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Terry Riley

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Amerikanischer Komponist, geboren am 24. Juni 1935 in Colfax, California. Er studierte am Shasta College der San Francisco State University und am San Francisco Conservatory, bevor er an der University of California in Berkeley einen Abschluss in Komposition machte.



Danach geriet er im San Francisco Tape Music Center in den Kreis um Morton Subotnick, Steve Reich, Pauline Oliveros und Ramon Sender. Einer seiner wichtigsten Lehrer wurde der Inder Pandit Pran Nath (1918–1996), der auch La Monte Young und Marian Zazeela unterrichtete.

 

Riley reiste mehrmals zu ihm nach Indien, um dort Tabla, Tambura und Gesang zu studieren. Er unternahm in den 1960er Jahren auch mehrere Reisen nach Europa. Um für seinen Unterhalt zu sorgen, trat er auch als Barpianist auf.


1965 wurde Riley Nachfolger von John Cale bei Theatre Of Eternal Music, der Gruppe von Tony Conrad, Angus MacLise, La Monte Young und Marian Zazeela. Riley trat nur zweimal mit dieser Formation auf, ehe er sie ohne bei Aufnahmen mitbeteiligt gewesen zu sein, wieder verliess. 1971 wurde er Lehrer für klassische indische Musik am Mills College.

 

Riley trug mit seinen aus der asiatischen und afrikanischen Trancemusik adaptierten, mikropolyphonen Strukturen zur Erfindung der Minimal Music bei, auch wenn als deren populärste Vertreter Steve Reich und Philip Glass sind. So führte Riley schon Mitte der 1960er Jahre die Kompositionstechnik der Pattern-Music ein, die auf rhythmischen Modellen beruht.

 

Als einer der ersten Komponisten arbeitete er ab 1963, während der Aufnahmen für "Music For The Gift" in Paris, mit Loops und Zeitverzögerungen auf der Basis einer Anordnung, die von einem unbekannten Toningenieur entwickelt wurde, der für Riley arbeitete. Er taufte diesen Vorläufer späterer Echogeräte Time Lag Accumulator.

 

Später wurde eine gleiche Anordnung von Robert Fripp unter dem Namen Frippertronics bekannt. Es handelt sich um zwei Revox-Tonbandmaschinen, bei denen der räumliche Abstand der Maschinen die Länge des Loops bestimmte.

 

Die damals aufgenommene Version von "Music For the Gift" wurde erst später auf einer gleichnamigen CD (Cortical Foundation, 2000) veröffentlicht. Sie enthielt auch die frühen Werke "Bird of Paradise" (1965), "Mescalin Mix" (1960-62) und "Concerto for Two Pianists and Five Tape Recorders" (1961) in damaligen Aufnahmen.

 

"In C" (1964) ist Rileys wichtigstes Stück. Es handelt sich um eine semi-aleatorische Komposition, die für eine beliebige Zahl unspezifizierter Aufführender komponiert wurde. Riley gibt eine Gruppengrösse von etwa 35 als wünschenswert an. Das Stück kann auch mit kleineren oder grösseren Gruppen gespielt werden.

 

"In C" ist eine Antwort auf die abstrakten, akademisch wirkenden seriellen Techniken, die von Komponisten in der Mitte des 20. Jahrhunderts verwendet wurden. "In C" wird oft als erstes Werk der Minimal Music betrachtet. Die Komposition besteht aus 53 rhythmischen bzw. melodischen Riffs, deren Abfolgen bestimmt sind.

 

Wie lange die einzelnen Sequenzen repetiert werden, ist Sache der Interpreten. Deshalb hat das Werk keine bestimmte Länge. Aufführungen können 15 Minuten dauern oder auch mehrere Stunden. "In C" wurde von den verschiedensten Gruppen und Orchestern in den unterschiedlichsten Arten interpretiert.


Die Originalaufnahme des Stücks erschien auf einer gleichnamigen LP (Columbia, 1968). Das Stück wurde eingespielt von Terry Riley (sax) selber, mit Darlene Reynard (bassoon), Jerry Kirkbride (cl), David Shostac (fl), Jan Williams (marimba), Lawrence Singer (oboe), Margaret Hassell (p), Stuart Dempster (tb), Jon Hassell (tp), Edward Burnham (vibes) und David Rosenboom (viola).

 

Riley machte bei einigen der Interpretationen von "In C" auch selber mit. So bei jener des Shanghai Film Orchestras (Celestial Harmonies, 1989) oder auf "In C-25th Anniversary Concert" (New Albion, 1995). Letzteres enthielt eine grossorchestrale Version, eingespielt im Januar 1990 in San Francisco.

 

Das Orchester umfasste das Kronos Quartet und das Rova Saxophone Quartet in corpore sowie andere Musiker der Improv-Szene wie Henry Kaiser (g), Gino Robair (marimba), William Winant (perc) oder Chris Brown (synth). Von "In C" erschien auch eine DL-Version (Questionable, 2015), die von einer Appalachian String Band eingespielt worden war. 

