Amerikanischer Jazz-Pianist, Komponist und Bandleader, geboren am 10. Oktober 1917 in Rocky Mount, North Carolina. Seine Familie liess sich Anfang der 1920er Jahre im südwestlich von Harlem gelegenen New Yorker Stadtteil San Juan Hill nieder, der in den 1950er Jahren abgerissen wurde.
Monk wurde von seiner Mutter in seinen musikalischen Neigungen unterstützt und erhielt bereits als Kind Klavierunterricht. Im Alter von 13 Jahren gewann er einen Klavierwettbewerb im Apollo Theater in Harlem so oft, dass er von der weiteren Teilnahme ausgeschlossen wurde. New York City entwickelte sich in Monks Jugendzeit zu einer der ganz grossen Jazzmetropolen.
Besonders der Stadtteil Harlem wurde mit seinen vielen Clubs zu einem Brennpunkt dieser Entwicklung. So wuchs Monk in einer musikalisch sehr lebhaften Umgebung auf und hörte viele Jazzmusiker live. Als frühe Einflüsse galten Duke Ellington, Fats Waller, Earl Hines und der Stride-Pianist James P. Johnson, der in der Nachbarschaft der Familie Monk lebte.
Erste Erfahrungen sammelte Monk, wie viele Musiker jener Zeit, als Pianist auf so genannten House-Rent-Parties. Diese waren damals in den von Schwarzen bewohnten Stadtteilen weit verbreitet. Mieter, die ihre Miete nicht aufbringen konnten, luden Personen ihrer Nachbarschaft ein, sorgten für musikalische Unterhaltung und liessen dabei "den Hut herumgehen".
Davon bezahlten sie die Musiker und die Miete. Daneben begleitete Monk auch den Gesang seiner Mutter in der Kirche auf der Orgel. Ein New Yorker Auftritt des Pianisten Art Tatum im Jahr 1932 hinterliess beim damals 15-jährigen Monk einen tiefen Eindruck. Mit 17 Jahren verliess Monk die High School, um mit einer Wanderpredigerin zwei Jahre lang als Pianist auf Tour zu gehen.
Er trat dabei in Kansas City auf, die damals eine pulsierende Jazzstadt war. Dort wurde Monk von der Pianistin Mary Lou Williams entdeckt. Sie erkannte sein Talent und ermutigte ihn in seinen musikalischen Ambitionen. Ihr zufolge verfügte Monk schon damals über einen rhythmisch und harmonisch sehr eigenwilligen Stil.
Wieder zurück in New York City, schlug sich Monk einige Jahre mit Gelegenheitsjobs als Pianist durch. Anfang der 1940er Jahre wurde er Hauspianist im Club "Minton’s Playhouse" in Harlem, der Treffpunkt eines losen Verbandes junger Musiker war, die bei Jam-Sessions nach neuen musikalischen Wegen abseits des Swing-Mainstreams suchten.
Neben Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Charlie Christian und Kenny Clarke wurde Monk dort Teil jener Musiker, die später als Keimzelle eines neuen Stils – des Bebop – und damit des Modern Jazz galten. Während Parker und Gillespie später zu den Protagonisten des Bebop avancierten, blieb Monk diese Anerkennung jedoch versagt.
Dies lag zum einen an Monks eigener, nur schwer nachvollziehbaren Spielweise, zum anderen an seiner notorischen Unzuverlässigkeit, die regelmässige Proben mit ihm unmöglich machten. Zwar wurde er 1946 von Dizzy Gillespie als Pianist für dessen Big Band engagiert. Weil er wiederholt verspätet oder überhaupt nicht zu Proben oder Auftritten erschien, wurde er gefeuert.
Die ersten Tondokumente von Monk stammen von Jamsessions, die 1941 im "Minton's Playhouse" stattfanden. Dabei agierten Charlie Christian (g), Hot Lips Page (tp), Joe Guy (tp), Roy Eldridge (tp) oder Don Byas (ts) als Leader. Neben Monk nahmen unter anderem Herbie Fields (ts), Helen Humes (vcl), Nick Fenton (b) und Kenny Clarke (dm) daran teil.
Coleman Hawkins war in dieser Zeit einer der wenigen Bandleader, die Monk als Pianisten engagierten. Hawkins, ein Veteran des traditionellen Swing-Stils, wurde dafür jedoch heftig kritisiert, da das rhythmisch und harmonisch unkonventionelle Spiel Monks beim Publikum auf schroffe Ablehnung stiess.
