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Steve Reich

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Amerikanischer Minimal Music-Komponist, geboren am 3. Oktober 1936 in New York City als Stephen Michael Reich. Seine Mutter war die Sängerin und Dichterin June Carroll, sein Vater der Anwalt Leonard J. Reich. Sie trennten sich kurz nach seinem ersten Geburtstag.



Steve Reich blieb beim Vater in New York, seine Mutter zog später nach Los Angeles. Die Eltern teilten sich das Sorgerecht, so dass Reich zwischen 1939 und 1942 häufig mit seiner Gouvernante per Eisenbahn zwischen diesen beiden Orten pendelte.

 

Diese Bahnfahrten und die Deportationen von Juden mittels Zügen in die Konzentrationslager verarbeitete er später in seinem Werk "Different Trains" (1988). Reich stammte aus einer deutsch-jüdischen Familie, wurde jedoch atheistisch erzogen. Sein Halbbruder Jonathan Carroll ist ein erfolgreicher Schriftsteller.


Reich kam nach eigenen Angaben bis zu seinem 14. Lebensjahr nur mit Musik der klassisch-romantischen Periode in Berührung. Den ersten Klavierunterricht brach er zehnjährig ab. Als 14-Jähriger hörte er erstmals Werke von Johann Sebastian Bach, zudem auch neue Musik von Strawinski oder Jazz von Charlie Parker und Miles Davis.


Er nahm Schlagzeugunterricht bei Roland Kohloff, dem späteren ersten Paukisten der New Yorker Philharmoniker. 1953 beendete er die High School und gründete ein Bebop-Quintett, in dem er Schlagzeug spielte. Mit 16 Jahren, schrieb er sich an der Cornell University in Ithaca für ein Studium in Philosophie ein.


Musik belegte er nur im Nebenfach, wurde jedoch durch den dortigen Professor für Musikgeschichte, William Austin, beeinflusst und bestärkt, Komponist zu werden. 1957 schloss er das Studium der Philosophie mit einer Arbeit über das Spätwerk Ludwig Wittgensteins ab.


Eine weitere philosophische Laufbahn schlug er jedoch nicht ein, er sah sich als Komponist. Besonders die Musik John Coltranes mit ihren langen Improvisationen über sehr wenige Akkorde faszinierte ihn. Reich nahm von 1957 bis 1958 privaten Unterricht beim Jazz-Komponisten und Pianisten Hall Overton und wurde mit 21 Jahren im Fach Komposition von der New Yorker Juilliard School aufgenommen.


Dort studierte er bei Vincent Persichetti und William Bergsma. Zu seinen Mitschülern gehörte auch Philip Glass. Reich fühlte sich jedoch in dem recht akademischen Umfeld nicht besonders wohl. Zu seinem Unbehagen trug bei, dass sein Instrument, das Schlagzeug, nicht als vollwertiges Instrument anerkannt wurde.


Seine ersten Werke schuf Reich um 1958. Er beschäftigte sich zu jener Zeit mit elektronischer Musik und experimentierte eigenständig. 1961 heiratete Reich seine erste Frau Joyce Barkett und zog mit ihr nach Kalifornien. Er studierte am Mills College in Oakland Komposition, unter anderem bei Darius Milhaud und Luciano Berio.


1962 las er das Buch von Arthur Morris Jones über die afrikanische Trommelmusik und begann neben dem Studium am San Francisco Tape Music Center zu arbeiten, einer künstlerischen Einrichtung, die sich mit Tonbandmusik beschäftigt. Er schloss er sein Studium am Mills College mit dem Master of Arts ab.


Beeinflusst von seiner Beschäftigung mit afrikanischer Trommelmusik begann er in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre kurze Tonfragmente aneinanderzureihen und deren Phasen zu verschieben. Reich verwendete dazu mehrere Tonbandmaschinen, wie dies bei seinen Frühwerken "It's Gonna Rain" (1965), "Melodica" (1966) und "Come Out" (1966) zu hören ist.


Später wandte er diese Techniken auch bei Instrumental-, Vokal- und Orchesterwerken an. Steve Reich war damals nicht der einzige, der in diese Richtung experimentierte. Mit ihm gingen auch La Monte Young, Terry Jennings und Terry Riley in diese Richtung.


Mitte der 1960er Jahre zog er zurück nach New York, wo er 1966 das eigene Ensemble Steve Reich and Musicians gründete sowie in anderen Ensembles für Neue Musik mitspielte und Stücke für diese komponierte. Leben konnte er davon alleine jedoch nicht.

 

Von 1969 bis 1971 arbeitete er an der New School for Social Research in New York, unterbrochen von einem Aufenthalt in Accra, Ghana, wo er 1970 an der Universität von Ghana für fünf Wochen Percussion-Unterricht bei Gideon Alorworye nahm.

 

In Europa waren die Arbeitsbedingungen und vor allem die Verdienstmöglichkeiten besser, so dass er 1972 zusammen mit der Choreografin Laura Dean eine erste Europatournee unternahm. In den drauffolgenden zwei Jahren nahm er an Kursen zu balinesischer Gamelanmusik teil.

 

1976, im Alter von 40 Jahren, heiratete er die Videokünstlerin Beryl Korot. Er entdeckte seine jüdische Tradition und besuchte 1977 Israel. Reichs Schaffen ist auf hunderten von Schallplatten dokumentiert und wurde von den renommiertesten Ensembles der klassischen Musik interpretiert.

 

Unter den Veröffentlichungen finden sich auch Dutzende von Compilations und Anthologien. Kurz nach Reichs 60. Geburtstag erschien die 10 CD-Box "Works, 1965-1995" (Nonesuch, 1997). Zum 70. Geburtstag von Reich kam die 5-CD Box "Phases: A Nonesuch Retrospective" (Nonesuch, 2006) heraus.

 

Die ECM-Alben "Music For 18 Musicians" (1978), "Octet/Music For A Large Ensemble/Violine Phase" (1980) und "Tehillim" (1982) wurden später unter dem Titel "The ECM Recordings" (ECM, 2016) in Form einer 3-CD-Box wiederveröffentlicht.

 

Auch Musiker der IDM-Generation nahmen sich der Musik von Steve Reich an. Coldcut, Howie B., DJ Spooky, Andrea Parker, D*Note oder Nobukazu Takemura, Tranquility Bass, Mantronik und Ken Ishii mischten Reich-Kompositionen neu ab.

 

Diese Remix-Compilation erschien als "Steve Reich Remixed" (Nonesuch, 1999). Die Aufnahmen wurden später mit zwei weiteren Remixes von Four Tet und Alex Smoke ergänzt und als "Remixed 2006" (Nonesuch, 2006) noch einmal herausgebracht und zwar dieses Mal als Doppel-CD.     02/25

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