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The Modern Jazz Quartet

Amerikanische Jazz-Formation zwischen Swing, Kammerjazz, Third Stream und Cool Jazz. Die Geschichte dieser langlebigen Gruppe begann 1946, als sich John Lewis (p), Milt Jackson (vibes), Ray Brown (b) und Kenny Clarke (dm) innerhalb des Dizzy Gillespie Orchestras wahrscheinlich zum ersten Mal trafen.

 

Bis zur eigentlichten Gründung 1952 dauerte es aber noch einige Jahre, in denen die Musiker unter Milt Jacksons Leitung, in kleineren Gruppen nach und nach zusammenfanden. Unter dem Bandnamen Milt Jackson And His All Stars erschien "Bobin’ With Robin/Autumn Breeze" (Sensation, 1949). Mitmusiker bei den Aufnahmen vom April 1948 waren John Lewis (p), Alvin Jackson (b), Kenny Clarke (dm) und Chano Pozo (perc).



Weitere  Aufnahmen in einer Proto-Besetzung des Modern Jazz Quartets  kamen  am 24. August 1951 zu Stande, als Jackson mit John Lewis (p), Ray Brown (b) und Kenny Clarke (dm) als Milt Jackson Quartet vier Titel einspielte. Zwei wurden auf der Schellack-Schallplatte "Between The Devil And The Deep Blue Sea/Milt Meets Sid" (Dee Gee, 1951) sofort veröffentlicht.

 

Alle vier wurden mit Stücken vom 18. September 1951 auf dem 10"-Album "Milt Jackson" (Dee Gee, 1952) zugänglich gemacht. Bei der September-Session bestand das Quartett neben Jackson und Lewis aus Percy Heath (b) und Al Jones (dm).

 

Aus diesen beiden Milt Jackson Quartet-Besetzungen formierte sich 1952 mit Milt Jackson (vibes), John Lewis (p), Percy Heath (b) und Kenny Clarke (dm) die eigentliche Urbesetzung des Modern Jazz Quartets. Bei zwei Aufnahmesesions am 22. Dezember 1952 und 25. Juni 1953 wurden acht Titel aufgenommen.


Sie erchienen auf verschiedenen Schellack-Schallplatten oder 7"-EPs und wurden auf dem 10-Album "The Modern Jazz Quartet" (Prestige, 1953) zusammengefasst. Bis Ende der 1990er Jahre gab es nur noch wenig Besetzungswechsel. Für Kenny Clarke stiess 1955 Connie Kay (dm) in die Gruppe. 


Bis 1955 war das MJQ bei "Prestige" unter Vertrag. In diese Zeit fielen weitere Aufnahmen. "Django" (Prestige, 1956) entstand bei mehreren Sessions zwischen 1953 und 1955 mit Kenny Clarke, wurde aber nach "Concorde" (Prestige, 1955), dem ersten Album mit Connie Kay, veröffentlicht.  "Fontessa" (1956) mit Aufnahmen vom 22. Januar und 14. Februar 1956 war die erste LP für "Atlantic".

 

Diesem Label blieb die Gruppe bis zur Auflösung 1974 treu. Dabei entstanden nicht nur Dutzende von Quartettaufnahmen, sondern auch solche, bei denen das MJQ andere Musiker dazuholte oder von anderen Musikern als Begleitgruppe engagiert wurde, wie auf "Sonny Rollins With The Modern Jazz Quartet" (Prestige, 1956).

 

Auf dieser LP amtierte das MJQ auf vier der 13 Tracks als Begleitgruppe. Im Club "Music Inn" in Lenox, Mississippi, wurden 1956 und 1958 Konzerte mitschnitten, die als "At Music Inn" (Atlantic, 1956) bzw. "At Music Inn-Volume 2" (Atlantic, 1958) auf den Markt kamen. Beim ersten Auftritt wirkte Jimmy Giuffre (cl) als Gast mit, zwei Jahre später Sonny Rollins (ts).