Trotz dieser Widerstände behielt Hawkins den Pianisten in seinem Quartett. Als Mitglied des Coleman Hawkins Quartets kam Monk am 19. Oktober 1944 zu ersten Studioaufnahmen. Zusammen mit Hawkins (ts), Edward "Bass" Robinson (b) und Denzil Best (dm) spielte er die beiden Schellack-Schallplatten "Drifting On A Reed/Flyin' Hawk" und "On The "Bean/ Recollections" (Joe Davis, 1945) ein.
Im Mai und Juni 1946 war Monk Mitglied eines grösseren Ensembles von Dizzy Gillespie. Im Oktober und November 1947 konnte Monk für "Blue Note" die ersten Aufnahmen unter eigenem Namen machen. Am 15. Oktober 1947 stand er mit Danny Quebec West (as), Billy Smith (ts), Idrees Sulieman (tp), Gene Ramey (b) und Art Blakey (dm) in Sextettstärke im Studio.
Am 24. Oktober machte er Aufnahmen im Trio mit Ramey und Blakey. Am 21. November 1947 liess er sich von Sahib Shihab (as), George Taitt (tp), Bob Paige (b) und Art Blakey (dm) begleiten. Bei einer Radiosession am 16. Februar 1948 trat er mit Idrees Sulieman (tp), Curly Russell (b) und Art Blakey (dm) auf, am 2. Juli 1948 mit Milt Jackson (vibes), John Simmons (b), Shadow Wilson (dm) und teilweise Kenny Pancho Hagood (vcl).
1949 und 1950 konnte er keine Sessions als Leader realisieren. Lediglich als Mitglied des Charlie Parker-Dizzy Gillespie Quintets stand er am 6. Juni 1950 im Studio, mit Curly Russell (b) und Buddy Rich (dm) als weitere Mitmusiker neben Gillespie (tp) und Parker (as). Die nächste Session als Leader fand am 23. Juli 1951 mit Sahib Shihab (as), Milt Jackson (vibes), Al McKibbon (b) und Art Blakey (dm) statt.
Bei einer Polizeikontrolle Ende 1951 wurden in einem Auto von Monk Drogen gefunden. Da er nicht gegen den wirklichen Drogenbesitzer – seinen Freund Bud Powell – aussagen wollte, wurde er zu 60 Tagen Gefängnis verurteilt. Weit schwerer wog jedoch ein mehrjähriger Entzug der Cabaret Card, die damals für Engagements in Night Clubs in New York erforderlich war.
Dadurch konnte er jahrelang kein Club-Engagement in seiner Heimatstadt bekommen. Am 30. Mai 1952 machte er mit Lucky Thompson (ts), Lou Donaldson (as), Kenny Dorham (tp), Nelson Boyd (b) und Max Roach (dm) letztmals Aufnahmen für "Blue Note". Ein Teil der "Blue Note"-Aufnahmen erschienen damals zuerst in Form von Schellack-Schallplatten.
Mit der Einführung von Vinyl-Schallplatten wurden je acht Stücke auf den beiden 10"-EPs "Genius Of Modern Music" und "Genius of Modern Music Vol. 2" (beide Blue Note, 1952) veröffentlicht. Als das LP-Format eingeführt wurde, fanden sich auf den LP "Genius Of Modern Music (Volume One)" und "Genius Of Modern Music Volume 2" (beide Blue Note, 1956) je 12 Tracks dieser Sessions.
Die "Genius"-Aufnahmen wurden später dutzendfach wieder veröffentlicht und umfassten im CD-Format bis zu 22 Stücke. Später umfasste die Compilation "The Complete Blue Note Recordings Of Thelonious Monk" vier LP (Mosaic, 1983) bzw. vier CD (Blue Note, 1994).
Eine weitere von vielen Compilations mit Material aus der "Blue Note"-Zeit war die Doppel-CD "Round Midnight: The Complete Blue Note Singles (1947-1952)" (Blue Note, 2014). Im Verlaufe von 1952 wechselte Monk zum Label "Prestige". Da sich seine bisherigen Schallplatten nur schlecht verkauft hatten, liess "Blue Note Records" ihn ziehen.
Monks Aufnahmen für "Prestige" erschienen anfänglich wieder auf 10"-EPs und dann auf mehreren LPs. Unter dem Titel "The Complete Prestige Recordings" (Prestige, 2000) wurden 33 Tracks aus jener Zeit auf einer Triple-CD zusammengefasst. Darunter befanden sich auch jene Aufnahmen, die er mit Miles Davis als Leader eingespielt hatte und jene vier Titel, die schon 1947 als Mitglied des Coleman Hawkins Quartets entstanden waren.
