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Stéphane Grappelli

Französischer Jazz-Violinist und Bandleader zwischen Swing und Sinti Jazz, geboren am 26. Januar 1908 in Paris. Als Sohn eines italienischen Marchese und einer Französin wurde er auf den Namen Stefano getauft. Er verlor seine Mutter, als er vier Jahre alt war. Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde sein Vater ins italienische Heer eingezogen.


Der sechsjährige Stefano konnte einige Tanzstunden bei Isadora Duncan nehmen, kam in ein katholisches Waisenhaus, das er als traumatisierende Erfahrung erlebte. Er musste dort auf dem Boden schlafen und hugerte oftmals. Als sein Vater aus dem Krieg zurückkehrte, sorgte er dafür, dass sein Sohn Stefano die französische Staatsbürgerschaft erhielt. Dabei wurde sein Vorname in Stéphane geändert.


Als Jugendlicher brachte sich Grappelli das Violin- und Klavierspiel selber bei und bestand, ohne jemals einen Lehrer gehabt zu haben, die Aufnahmeprüfung für das Pariser Konservatorium. Dort studierte er zwischen 1924 und 1928. Während dieser Zeit und noch nach seinem Studium verdingte er sich als Musiker in Kinos.


Er spielte auch in Tanzbands wie Grégor et ses Grégoriens, bis er 1933 Django Reinhardt traf. Grappelli gründete 1934 mit Reinhardt das Quintette du Hot Club de France, von dem mehrere Schallplatten erschienen. Es handelte sich um die erste Jazzformation, in der ausschliesslich Saiteninstrumente (drei Gitarren, Violine und Bass) zum Einsatz kamen. Als am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, befand sich die Band auf Konzerttournee in London.


Django Reinhardt ging nach Paris zurück, Grappelli blieb in England. Dort gründete Grappelli mit dem jungen Pianisten George Shearing eine neue Band, die aus dem Arthur Youngs Swingtette hervorging. Mit Reinhardt arbeitete er erst nach dem Krieg wieder zusammen. Grappelli und Reinhardt hatten ab 1935 auch in der Gruppe Stéphane Grappelli And His Hot Four zusammengearbeitet.


Diese Gruppe war von den Instrumenten und teilweise von den Musikern gleich besetzt war die das Quintette und existierte etwa gleich lange, nämlich bis Ende der 1940er Jahre. Weitere Aufnahmen hatte Grappelli ab den 1930er Jahren an der Seite von Bandleadern wie Lionel Hampton, Coleman Hawkins Bill Coleman, Philippe Brun,Charlie Ventura und anderen gemacht. Auch mit dem Geiger Eddie South trat er auf und ging ins Studio.


In den 1950er Jahren war Grappelli als Leader immer weniger aktiv. Erst ab der Mitte der 1960er Jahre wurde seine Karriere durch das wachsende Interesse an der Jazzvioline wiederbelebt, zumal ihn Duke Ellington 1963 zusammen mit den Geigern Ray Nance und Svend Asmussen zu den Aufnahmen der erst später veröffentlichten LP "Duke Ellington's Jazz Violin Session" (Atlantic, 1976) einlud.


Am 30. September 1966 kam es bei einem Konzert in Basel unter dem Titel "Violin Summit" zu einem Remake dieser Session. Mit dabei waren neben Grappelli und Asmussen auch die Geiger Stuff Smith und Jean-Luc Ponty. Nach dem Erfolg des Albums "Violin Summit" (Saba, 1967) entwickelte Grappellis sich zum einflussreichsten Geiger der Jazzszene und machte sein Instrument im Jazz salonfähig.


Grappelli nahm fortan mit vielen Jazzmusikern weltweit Schallplatten auf oder ging mit ihnen auf Tournee. 1969 besuchte er die USA, um beim Newport Jazz Festival aufzutreten. Er spielte mit Joe Venuti, Gary Burton und Earl Hines. Zu Beginn der 1970er Jahre begann er eine künstlerische Zusammenarbeit mit dem klassischen Geiger Yehudi Menuhin, die zu drei Alben führte.


Er feierte seinen 86. Geburtstag mit Gary Burton, Martial Solal und Jean-Luc Ponty. Er spielte bis kurz vor seinem Tod Studioaufnahmen ein, so 1975 ein Solo für eine Gage von 300 Pfund für Pink Floyd bzw. dessen Album "Wish You Were Here" (Harvest, 1975). Von Stéphane Grappelli erschienen hunderte von Schallplatten.


Sie kamen unter seinem eigenen Namen oder unter Gruppennamen wie Oscar Peterson-Stéphane Grappelli Quartet, South-Grappelli-Reinhardt Combo, Stéphane Grappelli And His Hot Four, Stephane Grappelli And His Quartet, Stéphane Grappelli Ensemble, Stephane Grappelli Quartet oder Stéphane Grappelli Quintet heraus.


Andere Gruppenbezeichnungen waren Stéphane Grappelli Trio, Stéphane Grappelli-Henri Crolla Quartet, Stéphane Grappelly And His Musicians, Stephane Grappelly Et Son Orchestre, Stéphane Grappelly Et Son Quartette, Stephane Grappelly Quintet oder Stephane Grappelly Sextet. Die Datenbank discogs.com verzeichnet für ihn fast 750 Credits als Musiker und fast 800 als Komponisten oder Arrangeur.


Seine Musik wurde auf über 200 Compilations zusammengefasst. Die meisten davon deckten seine Zusammenarbeit mit Django Reinhardt ab. Darunter befanden sich als besonders üppige Sammlungen die 5-CD-Box "Swinging With Django Reinhardt" (Le Chant Du Monde, 2007) und "Les Rois Du Swing Manouche" (Wagram, 2009). Stéphane Grappelli starb am 1. Dezember 1997 in Paris im Alter von 89 Jahren. 07/23

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