 

Dazwischen spielten die vier Musiker auch Filmsoundtracks wie "No Sun In Venice" (Atlantic, 1958) und "Odds Against Tomorrow" (UA, 1959) ein. Die wichtigsten Quartettaufnahmen in jener Zeit waren "The Modern Jazz Quartet" (Atlantic, 1957), "Pyramid" (Atlantic, 1960), "European Concert" (Atlantic, 1960), "Eropean Concert Volume Two" (Atlantic, 961), "Lonely Woman" (Atlantic, 1962) und "The Sheriff" (Atlantic, 1963).

 

Auf "Third Stream Music" (Atlantic, 1960) hatte sich das MJQ mit der Jimmy Giuffre Three mit Giuffre (cl, ts), Jim Hall (g) und Ralph Penna (b) zu einem Ensemble zusammen getan. Weitere Tracks dieser LP zeigt das MJQ begleitet von einem sechsköpfigen Kammerensemble oder vom Beaux Arts String Quartet. "The Comedy" (Atlantic, 1962) basierte auf einer fiktiven italienischen Komödie und entstand mit Hilfe von Diahann Carroll (vcl).

 

1964 kam es für "Collaboration" (Atlantic, 1964) zu einem Treffen zwischen dem MJQ und dem Jazz-Samba-Gitarristen Laurindo Almeido. Später erschien mit "Concert" (Philips, 1971) eine weitere gemeinsame Aufnahme dieser Kombination. "Plays George Gershwin's Porgy And Bess" (Atlantic, 1965), "Blues At Carnagie Hall" (Atlantic, 1966) und "Live At The Lighthouse" (Atlantic, 1967) waren weitere Quartettaufnahmen.

 

Zwischenhinein entstanden auch Aufnahmen für andere Labels als für "Atlantic". Fast unbemerkt blieben die beiden 1967 für das Label der Beatles eingespielten Alben "Under The Jasmin Tree" (Apple, 1968) und "Space" (Apple, 1969). Mehrere Male liess sich das MJQ von grossen Orchestern begleiten. Auf "The Historic Donaueschingen Jazz Concert" (MPS, 1977) von 1957 war es ein deutsches Orchester unter der Leitung von Eddie Sauter sowie mit Hans Koller (ts) als Solisten.


1960 entstand "The Modern Jazz Quartet & Orchestra" (Atlantic, 1961) mit dem "Concertino For Jazz Quartet & Orchestra" von Gunter Schuller als Hauptstück. Auf "In Memorian" (Little David, 1974), dem letzten Studioalbum vor der Auflösung, wurde das MJQ von einem Sinfonieorchester unter Maurice Peress begleitet.

 

Eine weitere solche Aufnahme hiess später "Three Windows" (Atlantic, 1987). Das Ensemble New York Chamber Symphony wurde von John Lewis selber geleitet. Im September 1966 waren das MJQ und die Swingle Singers, eine achtköpfige Gesangsgruppe, in Paris ins Studio gegangen, um für die LP "The Swingle Singers Meet The Modern Jazz Quartet" (Philips, 1968) sieben Nummern einzuspielen.

 

Vier Kompositionen, darunter das durch das MJQ bereits bekannt gemachte "Vendôme", stammten von Lewis, der auch für die Arrangement zweier Werke von Johann Sebastian Bach und eines vom Henry Purcell verantwortlich war. Mit der Quartett-LP "Blues On Bach" (Atlantic, 1974) wurde das Konzept MJQ/J.S.Bach fortgesetzt.

 

Am 25. November 1974 trat das MJQ in der Avery Fisher Philharmonic Hall des Lincoln Centers in NYC vorerst zum letzten Mal auf, ehe sich die Gruppe nach 22 Jahren Tätigkeit trennte. Die Doppel-LP "The Last Concert" (Atlantic, 1975) und die LP " More From The Last Concert" (Atlantic, 1977) dokumentierten diesen Auftritt.

 

In den sieben Jahren danach riss der Strom der Aufnahmen allerdings nicht ab. Neben den offiziellen Livealben "Concert In Japan Vol. 1 und 2" (beide Atlantic, 1975) und "Concert In Japan '66" (Atlantic, 1976) erschienen mehrere unautorisierte Schallplatten. Die Reuniontournee vom Herbst 1981 wurde mit der Live-LP "Reunion At Budokan" (Atlantic, 1981) dokumentiert.

