Amerikanische Sängerin zwischen R&B, Soul, Blues, Funk und Pop, geboren am 26. November 1939 in Brownsville, Tennessee, als Anna Mae Bullock. 1958 war die damals 18-Jährige Highschool-Absolventin und Krankenschwester oft im Club "Manhattan" in St. Louis anzutreffen, wo ihre Schwester Aillene an der Bar arbeitete und einen Musiker der Kings Of Rhythm, der Band des Gitarristen und Pianisten Ike Turner, datete.
Anna Bullock wurde Backgroundsängerin bei den Kings und bekam von Ike Turner den Namen Little Ann. Zu ersten Schallplattenaufnahmen kam sie, als sie mit Ike Turner und Carson Oliver gemeinsam den Song "Boxtop" aufnahm. Die B-Seite dieser Single (Tune Town, 1958) hiess "Chalypso Love Cry" und stammte von Ike Turner & His Orchestra mit Fred Sample (vcl).
Turner baute Little Ann nach und nach als Leadsängerin in seine Band ein, liess sie in kurzen Röcken auftreten, choreografierte eine Show darum herum und schrieb ihr einige Songs auf den Leib. 1960 nahmen Ike Turner und seine Kings Of Rhythm eine Demo-Version von "A Fool In Love" auf, mit der sie einen Vertrag von "Sue Records" erhielten.
Er taufte Little Ann bzw. Anna Mae Bullock in Tina Turner um und nannte seine Band fortan Ike & Tina Turner Revue bzw. Ike & Tina Turner. "A Fool In Love" (Sue, 1960) wurde ein Hit und kletterte bis auf Platz 2 der R&B-Singlecharts sowie auf Platz 27 der Billboard Hot 100. Bis 1976 spielten Ike & Tina Turner eine grosse Anzahl von Singles und an die 40 Live- oder Studioalben ein.
Viele der Singles schafften es in die R&B-Charts und in die Billboard Hot 100. Nach "A Fool In Love" waren "River Deep - Mountain High" (Philes, 1965), "Proud Mary" (Liberty, 1971) und "Nutbush City Limits" (UA, 1973) weitere grosse Hits des Duos. Das erfolgreichste Album war "Workin' Together" (Liberty, 1971) mit unter anderem dem Singlehit "Proud Mary" und den beiden Beatles-Covers "Come Together" und "Let It Be".
Tina Turner war 1958 Mutter von Raymond Craig, einem gemeinsamen Kind mit dem Kings of Rhythm-Saxofonisten Raymond Hill, geworden. Im Oktober 1960 gebar sie mit Ronald einen zweiten Sohn. Vater war dieses Mal Ike Turner, den sie danach heiratete. Zur Familie gehörten auch Ike Jr. (geboren 1958) und Michael (geboren 1959), die Ike Turner von seiner vorherigen Frau Lorraine Turner hatte.
Nach der Scheidung von Ike Turner wurden später alle vier Kinder Tina Turner zugesprochen. 1969 waren Ike und Tina Turner als Opener für die Rolling Stones unterwegs gewesen. Ike Turner hatte grosse Drogenprobleme und wurde gegenüber seiner Frau und seinen Kindern immer gewalttätiger. Frank Zappa holte Tina Turner und die Ikettes für die Aufnahmen des Albums "Over-Nite Sensation" (Discreet, 1973) ins Studio.
1975 verliess Tina Turner mit 36 Cent in ihrer Tasche und nach einem gescheiterten Selbstmordversuch Ike Turner für immer und startete eine hocherfolgreiche Karriere als Solosängerin. Mit "Tina Turns The Country On!" (UA, 1974) und "Acid Queen" (UA, 1975) hatte Tina schon während ihrer Zeit mit Ike zwei Soloalben aufgenommen. Letzteres schaffte mit Platz 115 den Einzug in die Billboard 200 und stand auch bei den R&B-Alben auf Platz 39.
Tina Turner bekam eine Rolle in der Film-Version der Rock-Oper "Tommy", wo sie an der Seite von Elton John, Eric Clapton, Jack Nicholson und Roger Daltrey auftrat und die Acid Queen spielte. Anfang der 1980er Jahre war sie Gastsängerin beim Heaven 17-Nebenprojekt British Electric Foundation. Auf dem B.E.F.-Album "Music Of Quality And Distinction, Volume 1" (Ten, 1982) sang sie den Temptations-Hits "Ball Of Confusion". Auch auf "Music Of Quality And Distinction, Volume 2" (Ten, 1991) war Tina Turner später wieder mit von der Partie.
Mit "Rough" (UA, 1978) und "Love Explosion" (UA, 1979) konnte sie zwei weitere eigene Alben veröffentlichen, die aber den Sprung in die US-Charts nicht schafften. Danach verschwand Tina Turner während mehreren Jahren in der Versenkung. Anfang der 1980er Jahre wurde sie von "Capitol Records" unter Vertrag genommen, wo sie mit der Al Green-Nummer "Let's Stay Together" (Capitol, 1983) und mit "What's Love Got To Do With It" (Capitol, 1984) zwei Hits hatte.
