Amerikanischer Musiker, Sänger, Komponist, Bandleader und Produzent zwischen Soul, Pop, R&B und Jazz, geboren am 13. Mai 1950, in Saginaw, Michigan, als Stevland Hardaway Judkins. Er kam sechs Wochen zu früh auf die Welt. Mit anderen Umständen hatte dies zur Folge, dass sich die Entwicklung seiner Augen nicht mehr fortsetzte und er von Geburt an blind war.
Als er vierjährig war, gingen seine Eltern auseinander. Er zog mit seiner Mutter und den anderen Geschwistern nach Detroit, Michigan, wo er aufwuchs. Wonder begann in frühester Kindheit Instrumente zu spielen und gründete mit einem Jugendfreund das Vokalduo Stevie and John, das auf der Strasse, bei Parties oder Tanzveranstaltungen spielte.
Als er 11 Jahre alt war, konnte Stevie Wonder seinen eigenen Song "Lonely Boy" Ronnie White von den Miracles präsentieren. Daraufhin hatte er die Gelegenheit, bei Berry Gordy, dem CEO von "Motown Records" vorzusingen. Er wurde für das Unterlabel "Tamla Motown" unter Vertrag genommen und bekam den Namen Little Stevie Wonder. Das Geld, das Wonder fortan verdiente, kam in einen Treuhandfonds bis er 21 Jahre alt war.
Er und seine Mutter erhielten aber jeweils Zahlungen, um ihren Unterhalt bestreiten zu können. Zudem wurde Wonder ein Privatlehrer zur Seite gestellt, wenn er auf Tournee war und nicht zur Schule gehen konnte. Zusammen mit dem Produzenten und Songschreiber Clarence Paul entstanden die beiden ersten Alben.
Es waren dies die vor allem aus Ray Charles-Songs bestehende LP "Tribute To Uncle Ray" und die Instrumental-LP "The Jazz Soul of Little Stevie" (beide Tamla, 1962). Die beiden Alben erregten kein grosses Aufsehen und tauchten nicht in den Charts auf. Auch die ersten Non-Album-Singles erschienen nicht in den offiziellen Hitparaden.
Allerdings verpasste Little Stevie Wonders Debutsingle "I Call It Pretty Music, But The Old People Call It The Blues" (Tamla, 1962) den Einzug in die Billboard Hot 100 nur um einen Platz, verschwand dann aber nach einer Woche wieder von Platz 101. Gegen Ende 1962 tourte der 12-jährige Stevie Wonder als Teil der "Motortown Revue" durch das so genannte "Chitlin' Circuit" durch die USA.
Ein 23-minütiger Mitschnitt von einem dieser Auftritte im "Regal Theater" in Chicago wurde mitgeschnitten und als "Recorded Live: The 12 Year Old Genius" (Tamla, 1963) auf einem Album heraus gebracht. Mit dem Album stand Wonder schlagartig auf Platz 1 der Billboard 200. Auch die Single-Auskoppelung "Fingertips" stand auf Platz 1 sowohl bei den Billboard Hot 100, als auch bei den US-R&B-Singles.
Der mittlerweile 13-jährige Wonder wurde damit der jüngste Musiker, der in den USA je einen Nummer-1-Hit hatte. Mit zwei weiteren Singles, die nicht von einem Album stammten, konnte Wonder nicht an diesen Hit anknüpfen. Auch zwei Filme, in denen er mitspielte, waren erfolglos. Er war nahe daran, den Vertrag mit "Motown" zu verlieren.
Produzentin Sylvia Moy überzeugte "Motown"-Chef Gordy Berry, Wonder eine zweite Chance zu geben. Als erstes wurde aus Little Stevie Wonder Stevie Wonder. Die beiden ersten Stevie Wonder-Alben "With A Song In My Heart" (Tamla, 1963) und "Stevie At The Beach" (Tamla, 1964) schafften zwar auch nicht den Sprung in die Charts.