 

Fortan veröffentlichte das MJQ bis Mitte der 1980er Jahre bei "Pablo" mehrere Aufnahmen.  "The Best Of The Modern Jazz Quartet" (Pablo, 1988) war eine Compilation mit Material der "Pablo"-Jahre. Ende der 1980er Jahre kehrte das MJQ zur "Atlantic" zurück, wo mit der erwähnten LP "Three Windows" 1987 erneut ein Werk mit Streicherbegleitung eingespielt wurde.

 

Neue Aufnahmen des MJQ wurden immer seltener, auch wenn auf diversen Labels Dutzende von halb- und inoffiziellen Aufnahmen des MJQ erschienen. Der 40. Geburtstag 1992 wurde aber ausgiebig gefeiert. Einerseits mit der 4-CD-Retrospektive "MJQ 40" (Atlantic, 1991) mit grösstenteils bereits früher veröffentlichtem Material.

 

Dazu kam "MJQ & Friends (A 40th Anniversary Celebration)" (Atlantic, 1994). Auf dieser Geburtstags-Studioeinspielung gaben sich Gastmusiker wie Bobby McFerrin (vcl), Phil Woods (as), Wynton Marsalis (tp), Illinois Jacquet (ts), Harry "Sweets" Edinson (tp), Brandord Marsalis (as), Jimmie Heath (ts), Freddie Hubbard (tp) und andere die Klinke in die Hand.

 

Fast alle der Modern Jazz-Musiker sind inzwischen tot. Für den 1992 erkrankten und am 30. November 1994 verstorbenen Connie Kay bediente teilweise Mickey Roker das Schlagzeug. "Dedicated To Connie" (Atlantic, 1990) hatte noch vor Kays Tod eine Hommage-Doppel-CD geheissen, die Liveaufnahmen des MJQ von einem Konzert am 27. Mai 1960 in Ljubljana zeigte.


Mickey Rocker, der am 22. Mai 2017 starb, war nur eine Interimslösung. Offiziell wurde Kay durch Albert "Tootie" Heath ersetzt. Mit dem Tod von Milt Jackson am 9. Oktober 1999 hörte auch das MJQ auf zu existieren. John Lewis starb am 29. März 2001. Ur-Mitglied Kenny Clarke war am 26. January 1985 verstorben. Percy Heath wurde am 28. April 2005 abberufen. 


Die Urmitglieder Milt Jackson, John Lewis, Percy Heath und Kenny Clarke sowie die Ersatzleute Connie Kay, Mickey Roker und Albert "Tootie" Heath machten auch als Leader, Co-Leader und/oder als Mitglied anderer Gruppe Aufnahmen.

 

Vom MJQ erschienen im Laufe der Jahre Dutzende von weiteren Aufnahmen, meist Livemitschnitte von den unzähligen Konzerten, welche die Band im Laufe ihrer fast 50-jährigen Geschichte gegeben hatte. Dazu kamen ebensoviele Compilations.

 

Die umfangreichsten bzw. musikhistorisch wertvollsten waren die 4-LP-Box "The Early Years" (Atlantic, 1977), die 4-CD-Box "The Complete Modern Jazz Quartet Prestige & Pablo Recordings" (Prestige und Pablo, 2003) und die Doppel-CD "Bluesology: The Modern Jazz Quartet Anthology-The Atlantic Years 1956-1988" (Warner und Rhino, 2009).

 

"The Complete Atlantic Studio Recordings Of The Modern Jazz Quartet 1956-64" (Mosaic, 2011) bestand aus sieben CDs. Je vier CDs umfassten die Boxsets "Eight Classic Albums" (Real Gone, 2011) und "Seven Classic Albums (Vol. 2)" (Real Gone, 2012). Im Rahmen der Serie "Original Album Series" (Atlantic, 2012) wurden auf fünf CD fünf Alben wieder veröffentlicht. 

 

"Milestones Of A Legend" (Documents und The Intense Media, 2016) erstreckte sich über zehn CDs.                                                                03/24

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