Amerikanische Soul- und R&B-Gesangsgruppe, entstanden 1960 in Detroit, Michigan, aus der Fusion der Distants und der Primes. Die aus Birmingham, Alabama, stammenden Primes bestanden aus Eddie Kendricks, Paul Williams, Wiley Waller und Cal Osborne und traten vor ihrem Umzug nach Detroit auch als The Cavaliers auf.
Otis Miles, Elbridge Bryant, Melvin Franklin, Richard Street und Albert Harrell sangen zuerst unter den Namen The Elegants und The Questions, ehe sie sich The Distants nannten. Unter diesem Namen veröffentlichten sie zwei Singles bei verschiedenen Labels. Die beiden Gruppen lernten sich an einer Party kennen.
Darauf beschlossen Otis Miles, Melvin Franklin und Elbridge Bryant von den Distants sowie Eddie Kendricks und Paul Williams von den Primes sich zu einer neuen Gruppe mit dem Namen The Elgins zusammenzuschliessen. Kurz nachdem die Elgins vom Berry Gordy für das "Tamla Motown"-Sublabel "Miracle" verpflichtet wurden, taufte sich die Gruppe in The Temptations um. The Elgins hiess später eine andere Band bei "Motown".
Die erste Single "Oh Mother Of Mine" (Miracle, 1961) blieb unbeachtet, ebenso die zweite Single "Dreams Come True" (Gordy, 1962), welche auf "Gordy", einem anderen Sublabel von "Motown" herauskam und Platz 22 der R&B-Charts belegte. Nach fünf relativ erfolglosen Singles musste Elbridge Bryant die Band Anfang 1963 wegen einer Tätlichkeit gegenüber Paul Williams verlassen.
Sein Nachfolger wurde David Ruffin. Auch dessen Bruder Jimmy Ruffin stand zur Wahl. Mit Smokey Robinson als Songschreiber und Produzenten sowie mit Titeln wie "The Way You Do The Things You Do" und "Girl (Why You Want To Make Me Blue" ging es dann langsam aufwärts, ehe die Temptations mit "My Girl" (Gordy, 1964) ihren ersten von zwei Billboard Hot 100-Tophits hatten.
Von diesem Zeitpunkt an und mit Norman Whitfield oder Brian Holland als Produzenten lieferte die Gruppe einen Nummer-1-R&B-Hit nach dem anderen ab. Bis Anfang der 1970er Jahre kamen so 14 weitere Songs zusammen, die an der Spitze der R&B-Charts standen. Zudem erschien praktisch jedes Jahr bei "Gordy" eine oder mehrere neue LPs.
Es waren dies "Meet The Temptations" (1964), "The Temptations Sing Smokey" (1965), "The Temptin' Temptations" (1965), "Gettin' Ready" (1966), "Temptations Live!" (1967), "With A Lot Of Soul" (1967), "The Temptations In A Mellow Mood" (1967) und "Wish It Would Rain" (1968). Mitte 1968 musste David Ruffin die Gruppe verlassen, nachdem er den Ruhm für sich allein beanspruchen wollte. Nachdem er einen Auftritt verpasste, wurde er gefeuert.
David Ruffin startete eine Solokarriere und kehrte später zur Band zurück. Sein Nachfolger wurde Dennis Edwards. Zu jener Zeit kam es auch zu einer ersten Zusammenarbeit mit Diana Ross & The Supremes, dem weiblichen Gegenstück zu den Temptations. "Join The Temptations" und "TCB" (beide Motown, 1968) sowie "Together" und "On Broadway" (beide Tamla Motown, 1969) hiessen vier gemeinsam aufgenommene Alben.
Das erste stand bei den R&B-Alben ganz oben, bei den Billboard 200 auf Platz 2, während "TCB" in beiden wichtigen US-Charts Platz 1 einnahm. Die beiden Supergruppen hatten auch einige Single-Hits. "Just My Imagination (Running Away with Me)" (Gordy, 1971) war nach "My Girl" von 1964 und "I Can't Get Next To You" von 1969 die dritte Temptations-Singles, die gleichzeitig sowohl bei den Billboard Hot 100 als auch bei den US-R&B-Alben ganz oben stand.
"Just My Imagination" wurde zudem zu einem der Signature-Songs der Gruppe. Nach diesem Hit verabschiedete sich Ur-Mitglied Eddie Kendricks von den Temptations, um sich als Solokünstler zu etablieren. Gleichzeitig warf Paul Williams aus gesundheitlichen Gründen das Handtuch. Er beging 1973 Selbstmord. Sie wurden durch Damon Harris und das ehemalige Distants-Mitglied Richard Street ersetzt.