 

Weitere Interpretationen von "In C" erschienen von Meat Beat Manifesto (Electronic Sound, 2018), vom polnischen Ensemble Musiquette A (Bôłt, 2018), vom Multiinstrumentalisten Jérémy Baysse (Creative Sources, 2021) und von vielen anderen.     

 

Rileys erstes Album hatte "Reed Streams" (Mass Art, 1967) geheissen. Es enthielt je eine tranceartige, längere Komposition für Solopiano bzw. Solosopransax. Wiederveröffentlichungen (Cortical Foundation, 1998) auf CD wurden mit einer fast halbstündigen Version von "In C" ergänzt.

 

Diese stammte von der kanadischen Formation L'Infonie ‎und war auf der LP "Vol 33–Mantra" (Polydor, 1970) erstmals veröffentlicht worden. Nach "In C" war "A Rainbow In Curved Air" eine weitere populäre Komposition von Riley. Sie erschien mit "Poppy Nogood And The Phantom Band" auf einer gleichnamigen LP (Columbia, 1969), die Riley im Alleingang und mit Hilfe des Overdub-Verfahrens eingespielt hatte.

 

"A Rainbow In Curved Air" hatte grossen Einfluss auf die Entwicklung von Ambient, Minimal Music, New Age und die elektronische Musik. Sie inspirierte zudem Mike Oldfield für zum Millionenhit "Tubular Bells" (Virgin, 1973) und den Gitarristen Pete Townshend für dessen Synthesizerteile der Who-Songs "Won't Get Fooled Again" und "Baba O'Riley" auf der LP "Who's Next" (Polydor, 1971).

 

Auf der LP "Keyboard Study 2/Initiative 1 (+ Systèmes)" (BYG, 1970) interpretierte die Groupe d'Etude et Réalisation Musicale ‎(Germ) je ein Werk von Tiley und Pierre Mariétan. In Zusammenarbeit mit John Cale, seinem Vorgänger beim Theatre Of Eternal Music, entstand das Album "Church Of Anthrax" (Columbia, 1971). Bis Mitte der 1980er Jahre kamen viele weitere Aufnahmen von Riley heraus. 


Bei einigen dieser Aufnahmen handelte es sich um Film-Soundtracks. Ein musikalisches Treffen von Riley (key) mit Don Cherry (tp) und Karl Berger (vibes) wurde Jahrzehnte später auf der auf der LP "Köln–February 23, 1975" (Modern Silence, 2016) bzw. auf Doppel-LP "Live In Köln 23.2.1975" (Alternative Fox, 2019) zugänglich gemacht.

 

Vom 22. und 23. Februar 1975 stammen die Aufnahmen des Albums "Terry Riley Don Cherry Duo" (Nigra Sintezilo und B.Free, 2017). Cherry war nur in einem der beiden langen Tracks zu hören. Der andere stammte von Riley (org) solo.

 

Aus der Zusammenarbeit dem dem Kronos Quartet resultierte die CD "Cadenza On The Night Plain" (Gramavision, 1988), die Doppel-CD "Salome Dances For Peace" (Nonesuch, 1989) und 12 Jahre danach "Requiem For Adam" (Nonesuch, 2001). Auf "The Cusp Of Magic" (Nonesuch, 2008) wurde das Kronos Quartet bei der Interpretation von Riley-Werken durch Wu Man (vcl, pipa) verstärkt.

 

Die Compilation "Music Of Terry Riley-Sunrise Of The Planetary Dream Collector" (Nonesuch, 2015)  enthielt einen Teil des Kronos/Riley-Albums "Cadenza On The Night Plain" sowie weitere Stücke, die Riley für Kronos geschrieben hatte.

 

"Sun Rings" (Nonesuch, 2019) hiess eine weitere Aufnahme, auf der das Kronos Quartet Werke von Terry Riley spielte. Es handelte sich dabei um ein 2002 komponiertes, zehnteiliges Werk für Streichquartett, Chor und "pre-recorded" Spacescapes. Vier Alben von Kronos und Riley wurden im Rahmen der 5-CD-Box "One Earth, One People, One Love: Kronos Plays Terry Riley" (Nonesuch, 2015) gesammelt wiederveröffentlicht.

 

Die Gruppe Piano Circus stellte auf "Steve Reich/Terry Riley" (Argo, 1990) Rileys "In C" Steve Reichs "Six Pianos" gegenüber. "The Padova Concert" (Amiata, 1992) zeigt Riley als Solopianisten live bei der Interpretation von Stücken seiner Zyklen "The Harp Of New Albion" und "Salome Dances For Peace".

 

"Intuitive Leaps" (Work Musik, 1994) enthielt die beiden mehrteiligen Werke "Salome's Excellent Extension" und "The Room Of Rememberance" in der Interpretation des Ensembles Zeitgeist. Fünf der sechs Tracks auf "Chanting The Light Of Foresight - Imbas Forasnai" (New Albion, 1994), einer CD des Rova Saxophone Quartets, stammten von Riley.

