Boy kurz vor seinem Tod 1965 gemacht hatte.


Vorher unveröffentliche Songs aus der "Trumpet"-Periode, aufgenommen 1953/1954, kamen unter dem Titel "Clowin' With The World" (Trumpet Acoustic Archives, 1989) erstmals heraus. Den gleichen Weg nahmen Songs aus der "Trumpet"-Zeit, diee Sonny Boy zwischen 1951 und 1954 teilweise zusammen mit Arthur "Big Boy" Crudup (g, vcl) eingespielt hatte. Sie erschienen als "Goin' In Your Direction" (Trumpet Acoustic Archives, 1991).


Ein Grossteil dieser Aufnahmen kam auch unter dem Titel "Boppin' With Sonny" (Blue Moon, 1991) auf den Markt. Die gleichen Titel wie auf "Boppin'" sowie einige zusätzliche Tracks wurden unter dem Titel "From The Bottom" (Collectables, 1991) als Teil 5 der Serie "Trumpet Masters" veröffentlicht. "Don't Make A Mistake" (Blues Ball, 1979) umfasste Songs aus den Jahren 1952 bis 1963. "Sonny Boy's Rhythm, King Biscuit Time, Vol. 2" (P-Vine, 1990) war eine japanische Produktion, bestehend aus ebenfalls "Trumpet-Songs. Die Doppel-LP "The Trumpet Singles On Shellac 1951-1958" (Doxy, 2013) und die LP "The Trumplet Singles 1947-1955" (Jambalaya, 2015) hiessen später weitere Compilations mit Aufnahmen aus jener Zeit.


Zwischen 1955 und 1964 nahm er für das Chicagoer Label "Chess" bzw. für das Unterlabel "Checker" eine ganze Reihe von Singles auf. Die aus vier LP bestehende Sammlung "The Checker Box" (Chess und P-Vine, 1985) deckte die Zeit für "Chess" bzw. "Checker" vollständig ab. Alle "Chess"-Aufnahmen sowie mehrere Alternative Takes wurden später auch auf der 4-CD-Box "The Chess Years" (Charly, 1991) zusammengefasst.


"Down And Out Blues" (Checker, 1959) war die erste von zwei LPs, die zu Lebzeiten von Sonny Boy veröffentlicht wurden. Es handelte sich um eine Sammlung von Singles, die er mit Musikern wie Willie Dixon (b), Fred Below (dm), Lafayette Leake (p), Otis Spann (p), Robert Lockwood (g), Eugene Pierson (g), Luther Tucker (g), Jimmy Rogers (g) und Muddy Waters (g) aufgenommen hatte.


Nach seinem Tod erschienen weitere Sammlungen von seinen "Chess/Checker"-Aufnahmen wie "The Real Folk Blues" alias "In Memorium" (Checker, 1966) und "More Real Folk Blues" (Checker, 1966). "Bummer Road" (Chess, 1969) und "One Way Out" (Chess, 1975) kamen als Teil der "Chess Vintage Series" heraus. Alle diese LPs wurden ab 1987 von "MCA" im Rahmen der "The Original Chess Masters"-Serie als CD wieder veröffentlicht.


1963 und 1964 befand sich Sonny Boy Williamson zusammen mit anderen Bluesern im Rahmen des alljährlichen "American Folk Blues Festivals" in Europa. Diese Tourneen trugen dazu bei, dass viele englische Musiker den Blues für sich entdeckten. Bei der 63er-Tournee trat Sonny Boy mit Matt Murphy (g), Otis Spann (p), Willie Dixon (b) und Billie Stepney (dm) auf.


Bei der 64er-Tournee wurde er von Hubert Sumlin (g), Dixon und Clifton James (dm) und begleitet. Von den Auftritten der Musikerinnen und Musiker wurde jedes Jahr eine Compilation veröffentlicht. Viele der dabei mitgeschnittenen Stücke wurden später 5-CD-Box "American Folk Blues Festival" (Evidence, 1995) noch einmal heraus gebracht.


Auch Sonny Boys Aktivitäten rund um die Tournee von 1963 sind gut auf Schallplatten dokumentiert. Sein Auftritt vom Oktober 1963 in Oberhausen wurde viel später als "The Unissued Blues Festival 1963" (Red Lightnin, 1999) veröffentlicht. Ebenfalls anlässlich der Tournee von 1963 hatte Sonny Boy Williamson in Kopenhagen für das dänische Label "Storyville" Aufnahmen gemacht.


Diese kamen auf den LPs "A Portrait In Blues" und "The Blues Of Sonny Boy Williamson" (beide Storyville, 1963) sowie zusammengefasst als "Keep It To Ourselves - The Best Of Storyville Recordings" (Alligator, 1990) auf einer CD auf den Markt. Weiteres Material dieser Sessions kam auch auf anderen Labels heraus. Bei einem Auftritt mit Memphis Slim (p) am 1. Dezember 1963 in der "Blue Bar" in Paris wurde die LP "In Paris" (GNP Crescendo, 1973) mitgeschnitten.


In England, wo Sonny Boy und seine Musikerkollegen gegen Ende 1963 auf Tournee waren, kam es zu mehreren Begegnungen mit einem Teil der damaligen weissen Blues-Szene. Am 8. und 9. Dezember 1963 trat Sonny Boy mit den Yardbirds im "Crawdaddy Club" in Richmond bei London.


Die Yardbirds spielten in der Besetzung Eric Clapton (g), Keith Relf (vcl, hca), Chris Dreja (g), Paul Samwell-Smith (e-b) und Jim McCarty (dm). Am 30. Dezember 1963 kam es im "Club A Gogo" in Newcastle upon Tyne zu einem musikalischen Treffen mit The Animals. Diese bestanden aus Eric Burdon (vcl), Hilton Valentine (g), Alan Price (org, p), Chas Chandler (e-b) und John Steel (dm). Die Tondokumente davon erschienen später auf diversen Schallplatten.


Ende Januar 1965 kam es zur dritten Begegnung von Sonny Boy mit englischen Rock- und Jazzmusikern. Im Rahmen einer Studiosession traf er am 29. Januar 1965, an seinem letzten Tag, bevor sein Visum auslief und er Europa verlassen musste, auf eine Gruppe mit Brian Auger (org), Jimmy Page (g), Ricky Brown (e-b), Mick Waller (dm), Alan Skidmore (ts) und Joe Harriott (as).


Diese Tracks erschienen als "Don't Send Me No Flowers" (Marmalade, 1968) bzw. als "Jam Session" (Charly, 1975). Auf der CD-Wiederveröffentlichung von 1991 ist Sonny Boy Williamson auch ein zweites Mal in Begleitung der Yardbirds zu hören und zwar in einem Konzert vom 28. Februar 1964. Die Session mit Auger, Page und Co. war die zweitletzte von Sonny Boy.


Die letzten Aufnahmen machte er im Mai 1965 in Form einer Radio-Session, die zusammen mit frühen "Trumpet"-Aufnahmen auf der oben erwähnten LP/CD "King Biscuit Time" (Arhoolie, 1966) herauskam. Sonny Boy Williamson starb am 25. Mai 1965 in Helena, Arkansas, 52-jährig nachdem er beim Auftritt am Tag zuvor oft Blut gehustet hatte. Von Sonny Boy Williams II kamen rund zwei Dutzend Alben und an die 100 Compilations heraus. 05/23

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Oliver Sain

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