Zwei Singles aus dem zweiten dieser beiden Alben und eine von zwei Non-Album-Singles tauchten, wenn auch nur auf Rängen zwischen 29 und 52, in den Billboard Hot 100 und in den R&B-Singlecharts auf. Wonders nächstes Album "Up-Tight" (Tamla, 1965) war mit Platz 33 bei den Billboard 200 und Platz 2 bei den R&B-Alben endlich wieder einmal ein kleiner Verkaufserfolg.
Mit dem Titelstück "Uptight (Everything's Alright)" und dem Dylan-Cover "Blowin' in the Wind" hatte Wonder zudem zwei Nummer-1-R&B-Singles. Beide erreichten auch die Top 10 der Billboard Hot 100. In der Folge war Wonders Erfolg mittelmässig. Die Alben "Down To Earth" (Tamla, 1966), "I Was Made To Love Her" (Tamla, 1967), "Someday At Christmas" (Tamla, 1967), "For Once In My Life" (Tamla, 1968), "My Cherie Amour" (Tamla, 1969) und "Stevie Wonder Live" (Tamla, 1970) erreichten zwar alle die Charts, doch zu mehr als Top-10-Platzierungen bei den R&B-Alben reichte es nicht.
Dazu kam auf einem anderen "Motown"-Unterlabel das Instrumentalalbum "Eivets Rednow" (Gordy, 1968). Etwas besser als bei den Alben lief es in jener Zeit mit einzelnen Singles. Der Titeltrack des Albums "I Was Made to Love Her" kam 1967 auf Platz 2 bei den Billboard Hot 100 und bescherte Wonder den vierten Nummer-1-Hit bei den US-R&B-Singles.
"Shoo-Be-Doo-Be-Doo-Da-Day" vom Album "Once In My Life" wurde 1968 Wonders fünfter Nummer-1-R&B-Hit und kam auch bei den Billboard Hot 100 in die Top-10. Stevie Wonder schrieb nicht nur eigene Songs, sondern auch für andere Musiker und Gruppen.
Mit zwei anderen Autoren schrieb er für Smokey Robinson & The Miracles mit "Tears Of A Clown" (Tamla, 1970) einen Nummer-1-Hit. Der Song war allerdings zuvor schon unbeachtet auf dem Miracles Album "Make It Happen" (Tamla, 1967) erschienen. Stevie Wonders eigenes Album "Live At The Talk Of The Town" (Tamla, 1970) blieb unbeachtet und kam nicht in die Charts.
Kleinere Chartsplatzierungen erreichte er mit den Alben "Signed, Sealed & Delivered" (Tamla, 1970), "Where I'm Coming From" (Tamla, 1971) und "Music Of My Mind" (Tamla, 1972). Mit dem Titelstück des ersten dieser drei Alben hatte Stevie Wonder einen weiteren Nummer-1-Hit bei den R&B-Singles. Mit dem Album "Talking Book" (Tamla, 1971) begann Stevie Wonders erfolgreichste Zeit.
Das Album landete wie auch die neun der zehn folgenden Studio- und Soundtrack-Alben auf Platz 1 bei den US-R&B-Alben. Mit Platz 3 war es nach dem Frühwerk "Recorded Live: The 12 Year Old Genius" auch Wonders bisher bestplatziertes Album in den Billboard 200.
Kam hinzu, dass "Talking Book" mit "Superstition" und "You Are the Sunshine of My Life" Wonders erste beiden Nummer-1-Hits bei den Billboard Hot 100 enthielt. Das nächste Album "Innervisions" (Tamla, 1973) hatte zwei keine eigentlichen Hitsingles, schnitt in den LP-Charts aber gleich ab wie "Talking Book".