 

"Poppy Nogood And The Phantom Band 'All Night Flight' (Cortical Foundation, 1996) enthielt Solo-Liveaufnahmen von Riley, aufgezeichnet am 22. Mai 1968 in Buffalo, New York. Auch "Lisbon Concert" (New Albion, 1996) zeigt Riley live am Piano in Aufnahmen von 1995. Der Mitschnitt erschien später auch in Form einer Doppel-LP (Vinyl Lovers, 2010).

 

Mit Stefano Scodanibbio (b) nahm Riley (synth) 1995 "Lazy Afternoon Among The Crocodiles" (AIAI, 1997) auf. Zwei der drei Stücke stammten von Riley, das dritte von Scodanibbio. Später gaben die beiden Musiker mit "Diamond Fiddle Language" (Wergo, 2005) eine zweite CD mit Aufnahmen von 1989, 1999 und 2000 heraus.

 

"Piano Music Of John Adams & Terry Riley" (Telarc, 1998) enthielt Klaviersolo-Stücke von Riley und John Adams, gespielt von Gloria Cheng-Cochran. "Olson III" (Cortical Foundation, 1999) bestand aus bisher unveröffentichten Aufnahmen eines Solokonzertes von Terry Riley als Sopransaxofonisten am 27. April 1967 in Stockholm.

 

Weitere Soloaufnahmen von Riley (synth, tapes, loops) von 1967 erschienen auf der Doppel-CD "You're Nogood" (Cortical Foundation, 2000). Es handelte sich um das Titelstück auf CD 1 und das Werk "Poppy Nogood" auf CD 2.

 

Auf der CD "The Book Of Abbeyozzud" (New Albion, 1999) finden sich Duostücke von Riley, gespielt von David Tanenbaum (g) mit Tracy Silverman (vio), William Winant (perc) oder Gyan Riley (g). Dazu kamen zwei Solostücke von Tanenbaum. Damals aktuelle Soloaufnahmen von Riley (p) erschienen auf der CD "Moscow Conservatory Solo Piano Concert" (Long Arms, 2001).


Beim selben Russland-Aufenthalt nahm Riley als Pianist zusammen mit dem Repetition Orchestra eine Version von "In C" auf, die unter dem Titel "In C/In DO(M)/In Moscow" (Long Arms, 2001) veröffentlicht wurde. "Keyboard Studies" (Musikproduktion Dabringhaus und Grimm, 2002) zeigte Steffen Schleiermacher als Interpret der beiden Riley-Werke "Keyboard Studies#1 und #2" sowie als Interpret und Komponist von "Hommage À RILEY - REICHlich VerGLASSt".


"Atlantis Nath" (Sri Moonshine, 2002) erschien in limitierter Auflage als erste CD von Rileys neuem Label. Es war Rileys erste grössere Produktion seit "Shri Camel" von 1978. Die Aufnahmen wurden zwischen 1993 und 1998 in Nizza gemacht. Der Komponist ist selber an Piano und Synthesizer sowie als Sänger zu hören.


"I Like Your Eyes Liberty" (Sri Sunshine, 2004) war eine gemeinsame Aufnahme mit dem Dichter Michael McClure. Für das Schweizer Arte Quartett schrieb Riley die beiden Werke "Uncle Jard" (1998) und "Asassin Reverie" (2001). Sie wurden mit der Riley-Komposition "Tread On The Trail" von 1965 auf der CD "Assassin Reverie" (New World, 2005) auf einer CD veröffentlicht.

 

"Les Yeux Fermés & Lifespan" (Elision Fields, 2007) enthielt zwei bereits frühere veröffentlichte Soundtracks auf einer CD. Der Mitschnitt eines Soloauftritts auf einem modofizierten Synthesizer wurde 30 Jahre später unter dem Titel "The Last Camel In Paris In Paris Theatre Edouard VII, Paris, 10 November 1978" (Elision Fields, 2008) herausgebracht.

 

"Autodreamographical Tales" (Tzadik, 2010) enthielt die beiden mehrteiligen Werke "Autodreamographical Tales" (1996) und "The Hook Lecture" (2006), gespielt und gesungen vom Komponisten selber. Dazu kam ein kurzes Stück von Bill Evans, ebenfalls von Riley gespielt.

 

Duoaufnahmen von Riley (p, vcl) mit seinem Sohn Gyan Riley (g, vcl) von 2004, 2007, 2009 und 2010 erschienen als "Live" (Sri Moonshine, 2011). "Aleph" (Tzadik, 2012) war eine Solo-Doppel-CD. Darauf spielt Riley (synth) die beiden langen Teile von "Aleph". Die Aufnahmen stammten von 2008.

 

Von Terry Riley kamen über 100 Aufnahmen heraus.                     02/25

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