Entgegen dem Titel enthielt diese Triple-CD nicht alle Aufnahmen von Monk für "Prestige". Von der Begegnung mit Sonny Rollins schafften es nur drei Tracks auf das CD-Paket. Zwischen den Aufnahmen für "Prestige" hatte er am 7. Juni 1954 in Paris erstmals Soloaufnahmen realisiert, die unter dem Titel "Piano Solo" (Swing und Disques vogue, 1954) auf einer 10"-EP veröffentlicht wurden.
Danach wurden diese Aufnahmen rund 30 Mal bei fast ebenso vielen Labels, in allen Formaten und unter fast ebenso vielen Titel wieder veröffentlicht. Nachdem der Jazzproduzent und Monk-Fan Orrin Keepnews 1953 das Label "Riverside" gegründet hatte, kaufte er für 108 Dollar Monk 1954 aus dessen Vertrag bei "Prestige" heraus.
Keepnews zögerte zunächst, Aufnahmen mit Monks Eigenkompositionen zu veröffentlichen. In der Absicht, das Publikum schrittweise an Monks exzentrische Musik heranzuführen, wurden stattdessen zwei LPs mit Standards bzw. Interpretationen von Stücken Duke Ellingtons veröffentlicht, die bei Publikum und Kritik zumindest bescheidene Achtungserfolge erzielten.
Es handelte sich um "Thelonious Monk Plays The Music Of Duke Ellington" (Riverside, 1956) mit Oscar Pettiford (b) und Kenny Clarke (dm) und "The Unique Thelonious Monk" (Riverside, 1956) mit Pettiford und Blakey. 1957 stellte einen Wendepunkt in Monks Karriere dar. Zum einen erlangte er auf Betreiben der einflussreichen Baroness Pannonica de Koenigswarter seine Cabaret Card zurück, die er 1951 verloren hatte.
Zudem konnte er mit "Brilliant Corners" (Riverside, 1957) ein am 15. Oktober und 7. Dezember 1956 eingespieltes Album veröffentlichten, das zu einem Meilenstein in seomer Diskografie wurde. Darauf wurde er von Sonny Rollins (ts), Ernie Henry (as), Oscar Pettiford (b) und Max Roach (dm) begleitet.
Am 12. April 1957 entstanden erstmals in den USA Soloaufnahmen, die unter dem Titel "Thelonious Himself" (Riverside, 1957) erschienen. Er war Mitglied des Sonny Rollins Quintet/Quartet/Sextet und spielte als Gast mit Art Blakey & The Jazz Messengers. Am 25. und 26. Juni 1957 versammelte er ein Septett mit John Coltrane und Coleman Hawkins (ts), Gigi Gryce (as), Ray Copeland (tp), Wilbur Ware (b) und Art Blakey (dm) um sich.
Die Aufnahmen erschienen unter dem Titel "Monk's Music" (Riverside, 1957). 1958 wurde Monk im "Down Beat Critics Poll" erstmals zum besten Pianisten gekürt. Im Februar 1959 kam es zu einem Konzert in der New Yorker Town Hall, bei dem Monk seine Musik in den orchestralen Bearbeitungen des Arrangeurs Hall Overton mit einem Tentett aufführte.
Der Auftritt wurde auf der LP "The Thelonious Monk Orchestra At Town Hall" (Riverside, 1959) dokumentiert. 1960 wurde Charlie Rouse (ts) Monks fester Partner in seinem Quartett. Diese Verbindung hielt bis Ende der 1960er Jahre. Bis Anfang der 1960er Jahre entstanden für "Riverside" eine ganze Reihe von weiteren Aufnahmen, die er solo oder mit Ensembles einspielte.
Monks Schaffen für "Riverside" wurde in späteren Jahren mehrfach zu Compilationen zusammengefasst. Teilaspekte wurden auf der Doppel-LP "The Riverside Trios" (Milestone, 1979) sowie auf den beiden Doppel-CD "Thelonious Monk With John Coltrane-The Complete 1957 Riverside Recordings" (Riverside, 2006) bzw. "Complete 1954-1962 Studio Solo Recordings (Master Takes)" (Essential Jazz Classics, 2016) dargestellt.
Grössere Sets waren "Riverside Classics 1956-1961" (Riverside, 1982) mit 10 LPs; "Monk On Riverside" (Riverside, 1984) mit 20 LPs; "The Complete Riverside Recordings" (Riverside, 1986) in Form von 22 LPs oder 15 CDs; "The Riverside Anthology" (Not Now Music, 2011) mit 3 CDs und "The Riverside Years" (Not Now Music, 2013) mit 5 CDs.
