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Stan Getz

Aktualisiert: 24. Okt. 2023

Amerikanischer Jazz-Tenorsaxophonist, Komponist und Bandleader, geboren am 2. Februar 1927 als Sohn russisch-jüdischer Eltern in Philadelphia, Pennsylvania, und aufgewachsen im New Yorker Stadtteil The Bronx. Getz spielte in mehreren Schülerorchestern und schloss sich 1943, 16-jährig, dem Orchester von Jack Teagarden an, weil dieser wegen des Zweiten Weltkrieges keine anderen Musiker engagieren konnte.


Nach dem Ende dieses Engagements blieb Getz in Los Angeles, wo er seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheits-Jobs bestritt, aber finanziell so gut dastand, dass er seine Eltern nach L.A. holten konnte. Im Frühling 1944 wurde er von Stan Kenton verpflichtet. Er war auch Mitglied der Kai's Krazy Cats von Kai Winding. Dann wechselte er zu Jimmy Dorsey und schliesslich, gegen Ende 1945, zu Benny Goodman nach New York City.


Er war bei mehreren Schallplattenaufnahmen von Goodman mit dabei, verliess ihn aber im Frühling 1946 im Streit. Mit Hank Jones (p), Curly Russell (b) und Max Roach (dm) bzw. mit Jimmy Raney (g), Clyde Lombardi (b) und Charlie Perry (dm) machte er danach unter dem Gruppennamen Stan Getz Quartet erste Aufnahmen als Leader, die auf Schellack-Schallplatten erschienen.


Das Stan Getz Quartet nannte sich auch The Be Bop Boys. Unter diesem Namen kamen in jener Zeit auch Aufnahmen von anderen, unterschiedlich besetzten Bands ohne Getz heraus. Diese wurden später auf der LP "The Bebop Boys" (Savoy, 1978) zusammengefasst. Zurück an der Westküste bildete er mit Zoot Sims, Jimmy Giuffre und Herbie Steward (alle ts) im Herbst 1947 die vierköpfigen Tenorsax-Sektion eines Oktetts des Trompeters Tommy DeCarlo.


Verantwortlich dafür war DeCarlo's Arrangeur Gene Roland, der bereits 1946 in New York ein ähnliches Experiment - ebenfalls mit Getz - versucht hatte. Als der Bandleader Woody Herman diese vier Saxophonisten, die sich schon damals Four Brothers nannten, hörte, verpflichtete er sie für seine Second Herd. Giuffre musste zwar Serge Chaloff (bars) Platz machen, wurde aber von Herman als Arrangeur verpflichtet.


Dank dieser Saxophon-Section wurde Woody Herman's Second Herd berühmt. Als sich diese Bigband 1949 auflöste, versuchten Getz, Sims, Al Cohn (ts), Allen Eager (ts), Brew Moore (ts), Walter Bishop (p), Gene Ramey (b) und Charlie Perry (dm) den Sound weiter zu entwickeln. Auf der 7"-EP "Stan Getz And His Four Brothers" (Prestige, 1952) wurden später Aufnahmen dieser Gruppe von 1949 und 1952 veröffentlicht.


Im Juni und Dezember 1953 kam es in Los Angeles zu den ersten Begegnungen mit Chet Baker (tp), der zu jener Zeit zusammen mit Gerry Mulligan und anderen Musikern begann, den Westcoast-Sound zu entwickeln . Zu jener Zeit machte Stan Getz unter Produzent Norman Granz weitere wichtige musikalische Begegnungen. Er trat als Solist des Duke Ellinton Orchestras auf.


1954 war der stark drogenabhängige Getz wieder ganz unten, als er nach einem versuchten Raubüberfall in Seattle sechs Monate ins Gefängnis musste. Von 1958 bis 1961 wohnte der inzwischen mit einer Schwedin verheiratete Getz in Dänemark und machte überall in Europa Aufnahmen. Nach seiner Rückkehr in die USA vertraute er sich dem Produzenten Creed Taylor an.


1961 hatten amerikanische Musiker auf Tourneen durch Brasilien den dort neu "erfundenen" Bossa Nova entdeckt. Vor allem der Gitarrist Charlie Byrd begann, den neuen Musikstil mit dem Jazz zu verbinden. Am 13. Februar 1962 nahmen Byrd und Getz als Co-Leader mit Keter Betts (b), Gene Byrd (b, g) sowie Buddy Deppenschmidt und Bill Reichenbach (dm, perc) "Jazz Samba" (Verve, 1962) auf.


Das Album schlug ein und landete als Jazz-LP auf Platz 1 der Billboard 200, der US-Pop-Charts. Selbst die Singleauskoppelung "Desafinado" hielt sich 16 Wochen in den Charts und kam bis auf Platz 15 der Billboard Hot 100. Im Zug des Bossa Nova-Booms folgten weitere Alben in diesem Stil. Ende August 1962 ging Getz mit einer Big Band ins Studio, um "Big Band Bossa Nova" (Verve, 1962) einzuspielen.