"Fulfillingness' First Finale" (Tamla, 1974) und die Doppel-LP "Songs In The Key Of Life" (Tamla, 1976) waren hintereinander Stevie Wonders erfolgreichste Alben überhaupt. "Songs In The Key Of Life" verkaufte sich in den USA mehr als 10 Millionen Mal. Beide Alben standen sowohl bei den Billboard 200, als auch bei den R&B-Alben ganz zuoberst und enthielten mit "You Haven't Done Nothin'", "Boogie On Reggae Woman", "I Wish" und "Sir Duke" mehrere Nummer-1-Hits, teilweise sowohl bei den Billboard Hot 100 als auch bei den R&B-Singles.
"The Secret Life of Plants" (Tamla, 1979), "Woman In Red" (Motown, 1984) und "Jungle Fever" (Motown, 1991) hiessen danach drei Soundtrack-Alben. Die beiden letzteren kamen bei den US-R&B-Alben ebenfalls auf Platz 1. Dazu kamen mit "Hotter Than July" (Tamla, 1980), "In Square Cicle" (Tamla, 1985) und "Characters" (Motown, 1987) drei weitere Studioalben, allesamt Nummer-1-Alben in den R&B-Charts.
Mit "Master Blaster (Jammin')" von "Hotter Than July" und "That Girl" als neuer Song auf der Compilation "Stevie Wonder's Original Musiquarium I" (Tamla, 1981) konnte Wonder zwei weitere Nummer-1-Hits bei den R&B-Singles verzeichnen. Ein Riesenhit hatte Stevie Wonder mit "Ivory & Ebony" (Parlophone, 1982), einem Duett mit Beatle Paul McCartney.
Der Song stammte von McCartney-Album "Tug Of War" (Parlophone, 1982). Der Titel war ein Nummer-1-Hit in den Billboard Hot 100, in England und vielen anderen Ländern weltweit. Weltweit fast nur Nummer-1-Platzieren erreichte Wonder 1984 auch mit der Single "I Just Called To Say I Love You" vom erwähnten "Woman in Red"-Album. Ähnlich erfolgreich war 1985 "Part-Time Lover" vom Album "In Square Circle".
Eine doppelte Nummer-1-Single in den USA war auch "That's What Friends Are For", einer Nummer von Dionne Warick & Friends vom Album "Friends" (Arista, 1985). Später realisierte Stevie Wonder weitere Duette mit Michael Jackson, Julio Iglesias, Withney Houston, Babyface, 98 Degrees, Blue & Angie Stone, Rod Stewart, Prince & En Vogue.
Dazu war Stevie Wonder im Laufe der Jahre als Sänger oder als Instrumentalist auf Dutzenden von Aufnahmen anderer Musikerinnen, Musikern oder Gruppen zu hören. So ging er unter anderem für Dizzy Gillespie, Ramsey Lewis, Syreeta, Rufus, Roberta Flack, The Pointer Sisters, Jeff Beck, James Taylor, Jermaine Jackson, La Toya Jackson, Third World, Chaka Khan, The Eurythmics, John Denver, The Beach Boys, Frank Sinatra & Gladys Knight und Snoop Dogg, Sergio Mendes ins Studio.
Stevie Wonder war auch massgeblich an den Benefzisingles ""We Are The World" (Columbia, 1985) der Allstar-Formation USA for Africa sowie "That's What Friends Are For" (Warner, 1982) mit Dionne Warwick, Gladys Knight und Elton John beteiligt. Nach einer Reihe von Nummer-1-Alben konnte Wonder ab Mitte der 1990er-Jahre trotz seines Superstar-Staus nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen.
Seine nächsten Alben waren "Conversation Peace" (Motown, 1995), "Natural Wonder" (Motown, 1995) und – nach zehnjähriger Pause - "A Time To Love" (Motown, 2005). Mit Platz 5 bei den Billboard 200 und Platz 2 bei den R&B-Alben erzielte er aber noch einmal einen Verkaufserfolg. Seither erschienen keine neuen Alben mehr.
Von Stevie Wonder erschienen 23 Studioalben, drei Soundtrackalben, vier Livealben, elf offizielle Compilations, mehrere Reissue-Pakete und 91 Singles. 06/23