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Tony Williams

  • musicmakermark
  • 4. Apr.
  • 5 Min. Lesezeit

Amerikanischer Jazz-Schlagzeuger, Komponist und Bandleader, geboren am 12. Dezember 1945 in Chicago, Illinois, als Anthony Tillmon Williams, aufgewachsen in Boston, Massachusetts. Er war zuerst in der Gegend um Boston aktiv, wo er schon als 13-Jähriger mit Sam Rivers spielte und als 16-Jähriger vom Altsaxophonisten Jackie McLean engagiert wurde.



Mit McLean zog Williams 1962 nach New York City, wo er am 30. April 1963 bei den Aufnahmen zu McLeans LP "One Step Beyond" (Blue Note, 1963) mitmachte. Weitere Musiker bei dieser Aufnahme waren Grachan Moncur III (tb), Bobby Hutcherson (vibes) und Eddie Khan (b).

 

Allerdings waren dies nicht die ersten Aufnahmen von Williams gewesen. Davor war er am 19. März 1962 von Herbie Hancock für "My Point Of View" und von Kenny Dorham für "Una Mas (One More Time)" (beide Blue Note, 1963) ins Studio geholt worden. Auch erste Aufnahmen unter eigenem Namen entstanden bald.

 

Auf "Life Time" (Blue Note, 1964) waren in drei Tracks Sam Rivers (ts) und Gary Peacock (b) sowie in den anderen Herbie Hancock (p), Bobby Hutcherson (vibes) sowie Ron Carter und/oder Richard Davis (b) seine Begleiter. "Spring" (Blue Note, 1965) zeigte Williams mit Wayne Shorter und/oder Sam Rivers (ts, fl), Herbie Hancock (p) und Gary Peacock (b).

 

Tony Williams wichtigste Begegnung 1963 war jene mit Miles Davis, der ihn am 14. Mai 1963 in ein Studio in New York holte, um weitere Tracks für sein davor in Los Angeles begonnene Album "Seven Steps To Heaven" (Columbia, 1963) aufzunehmen. Den ersten Teil hatte Miles mit George Coleman (ts), Victor Feldman (p), Ron Carter (b) und Frank Butler (dm) aufgenommen.

 

Bei den Aufnahmen in New York bildeten neben Davis, Coleman und Carter Herbie Hancock (p) und Tony Williams (dm) das Quintett. Es war dies der Beginn für das zweite wichtige Miles Davis Quintet nach jenem mit John Coltrane (ts), Red Garland (p), Paul Chambers (b) und Philly Joe Jones (dm) zwischen 1955 und 1958. Von dieser Formation erschienen mehrere Aufnahmen.

 

Tony Williams war auch dabei, als Miles Davis sein Quintett mit dem Zuzug weiterer Musiker ausbaute und erste Schritte in Richtung elektrischem Jazz machte. Williams spielte auf "In A Silent Way" (Columbia, 1969) noch mit, war aber auf "Bitches Brew" (Columbia, 1970), dem ersten richtigen elektrischen Album von Miles, nicht mehr dabei.

 

Während seiner Zeit bei Miles Davis war Tony Williams bei verschiedenen anderen epochalen Aufnahmen seiner Zeit mit dabei gewesen, so auf "Out To Lunch" (Blue Note, 1964) von Eric Dolphy, "Point Of Departure" (Blue Note, 1964) von Andrew Hill, "Empyrean Isles" (Blue Note, 1964) und "Maiden Voyage" (Blue Note, 1965) von Herbie Hancock oder "Fuchsia Swing Song" (Blue Note, 1965) von Sam Rivers.

 

Dazu machte er ab Mitte der 1960er Jahre auf Aufnahmen mit/von Grachan Moncur III, Charles Lloyd, George Russell, Stanley Clarke, Ray Manzarek, Stan Getz, Sadao Watanabe, Gil Evans, Don Cherry, Terumasa Hino, McCoy Tyner, Hal Galper, Chet Baker, Sonny Rollins, Michael Mantler, Wayne Shorter, Carlos Santana, Joe Henderson, Wynton Marsalis, Sonny Stitt, Yoko Ono und Dexter Gordon mit.

 

Er wurde auch zu Aufnahmen von Wallace Rooney, Public Image Ldt., Allan Holdsworth, Dianne Reeves, Ryuichi Sakamoto, Branford und Wynton Marsalis, Mulgrew Miller, Don Pullen, Jimmy Cliff, Bernie Worrell, Geri Allen, Michel Petrucciani, Khaled, Burning Spear, Didier Lockwood, Gordon Beck und vielen anderen miteinbezogen.

 

Nach seinem Ausstieg bei Miles Davis setzte Williams seine Vorstellungen von elektrischem Jazz mit seiner eigenen Gruppe The Tony Williams Lifetime in die Tat um. Dieser Gruppe gehörten vorerst John McLaughlin (g) und Larry Young (org) an. Auf dem dritten Album wurde das Trio mit Jack Bruce (e-b) zum Quartett aufgestockt.