1962 wechselte Monk zu "Columbia", wo er auf einer Höhe mit Miles Davis und Dave Brubeck stand. Mit seinem Quartett mit Charlie Rouse (ts), John Ore (b) und Frankie Dunlop (dm) hatte er eine perfekt aufeinander eingespielte Gruppe, mit der er einige seiner besten Aufnahmen machte. Monks kompositorische Aktivität ging im Verlauf dieser Zeit jedoch mehr und mehr zurück.
Aufnahmen neuer Stücke wurden immer seltener. Einige seiner für "Columbia" aufgenommenen Schallplatten enthielten kein einziges neues Stück. Abgesehen von einigen Improvisationen stammte seine letzte Komposition aus dem Jahr 1967. Er spielte in dieser Zeit nur noch selten mit Musikern ausserhalb seines festen Quartetts und erhielt dadurch weniger Impulse von aussen.
Monk komponierte im Laufe seines Lebens nur genau 71 Themen. Dennoch gilt er als einer der wenigen grossen Jazz-Komponisten. Ende der 1960er Jahre erhielten seine Schallplatten nur noch mittelmässige Kritiken in der Presse, und auch die Verkaufszahlen gingen zurück. Aus kommerziellen Erwägungen drängte ihn "Columbia" 1968, mit "Monk's Blues" (Columbia, 1969) ein Album mit Orchester-Begleitung aufzunehmen.
Die sehr glatt geratenen Arrangements von Oliver Nelson wurden Monks Musik jedoch in keiner Weise gerecht. Den Vorschlag, eine Platte mit Beatles-Kompositionen einzuspielen, lehnte er ab. Daraufhin beendete "Columbia" die Zusammenarbeit mit Monk. Sein Quartett löste sich in den Folgejahren allmählich auf.
Danach machte er mit wechselnden Begleitern nur noch vereinzelte Aufnahmen für kleinere Labels. Doch auch während dieser Zeit blieb er sich stilistisch treu und spielte auf hohem Niveau. Nach 1970 verschwand Monk offenbar aus gesundheitlichen Gründen von der Bühne.
Der ohnehin schon introvertierte Musiker zog sich mehr und mehr zurück. Er zeigte Anzeichen von Depression und hörte nach und nach mit dem Klavierspielen auf. In den letzten Jahren seines Lebens rührte er sein Instrument nicht mehr an und verfiel in Apathie. Seine letzte Studioaufnahme stammt aus dem Jahr 1971.
Am 15. November 1971 nahm er bei einer Europatournee solo bzw. im Trio mit Al McKibbon (b) und Art Blakey (dm) in London für "Black Lion" eine ganze Reihe von Stücken auf. Diese erschienen auf einzelnen LP sowie zusammengefasst unter dem Titel "The Complete Black Lion And Vogue Recordings Of Thelonious Monk" auf 4 LPs (Mosaic, 1985) bzw. 3 CDs (Mosaic, 1989).
Die Boxes enthielten auch die von 1954 stammenden Soloaufnahmen, die Monk in Paris für "Vogue" gemacht hatte. 3 CDs umfasste auch "The Complete London Collection" (Black Lion, 1991). Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte er 1976. Thelonious Monk war während seines gesamten Lebens von Frauen in seiner Umgebung gefördert und umsorgt worden.
Anfangs war es seine Mutter, später seine Frau Nellie, die in für Monk wirtschaftlich schwierigen Zeiten den Lebensunterhalt der Familie sicherte, und zuletzt Baroness de Koenigswarter, in deren Villa in New Jersey er sich 1973 im Alter zurückzog. Dort verbrachte er mit seiner Frau Nellie fast völlig zurückgezogen seinen Lebensabend.
Sein psychischer Zustand verschlechterte sich zunehmend. Zudem war er alkohol- und drogensüchtig. Thelonious Monk starb am 17. Februar 1982 in Weehawken, New Jersey, nach einem Gehirnschlag. Sein immenses Schaffen wurde auf über 300 Compilations oder im Rahmen von Reissue-Paketen zusammengefasst.
Unter seinem Namen oder unter diversen Bandnamen erschienen weit über 150 Alben. Bei der Datenbank discogs.com besitzt er über 700 Einträge als Musiker und über 6000 als Komponist. Unzählige Musiker und Bands nahmen sich der Musik von Monk an. Am intensivsten verwaltete der Sopransaxophonist Steve Lacy sein musikalisches Erbe. 03/24