1972 landete die Gruppe mit dem psychedlisch angehauchten Gospel-Soul-Song "Papa Was A Rolling Stone" aus der Feder des erfolgreichen Songschreiber-Duos Norman Whitfield und Barrett Strong einen Riesenhit. Eine erste Version stammte von The Undisputed Truth und war nicht besonders erfolgreich.
Die Temptations veröffentlichten den Song in Form einer 12-Minuten-Version auf dem Album "All Directions" (Gordy, 1972). Für eine Single wurde das Stück auf die Hälfte zusammengekürzt. Die B-Seite enthielt die Instrumental-Version, für die es einen Grammy gab. Die Single stand zwar bei den Billboard Hot 100 ganz oben, erreichte aber bei den R&B-Charts nur Platz 5.
Mit "Masterpiece" (1973), "Let Your Hair Down" (1973), "Happy People" (1974) und "Shakey Ground" (1975) folgten neben anderen Singles drei weitere Nummer-1-Hits in den R&B-Charts. Zwischen Ende der 1960er und Mitte der 1970er Jahre veröffentlichten die Temptations bei "Gordy" nicht wenigere als 16 weitere LPs.
Gegen Ende der 1970er Jahre hatte die Gruppe weniger Erfolg und wechselte 1977 zu "Atlantic", wo die wenig erfolgreichen, Disco-nahen LPs "Hear To Tempt You" (1977) und "Bare Back" (1978) erschienen. Zudem kamen und gingen die Mitglieder. Louis Price übernahm für kurze Zeit den Posten von Dennis Edwards. 1980 bestanden die Temptations aus Otis Miles alias Otis Williams, dem zurückgekehrten Dennis Franklin sowie Melvin Franklin, Richard Street und Glenn Leonard.
1980 holte Gordy die Gruppe zum "Tamla Motown"-Unterlabel "Gordy" zurück, wo weitere Alben erschienen. Die Gruppe hatte zu jener Zeit keinen einzigen Single-Erfolg mehr, bis ihr Rick James als Songschreiber, Produzent und Leadsänger mit "Standing On Top, Part 1" (Gordy, 1982) den ersten Top-10-Hit seit sechs Jahren bescherte.
Inzwischen waren die früheren Mitglieder David Ruffin und Eddie Kendricks in die Band zurückgekehrt. Das nächste Album hiess entsprechend "Reunion" (Gordy, 1982), gefolgt von acht weiteren Alben, von denen zwei bei "Tamla Motown" selber erschienen. 1986 zogen sich Otis Williams und Melvin Franklin als einzige verbliebene Ur-Mitglieder zurück.
1989 wurden die Temptations in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen. 1991 bestanden die Gruppe aus Ali-Ollie Woodson, Damon Harris, Richard Street, Ron Tyson und Louis Price. Im selben Jahr starben Eddie Kendricks an Lungenkrebs und David Ruffin als einer Überdosis Kokain. Mevlin Franklin folgte 1995. Otis Williams veröffentlichte 1988 seine Autobiographie.
Nach einer mehrjährigen Pause tauchten die Temptations mit "Phoenix Rising" (Motown, 1998) wieder auf. Mit der nächsten CD "Ear-Resistable" (Motown, 2000) gewann die Gruppe einen weiteren Grammy. "Awesome" (Motown, 2001) und "Legacy" (Motown, 2004) hiessen die nächsten Alben. Auch danach veröffentlichte die Band einige weitere Alben.
Ingesamt kamen von den Temptations 43 Studio- und 4 Livealben heraus. Dazu veröffentlichte die Gruppe drei Soundtrackalben und 15 offizielle Compilations. Mehrere der Alben kamen in die Top-10 der Billboard 200. Ein Nummer-1-Album gelang der Band in der US-Pop-Hitparade aber nicht.
Dafür standen nicht weniger als 14 Temptations-Alben in den R&B-Charts ganz oben, darunter acht in Folge. Eines der gemeinsamen Alben mit Diana Ross & The Supremes führte die britischen Albumcharts an. Von den 109 Singles schafften es 37 in die Top-40 der Billboard Hot 100, vier davon auf Platz 1. 71 der Singles fanden sich in den Top-40 der R&B-Charts, davon 14 auf Platz 1.
27 Sänger im Verlaufe der Jahre waren über kurz oder lang Mitglied der Temptations gewesen. Otis Williams ist das einzige Ur-Mitglied, das noch lebt und zudem immer noch Mitglied der Gruppe ist. 06/23