Vor allem letztere Single schlug mit Platz 1 bei den Billboard Hot 100 gross ein. Der Song stammte vom Album "Private Dancer" (Capitol, 1984), das mit dem Titelsong und mit "Better Be Good To Me" zwei weitere Top-10-Hits in den US-Popcharts hatte. Das Album selber verkaufte sich weltweit rund 20 Millionen Mal und erreichte bei den Billboard 200 Platz 3.
In vielen anderen Ländern war "Private Dancer" ein Nummer-1-Album. Auf dem Album "Reckless" (A&M, 1984) von Bryan Adams hatte sie einen Gastauftritt im Song "It's Only Love", der auch als Single ausgekoppelt wurde. Im selben Jahr sang sie gemeinsam mit David Bowie den Titelsong seines Albums "Tonight" (EMI, 1984).
1985 spielte sie im Film "Mad Max: Beyond Thunderdome" mit und lieferte mit "We Don't Need Another Hero" (Capitol, 1985) auch einen Hit-Song zum Soundtrack ab. Der Song kam in den amerikanischen Pop-Charts, den Billboard Hot 100, auf Platz zwei. Mit ihrem nächsten eigenen Album "Break Every Rule" (Capitol, 1986) konnte Tina Turner nahtlos an den Erfolg von "Private Dancer" anknöpfen.
Das Album verkaufte sich ebenfalls millionenfach und landete auf Platz 4 der amerikanischen Popcharts. "Typical Male" war mit Platz 2 bei den Billboard Hot 100 die erfolgreichste der mehreren ausgekoppelten Singles. "Tina Live in Europe" (Capitol, 1988) mit Mitschnitten von 1985 bis 1987 hiess ein erstes Livealbum, das sich vor allem in Europa gut verkaufte.
Das nächste Studioalbum "Foreign Affair" (Capitol, 1989) war wieder weltweit ein Millionenseller. Sechs Millionen Stück wurden davon verkauft. Immer mehr zeichnete sich ab, dass Tina Turner vor allem in Europa, wo sie inzwischen auch lebte, ein riesiger Star war. Während es das Album in den USA nur gerade auf Platz 31 der Billboard 200 schaffte, stand die LP in England und in anderen europäischen Ländern ganz zuoberst.
Mit "Simply The Best" (Capitol, 1991) erschien eine erste Compilation, die sich wie die normalen Alben millionenfach verkaufte und in den UK-Charts Platz 2 belegt. "What's Love Got To Do With It" (Parlophone, 1993) war ein weiterer Soundtrack und zwar derjenige zu einer filmischen Biographie über Tina Turner. Dafür spielte sie mehrere frühere Songs noch einmal neu ein. Platz 1 in England und Platz 17 in den US-Popcharts waren die Ausbeute für diesen neuen Millionenseller.
Die Triple-CD "The Collected Recordings – Sixties to Nineties" (Capitol, 1994) deckte die gesamte bisherige Karriere von Tina Turner ab, vom ersten Hit von Ike & Tina Turner bis zu ihren damaligen Erfolgen. Mit "Wildest Dreams" (Virgin und Parolophone, 1996) meldete sich Tina Turner nach siebenjähriger Studioabsenz mit einem neuen Album zurück.
Sting und Antonio Banderas waren die Gaststars. Das Album verkaufte sich vor allem in Europa wieder stark und erreichte Platz 4 in England, aber nur Platz 61 in den Billboard 200. Von den Singleauskoppelungen erreichten mehrere die Top-20 in England. "Twenty Four Seven" (Virgin und Parlophone, 1999) war das letzte Studioalbum der damals 60-Jährigen.
Platz 21 in den US-Popcharts und Platz 9 in England war die Ausbeute auf den wichtigsten Märkten. In zwei Songs war einmal mehr Bryan Adams mit dabei. Danach erschien die Live-CD/DVD "Tina Live" (Parlophone, 2009), aufgenommen bei der Tournee zum 50-jährigen Bühnenjubiläum der Sängerin.
Von Tina Turner erschienen über 100 Compilations oder Reissue-Pakete ihrer Alben. 2013 nahm sie die Schweizer Staatsbürgerschaft an. Mit Regula Curti, Dechen Shak Dagsay, Ani Choying Drolma, Dima Orsho, Sawani Shende und Mor Karbasi machte sie einem Projekt mit, bei dem Sängerinnen aus verschiedenen Kulturen Kinderlieder und religiöse Songs sangen. Von diesem Projekt erschienen mehrere Aufnahmen.
Tina Turner war auch auf Aufnahmen von Eric Clapton, Rod Stewart, Eros Ramazotti und anderen zu hören. Tina Turner starb am 24. Mai 2023 in Küsnacht am Zürichsee im Alter von 83 Jahren. 05/23