Im Februar 1963 erfolgten mit Luiz Bonfa (g), Antonio Carlos Jobim (g, p), George Duvivier (b), Tommy Williams (b), Paulo Ferreira und José Carlos (dm, perc) sowie Maria Toledo (vcl) die Aufnahmen zu "Jazz Samba Encore!" (Verve), dem wenig erfolgreichen Nachfolgewerk von "Jazz Samba" (Verve, 1963).


"With Guest Artist Laurindo Almeida" (Verve, 1963), eingespielt im März 1963, also nur einen Monat nach "Encore", wurde vorerst gar nicht veröffentlicht und fand den Weg in die Läden erst 1966. "Das" ganz grosse Bossa Nova-Ding überhaupt wurde die kurz vor der Almeida-Aufnahmen ebenfalls im März 1963 eingespielte LP "Getz/Gilberto" (Verve, 1964), eine Aufnahme von Getz mit João Gilberto (g, vcl) als Co-Leader sowie Antonio Carlos Jobim (p), Sebastião Neto (b) und Milton Banana (dm, pandeiro). In zwei Stücken sang Astrud Gilberto.


Das Album kam auf Platz zwei der Billboard 200 und blieb zwischen Sommer 1964 und Frühling 1966 insgesamt 96 Wochen in der Hitparade und war, inmitten der heissesten Free Jazz-Phase, das damals meistverkaufte Jazz-Album. Die LP erhielt vier Grammys und dies, obwohl die Sängerin Astrud Gilberto nur als Ehefrau von João dabei war und gar nicht als Sängerin vorgesehen war.


Ihre Interpretation von "Girl From Ipanema", der hocherfolgreichen Single-Auskoppelung, machte aus der Amateursängerin praktisch über Nacht ein Weltstar. Für die Aufnahmen der LP "Getz/Gilberto #2" (Verve, 1965), einem Split-Album des Stan Getz Quartets und dem Trio João Gilberto (vcl, g), Keter Betts (b) und Hélcio Milito (dm), wurde Astrud Gilberto nicht mehr beigezogen.


Im Mai und Oktober 1964 traten Getz und Astrud Gilberto ohne João Gilberto in NYC live auf. "Getz Au Go Go" (Verve, 1964) hiessen Mitschnitte zweier Konzerte, bei denen sie von Gary Burton (vibes), Gene Cherico oder Chuck Israels (b) sowie Helico Milito (perc) und Joe Hunt (dm) begleitet wurden. Beim Oktober-Konzert war zudem noch Kenny Burrell (g) zugegen.


Nach den Bossa Nova- und Samba-Jahren knüpfte Getz dort an, wo er aufgehört hatte. Er stellte sich in den Dienst von Komponisten wie Eddie Sauter, Lalo Schifrin oder Claus Ogermann, die ihn für ihre Orchesterwerke als Solisten beizogen. Und er kehrte wieder zum Jazz zurück. Im März 1967 bestand sein Begleittrio bei den Aufnahmen von "Sweet Rain" (Verve, 1967) aus dem damals noch unbekannten Chick Corea (p) sowie aus Ron Carter (b) und Grady Tate (dm).


Ende der 1960er Jahre zog er sich für zwei Jahre auf seine spanische Hacienda zurück zog. Inspiriert von seiner neuen Heimat kehrte Getz 1972 für "Captain Marvel" (Columbia, 1974) ins Studio zurück. Chick Corea steuerte fünf der sechs Kompositionen bei und war selber am E-Piano neben Getz, Stanley Clarke (b), Tony Williams (dm) und Airo Moreira (perc) als Musiker im Einsatz.


Später kehrte er wieder zu gewohnten Jazzaufnahmen zurück. Anfang März 1991 nahm er bei vier Auftritten im Cafe Montmartre in Kopenhagen schwer krank im Duo mit Kenny Barron (p) "People Time" (EmArcy, 1992) auf. Die gesamten Aufnahmen wurden nachträglich unter dem Titel "People Time: The Complete Recordings" (Sunnyside, 2010) auf einem 7-CD-Set veröffentlicht.


Am 6. Juni 1991 starb Getz in seinem Haus in Zuma Beach, Malibu. Im Laufe der Zeit war der Output an Schallplatten immer grösser geworden. Allein unter seinem Namen kamen fast 200 Alben heraus, darunter wohl auch viele nicht autorisierte. Bei discogs.com besitzt Stan Getz fast 1200 Credits als Musiker. Er leitete viele Bands, von denen ebenfalls Aufnahmen erschienen.


Diese hiessen Cal Tjader-Stan Getz Sextet, Chet Baker-Stan Getz Quartet, Dizzy Gillespie-Stan Getz Sextet, Stan Getz & European Friends, Stan Getz & Friends, Stan Getz + Bob Brookmeyer Sextet, Stan Getz And His Swedish Jazzmen, Stan Getz And Strings, Stan Getz Big Band, Stan Getz Orchestra, Stan Getz Quartet, Stan Getz Quintet, Stan Getz Septet, Stan Getz Tenor Sax Stars, The New Stan Getz Quartet, The Paris All-Stars, The Stan Getz - Charlie Byrd Quintet oder The Stan Getz Sextet.


Sein Werk wurde auf fast 400 Compilation oder Reissue-Paketen teilweise dargestellt. Mehrere umfassten drei, vier oder mehr CDs. 06/23


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