 

Danach kam zu vor den Aufnahmen zu zwei weiteren Alben zu weiteren Besetzungswechseln. Später nannte sich die Gruppe auf zwei weiteren Alben The New Tony Williams Lifetime. In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre bildeten die ehemaligen Miles Davis Quintet-Musiker Wayne Shorter, Herbie Hancock, Ron Carter und Tony Williams zusammen mit Freddie Hubbard (tp) The V.S.O.P. Quintet, das den Geist des Miles Davis Quintets neu aufleben liess.

 

Mit Wallace Rooney (tp) an Stelle von Hubbard gaben Shorter, Hancock, Carter und Williams später unter ihren eigenen Namen das Tributalbum "A Tribute To Miles" (Qwest und Reprise, 1994) heraus. Tony Williams All Stars hiess Ende der 1970er Jahre eine Gruppe mit Ronnie Montrose (g), Brian Auger (key), Mario Cipollina (e-b) und Billy Cobham als zweiten Drummer, von der "Live Tokyo 1978" (Hi Hat, 2018) herauskam.

 

Mit Jaco Pastorius (e-b) und John McLaughlin (g) bildete er Ende der 1970er Jahre das kurzlebige Trio Of Doom. Erste Aufnahmen dieser Supergruppe erschienen auf den beiden Compilations "Havana Jam 1 und 2" (beide Columbia, 1979), auf denen das gleichnamige, von Paquito d'Rivera organisierte Festival auf Kuba dokumentiert wurde.

 

Eigene, gleichnamige Aufnahmen erschienen erst später auf einer CD (Columbia und Legacy, 2007). Es handelte sich um Liveaufnahmen vom erwähnten Festivalauftritt in Havanna am 3. März 1979 und um Studioaufnahmen, die im Anschluss daran, am 10. März 1979 in New York gemacht worden.

 

Von Tony Williams erschien nach seinen ersten Alben für "Blue Note" und seinen Aufnahmen als Leader eigener Gruppe eine ganze Reihe von weiteren Aufnahmen unter eigenem Namen. "Third Plane" (Milestone, 1977) war eine Trioaufnahme der drei ehemaligen Miles Davis-Quintet-Musiker Herbie Hancock (p), Ron Carter (b) und Tony Williams (dm).

 

Auf "The Joy Of Flying" (Columbia, 1979) ist Williams in diversen Besetzungen zu hören, so auch in Duos mit Cecil Taylor (p) oder Jan Hammer (synth) oder zusammen mit George Benson (g), Brian Auger (e-b), Ronnie Montrose (key, synth) und anderen. "Play Or Die" (P.S. Productions, 1980) war eine Trioeinspielung mit Tom Grant (key) und Patrick O'Hearn (e-b).

 

Unter dem Namen der beteiligten Musiker Ron Carter (b), Hank Jones (p), Sadao Watanabe (as) und Tony Williams erschien "Carnaval" (Galaxy, 1983). The Master Trio hiess eine weitere Supergruppe mit Tommy Flanagan (p), Ron Carter (b) und Williams, von der "The Master Trio" (Baybridge, 1983) und "Blues In The Closet" (Baybridge, 1984) erschienen.

 

Mit Hank Jones (p) und Ron Carter oder Buster Williams (b) hatte Williams in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre auch The Great Jazz Trio gebildet, ehe er von Al Foster abgelöst wurde. Mitte der 1980er Jahre kehrte Williams zu "Blue Note" zurück, wo er bis Mitte der 1990er Jahre eine ganze Reihe von weiteren Aufnahmen als Leader einspielen konnte.

 

Von Anthony Williams, wie er korrekt genannt wurde, erschienen über 30 Alben unter seinem Namen, als Leader eigener Gruppen oder als Co-Leader. Bei discogs.com hat er dank seiner weitgehenden Tätigkeit als Sideman über 550 Credits als Musiker.

 

Als Tony Williams Trio nahm er mit Mulgrew Miller (p) und Ira Coleman (b) in Japan "Young At Heart" (Columbia, 1997) auf. Es waren dies seine letzten eigenen Aufnahmen. In seinen letzten Lebensjahren hatte sich Williams mit Derek Bailey (g) und Bill Laswell (e-b) zu einer weiteren Supergruppe zusammengetan.

 

Diese nannte sich Arcana und gab mit "The Last Wave" (DIW, 1996) ein Album heraus. Das zweite Arcana-Album "Arc Of The Testimony" (Axiom, 1997) entstand ohne Bailey, dafür mit Byard Lancaster (as, bcl), Pharoah Sanders (ts), Graham Haynes (co), Buckethead (g) und/oder Nicky Skopelitis (g).

 

Tony Williams lebte in der San Francisco Bay Area, wo er am 23. Februar 1997, erst 51-jährig in Daly City, California, an einem Herzversagen starb. Von Williams Schaffen erschienen mehrere Compilations. Die zweite Phase seiner Zeit bei "Blue Note" wurde im Rahmen der 3-CD-Box "Mosaic Select" (Mosaic, 2006) ausgiebig dargestellt.     04/25

 

 

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